In der Region Seattle hatte ich also den letzten US-Park auf dieser Reise besucht, die Stadt angeschaut und tags darauf dann den Flughafen angesteuert und den guten Ford zurückgegeben. Wie angedeutet wurde vor der Heimreise in die Schweiz aber noch ein für mich recht bedeutsamer Programmpunkt des diesjährigen Trips absolviert - die Q400 der Alaska Airlines brachte mich aber nicht etwa in den 49. Bundesstaat, sondern noch einmal nach Kanada. Etwa eineinhalb Flugstunden nach meinem Abflug in Seattle landete ich also inzwischen zum dritten Mal auf dieser Reise wieder in der Mountain Time Zone, und zwar in Edmonton. Die aufmerksamen Leser dürften es sich wohl schon zusammengereimt haben, was mich in der Provinzhauptstadt Albertas zwei Tage lang beschäftigt hat: die Attraktionen der West Edmonton Mall. Dass ich diesem zu den weltgrössten Einkaufszentren zählenden Konsumtempel irgendwann einmal einen Besuch abstatten muss, lag ja seit jeher auf der Hand. Denn wo sonst auf der Erde kommen meine liebsten Hobbies - Achterbahnen, Wasserrutschen und Megastore-Architektur - so beeindruckend wie hier zusammen?
Logisch, dass ich diese Destination irgendwie in den diesjährigen Reiseplan integrieren musste. Rohvarianten der Pacific Pilgrimage sahen sogar eine idiotisch lange Autofahrt hier hoch und einen Besuch des Jasper National Parks auf dem Weg nach Vancouver und Seattle vor. Am Ende musste ich aber einsehen, dass es klüger und entspannter ist, Jasper aufgrund Zeitmangel zu opfern und den Kanada-Teil der Reise schliesslich in einen kürzeren Auto-Teil über Banff und Vancouver sowie einen Rückflug-Part über Edmonton aufzusplitten. Ausschlaggebend dafür waren unter anderem die recht stringenten amerikanischen Mietwagenregelungen, die es heillos verkomplizieren, ein in den USA angemietetes Auto in Kanada zurückgeben zu wollen und mich daher fast dazu zwangen, Seattle als Finaldestination des Roadtrips anzusteuern. Aber auch zwei für diesem Fall ideal passende Flugverbindungen waren schlussendlich matchentscheidend für den separaten Edmonton-Abstecher: der fast wie ein Geheimtipp wirkende und sehr preiswerte Direktflug mit Alaska Airlines von Seattle aus, sowie die Tatsache, dass Icelandair Edmonton ebenfalls ansteuert. Dadurch hatte ich also eine für mich wirklich passgenaue Gabellösung für die Heimreise über Reykjavík gefunden, die in der Theorie fast nicht hätte besser klingen können.
Doch bevor ich hier allzu sehr vorgreife, möchte ich nun zum eigentlichen Gegenstand des Berichts übergehen. Am Dienstagabend in Edmonton gelandet, ging es ruckzuck durch die Passkontrolle, zur Gepäckrückgabe und wieder zu Alamo. Und nur wenig später hatte ich bereits den Schlüssel zu meinem über billiger-mietwagen.de gebuchten Auto, einem Kia Forte, und fuhr knappe 25 Minuten nach der Landung schon aus dem Flughafenareal raus. Ich hätte nicht gedacht, dass es auf dem nordamerikanischen Kontinent nach Denver noch schneller geht, aber da wurde ich erfreulicherweise eines Besseren belehrt!
Weit musste ich nicht fahren, denn mein Hotel für die nächsten zwei Tage lag in Leduc und damit in unmittelbarer Flughafennähe. Nach längerer Vorabrecherche stellte ich überrascht fest, dass mir sonst angestammte Motelketten wie Days Inn, Quality Inn, Best Western etc. hier sogar teurer als ein "vollwertiges" Hotel waren. Nicht zuletzt dank des tollen Wechselkurses zum kanadischen Dollar konnte ich mir hier also tatsächlich einmal ein extrem schönes und komfortables Hilton Garden Inn gönnen - für umgerechnet 64 Franken pro Nacht ein echtes Schnäppchen für ein Hilton, gerade im direkten Vergleich mit der sogar weniger exquisiten Konkurrenz im Ort.
Nach dem freundlichen Empfang und dem Abladen meiner Sachen ging es dann erstmals ins ca. 20 Fahrminuten nördlich liegende Edmonton. Bei Denny's wurde ein leckerer Burger verspachtelt (man beachte: "America's diner is always open" wird hier logischerweise zu "Canada's diner is always open" und die Speisekarte ist zweisprachig
) und in einer nahegelegenen Real Canadian Superstore kaufte ich noch ein paar Knabber- und Frühstückssachen. Wieder im Hotel angekommen war es wegen der Zeitverschiebung dann auch schon 22.00 Uhr, so dass ich nach einem Brausebad in meiner luxuriösen Duschkabine dann schon bald völlig kaputt einschlief.
Tags darauf schlief ich erstmals seit langem wieder richtig aus, machte mir ein tolles Frühstück und fuhr dann erst gegen 10.30 Uhr zum etwa eine halbe Stunde entfernten und gut über den Autobahnring der Stadt erreichbaren Ort des Geschehens.
Die von aussen her nicht einheitlich gestaltete und fotografisch auch kaum als Ganzes festhaltbare West Edmonton Mall hat es vor allem
in sich.
Dem informierten Thrillfan wird wohl bekannt sein, dass es hier nebst hunderten Geschäften einen der genialsten Indoor-Freizeitparks des Erdenrunds gibt, das Galaxyland. Und die Wasserratten kommen im weltberühmten World Waterpark auf der anderen Mallseite voll auf ihre Kosten. Um diese beiden Attraktionen wird sich der Bericht vorrangig drehen, da ich mich für den Hauptteil meines fast zweitägigen Besuchs grossteils dort aufgehalten habe, wie ihr euch sicher denken könnt.
Abgesehen von den zwei für mich interessantesten Anziehepunkten ist die Mall nur so gesäumt mit zahlreichen weiteren Attraktionen. Es gibt zwei Minigolfplätze, eine Ed's Rec Room genannte Vergnügungsmeile mit Bars, Clubs, Restaurants und einem Casino, mehrere Food Courts, ein Eislauffeld, ein riesiges Multiplexkino, Klettergärten, eine Piratenschifflagune samt Seelöwenshow und einen Themenbereich namens Europa Boulevard, um nur einige zu nennen. Nach exaktem Ausrechnen und sorgfältigem Abgleichen der Einzelpreise kam ich zum Schluss, dass sich ein Zwei-Tages-Pass für sämtliche Eintritt verlangenden Attraktionen der Mall für mich gerade so lohnen würde. Also begab ich mich direkt nach der Ankunft zum neben dem Galaxyland gelegenen Guest-Services-Büro, wo ich sehr freundlich und kompetent beraten wurde und mit einer Mischung aus übrig gebliebenen US-Dollarn und Kreditkartenguthaben meinen Zwei-Tages-Pass erstehen konnte.
Da die grossen Attraktionen an meinen beiden Besuchstagen erst um 12.00 Uhr aufmachten, hatte ich noch eine Stunde Zeit, um die gigantische Mall und ihre zahlreichen Anchor Stores zu erkunden. Die Ausmasse lassen sich gar nicht mehr in Worte fassen - ähnlich wie bei der 2012 besuchten Mall of America ist man von den Dimensionen geradezu erschlagen. An den breitesten Stellen misst der fast durchgängig zweistöckige Gebäudekomplex alleine etwa 700 auf 400 Meter. Das ergibt ungefähr 350'000 m² Verkaufsfläche und einschliesslich aller Laufwege, Food Courts, dem malleigenen Hotel, den Attraktionen und den Platz für über 20'000 Fahrzeuge bietenden Stellflächen eine Gesamtausdehnung von unwirklichen 492'000 m². Damit war die West Edmonton Mall bis 2004 das grösste Einkaufszentrum der Welt. Zwar habe ich im ganzen Wirrwarr der offiziellen Kategorisierungskriterien den Überblick darüber verloren, auf welche Dimensionen exakt sich das bezog, aber vor Ort ist das freilich egal - dass dieser monumentale Komplex in jedem Falle beeindruckend und für die Thrillseeker noch zusätzlich interessant ist, dürfte so oder so ausser Frage stehen.
Asien-Teil
Sears
Designer Shoe Warehouse
Kinopalast
Dem Kindermaskottchen des Zentrums, Professor WEM (
West
Edmonton
Mall), ist in einem der Nordstränge ein eigener Minigolfplatz gewidmet: Professor WEM's Adventure Golf.
Direkt darüber befindet sich der europäisch gestaltete Europa Boulevard.
Einen Anchor hat die Mall seit diesem Frühjahr weniger - die riesige dichtgemachte Target-Filiale im Südostteil der Mall taucht aber auf den Wegweisern nach wie vor auf. So schnell wird man für diese gigantische nun leerstehende Fläche wohl auch keinen Mieter finden.
