Im Anschluss an meinen viertägigen Kanada-Abstecher, der mit einer Stadtbesichtigung von Vancouver und einem Besuch im Playland endete, war ich nun also zurück in den USA und im Grossraum Seattle angekommen. Von meiner Econo Lodge in Fife aus machte ich mich tags darauf dann auf zum nächsten und nur einen Katzensprung entfernt liegenden nächsten Parkziel: Wild Waves. Dieser ehemals unter dem Namen Enchanted Village auftretende und eine Zeitlang sogar von Six Flags betriebene Kleinpark besitzt einen euphemistisch ausgedrückt recht überschaubaren Freizeitparkteil. Aufgrund des halt doch eher standardmässigen Angebots hier war schon im Vornherein eigentlich klar, dass zwei, drei Stündchen am Morgen hier völlig ausreichen werden und ich im Anschluss dann noch ein wenig was von Seattle sehen wollte. Interessant: im Verlaufe der Zeit hat das ganze Areal den ursprünglich nur den Wasserparkteil bezeichnenden Namen angenommen - Wild Waves. Allerdings liegt die Anlage nach wie vor an einer Strasse namens Enchanted Parkway, was ja doch bereits bei der Anfahrt auf eine gewisse Magie einstimmt.
Nach nur kurzer Fahrt pünktlich zur Öffnungszeit um 09.30 Uhr vor Ort eingetroffen erwartete mich am Eingang dann bereits eine schöne Überraschung: ähnlich wie in Silverwood gab es auch hier anstelle des Vollpreises von 39.99$ plus Tax ein Vorsaisons-Spezialticket. Online hätte es, ohne Witz jetzt, bloss 14.99$ gekostet, an den Parkkassen lediglich fünf Dollar mehr. Mit Steuer kam man so auf knapp unter 22$ Eintrittsgeld. Für diesen Park wirklich mehr als angemessen! So hab ich mich dann mit dem Gefühl der Zufriedenheit, einen guten Deal gemacht zu haben, in die abschreckend lang aussehende Taschenkontrollen-Schlange begeben, die jedoch sehr rasch abgefertigt war, so dass kurz darauf nichts mehr im Wege stand, nun endlich die Coaster zu erstürmen!
Schon bei der ersten Bestandsaufnahme nach den Gates wird klar: hier dominiert vor allem der Wasserparkteil. Fast alle Besucher strömten nach links zu den Wasserrutschen, darunter zahlreiche Schulklassen und Jugendgruppen. Der Freizeitparkteil war während der Gesamtdauer meines Besuchs so gut wie leergefegt. Und warum schreibe ich eigentlich von "Teilen"? Wasser- und Vergnügungspark sind hier so ineinander verschmolzen, dass es an Kuriosität teilweise nicht mehr zu überbieten ist!
Ausgebreitete Badetücher auf den Wiesen direkt neben Fahrgeschäften. Liegestühle inmitten einer Waldlichtung, die vorrangig Kiddie-Rides beherbergt. Mit einem Handtuch um die Hüften achterbahnfahrende Teeniehorden... Im Gegensatz zu anderen Ami-Parks kann die Trennung der beiden Vergnügen hier schon rein infrastrukturmässig nicht sehr strikt erfolgen. In den USA mit ihren sonst recht strengen Vorschriften diesbezüglich erscheint das irgendwie seltsam - aber auch voll locker und lässig!
Als erstes wurde der entfernungstechnisch nächstgelegene Coaster zum Parkeingang angesteuert: der Arrow Loopscrew Wild Thing.
Selbst an leeren Besuchstagen spräche die Coasterfan-Logik ja eigentlich dafür, zuerst die wilde Maus weiter hinten im Park für die Inauguralfahrt dieses Tages anzusteuern. Arrow Loopscrews als solche sind ja keine wirklichen Kapazitätsgurken. Nicht so hier! Wie auch in anderen Berichten über den Park nachzulesen, war es bei meinem Besuch ebenfalls so, dass auf diesem Exemplar wahrhaftig zwei Runden gefahren werden! Shyeah!