Eislaufbahn
Piratenschiff und Seelöwenshow. Habe ich nicht geschafft, da die Show jeweils nur einmal pro Tag stattfand und ich mich da stets im Wasserpark befand - sorry, Herr Besse!
GALAXYLAND
Jetzt aber endlich wieder auf zu den Coastern! Pünktlich um 12.00 Uhr wurden die Tore zum Galaxyland aufgesperrt und an den Kassen erhielt ich gegen Vorzeigen meines Zwei-Tages-Passes ein unlimitiertes Ride-Wristband. Der Park ist ganz grob in eine vordere und eine hintere Halle aufgeteilt und ist zu zwei Seiten der vorderen mit der restlichen Mall verbunden. Dort gibt es jeweils Ticketverkaufsstellen - typisch für Parks dieser Art kann man natürlich auch pro Fahrt bezahlen. Allerdings lohnt sich der Tagespass angesichts der stolzen Einzelpreise und v.a. auch hinsichtlich der Qualität einiger Coaster hier sehr rasch.
An beiden Tagen wurde ich darauf hingewiesen, dass reduzierter Betrieb herrscht und einige Attraktionen daher nur zu gewissen Zeitfenstern in Betrieb sind. Machte aber überhaupt nichts, da die zwei grössten Coaster immer durchgehend offen waren und die alternierend geöffneten kleineren Attraktionen meist zu gut merkbaren Terminen in Viertel- oder Halbstundenschritten - dank der guten Ausschilderung überall im Park konnte man also auch so ziemlich alles Dargebotene fahren.
Vormals als Fantasyland thematisiert, erhielt der weitläufige Indoor-Park 1995 ein ulkiges, quietschbuntes und ein Stück weit an Dr.-Seuss-Illustrationen erinnerndes Weltraum-Thema. Das offizielle Maskottchen heisst Cosmo. Hier abgebildet ist sein höchsteigener tanzender Springbrunnen, der an die Umthematisierung in den 90er-Jahren erinnert.
Die erste coastertechnische Station war der
Gerstlauer Spinner Galaxy Orbiter!
Ohne zu warten als dritter Fahrgast des Tages allein Platz in einem der Viererwaggons Platz genommen ging es auch schon los! Nebst dem auf
Gerstlauer Spinnern stets anzutreffenden wuchtigen Hydraulikbügel gibt es hier zusätzlich noch einen Sicherheitsgurt ab Rolle.
Zunächst rollt man durch eine 180°-Kehre aus der Station hinaus und erklimmt den nur 13.5 Meter hohen Lifthill. Oben angekommen wird der Feststellmechanismus ausser Kraft gesetzt, so dass man auf dem nun folgenden Dip, der 180°-Wende und der ersten grossen Schussfahrt schon gehörig ins Schleudern kommt.
Es schliessen sich eine Hochfahrt und dann ein Mauskurven-Part an, wo man nicht nur dank der nun völlig ausser Kontrolle drehenden Wagen komplett die Orientierung verliert, sondern auch durch einige hier oben nahe dem Dach angebrachte Spiegelwände. Genial!
Nun rast man über eine ziemlich steile Schussfahrt und flitzt nach anschliessendem Aufstieg durch eine Zwischenbremse, deren Ende bereits im vorderen Hallenteil des Galaxylands liegt. Interessant: hier wechselt die Schiene von einem flachen zu einem Dreigurt-Profil.
Von hier aus stürzt man mit beachtlicher Sogkraft über die bislang steilste Abfahrt der Bahn talwärts und brettert danach durch eine weite Kurve, die ganz ähnlich wie der Fairly Odd Coaster im Nickelodeon Universe einen Teil des Kettenkarussells umwickelt.
Hierauf folgt ein überraschend flotter und aufwärtsführender Reibrad-Blockbremsen-Abschnitt, der einen mit beachtlichem Schwung in die nächste fahrgeschäftsumkreisende Abwärtshelix schickt.
Direkt im Anschluss erreicht man eine weitere Reibrad-Rampe und wird damit wieder in die hintere Halle zurückbefördert. Ohne auch nur einen Ansatz von Bremsung wird man dann über einen Dip in eine extrem leckere achtförmige Helixkombi direkt über dem Gelände des benachbarten Schwarzkopf-Bruders reingeschoben. Und da man in aller Regel schon auf der hierhinführenden Rampe einen Endlos-Drehwurm draufhat, wirbelt es einen hier so vehement und schnell um die eigene Achse, dass man fast nicht mehr klarkommt! Ob alleine oder zwangsverpartnert - bei all meinen Fahrten an beiden Besuchstagen wurde hier völlig ohne zu sporten ein Spinning-Grad jenseits von gut und böse erreicht - der absolute Wahnsinn!
Danach ist bereits die Schlussbremse erreicht, wo man noch zu Ende dreht, sich schliesslich wieder in die korrekte Beladeposition einklinkt und in die Station zurückbefördert wird.
Ausser der Standardausführung in insgesamt sechs verschiedenen Parks bin ich zuvor noch keinen anderen
Gerstlauer Spinner gefahren, so dass mir zugegebenermassen ein wenig die Vergleichsbasis fehlt - aber Galaxy Orbiter fand ich mit seinem herrlich an die Mall-Begebenheiten angepassten Custom-Layout wirklich ausgesprochen lecker! Die Strecke glänzt zu Beginn mit einem wunderschönen Wechselspiel aus ziemlich brachialen Schussfahrten und schleudergangauslösenden Kurven, während im zweiten Teil durch die wirklich coolen Reibrad-Rampen noch mehr Schub geholt wird, damit die wirklich wilden Drehbewegungen auch ja nicht aufhören!
Ich hab meine stets schlangenlosen und insgesamt recht zahlreichen Fahrten über beide Besuchstage hinweg sehr genossen und hoffe, bald einmal noch weitere Custom-Varianten dieses mich per se schon ansprechenden Bahnentyps fahren zu können.
Im unteren Teil des Bilds zu sehen ist übrigens Dragon Wagon, der Kiddie-Count. Einmal während meiner zwei Besuche hab ich ihn überhaupt laufen gesehen, und da zog es mich doch eher zu anderen Bahnen im Park.
Endlich ist es soweit. Lange und neugierig hab ich während der ersten Fahrten auf dem Galaxy Orbiter die donnernden und im gesamten Komplex nachhallenden Testfahrten des grossmächtigen Nachbarn nebenan belauscht - und nun sollte es tatsächlich soweit sein, dass ich den Eingangsbereich zum Mindbender stürmen darf. Dieser sagenumwobene und in den 80ern aufgrund mangelhaft ausgeführter Wartungskontrollen seitens des Parks ja leider einen
tödlichen Unfall verursacht habende Schwarzkopf-Klassiker war - ich gebe es gerne zu - einer der Hauptgründe für den Edmonton-Abstecher vor der finalen Heimreise. Schon so lange hatte ich POVs verschlungen, ob seiner Kennwerte das Pult vollgesabbert und nach einer Fahrt hier drauf gezappelt - und nun stehe ich tatsächlich im Bahnhof dieses legendären Klassikers! Ich konnte es kaum glauben!
Im Wesentlichen handelt es sich beim Mindbender um eine gespiegelte und durch ein paar Schlusshelices noch zusätzlich aufgepeppte Stationärversion des Dreier-Loopings. Mit einer ersten Fallhöhe von unglaublichen 39 Metern und einer Streckenlänge von stolzen 1280 Metern ist sie meines Wissens nach wie vor eine der grössten Indoor-Achterbahnen der Welt.
Die Station befindet sich quasi im Keller des eh fast vollständig durch Mindbender beanspruchten Schrägdachteils der hinteren Halle. Zum Einsatz kommen seit dem Unfall nur noch drei- statt viergliedrige Züge, und wie beim Olympia-
Looping sind hier Schulterklammern vorhanden, die sich während der hier ja nun wirklich extrem
g-lastigen Fahrt erfreulicherweise aber nicht noch mehr absenken. Zusätzlich zum Beckenbügel gibt es noch reichlich abgenutzte Gurte, die in den hinteren Reihen wie die Sitzplätze an sich recht knapp bemessen sind. Personen mit langen Beinen dürften hier Mühe beim Einsteigen haben - ich hab mit meinen 1.82 auch nur gerade so reingepasst und habe oft beobachtet, wie sich etwas höher gewachsene Personen (und die gibt es nunmal in Kanada!) während des Beladeprozesses wieder umsetzen und allenfalls mit Personen in den vorderen Reihen der Viererwaggons tauschen mussten. Dort ist der Platz für Beine und Knie jeweils etwas grosszügiger bemessen, die Gurte sind wohl auch ein Stückchen länger und die bessere Sicht hat man ja sowieso.
Kam aber eh nur selten vor, dass das zum Thema wurde - bei meinen insgesamt wohl fast 25 Fahrten an beiden Besuchstagen war trotz Einzugbetrieb fast immer Walk-on und freie Sitzreihenwahl angesagt.
Anderen Erfahrungsberichten zufolge ist der letzte Wagen im Zug zu besucherstarken Zeiten wohl öfters umgedreht, so dass man die Irrsinns-Strecke rückwärts fahren kann! War allerdings an meinen beiden Besuchstagen nicht der Fall - auch die zwei auf dem Abstellgleis stehenden zusätzlichen Züge hatten nur normal ausgerichtete Wagen. Machte aber gar nichts. Ich könnte mir zwar gerade hier vorstellen, dass man damit einen ähnlichen Thrill-Endgegner wie den Giant Canyon Swing zu Beginn der Reise hätte, aber auch in vorgesehener Fahrtrichtung machte das Teil unheimlich viel Spass.
Sind alle Bügel festgezurrt gibt die ähnlich wie in Silverwood allein den ganzen Zug abfertigende Operatrice am Bedienpult stehend also endlich ihr "Daumen hoch" und der Zug rollt nach Erklingen eines lauten Horns den gekurvten Reibrad-Lift hoch. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, komplett indoor in solche Höhen transportiert zu werden. Einige Zeit kontinuierlichen Aufstiegs später ist man nur noch wenige Meter unter dem hier oben reichlich schmucklos wirkenden Stahlschrägdach, in irgendwie beklemmender Finsternis angekommen. Nach links auf die von unten gigantisch, von hier oben jedoch mickrig wirkenden drei Loopings runterblickend, beginnt man nun langsam zu realisieren, was einem eigentlich bevorsteht - und vor allem wird einem auch klar, was für einen riesigen Extra-Anbau dieses Monstrum von Achterbahn eigentlich spendiert bekommen hat!
Bald hat man dann die komplett geisteskrank steil abfallende Schienenführung des ersten Sturzes vor sich - spontan kann ich mich an keinen anderen
First Drop erinnern, der mich schon beim blossen
Anblick so aus dem Häuschen gebracht hat!
Das nunmehr zwangsläufig folgende Absolvieren desselben lässt sich mit Worten nicht einmal ansatzweise auch nur annähernd beschreiben. Das anfängliche Anlaufholen über die zunächst nur mässig an Neigung gewinnende Schussfahrt wiegt einen zunächst noch in einer Art Sicherheitsgefühl. Die bereits hier erreichte stolze Geschwindigkeit jedoch macht das knappe Abtauchen unter einen Dachbalken und das Durchdonnern des jetzt folgenden, beinah senkrecht verlaufenden und
extrem abrupten Streckenknicks zu einem unfassbar thrilligen Nervenkitzel. In Sekundenbruchteilen wird man mit solch einer Fluggewalt aus dem Sitz gehoben und im freien Fall dabei fast ohrfeigenstossgleich um die eigene Achse gedreht, dass einem schlicht die Spucke wegbleibt! Zusammen mit dem von hier aus wirklich aussergewöhnlich bizarren Anblick auf den türkisgrün gestrichenen Hallenboden und das Restlayout runter brennt sich beim Fahrgast ein Erinnerungsbild an diese wahrhaft verrückte erste Schussfahrt ein, das er oder sie wohl ein Leben lang nicht mehr vergessen wird! Schon lange nicht mehr hat mich ein
First Drop dermassen geflasht! Gerade durch die Tatsache, ihn eben komplett in einer geschützten und sehr hohen Halle mit Stützen, Balken, Wänden, Hall und klimatisierter Luft zu absolvieren, erfährt er einen unvergleichlichen Zugewinn!
Im Tal wird die Maximalgeschwindigkeit von fahrtwindstränchenanreichernden 96.5 km/h erreicht und man wird zum ersten von nun vielen folgenden Malen fest und brutal in den Sitz gedrückt. Es schliesst sich eine eng und steil ansteigende Kurvenauffahrt an, bevor man wiederum in schwindelerregender Höhe angekommen direkt unter der Kuppe des höchsten Bahnenpunkts einen kleinen Zwischendip und dann die erste
Blockbremse absolviert. Von da aus ähnlich rabiat wie auf dem
First Drop kehrend, im Tal jedoch etwas flach auslaufender und weitkurviger runtergerauscht, flitzt man mit einem Affenzahn nun durch die ersten zwei fast kreisrunden Loopings. Ob hier nun 5.2
g wie auf RCDB angegeben oder aber 6.78
g gemäss
semi-offizieller Schwarzkopf-Fansite wirken vermag man ob der ja nur kurzen Einwirkungsdauer beileibe nicht zu beurteilen - die brachialst harten Pressmomente sind auf jeden Fall unvergesslich intensiv und denen des Olympia-Loopings ganz sicher ebenbürtig. Sardinenbüchsen-Dasein olé!
Nach den beiden Überkopffahrten geht es erneut steilkurvig aufwärts und dann durch die nächste Zwischenbremse. Jetzt folgt ein kleiner Dip und dann wird eigentlich noch einmal eine ähnliche Schrägschleife wie beim
First Drop gefahren: Steilkurve runter, druckreiches Tal, Steilkurve rauf. Airtimereich wird wieder dort oben angelangt noch einmal ein kleiner Dip überwunden, bevor man durch die dritte
Blockbremse rauscht. Diese greift so gut wie gar nicht, denn mit furiosem Tosen brettert man danach über eine im Vergleich sehr flache und weit ausgeführte Kurvenabfahrt zur tiefsten Stelle in der Halle. Wie ein geölter Blitz schiesst man daraufhin durch den dritten, um eine Zuschauerbrücke rumgewickelten Drucklooping und lässt sich die ungestüme Organfixierung mit Freude gefallen.
Immer noch grandios schnell saust man danach an der Station vorbei und durch eine sehr weite, die bald folgende
Helix einrahmende Aufwärtskurve. Inzwischen zum fünften Mal ist man wieder an der Hallenwand angekommen und prescht über zwei Hügelkuppen, die in Sachen
Airtime so manchen
B&M-Hyper alt aussehen lassen. Nun passiert man
Blockbremse Nr. 4 und hastet per Steilkurve erneut gen Hallenboden. Dort braust man geschmeidig in Richtung Station und rattert danach durch eine um 'ne Spiegelsäule gewickelte und wiederum überaus organquetschende Aufwärtshelix. Hier werden die schon recht mitgenommenen Passagiere natürlich noch fotografiert - auf die paar Zusatzblitze kommt es bei dieser durch die Lichtspiegelungen eh schon visuell verwirrlichen Passage sowieso nicht mehr drauf an.
Direkt danach schraubt man sich mit immer noch verblüffendem Restspeed durch die finale S-Kurve - hierauf ist die Schlussbremse erreicht und am Layoutrande entlangrollend geht es daraufhin in die Station zurück.
Roooaaar! Swooosh!
Nerd-Close-up!
Was soll man zu so einer Bahn und solch fantastisch geilen Fahrten denn nur schreiben? Seht euch doch nur diese Halle, diese Höhendimensionen, diese kranken Steilschleifen, die fabelhaft druckvollen Oldschool-Loopings und die alten Schwarzkopf-Züge an! Und man muss ja eigentlich auch nicht extra erwähnen, dass sich dieses Schmuckstück bis auf ein paar ganz vereinzelte Abschnitte trotz all der mächtigen Presspassagen immer noch butterweich fährt! Bestehen denn bei irgendwem ernsthaft noch Zweifel, dass dieser alte Goldschatz sofort zu den absoluten Stahl-Highlights der diesjährigen Reise gezählt und sich alleine schon dafür der gesamte Edmonton-Sidetrip vor der Heimreise voll und ganz gelohnt hat? Dass die Einwohner Edmontons das ganze Jahr über unter kontrollierten Bedingungen mit diesem sensationellen und dem Coasterfan-Auge wohlgefälligen Prachtstück fahren dürfen, wenn sie möchten - darum beneide ich sie mit jeder Faser meines Wesens!
Dieser völlig affige
First Drop! Diese ausserirdisch schön zu fahrenden Steilschleifen entlang der Hallenwand! Dieser Druck in den Tälern und den Loopings! Diese Spiegelhelix! Diese Headchopper! Unabhängigkeit von Wetterlaunen! Und starke
Airtime gibt es auch noch! Was will man eigentlich noch mehr?!
Selbstverständlich wird die Leserschaft sich denken können, dass ich den Grossteil meiner Aufenthaltsdauer im Galaxyland hier drauf zugebracht habe, abgesehen von Fotoshootings und vereinzelten anderen Fahrten im Park. Es gab ein etwa einstündiges Zeitfenster am ersten Tag, wo ich praktisch jede einzelne Fahrt mitgemacht hab - und mich die Operatrice dann auch als einziger Gast in der Station oder sogar auf dem Sitz bleiben liess, damit ich nicht immer wieder showmässig durch den Wartebereich laufen musste. Ein riesiger Vorteil an Tagen vernachlässigbaren Andrangs, wo der separate Aussteigebereich gar nicht genutzt wird. Und natürlich auch eine anekdotenhafte Story, welche die diesjährigen Feriennacherzählungen mit einer gewissen Freaknote würzt.