Ob das nur an vergleichsweise leeren Vorsaisons-Tagen oder aber immer so gehandhabt wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Fest steht jedoch: auf diese Weise wird sogar noch ein eh schon nicht überragender Einzugbetriebs-Throughput halbiert. Dass sich hier mit sehr grossem Abstand ganz rasch die längste Schlange des Tages gebildet hat, erklärt sich ja von selbst. Dank meines frühen Erscheinens hier musste ich zum Glück nur einen solchen Doppelzyklus abwarten (bei dem übrigens vor der zweiten Runde tatsächlich noch einmal alle Bügel in der Station durchkontrolliert werden!) und konnte schon bald im klassischen Arrow-Zug Platz nehmen.
Schulterbügel runter und bald geht es auch schon los! Nach dem Dip aus der Station hinaus wird der Zug erst einmal wieder voll abgebremst - der vorderste Wagen hat die darauffolgende Kurve schon zu drei Vierteln absolviert, die hintersten stehen immer noch in der Station. Warum genau das so gemacht wird, bleibt mir ehrlich gesagt ein Rätsel, aber es geschieht bei jedem einzelnen Durchgang - selbst beim zweiten der ja jeden Fahrgast erwartenden Doppelrunde.
Anyhow: mit lauten metallischen Klängen wird der zirka zwanzig Meter hohe Lifthill erklommen, danach geht es mit hübscher
Airtime im letzten Wagen zuerst über den Pre-Drop, dann durch eine Kurve und schliesslich die erste Schussfahrt hinunter. Daraufhin folgt der druckvolle
Looping, hierauf flitzt man über einen Hügel und die davon abkehrende Steilkurve führt dann direkt durch den doppelten
Korkenzieher. Ist sich das Ganze bislang noch recht sanft gefahren, gibt es nach dem zweiten
Corkscrew einen Schlag aufs Genick, den man mit bester
Vekoma-Positions-Choreographie nicht vermeiden kann. Auch in der zweiten Runde nicht, wo man ja eigentlich darauf vorbereitet sein müsste.
Danach folgen schon Schlusskurve und Bremse. Nur springen die Bügel halt eben nicht auf, sobald man zur Aussteigeposition vorgerollt ist - die werden in der Tat nochmals zur Kontrolle angetippt, hernach fährt man ein zweites Mal aus der Station raus. Also bis zu dem Punkt in der Kurve vorm Lifthill, wo wieder voll abgebremst wird, versteht sich.
Erst dann geht es noch einmal
richtig los.
Dies Bild hat auf dem Vorschaudisplay eigentlich okay ausgesehen, erst auf einem grossen Bildschirm hab ich dann bemerkt, dass da das Fokussieren wohl nicht so recht hingehauen hat. Und irgendwie gefällt mir das Endergebnis trotzdem, weil es so symbolträchtig und artsy-fartsy daherkommt - drum bitte ich um Nachsicht, dass ich es trotzdem nicht aussortiert hab.
Rainbows and coasters - I'm all for it!
Wild Thing sieht in der leuchtenden Sonne mit Sicherheit todschick und einladend aus, ist am Ende aber halt bloss ein standardmässiger und an einer Stelle recht schmerzhafter Arrow Loopscrew, der den Coasterfreak weder langweilt noch vom Hocker reisst - und als Alleinstellungsmerkmal immerhin eine Wiederholungsfahrt bietet, die aber eigentlich niemand so recht braucht.
Von dem her: noch kurze Schlange nutzen, einmal resp. zweimal fahren und abhaken.
Als nächstes standen ein recht steiler Bergaufmarsch und dann die Zamperla-Maus Klondike Gold Rusher in der hinteren Parkhälfte auf dem Programm.
Ich hatte die Anlage ganz für mich alleine, was an einem noch jungen Junitag zwar durchaus im Bereich des Möglichen, aber eben auch nicht gerade alltäglich und erinnerungswürdig ist.