Jede der sechs Sitzreihen wurde im Verlauf der beiden Tage einmal ausprobiert - und natürlich werden mir besonders die beiden Frontrow-Fahrten (wobei die eine die allererste am Morgen des zweiten Besuchstags war) in Erinnerung bleiben, wo die gespenstischen Visuals natürlich am meisten einfahren und wo zum ohnehin schon fulminanten Paket freakschmeichelnder Eigenschaften auch noch fahrtwindsträneninduzierender Gegenwind in Zimmer- resp. Hallentemperatur dazu kommt. Ich bin jetzt noch restlos begeistert von dieser nun definitiv auch zu meinen Top-Steelies zählenden Wahnsinnsbahn! Wer mit dem Gedanken spielt, irgendwann einmal einen Edmonton-Trip u.a. hierfür in Betracht zu ziehen: nur zu! Es lohnt sich! Und das geht auch im tiefsten kanadischen Winter!
Einfach Weltklasse, der Mindbender!
Und sicherlich ist auch noch die sich durch die ganze hintere Halle schlängelnde
Zierer-Marienkäferbahn Autosled zu erwähnen.
Ähnlich wie der Pepsi Orange Streak im Nickelodeon Universe bietet auch der Autosled eine familienfreundliche und meist recht hoch verlaufende Aussichtsfahrt an so ziemlich allen Attraktionen des hinteren Hallenteils vorbei. Bei einer meiner Fotopausen bin ich zufällig gerade zu einem der viertelstündlich alternierenden Betriebsfenster dazu gestossen und habe der Vollständigkeit halber eine Fahrt absolviert - mit gekreuzten Beinen in der Frontrow!
Ausser daran, dass es hier einen sehr dick gepolsterten Doppelbügel und zwei leidlich knackige Abschlusshelices gibt, kann ich mich ehrlich gesagt an nicht mehr viel anderes erinnern.
Hier folgen bereits die Restfotos des schrulligen Indoor-Parks:
Sombrero-Verschnitt Cosmic Spinner
Der 36.5 Meter hohe
S&S Space Shot gleichen Namens, der in einem schnieken separaten Glasturm neben dem Mindbender untergebracht ist.
Junior-Frisbee Sonic Twister
Sogar eine Parkeisenbahn mit Lokomotivführerin gibt es, den Galaxy Express.
Er führt in einem beachtlich langen Rundkurs einmal durch beide Hallenteile und beschreibt im vorderen eine eingleisig angefahrene und sich dann per Weiche aufteilende Schleife um eine Gruppe von Kiddie-Fahrgeschäften rum.
Beim Zugucken dachte ich erst, Cosmic Revolution sei so etwas wie Brain Surge im Nickelodeon Universe, wo man die Überkopffahrten selbst regulieren kann. Allerdings stellte es sich als eine recht langsam laufende Version von Thunderbolt in den Elitch Gardens mit recht funky designten Gondeln raus - etwas Ähnliches, aber viel weiter Ausschwingendes war früher mal als Crazy Run auf Schweizer Kirmessen unterwegs.
Eine grosse Arcade gibt es natürlich auch noch.
Hier könnte man Barney parkieren.
Weiterhin gibt es noch einen Darkride-Autoscooter namens Cosmo's Space Derby.
Und manche Rides hätten sich im ursprünglichen Fantasyland-Themeing wohl etwas besser eingefügt - zum Beispiel die Schiffschaukel Flying Galeon.
Das Galaxyland als Ganzes ist ein spassiger, abschnittweise wirklich liebevoll gestalteter und lustig thematisierter Familienpark, der mit einem feinen Assortiment an tollen Bahnen glänzt und der ganzen Familie witterungsunabhängigen Spass nach dem Einkaufsmarathon bietet. Ein Vergleich mit dem Nickelodeon Universe in Minnesota erscheint naheliegend, sind doch beides vom Grundcharakter her sehr ähnliche Mall-Parks, die vereinzelt mit Rides locken, die auch voll ausgewachsene Coasterfreaks anziehen. Mein Fazit nach diesem Besuch: in der Mall of America hat mir die Nickelodeon-Gestaltung noch einen Tick besser gefallen, bei den Rides und vor allem den Coastern liegt aber ganz klar die West Edmonton Mall vorn. Gegen den Mindbender kann alles Schienenmässige in Bloomington einpacken.
Wie gesagt: diese alte Schwarzkopf-Perle alleine lohnt eigentlich schon einen Besuch. Auf keinen Fall zu versäumen!
Nach dem ersten Galaxyland-Flash lief ich zurück zu meinem Parkplatz, holte die dort deponierten Schwimmsachen aus dem Kia und begab mich dann auf die Südseite der Mall, wo sich die zweite Major Attraction befindet. Ich leite an dieser Stelle nun also über zum zweiten Teil des Erfahrungsberichts:
WORLD WATERPARK
Mindestens schon genau so lange wie nach dem Galaxyland und dem Mindbender habe ich in all meinen Jahren als Coasterfreak und Wasserratte auch nach einem Besuch im World Waterpark gezappelt. Unter der gigantischen Glaskuppel findet sich nicht nur eins der grössten Indoor-Wellenbecken der Welt, sondern auch ein wahrhaft gigantischer Rutschenturm mit zahlreichen schon von Fotos her total mundwässrig machenden Wasserrutschbahnen. Was hab ich von Kind an TV-Reportagen und Reiseberichte von diesem Mekka aller Rutschencracks verschlungen - nun durfte ich mir tatsächlich mal ein eigenes Bild davon machen.
Von den beiden Hauptebenen der Mall aus kann man auf zwei balkonartigen Besuchergalerien schon einmal in Strassenkleidung dem Treiben zuschauen.
Kassen und Garderoben liegen noch eine Ebene tiefer als das Erdgeschoss. Auch hier erhielt ich gegen Vorweisen meines Play Passes ein Tages-Wristband. Und das ist recht wörtlich zu nehmen:
Genau wie im Galaxyland erhält man zum Betreten des Plauschbades und all seiner Attraktionen ein beschichtetes Papierarmband, das Wiedereintritte nach Shopping- und Essenspausen in der Mall ermöglicht. Auch wenn man sich vorab noch fragt, ob ein mit Klebstoff-Flächen schliessendes Armband bei einem Wasserparkbesuch die tollste Idee ist - die Dinger haben an beiden Tagen beanstandungslos gehalten.
Offenbar hat man mit dem System hier so gute Erfahrungen gemacht, dass die Automaten in der Garderobe auch für die separat zu zahlenden Spinde (8 CA$) solche Armbänder ausspucken - mit dem darauf aufgedruckten Strichcode kann man sein Schliessfach an einem Scan-Terminal dann den ganzen Tag über öffnen und wieder zumachen.
Die Garderobenbereiche sind - zumindest bei den Herren - als grosse Sammelumkleiden ohne Einzelkabinen oder Trennwände gestaltet und fallen im Vergleich mit dem restlichen Park recht spartanisch aus.
Nach dem Durchqueren der Duschbereiche steht man bereits unter dem grossen Haupt-Rutschenturm und über eine Rampe geht es dann auch schon zur zentralen Ader des World Waterparks hoch...
Das Blue Thunder genannte Wellenbecken nimmt den Löwenanteil des Spassbads ein, besitzt einen flach auslaufenden Strand und etwa alle 20 Minuten werden hier für den nordamerikanischen Kontinent überaus anständige Wellen produziert. Die meisten Badegäste deponieren auf den zahlreichen Liegestühlen hier ihr Handtuch und stürzen sich danach immer wieder begeistert in die Wogen. Bei jahreszeitenübergreifend angenehmen 28-30°C Luft- und Wassertemperatur kommt selbst hier im klimatisch oft rauen Edmonton durchaus so etwas wie Südsee-Feeling zustande.
Nach erstem Umsehen wurde es jetzt endlich Zeit für die Rutschen am grossen Rutschenturm!
Was hier unbeschreiblich geil für alle Solo-Wasserratten wie mich ist: bis auf zwei Ausnahmen an der hinteren Wellenbadfront sind alle 16 grossen Rutschen des Parks Bodyslides - alleine hier am grossen Haupt-Rutschenturm sind es 14 verschiedene Spuren. Die alle einmal durchzuprobieren beschäftigt den Rutschenfreak locker die ersten eineinhalb Stunden - Hochlaufen und Wartezeitabsenzen mit einberechnet! Teilweise will ja vorab auch eine stolze Treppenbatterie überwunden sein: die drei höchsten Rutschen starten aus satten 25 Metern Höhe über dem Boden!
Ich kann gar nicht sagen, wie toll mir das an diesem Tag gerade so im Vergleich mit anderen US-Wasserparks vorgekommen ist! Nie anstehen, kein Reifenschleppen, kein mühseliges Verpartnern - und nach Herzenslust so oft rutschen, wie einen die Beine eben tragen mögen! Und dann sind es zu allem Überfluss noch sehr einzigartige Rutschen - trotz Befindlichkeit in Kanada nicht die Spur vom standardmässigen Proslide- oder Whitewater-Repertoire. Astrein!