Hierbei handelt es sich um dieselbe Bauart wie beim ehemaligen Twist 'n' Shout in Magic Springs - hier kommt punkto Sicherungen aber zusätzlich zum gemeinsamen Bügel noch ein Gurt für beide Passagiere zum Einsatz. Die Fahrt verläuft für eine Maus auch hier bemerkenswert flott - sehr druckreiche seitliche Gs und köstliche Dips! Und genau wie damals in Arkansas ist die 180°-Wende über dem Stationsdach komplett jenseitig - auch mit nur einer Person in der Lore.
Eine Fahrt langte hier zwar, aber Spass bereitet hat sie auf jeden Fall.
Diese Ecke des Parks kommt mehr oder weniger im Goldgräber-Thema daher und ist im Vergleich sogar recht schön gestaltet. Hier zu sehen ist der Spillwater Lumberjack Falls.
Überkopf-Schiffschaukel Timber Axe
Jetzt wurde es wieder mal Zeit für Woodie-Goodness - Timberhawk: Ride of Prey war als nächstes dran!
Dabei handelt es sich um eine echte Seltenheit, ist dies doch eine von nur vier Holzachterbahnen aus dem Hause
S&S - sonst eher Anlaufstelle für verdrehten Stahl und Druckluft-Launches. Timberhawk ist immerhin 23 Meter hoch, 80 km/h schnell und knapp 730 Meter lang, was ja durchaus ordentliche Kennwerte sind.
Zu meiner freudigen Überraschung waren hier zwei Züge im Einsatz, obwohl das vom Andrang her noch nicht einmal gross nötig gewesen wäre - und was angesichts der Tatsache, wie der Park Wild Thing etwas weiter unten betreibt, irgendwie auch erstaunte.
Hier sind Züge mit vier Sechserwaggons von PTC unterwegs, allerdings macht es vom Fahrkomfort her keinen Unterschied aus, ob man in den Mittelreihen sitzt oder nicht. Die Abfertigungen waren zwar recht flott, allerdings bestand Ride-OP Matthew (den ich leider Muffel-Matthew taufen musste) immer darauf, dass die orange Anziehschnalle des Sicherheitsgurts in Fahrtrichtung gesehen nach links zeigt - war für viele Fahrgäste bei schon geschlossenem Bügel und aufgrund der halt nicht allzu grosszügigen Platzverhältnisse manchmal etwas schwierig war, so noch hinzukriegen.
Die Strecke selbst erinnerte mich vom grundsätzlichen Streckendesignsgedanken her fast ein wenig an Wodan in Rust. Nach dem Lifthill windet man sich in einem sehr ähnlichen und auch guten eingehausten
First Drop durchs Stützwerk hindurch talwärts, bevor es dann im Prinzip je ein kleines Out-and-Back-Layout in beide Richtungen von diesem
Kreisel im Mittelpunkt der Streckenführung aus gibt. Die dabei absolvierten Hügel und Kurven glänzen mit gekonnter Abwechslung, guter
Airtime, netten Presspassagen nach unten und in die Zugseite sowie mit zahlreichen Headchoppern - mit sehr grossem Abstand die beste und natürlich originellste Bahn im Park, die allen Passagieren ein solides und spassiges Woodie-Fahrerlebnis bietet.
Und genau aus diesen Gründen kann ich mir ehrlich gesagt nicht so recht erklären, weshalb ich hier nur mit einem "Meh"-Gefühl wieder ausgestiegen bin. Die Woodie-Fahrdynamik gefällt, ebenso die Strecke und das Tempo. Mittelstarke
Airtime gibt es auch reichlich, genauso wie schnieke Lateral-Gs. Vom Urteil über die Einzelbestandteile her spräche zusammen mit dem Seltenheitswert eigentlich alles für einen leckeren Woodie, und nicht nur für eine solide Bahn gehobenen Mittelmasses.
Nun ja, es erstaunt ja wohl eigentlich auch nicht gross, dass Timberhawk auch so das Bahnenhighlight im Park darstellt und ich dank Zweizugbetrieb doch etwa sechs oder sieben Fahrten unternommen habe (obwohl mir im Nachhinein nicht völlig klar ist, wieso es überhaupt so viele geworden sind
). Die meisten davon natürlich hinten im Zug, eine aber auch im vordersten Wagen in der Mittelreihe. Dort erscheint einem die Fahrt insgesamt etwas zaghafter, aber an manchen Stellen sorgt der nachfolgende Restzug für etwas mehr "Schubkraft". Besonders die so resultierende
Airtime auf der Kuppe hinter dem
First Drop schlägt alle anderen Schwebemomente der Bahn um Längen. Unterm Strich: grundsolide und schmackhafte Kost, aber leider auch nicht wirklich mehr...
Tja, da ich abseits der Coaster nicht wirklich viel gefahren bin, folgen nun bereits die Restfotos:
Dodgems
Vom Timberhawk-Hügel runter könnte man bei entsprechendem Wartungszustand dieser Rutschanlage wohl snowtuben.
Gambler
Das schön in einer Waldlichtung gelegene Kiddieland.
Kang-A-Bounce.
Kiddie Coaster
Eine von mehreren Kinderschleifen im Park.
Ferris Wheel
Der Scrambler zieht in dieser Saison nach vorn an den See um - war zu meinem Besuchszeitpunkt noch im Geschehen begriffen.
Wie gesagt: Lichtungs-Liegestühle.
Wieder auf dem Timberhawk-Hügel oben findet man einige wunderbar in den Wald eingebettete Fahrgeschäfte. Zum Beispiel den Paratrooper.
Oder die Schiffschaukel Pirate Ship.
Etwas weiter unten und wieder raus aus dem Wald stösst man auf den Hang Glider.
C.W. Parker Antique Carousel
Ring of Fire
Disk'O Flashback
Eine kurze Tour durch den Wasserpark hab ich ebenfalls noch unternommen.
Das Wellenbad gleich beim Parkeingang. Vor allem beim Anblick der grünen Abzäunung gegen den Parkplatz zu durchlebt man glatt einen Seven-Peaks-Flashback - recht ghettomässig.
Der Reifenrutschen-Komplex Konga Slides dominiert die Parkskyline gegen den Enchanted Parkway und die Interstate zu.
Fand ich irgendwie noch witzig: das Überschwappwasser der Auslaufwannen wird mittels eines Kanals direkt in den unter den Rutschen durchführenden Lazy River geleitet.
Rafting-Slide Zooma Falls - hier kommen anstelle von runden Rafting-Booten viersitzige Cloverleaf-Ringe zum Einsatz.
Ich bin ja an insgesamt drei aufeinanderfolgenden Tagen immer wieder am Park vorbeigefahren - die Trichterrutsche Riptide schien von aussen betrachtet immer geschlossen zu haben. Bei meinem Besuch lief zwar Wasser drüber, aber der Startturm war dennoch zugesperrt.
Interessanterweise gibt es ja eine Google-Streetview-Ansicht des ganzen Parks. Und da kann man sehen, dass der Park gleich zwei grosse Bodyslide-Komplexe und damit insgesamt neun (!) Körperrutschen auf diese Saison hin durch bloss drei Reifenrutschen ersetzt hat.
Diese heissen - kein Witz - Mountain Dew Slides. Eine davon ist eine dieser neuartigen und zurzeit in recht vielen Wasserparks auftauchenden Constrictor-Rutschen mit extrem engen Kreiseln.
Auch wenn ich es sehr schade um all die ausgetauschten Bodyslides finde - abstreiten, dass die Ersatzanlage fotogen und beeindruckend ist, kann man eigentlich nicht.
Zum Abschluss habe ich noch einige Bilder vom Mud Lake im Zentrum des Parks.
Rechts neben den Liegestühlen ist der zukünftige Standort vom Scrambler zu erkennen.