Das Treppensystem auf dem Turm ist reichlich konfus - ganz grob ist es nämlich nach der offiziellen Thrill-Klassifizierung auf dem Parkplan und der Website ausgeschildert, das die Rutschbahnen in Beginner, Intermediate, Advanced und Extreme Slides aufteilt. Früher hat wohl mal eine Art farblicher Wegführungs-Leitfaden bestanden, aber das scheint man stellenweise doch wieder aufgegeben zu haben, da die Thrill-Klassifizierung keineswegs mit der Höhe des Startdecks konform geht - es gibt Extreme Slides, die ganz unten starten und ein paar Intermediate Slides, die fast ganz oben ihren Start haben. Am besten merkt man sich die Namen der gerade interessanten Rutschen, guckt genau wo die Treppen hinführen und folgt stur der Ausschilderung - dann findet man, zumindest meistens, ohne viel Umkehrerei zum Ziel.
In frechster Diskrepanz zum ersten Teil des Berichts gehe ich nun zum Wasserpark-Schreibschema mit fetten Titeln über und stelle euch die Rutschen ab hier nach und nach vor.
Längenangaben zu den Bahnen konnte ich auch nach langer Internetrecherche nirgends ausfindig machen und auch eine Anfrage bei der Pressestelle der Mall blieb bislang leider unbeantwortet. Seid euch also bewusst, dass es meist bloss Schätzwerte sind.
Corkscrew
Als rutschenmässiger Einstieg erschienen mir die beiden grünen und lichtdurchlässigen Röhrenrutschen
Corkscrew an der Südseite des Turms ideal. Sie starten von einer separaten Seitenplattform aus und winden sich je ungefähr 150 Meter in schönen Kurven, Spiralen und Schussfahrten talwärts, bevor sie die Rutscher dann per Plumpsauslauf ins Endbassin ausspucken. Sie zählen laut Wikipedia zu den wenigen Attraktionen im Park, die ohne grössere Modifikationen noch im Ursprungszustand von 1986 (Eröffnungsjahr des Bades) daherkommen. Hier hat mich vor allem erstaunt, dass die Röhren von aussen betrachtet zwar vollständig grün aussehen, im Innern aber eine farbliche Trennung aufweisen: man rutscht über eine etwas raue grüne Fläche, während die Deckenhälfte von innen weiss ist.
Tatsächlich sind diese beiden Rutschen im Vergleich etwas zahmer, rutschen sich mit der richtigen Technik aber dennoch sehr spassig und schaukelig - hab ich im Verlauf der beiden Tage immer wieder gerne angesteuert. Die vom Start aus gesehen linke Spur kam mir aufgrund des etwas wilderen Finales und der engen Abschlusskurve einen Tick peppiger vor.
Hier sieht man auch schön das an allen Rutschen zum Einsatz kommende und sehr einfache, aber auch personalintensive Ampelsystem: der Bademeister am Schlussbecken presst bei der dortigen Ankunft eines Rutschers einen Knopf - so schaltet die Ampel am Start für die soeben freigewordene Spur auf grün. Setzt so natürlich zumindest bei jeder Doppelanlage mindestens einen Lifeguard oben und einen unten voraus, ist insgesamt aber wirklich sehr begrüssenswert, da auf diese Art ein mehr als ausreichender und exakt ans Rutschtempo des Vorgängers angepasster Intervall eingehalten wird.
Tropical Typhoon
Von einem der untersten Level startet die Trichterrutsche Tropical Typhoon. Hierbei handelt es sich um die klassische Körperrutschen-Ausführung: Nachdem man in der Startröhre so richtig Tempo aufgebaut hat, wird man seitlich in die grosse Schüssel geleitet, wo man mit dem erreichten Schwung so viele Runden wie möglich dreht und zum Schuss dann durch ein Loch in der Mitte in ein tiefes Becken rausfällt. Im Gegensatz zum Prank Tank in der Water World zu Beginn der Reise waren die Fugen hier top verarbeitet, so dass ich hier immer wieder gerutscht bin, um meinen Rundenrekord zu knacken. Ich liebe diese Teile einfach!
Hier zudem sehr gut: die anfängliche Röhre führt keine Steilkurve aus, sondern kommt als steile Rampe daher, die direkt in die Trichterseite mündet. So führt man die erste gemeinhin etwas Tempo kostende Kurve direkt im Trichter selbst aus - und dank der nur geringen Oberflächenberieselung mit bloss minimalem Speedverlust. So schafft man locker vier Runden und mehr. Top!
Cyclone
Vom höchsten Deck des Turms startet in 25 Metern Höhe eine Rutschentypus-Premiere für mich: Cyclone, eine pinke
Looping-Wasserrutsche mit Fallklappen-Start von Whitewater West. Es ist ein extrem mulmiges Gefühl, sich in dieser Höhe mit Blick auf den
Looping und aufs Wellenbad runter auf die im Vergleich mit Wet 'n' Wilds Bomb Bay irgendwie recht filigrane Startfläche drauf zu stellen. Dass man sich dabei an eine mit Wasser berieselte schräge Wand anlehnen muss, hilft irgendwie auch nicht dabei, seinen Gleichgewichtssinn aufrecht zu erhalten.
Sobald die korrekte Speedrutschen-Haltung eingenommen wurde - gekreuzte Beine und verkreuzte Arme über der Brust - schliesst der Bademeister die Klappe. Unfassbar angespannte Sekunden in der chlorgeschwängerten und dumpfen Plastikkonstruktion vergehen - auch nach all den Jahren Thrillseeking ist der hier erlebbare Nervenkitzel immer noch absolut jenseitig!
Urplötzlich wird einem dann der Boden unter den Füssen weggezogen und man schiesst in freiem Fall in die Tiefe. Bald legt man sich druckreich wieder gerade, fitzt über das deutlich an den Schulterblättern spürbare Gitter, welches das Fliesswasser ablaufen lässt und dann geht es von stechendem Nieselregen eingehüllt aufwärts. Viel kriegt man vom eigentlichen schräggestellten
Looping nicht mit - man merkt einfach, dass es aufwärts geht und dass man eine Kurve absolviert - mehr ist durch den dichten Nebel und das pinke Licht gar nicht zu sehen. Durch die nur minimale Berieselung der Rutschfläche kommt einem das Ganze aber unglaublich hart und "roh" vor. Bald rutscht man dann aber an einer Wassereinspeisung vorbei, und durch die zweite Loopinghälfte wieder in Richtung Boden. Wie in vielen Tuberides-Berichten dokumentiert geschieht diese Wasserzufuhr auf Loopingrutschen-Varianten anderer Hersteller oft etwas sehr hart - hier aber war davon praktisch nichts zu spüren. Ich hab das neu zugeleitete Fliesswasser erst recht bemerkt, als ich dann durch die rasante Abwärtskurven-Kombi in Richtung Schlussbecken geflitzt bin. Dieser Abschnitt ist besonders brutal - irgendwie fliegt man nur noch über die verbleibende Strecke und wird unter ständigem Spritzwasserbombardement wild hin- und hergeworfen, bevor man mit Schmackes in die Bremswanne donnert.
Insgesamt eine extrem thrillige und aussergewöhnlich schnelle Rutsche, die ich aber nicht so oft gerutscht bin, da ich den engen Speedröhren-Durchmesser bekanntermassen ja nicht so mag. Trotzdem war es eine coole und kitzlige Premiere, die zu diesen Ferien auf jeden Fall dazugehören musste!
Sky Screamer Extreme
Wir bleiben auf der obersten Turmetage und begeben uns zum ebenfalls auf 25 Metern startenden Freifallrutschen-Paar Sky Screamer Extreme! Früher befanden sich hier zwei rote Kanalrutschen, bei denen man klassisch über eine Kante ins etwa 65-grädige Gefälle geschoben wurde. Inzwischen hat man aber auch hier zwei neue Halbschalen-Spuren mit Fallklappen-Start nachgerüstet - eine gelbe, die offen verläuft, sowie eine geschlossene dunkelblaue. Der Start ist hier trotz etwas gradlinigerer Streckenführung genau gleich nervenzehrend wie bei Cyclone - bei der Aussicht von hier oben mutieren die kribbeligen Augenblicke vor dem Fallengelassen-Werden zu einem unbeschreiblichen Todesangst-Moment. Hier wird per Lautsprecher in der Kapsel aber jeweils ein Countdown eingeleitet, so dass man zumindest kurz vor dem eigentlichen Fall Gewissheit übers eigene Schicksal hat.