Und hier wären wir mit der Berichterstattung zu Wild Waves dann auch schon fertig. Dass dieser Park eher eine Magic-Springs-mässige Abhaknummer wird, war mir eigentlich schon im Vornherein klar. Abgesehen von Timberhawk weist dieser Park weder im Freizeit- noch im Wasserparkteil Attraktionen auf, die nicht auf irgendeine Weise von der Stange sind - der grosse Wow-Effekt bleibt beim Coasterenthusiasten leider aus. Dem normalen Publikum ist das freilich egal - der stellenweise recht anheimelnd in den Wald eingebettete Hybridpark lässt durch seine eher locker aufgezogene Trennung zwischen Wasserrutschen und Rides zwei Hauptpfeiler amerikanischer Freizeitgestaltung kongenial miteinander verschmelzen, was an diesem sonnigen Junitag gerade durch die Online-Aktion enorm gut angenommen wurde. Da ich ja noch ein wenig was von Seattle sehen wollte, reichten mir zweieinhalb Stunden, aber die hätte ich keineswegs missen wollen - gerade bei dem günstigen Eintrittsspecial an meinem Besuchstag ging das Dargebotene mehr als nur in Ordnung, so dass ich grosszügig über die nicht ganz den Fangeschmack treffende Attraktionenzusammensetzung hinwegsehen kann und vor allem all die fröhlichen und ihren Besuch vollauf geniessenden Menschen hier in Erinnerung behalten werde.
Nach letzten Fotos steuerte ich den Ford kurz vor Mittag wieder zurück auf die Interstate und in Richtung Seattle. Um den Bericht noch ein wenig abzurunden und darin nicht nur einen sehr mittelmässigen Park vorzustellen, möchte ich an dieser Stelle gerne noch ein paar Fotohighlights meiner kurzen Stadtbesichtigung anfügen. Auf der wieder mal dichtgedrängten Fahretappe nach Downtown blieb mir fast das Herz stehen, als natürlich genau auf meiner von insgesamt fünf Spuren drei Autos vor mir jemand eine Reifenpanne haben musste, die alle nachfolgenden Fahrzeuge zum Stillstand und zu recht gefährlichem Umlenken auf die benachbarten und natürlich in normalem Tempo dicht befahrenen Spuren zwang.
Insgesamt etwa 27 Meilen und eine knappe Dreiviertelstunde später bin ich dann aber heil in der Nähe meines ersten Ziels angekommen, der berühmten Space Needle. Gegenüber eines nahe gelegenen Best Western hab ich einen günstigen Strassenparkplatz entdeckt und begab mich zu Fuss zum Ort des Geschehens!
Die 184 Meter hohe und im Rahmen der Weltausstellung von 1962 erbaute Space Needle ist eins der unbestrittenen Wahrzeichen Seattles. Sie steht in einem Park namens Seattle Center, der im Wesentlichen das alte Gelände der damaligen Weltausstellung umfasst und viele wunderbare Grünflächen bietet.
Die übrig gebliebenen Pavillons von einst werden heute als interaktive Museen betrieben. An einem Selbstbedienungsterminal kaufte ich am Fusse des Turms mein Ticket und stellte fest, dass es noch etwa zweieinhalb Stunden bis zum mir zugeteilten Besuchszeitfenster waren - ähnlich wie beim Gateway Arch in St. Louis sind diese Zeiten zwar nur bedingt verbindlich, aber man will so die Besuchermassen ein wenig lenken, um allzu lange Wartezeiten an den Aufzügen zu verhindern.
Pacific Science Center
International Fountain
Bis zu meinem Besuchsfenster für die Space Needle unternahm ich das, was ich ja ohnehin vorhatte: einen Erkundungsgang durch die Innenstadt. Dazu machte ich mir ein anderes Überbleibsel der Weltausstellung zunutze: die Seattle Monorail. Hauptsächlich über der 5th Avenue verlaufend zählt diese knapp 1.5 km lange Einschienenbahnstrecke zu den wenigen in den USA, die tatsächlich städtischem Nahverkehr dienen und nicht bloss an Flughäfen oder Touristenattraktionen zum Einsatz kommen. Eine einfache Fahrt kostet 2.25$, im Gegensatz zu den Cards-only-Terminals an der Space Needle wird hier nur Bargeld akzeptiert.
Nur wenig später trifft auch schon der grosszügig bemessene Zug ein und innert bloss zwei Minuten werden die Passagiere mit bis zu 70 km/h ins eigentliche Stadtzentrum befördert.
Ebenda am Westlake Center angekommen staune ich über den Aussteigevorgang am bloss einseitigen Perron: es werden nur zwei Türen der Monorail geöffnet, welche die ankommenden Fahrgäste in einen Bereich auf dem Bahnsteig entlassen, zu dem die bald zusteigenden keinen Zutritt haben.