Wie auf vielen solchen Rutschen fährt der wenige Sekundenbruchteile andauernde freie Fall richtig deftig ein. Bald fängt einen die sich wieder gerade legende Rutsche dann aber auf, so dass man druckreich in die Gleitwanne gepresst wird und dann von prasselnder Gischt umgeben in die Auslaufzone donnert, wo man dann endlich wieder zum Stillstand kommt. Sofern man die Körperspannung beibehalten kann sehr geniale Speedrutschen mit absolut reibfreier Beschichtung und vergleichsweise sanftem Auffangvorgang. Die offene gelbe Spur bin ich natürlich öfters gerutscht, bei der dunkelblauen Röhre reichte mir eine Pflichtfahrt. Sie bietet aufgrund der naturgegebenen Spritzwasserkonzentration das wesentlich unangenehmere Rutscherlebnis - sowohl fürs Auge wie auch fürs Ohr und vor allem die Nase - bis zum Schluss kriegt man hier kaum Luft.
Nessie's Revenge
Auch von fast zuoberst starten die beiden Kamikaze-Rutschen namens Nessie's Revenge. Älteren Fotos nach waren diese Rutschen früher klassisch beige, bevor sie vor nicht allzu langer Zeit dann im heutigen knalligen Violett angestrichen wurden. Eine Fahrt ist rasch beschrieben: es geht viermal abwärts - zweimal mit kleinem, zweimal mit grossem Höhenunterschied. Bereits auf der zweiten Schussfahrt hebt man so stark ab, dass einem angst und bange wird - und auf der dritten und vierten kann man sich dann endgültig von jeglichem Kontakt mit der Rutsche verabschieden.
Beide Male fliegt man locker gefühlte vier Meter weit und knallt mit einem dumpfen Aufprallgeräusch wieder auf die Gleitfläche zurück. Hier würde ich empfehlen, die Beine
nicht überkreuzt zu haben, da es für die untere Ferse sonst
sehr unangenehm wird beim Landen! Solche Rutschenairtime habe ich zuletzt auf den Speed Slides in Cedar Points Soak City oder auf dem letzten Hügel der Harakiri-Rutsche im Aquasplash Renens erlebt - absolut geil! Diese süchtig machenden Rutschen waren hauptverantwortlich dafür, dass ich auf dem Rückflug keine gescheite Liegeposition mehr gefunden hab - Schulterblätter, Hintern, Rücken und Unterschenkel waren hinterher schon recht mitgenommen.
Blue Bullet
Etwas weniger Fahrten habe ich auf den beiden Röhrenrutschen Blue Bullet getätigt, nämlich genau eine auf jeder Spur.
Hierbei handelt es sich um zwei komplett geschlossene und grob geschätzt je etwa 120 Meter lange Rutschen mit engem Turboröhrendurchmesser. Ursprünglich hatten sie auch einige offene Abschnitte und einen Plumpsauslauf ins Landebecken - laut Wikipedia wurden die beiden Spuren aufs Jahr 2011 hin neu gebaut, dabei jeweils komplett als Röhre ausgeführt und mit flachen Schlusswannen versehen, die direkt übers alte Landebassin drüber gebaut sind. Ich war zudem erstaunt darüber, dass die beiden Rutschbahnen trotz recht intensiver Fahrt als Intermediate Slides klassifiziert sind.
Die vom Start betrachtet linke Spur ist um einiges härter als die rechte: sie beginnt mit einer verwirrenden Kombination aus S-Kurve und Dip in völliger Dunkelheit, mit dem gewonnenen Tempo schiesst man danach tatsächlich recht kugelgleich durch brutal enge Kurven und
Kreisel, allerdings dann meistens in lichtdurchlässigen Abschnitten. Das drückt einige Male doch ziemlich stark und vor lauter Gischt kriegt man kaum noch Luft. Durch die nicht immer glatt verarbeiteten Fugen kam hier ein doch eher krasses und für mich nicht sonderlich angenehmes Rutscherlebnis zustande. Die rechte Spur rutscht sich im Vergleich etwas langsamer, hat keine unangenehmen Zwicksegmente und weist viel weitere Kurven und Spiralen auf, was auch in deutlich weniger abrupten Richtungswechseln resultiert. Im Gegensatz zur Nachbarin ist sie aber von Anfang bis Ende komplett dunkel.
Hier sieht man links noch deutlich das alte Schlussbecken unter der neuen Plattform mit dem Flachwasserauslauf.
Twister & Howler
Kommen wir nun zu den absoluten Highlights im Park, den klassischen Bodyslides Twister und Howler! Ich stelle sie hier zusammen vor, da sie vom Rutscherlebnis her ja eh sowas wie eine Einheit bilden und man sie auch kaum separat fotografieren kann. Twister startet vom obersten Turmdeck und bietet zwei Spuren, Howler beginnt etwas tiefer und hat nur noch eine - Wikipedia zufolge ist die zweite Spur aufgrund einer sehr gefährlichen Kurvenkombination schon seit den 90ern stillgelegt und inzwischen wohl vollständig entfernt worden. Von den Einheimischen werden sie liebevoll "Diarrhea Slides" (Durchfallrutschen) genannt, da die inzwischen halt allesamt schon etwas älteren Rutschen ziemlich abgenutzt und bis auf die braune Grundfläche totgerutscht sind.
Die beiden Twister-Rutschen sind extrem lang und vereinigen sich nach jensten Kurven, Spiralen, Schussfahrten und Tunneln zu einer parallelen Finalschussfahrt - ich würde sie je auf etwa 200 bis 250 Meter Länge schätzen. Seht selbst:
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Die von oben gesehen linke Spur - Slide 1 im Video - ist die deutlich wildere und schaukeligere, da sie im oberen Parallelteil tiefer verläuft und die speedbringenderen Schussfahrten aufweist. Entsprechend pendelt man von Beginn an mit unbeschreiblich krassem Schwung durch all die genialen Richtungswechsel und hebt auf den unzähligen Jumps nur so ab! Oft kommt man ohne grosses Zutun so nah an die Spritzwasserränder, dass einem in dieser Höhe wirklich fast das Herz stehen bleibt! Der weitere Parcours durch all die sensationellen Kurven, Helices und Schussfahrten ist ein brachiales Rutschvergnügen der Extraklasse. Die letzte Kurve ist so eng, dass man die darauffolgende, gut fünf Meter hohe Finalschussfahrt unter Garantie vom einen 90°-Winkel zum anderen auspendelnd absolviert. Eine der genialsten Bodyslides, die ich je gerutscht bin!
Die rechte Spur - Slide 2 im Video - beginnt im Vergleich zur Nachbarin etwas gemächlicher, bietet schon sehr bald aber ebenbürtiges Tempo und gleich krasses Umherschaukeln. Spätestens vor dem Eintritt in die eine Tunnelhelix im oberen Teil schwingt man so derbe an die Seitenränder, dass man fast Angst kriegt, die Röhreneinfahrt nicht zu treffen.
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Howler ist wohl so um die 150 Meter lang und verläuft zum grössten Teil als dunkle Röhre; früher hatten die beiden Spuren einen gemeinsamen Doppel-Dip zum Schluss, heute steht die noch verbleibende Spur dort halt alleine da.
Der erste Teil verläuft zunächst offen, dann folgt der lange, wohl namensgebende und den Hauptteil der Rutsche ausmachende stockdunkle Tunnel. Ein paar kleine Lichtpunkte an der Decke lassen die Richtungswechsel und Flugmomente der hier zahlreich verbauten Kurven und Jumps zwar erahnen, können einen aber trotzdem nicht vor Nasenspülungen bewahren.
Das Röhrenende spuckt die Rutscher rabiat schaukelnd aus und entlässt sie über die coole Doppelschussfahrt schliesslich ins Endbecken.
Adäquate Worte lassen sich für diese Rutschen irgendwie gar nicht finden. An beiden Besuchstagen bin ich auf diesen drei Spuren so oft gerutscht, dass ich irgendwann gar nicht mehr mitgezählt habe. Es werden aber mindestens so an die zehn Fahrten auf jeder der drei gewesen sein. Die jeweils stolze Länge, das unmenschliche Tempo, die airtimereichen Jumps, die begleitende Spritzwasserflut, die herzkasperinduzierenden Höhenlagen, die Stützen, die breiten und bestialisch geile Schaukelorgien ermöglichenden Fahrspuren, die Tunnel und die Plumpsausläufe...! Oh, diese Plumpsausläufe! Man hüpft und schlittert wie ein Steinchen über die Wasseroberfläche! Man sackt mit dem Kopf nach hinten und den Füssen senkrecht nach oben gestreckt in die Tiefe! Oder taucht umgekehrt zuerst mit den Füssen ein und kugelt in einem halben Vorwärtssalto in die Stillstandsposition! Man schwingt so derbe aus, dass man am Schluss zwei Meter weit um 90° gekippt übers Wasser schiesst und schliesslich
seitlich in den Fluten landet! Man schürft und stösst sich die Ellbogen, die Finger, die Schulterblätter, den Hintern, das Gesicht, die Ohren, die Hüften, die Füsse, die Zehen, you name it! Und wenn man versucht, mit ausgestreckten Armen etwas mehr Balance hinzukriegen werden sie zur Quittierung dieses unverschämten Vorhabens so derbe nach hinten gerissen, dass sich danach erst das Blut wieder kribbelnd dort sammeln muss! Mit anderen Worten: total abgefahren!
Eins steht fest: Eleganz beim Landen kann man hier knicken! Komplett!
Aber man muss hier schlicht auch einsehen: genau dieses Blaue-Flecken-Potential ist es ja, was den Charme von oldschooligen Wasserrutschen unter anderem ausmacht - gerade bei solch wunderbaren Exemplaren wie hier gehört das ein Stück weit halt einfach dazu.
Howlers nunmehr einsame Spur am Schlussbecken.
Lustige Geschichte: der
hiesige Thread zur neuen GaleForce-Bahn in Playland's Castaway Cove hat mich
endlich zur Lösung eines mich schon manche Recherche-Session gekostet habenden Rätsels geführt - nämlich desjenigen, wer der Hersteller dieser in den USA und Kanada ja recht oft anzutreffenden und sehr markant gebauten Rutschen ist. Es handelt sich um eine Gesellschaft namens
Surfcoaster Corp., in Cape May Court House NJ beheimatet und heute allem Anschein nach wohl nicht mehr existent. Der ehemalige Präsident, Fred Langford, war offenbar ein Schulkamerad von Will Morey, der den Coasterfreaks wiederum als Gründer und Besitzer von Morey's Piers bekannt ist - und über deren Website habe ich den Hersteller endlich rausbekommen. Weil ich wissen wollte, was für Parks in der Nähe von Playland's Castaway Cove liegen und so überhaupt mal wieder auf die Website von Morey's Piers gelangte.
Mit der Rutschenausstattung der beiden Wasserparks auf den Piers hat die Erfolgsgeschichte von Surfcoaster ihren Anfang genommen - heute finden sich solche Rutschen fast überall auf dem nordamerikanischen Kontinent und stellen für mich persönlich sowas wie das CCI der Wasserrutschenwelt dar - Oldies but Goldies.
Mach 5 im Wet 'n' Wild Orlando, die Body und die ehemaligen Speed Slides in Cedar Points Soak City, der (mitunter leider weichgespülte) Gesamtrutschenpark im auf dieser Reise besuchten
Seven Peaks Waterpark in Salt Lake City, sowie High Extreme und die Speed Slides im Raging Waters San Dimas sind zum Beispiel auch von dieser Machart. Alles grandiose Rutschen, sofern sie wie hier im World Waterpark eben noch nicht kastriert worden sind.
Ebenfalls vom Rutschenturm aus startet die letzte Bodyslide im Verbunde, die gemächliche Familienrutschbahn
Caribbean Cruiser. Sie endet direkt im Kinderbereich Caribbean Cove, wo es eine grosse Wasserspielplatz-Struktur mit vielen kleineren Rutschen und einem umstürzenden Wasserkübel gibt.
Weiterhin gibt es noch die separat hinter dem Wellenbad verlaufende und im Vergleich mit den Monstern am grossen Turm sehr unspektakuläre Reifenrutsche
Sun Runner, die ihren Namen einem Sponsorship-Deal mit einer grossen Tageszeitung verdankt. Bei meiner einzigen Fahrt am ersten Besuchstag standen nur Dreierreifen zur Verfügung, mit denen man aber auch alleine rutschen durfte. Nach zwei grösseren Kurven führt eine recht hohe und leckere Schussfahrt bereits in den Auslaufbereich, wo man dann noch hübsch übers Wasser surft.
Gleich unter dem Sun Runner hätte sich noch eine Crazy-River-mässige Rutschanlage namens
Raging Rapids befunden (rechts im Bild sind die blauen Röhren der Abschluss-Dips zu sehen), die war jedoch an beiden Besuchstagen geschlossen. Ist laut verschiedenen Fansites wohl noch öfters der Fall an eher besucherschwachen Tagen, da sie aufgrund der vielen Zwischenpools nur sehr personalintensiv betrieben werden kann. Und dabei ist sie im Vergleich zu früher eh schon beträchtlich in ihrer Länge und hinsichtlich ihrer Rutschwegvarianten gekürzt worden.
Am Auslauf der Freifallrutschen gibt es hier noch etwas, das ich so auch noch nie gesehen habe: einen mit Wasser gefüllten Hamsterball namens
Hurricane.
Hab ich wegen durchgehend langen Schlangen aber ausgelassen.
Relativ neu ist die Surfanlage Tsumani, welche die zuvor hier befindlichen Schlittenrutschen namens Thunderbolt ersetzt hat. Der Startturm derselben ist nach wie vor vorhanden. Laut Öffnungszeitenplan auf der Website hätte die Surfanlage an meinen beiden Besuchstagen aus Wartungsgründen zugehabt, allerdings war sie am Nachmittag des ersten Tages doch für einen Privatanlass in Betrieb, und ab dem Mittag des zweiten Tags dann auch wieder regulär.
Löblich zu erwähnen ist, dass hier wie in Holiday World Gratis-Softdrinks im Eintrittspreis inkludiert sind, die an Automaten unter dem grossen Rutschenturm gezapft werden können. Ähnlich wie in einem Old Country Buffet kann man sein Getränk per Touchscreen wählen und beliebig mixen.
I'm happy.
Wie ihr euch sicher denken könnt, war ich nach meinem Galaxyland-Besuch mehr als gut aufgehoben hier.
Ich weiss wirklich nicht, wie oft ich die Treppen zu diesen einfach nur endgeilen Wasserrutschen hochgelaufen bin, aber es waren alleine am ersten Tag gefühlt an die hundert Mal. Dank der durch die Gratis-Softdrinks sichergestellten Zuckerzufuhr ging das komplett ohne Lunch oder irgendwelche Festnahrung einfach immer so weiter und weiter - und MANN, war das schnell 19.00 Uhr!
Dann haben sowohl das Galaxyland als auch der World Waterpark für diesen Tag zugemacht. Nach dem Umziehen schlenderte ich zwecks Souvenirjagd noch ein wenig durch die Mall und fand dann im Gegensatz zu den US-Filialen endlich mal ein schönes und bezahlbares Paar Aldo-Schuhe - für die gute Ausbeute muss man also doch mal ins Heimatland dieser Marke.
Hierauf dann wieder heim nach Leduc fahrend malte ich mir aus, was mich nach so einem Rutschmarathon am Folgetag schmerzmässig wohl am meisten plagen würde - bestimmt der Rücken oder dann die Füsse und die Beinmuskeln, aufgrund des andauernden Treppensteigens. Was dann tatsächlich das grösste Gebrechen war, an dem ich noch eine ganze Woche lang zu zehren hatte: Bauchmuskelkater! Ohne Witz! Vom vielen Körperspannungsbeibehalten auf den Speedrutschen und vom Kopfheben in Rückenlage, um zu sehen wo die Rutsche gerade hinführt! Und ziemlich wahrscheinlich auch wegen der lang anhaltenden und oft aufgetretenen Lachflashes.
Der World Waterpark war in jedem Falle Highlight Nr. 2 innerhalb der Mall und mit sehr grossem Abstand einer der geilsten und grossartigsten Wasserparks, in denen ich je war. Dank der grandiosen Auswahl an richtig fantastischen, grenzwertig krassen Bodyslides und der allgemeinen Einzigartigkeit musste sich zum ersten Mal überhaupt mein Stamm-Plauschbad, das Alpamare in Pfäffikon, Sorgen um seine ungeschlagene Top-Platzierung machen.
Allerdings bietet dieses vor allem zur kalten Jahreszeit Zusatzkicks durch die kühle Winterluft, die im World Waterpark so nicht zu finden sind - gerade durch die vielen Aussenbecken und Outdoor-Rutschen sind die beiden Bäder fairerweise aber auch kaum vergleichbar. Ich war jedenfalls immens froh darüber, mir meinen komplett wartezeitenlosen Traumbesuch endlich einmal ermöglicht haben zu können - und gerade zusammen mit dem auch sehr genialen Galaxyland innerhalb derselben Mall ist hier eine Destination entstanden, die ich unbedingt mal wieder ansteuern möchte. Vielleicht sogar auf der Rückreise nach einem winterlichen Kalifornienbesuch oder so.
Völlig kaputt holte ich mir auf dem Rückweg ins Hotel dann eine schmackhafte Pizza bei Pizza-Hut und schlief komplett gerädert von diesem eindruckreichen Wahnsinnstag dann auch schon bald ein. Tags darauf frühstückte ich die letzten Vorräte weg, packte ein letztes Mal effizient, checkte aus und machte mich erneut auf den Weg zur Mall. Nach letzten Shoppingrunden, Mindbender-Fahrten im Galaxyland, Wiederholungsrutschpartien und muskelberuhigenden Whirlpool-Sessions im World Waterpark verabschiedete ich mich von der grandiosen West Edmonton Mall, besuchte noch rasch einen Waschsalon um die Schwimmsachen einigermassen trocken zu tumblern, schnappte mir als späten Abschiedslunch bei Olive Garden noch ein unfassbar leckeres Sandwich mit Brotstangen-Buns (!) und machte mich dann auch schon bald wieder zum Flughafen auf, wo ich noch tankte und den liebgewonnenen Kia zurückgeben musste.