Als Fussgänger macht die Stadt schon einen besseren Eindruck als auf den vorbeiführenden Autobahnen! Ähnlich wie vor zwei Tagen in Vancouver bin ich ohne grosse Vorbereitung und einfach den mich gerade reizenden visuellen Eindrücken nach durch die Stadt gelaufen und habe das festgehalten, was mich gerade angesprungen hat.
Wer hätte gedacht, dass ich mal auf eine US-Metropole treffe, die dasselbe "Problem" für fotoschiessende Touristen wie Zürich hat? Trolleybus-Leitungen!
Die Schmiedfigur vor dem Seattle Art Museum hat sich übrigens langsam bewegt. War recht hypnotisierend.
Was auf Karten und Luftbildern halt nicht zu sehen ist und einem auch niemand im Voraus sagt: Downtown Seattle ist stellenweise beinah San-Francisco-mässig an Hügellage gebaut. Kreuz und quer umherzuwandern braucht je nachdem einiges an Kondition.
Alt vor neu wieder mal - und nach Zürcher Art festgehalten.
Mal sehen, ob Tom Hanks und Rob Reiner noch dasitzen.
Die Ufer- und Hafenbereiche sind eine lebendige Mischung aus Spazierpromenaden, Markthallen, Parkanlagen und eigentlichen Umschiffungseinrichtungen. Vor allem die Arkaden des berühmten und teilweise überdachten Public Market sind natürlich eine Touristenattraktion par excellence: ganz grob in thematische Abschnitte unterteilt bieten die Stände hier so ziemlich alles nur Vorstellbare in einer unvergleichlichen Atmosphäre feil. Alles ist bunt, quirlig, lebhaft und duftet überwältigend - wie ein Markt eben, aber doch irgendwie anders und einzigartig.
Leider gibt es auch viele Nutzniesser der dadurch angelockten Tourimassen: nirgends sonst hab ich auf meinen USA-Reisen so viele aufdringliche Unterschriftensammler, Spendenerbettler und Sektenmissionare angetroffen. Und leider eben die Art, die einen nach einem "No, thank you." eben auch nicht in Ruhe lässt.
Das nur etwa 53 Meter hohe Seattle Great Wheel an der Hafenfront.
Pilgerort der Tassensammler-Community - der erste Starbucks überhaupt, noch mit dem alten, etwas freizügigeren Meerjungfern-Logo.
Die 45 Minuten für Kaffee, Gebäck und Souvenirbecher Schlangestehenden wurden typisch amerikanisch mit Musik und Wettbewerben unterhalten.
Wieder an der 5th Avenue angekommen besteige ich nach fast drei Stunden ziellosem Umherflanieren dann wieder die Monorail zurück zur Space Needle.
Nunmehr am Ausgangspunkt meiner Stadttour angekommen zeige ich mein schon längst überfälliges Ticket vor (interessiert aber keinen
) und treffe auf eine inzwischen viel kürzere Schlange auf den spiralförmigen Rampen im Bodengebäude.
Wie beim Vancouver Lookout vor zwei Tagen bringen einen auch hier schnell fahrende Glaslifte bis ganz nach oben. Und dies ist der Anblick auf Downtown Seattle von der aussen liegenden Panoramaplattform aus! Live war es noch etwas deutlicher erkennbar, aber ich habe tatsächlich einen Tag erwischt, wo man den surreal hohen Mt. Rainier noch verschwommen gesehen hat - ganz abgesehen von der Tatsache, überhaupt zwei Tage Sonnenscheinwetter angetroffen zu haben, hat dies im typischen Klima Seattles recht hohen Seltenheitswert.
Blick nach Osten
Lake Union
Noch ein recht hügelig bebauter Stadtteil: Queen Anne. Ob Craig Willmore wohl gerade etwas Schlaf nachholt? Wobei die Eavelyn Apartments im wahren Leben näher bei der später auch aufgesuchten
Sand Point Naval Air Station liegen, aber das ist eine andere Geschichte.