Nach dem Einchecken um etwa 17.00 Uhr ging es fix durch die Sicherheitskontrolle und wenig später sass ich dann bereits vor meinem Gate, von wo aus mich Icelandair dann auch schon bald nach Reykjavík und wieder ganz heim in die Schweiz bringen sollte.
Ob sich der insgesamt ja nicht gerade billige und immerhin zwei Reisetage fressende Zweitabstecher nach Kanada und in die West Edmonton Mall gelohnt hat? Und wie. Aber sowas von. Wie erwähnt sind drei meiner liebsten Hobbies hier so kongenial unter einem Dach vereint, dass der diesjährigen Wahnsinnsreise wirklich etwas gefehlt hätte, wenn ich es nicht so geplant und gemacht hätte. Alleine schon für Mindbender und das wirklich skurrile Galaxyland hat sich die weite und aufwändige Anreise schon gelohnt - und die unbeschreiblich spassigen Rutschen im World Waterpark waren dann echt noch das Sahnehäubchen. Ganz zu schweigen vom einfach bloss überwältigenden Gesamteindruck der Mall. Jetzt kann ich wirklich zufrieden sterben.
Das Wetter kündigt das bevorstehende Unheil an.
Leider muss an dieser Stelle jetzt die mühsame Rückreise-Story folgen: In Edmonton hatte unser Flug mit Icelandair 50 Minuten Verspätung, weil gemäss Durchsage die Windrichtung so geändert hat, dass wir zwecks sicherem Abheben die ganze Flughafenlänge abfahren und von der anderen Pistenseite her starten mussten. Leider entsprachen diese 50 Minuten exakt meiner Umsteigezeit am frühen Morgen des darauffolgenden Tages in Island. Obwohl die Flight Attendants für diesen und etwa zwölf andere knappe Anschlussflüge vorausfunken liessen, haben in Reykjavík nur drei davon abgewartet, so dass ich und ein anderer in der selben Reihe sitzender Schweizer vor Ort dann nur noch unserem bereits startenden Anschlussflug hinterhersehen konnten. Lange hätten sie wirklich nicht auf uns warten müssen: um 06.25 Uhr Ortszeit wäre dieser Flug offiziell gestartet, genau dann sind wir auch ins Terminal reinmarschiert.
Nun gut, kanns geben und hätte wohl auch vom Gepäcktransfer her gesehen nicht gut funktioniert; aber da ich am nächsten Tag dann wieder zur Arbeit hätte erscheinen sollen war ich mit der mir angeblich gründlich und lange zusammengesuchten Anschlusslösung am Umbuchungsschalter nicht wirklich zufrieden. Nach fünfeinhalb Stunden Layover in Island sollte es weiter nach Kopenhagen und von da zweieinhalb Stunden später mit Swiss nach Hause gehen. Endgültige Ankunftszeit: 22.00 statt 13.00 Uhr. Ich hielt es doch für sehr unwahrscheinlich, dass
das an einem Flughafen wie dem von Reykjavík mit einer ganzen Vielzahl von Flugverbindungen nach ganz Europa wirklich die Optimallösung darstellen soll. Zwischen den Zeilen wurde mir zu verstehen gegeben, dass das die einzige Variante ist, wo ich nicht draufzahlen müsste. Da war schlicht nichts zu machen. So schluckte ich halt diese Kröte, suchte mir ein Kreditkartentelefon, um den morgigen Arbeitsbeginn nach hinten zu verschieben und versuchte dann den Essensvoucher im Food Court einzulösen. Im Gegensatz zu dem vom mit mir umgebuchten Schweizer waren bei meinem Gutschein drei spezifische Lokale angegeben, wo man diesen einlösen kann - und die boten nur für diese Uhrzeit Ungeniessbares oder nicht Bestellbares feil. Die Diskussion mit einer Erdbeeren und Bananen schneidenden, mir jedoch kein Erdbeer-Banenen-Frühstücks-Smoothie anbieten könnenden jungen Dame war dann echt zuviel. Keine Ahnung, ob das einfach an der Sprachbarriere gelegen hat ("We don't have any shakes!", beteuerte sie direkt vor der Shake-Menütafel stehend immer wieder und konnte mir auch nicht auf die Frage antworten, ob das einfach nur jetzt oder allgemein so wäre), aber irgendwann hatte ich einfach genug, zerriss den Gutschein vor ihren Augen, schmiss die Fetzen auf die Theke und zog mich schmollend in eine Ecke zurück, wo ich Winco-Knabberreste verputzte und per Whatsapp den Daheimgebliebenen mein Leid klagte. Wenn ich diesen Satz jetzt so lese, muss ich zwar lachen, aber das war in persona und vor Ort alles andere als lustig, glaubt mir.
Leider überhaupt kein schöner Abschluss einer so genialen Reise, aber schliesslich erreichte ich nach stundenlangem Schlafen und Herumlungern auf skandinavischen Flughäfen sowie zwei weiteren Flügen kümmerlich, kaputt und komplett gerädert mit den planmässigen neun Stunden Verspätung doch noch die Heimat. Und an dieser Stelle finden wir nun also langsam zum Ende der diesjährigen Berichtserie zur Pacific Pilgrimage 2015.
(Ja, ist ein Rohfassungs-Screenshot und entspricht nicht vollständig der tatsächlich gemeisterten Routenführung, ist aber der letzte, den ich noch mit dem alten Google Maps machen konnte, das mehr als zehn Tripstationen darzustellen erlaubte.
)
Die Kennzahlen in diesem Jahr: insgesamt 3400 Meilen Fahrstrecke mit unfreiwillig drei Mietwagen, zwei grössere Pannen, sechs US-Bundesstaaten, zwei kanadische Provinzen, geplante fünf und tatsächlich sechs Flüge, drei grosse und viele kleinere Stadtbesichtigungen, 13 Übernachtungen auf amerikanischem und sechs auf kanadischem Boden in gesamthaft 15 verschiedenen Hotels, acht Freizeit- und drei Wasserparks, drei grosse Nationalparks, zwei davon unabhängige Wanderungen, vier Zeitzonensprünge, zwei grundverschiedene Messsysteme, zwei Währungen, zwei Sprachen gar, alle nur erdenklichen Wetterlagen, Ziele zwischen 0 und 3100 Höhenmeter über Meer... Und wie jedes Mal: eine gefühlt mindestens neunstellige Anzahl an neuen Eindrücken und Erfahrungen, unwiederbringliche Erlebnisse und Abenteuer, hunderte Kilometer einsame und wunderschöne Horizonts- und Roadtrip-Vistas, Wasser, Wälder, Flur und Vegetation in allen nur vorstellbaren Variationen, traumhafte Landschaften aller Klima- und Geografieklassen, unbeschreiblich schöne Naturwunder, kulinarische Neuentdeckungen, lustige Ortsnamen, hundert neue Vokabeln der englischen und französischen Umgangssprache... Und unterm Strich nicht einmal 30 neue Achterbahn-Counts.
Aber darum ging es hier in erster Linie ja auch gar nicht. Landschaftlich war diese neben dem Westcoast-Trip '99 auf jeden Fall die eindrücklichste und abwechslungsreichste meiner bisherigen USA-Reisen. Es hätten alle angesteuerten Stationen irgendwie unzugänglich oder geschlossen sein können - diese Reise hat sich schon alleine aufgrund der unterwegs durchquerten Landschaftsvielfalt voll und ganz gelohnt. Und doch bin ich froh, dass ich doch so
einiges am Rande mitnehmen konnte, das mir auf ewig freudig im Gedächtnis bleiben wird. Ich hätte die vordergründig zwar als Coastertour daherkommende, schlussendlich aber komplett zum Abenteuer-Roadtrip mutierte Pacific Pilgrimage 2015 auf keinen Fall irgendwie anders erleben wollen. Abgesehen von den Auto-Zwischenfällen, der fehlenden Kollegenbegleitung, den noch geschlossenen potentiellen Highlights in Salt Lake City und der Heimreise vielleicht.
Im Nachhinein ist man immer schlauer. Das trifft auf diesen Trip wohl wie auf keinen anderen zuvor erlebten zu. Und klingt als Schlusswort doch eigentlich auch ganz passabel. Ich liefere nun noch die obligatorische Berichtübersicht, Links mit Asterisk dahinter markieren ein Review im Tagesschau-Forum:
Elitch Gardens
Lakeside Amusement Park
Water World Colorado
Glenwood Caverns Adventure Park
Black Canyon*
Dead Horse Point State Park*
Arches National Park*
Seven Peaks Salt Lake City
Lagoon Amusement Park
Yellowstone National Park*
Silverwood Theme Park
Banff National Park*
Vancouver*
Playland Vancouver
Wild Waves Theme Park
Und ich schliesse die Berichterstattung nun wirklich endgültig mit den bewährten Worten: bye-bye and thanks for havin' me.
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."