Was ich speziell in diese Richtung blickend etwas schade fand: die Space Needle hat ihrem Atomic Design geschuldet mehrere "Saturnringe" um die Aussichtsplattform rum, wodurch nach unten gerichtete Fotos mit einer Miniknipse wie der meinen leider weitestgehend verhindert werden. Sofern man bei den Liftfahrten ganz vorn an den Glastüren stehen kann, gelingen dort am ehesten noch solche Bilder - leider mussten wir bei meiner Runterfahrt aber noch Gäste vom Drehrestaurant aufgabeln, so dass ich in der Liftkabine nach hinten zurück gedrängt wurde.
Hafengebiet und Puget Sound - leider das naheliegendste, was ich vom eigentlichen Stillen Ozean auf meiner Pacific Pilgrimage zu Gesicht bekommen hab.
Und mit diesem den Bericht nun fast schliessenden Bild vom Pacific Science Center beende ich nun meine Seattle-Reportage! Ich hatte zwar nur einen Nachmittag nach den wilden Wellen Zeit für die Stadt, aber auch diese Stippvisite hat sich sehr gelohnt. Gerade bei strahlendem Sonnenschein erlebt man die Stadt und ihre Bevölkerung enorm lebendig und fröhlich - und nimmt damit ein ganz anderes Bild mit, als man von diesem oft regengeplagten Knotenpunkt im Staate Washington generell so hat. Besonders das emsige Treiben an der Waterfront sollte man bei solcher Wetterlage auf keinen Fall verpassen. Aber auch etwas mondänere urbane Attraktionen wie die imposanten Wolkenkratzer, die Monorail, Trolleybusse und nicht zuletzt eben die Space Needle machen einen Kurzbesuch in Seattle zu etwas ganz Besonderem! Für einen Ersteindruck dieser mir aus so vielen Fernsehserien und Filmen bekannten Metropole hat es zwar gereicht, aber auch hier steht eigentlich schon fix fest, dass ich definitiv mal zu einer ausgiebigeren Erkundungstour zurückkehren muss.
Eine letzte grössere Seattler Stausituation ertragend fuhr ich am frühen Abend dann wieder in Richtung Tacoma zurück, genoss mein US-Abschiedsdinner in einem Old Country Buffet und arbeitete bei Winco, Walmart und in diversen Malls bis in alle Nacht hinein noch die lange Souvenirliste für die Daheimgebliebenen ab.
Nach tiefem Schlaf und kleinem Frühstück musste ich am nächsten Tag meine Sachen dann etwas platzsparender als bislang zusammenpacken und leider aus meiner liebgewonnenen Econo Lodge auschecken. Den Morgen schlug ich mir noch in diversen Einkaufsstätten tot, bevor ich nach letztem Tanken den Flughafen von Seattle-Tacoma ansteuern und meinen guten Ford zurückgeben musste. Einen Fiat hat dort zum Glück niemand erwartet.
Tja, und damit war der Roadtrip-Teil dieser Ferien mehr oder weniger zu Ende. Ich schreibe bewusst "mehr oder weniger", weil es vor der endgültigen Heimreise in die Schweiz noch einen für mich recht bedeutsamen Zwischenstopp gab, wo dann auch ein drittes Mietauto zum Einsatz kam.
Oh, no! I'm in the dinky plane part of the airport again!
Ist das denn zu fassen?! Da ist man einmal in der Boeing-Hauptstadt und fliegt danach mit einer Bombardier Q400. Wo mich diese Flugkiste der Alaska Airlines hingebracht hat, muss an dieser Stelle noch geheim bleiben, damit der Abschlussbericht zur Pacific Pilgrimage 2015 dann so richtig einschlagen kann. Denn wenn ich mein Fotomaterial dazu bislang so betrachte, wird er wohl Yellowstone-Ausmasse annehmen.
Und davon ab: wer meine Hobbies kennt und sich die ungefähre Flugrichtung von hier aus über Island zurück in die Schweiz vor Augen führt, der weiss eigentlich eh schon, wo ich als nächstes gelandet bin. Bis ich davon aber berichte, bedanke ich mich an dieser Stelle erst einmal fürs Lesen!
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."