Die ersten fünf Tage dieser Tour hatten wir also in fünf verschiedenen Bundesstaaten verbracht. Aus Pennsylvania kamen wir nun aber nicht mehr so schnell heraus. Zum Glück, denn dort haben sich einige große und bekannte Parks niedergelassen. So befindet sich keine zwei Stunden vom Dorney Park entfernt einer der Parks, auf die ich mich im Vorfeld besonders gefreut hatte. Denn trotz der Lage mitten in der Pampa dürfte es kaum einen Achterbahnfan geben, der noch nie etwas von Knoebels gehört hat.
Schon gegen halb zehn in der Früh erreichten wir den Parkplatz und wurden mit dem Bus quasi in die hinterste Ecke desselben geführt. Bald darauf wurden wir auch hier wieder von Mitarbeitern des Parks in Empfang genommen und bekamen diverse Zettelchen in die Hand gedrückt. Neben dem Parkplan einen Zettel, den wir später gegen das Wristband tauschen mussten, einen für das auch hier inkludierte Mittagessen und ein Ticket für die normalerweise extra kostende Geisterbahn legte man auch noch obendrauf. Dennoch war Knoebels laut Dirk einer der teuersten Parks der Tour.
Und dann geleitete man uns einmal quer durch den Park. Vorbei an der neuen Achterbahn Impulse, dem Schwimmbad, das mehr oder weniger den Ursprung des Parks bildet, und vorbei an so manch altertümlicher Attraktion. Unterwegs trafen wir auch auf Dick Knoebel, einen der Besitzer des Parks, der uns kurz grüßte und uns einen schönen Tag wünschte. Angesichts der anstehenden ERT war dieser Wunsch auch verdammt schnell Realität...
Denn fast eine halbe Stunde sollten wir auf der ältesten Achterbahn in Knoebels verbringen dürfen.
Der 24 Meter hohe Phoenix wurde 1985 eröffnet und trägt seinen Namen wahrlich zurecht.
Denn ursprünglich stand dieser Woody im Playland Park (nein, nicht in dem von uns besuchten in New York, sondern in San Antonio, Texas). Im Jahr 1947 von Herb Schmeck konstruiert und von PTC gebaut, erfreute die Bahn dort als "The Rocket" die Besucher. Allerdings musste der Park 1980 seine Tore schließen. Nach vier Jahren Stillstand kaufte Knoebels schließlich die Bahn und ließ sie Balken für Balken umsetzen. So erwachte sie also wie der Phoenix aus der Asche.
Nachzulesen auch auf dieser Tafel am Eingang.
Auch der letzte Satz ist interessant. Denn die Bahn wirkt von außen völlig unscheinbar, fast schon ein wenig langweilig. Dennoch war sie beim bekannten Coaster Poll von Mitch Hawker (fast) ausschließlich in den Top Ten zu finden. Nur 1998, 2000 und 2001 verpasste sie diese jeweils ganz knapp. Dafür schaffte sie mit Platz 3 im Jahr 2004 ihr (bisher) bestes Ergebnis. Das galt es nun also zu überprüfen.
Erster Pluspunkt: Die Züge. Auch wenn nur einer davon im Einsatz war.
Nicht erst seit dem Vorfall auf dem New Texas Giant sind zusätzliche Gurte auf vielen Bahnen zu finden. In erster Linie verzögern die aber nur die Abfertigung. Aber Knoebels hat sich die Vorschriften ganz genau angesehen... und keine Passage gefunden, die besagt, dass dieser Gurt über dem Sitz verlaufen muss. Also hat man sie pflichtgemäß eingebaut, lässt sie aber unter der Sitzfläche verlaufen. Zur Sicherung der Fahrgäste verbleibt damit einzig und alleine der Klappbügel in Brusthöhe.
So zumindest die Version, die uns Dirk erzählte. Leider habe ich auf die Schnelle nichts gefunden, womit sich diese Geschichte belegen ließe.
Aus der Station heraus folgt zunächst ein dunkler Tunnel.
Zwei 180°-Rechtskurven und dazwischen eine kurze Gerade, sodass der Lift direkt neben der Station startet. Perfekt zum Abklatschen. Oben angekommen geht es dann einmal in die Tiefe und sofort wieder hinauf zu einer Wendekurve. Dabei gibt es - je nach Position im Zug - schon leichte bis überraschende
Airtime. Auf der Geraden zur nächsten Wendekurve hat man zwei recht flache Airtimehügel untergebracht, die ihrem Namen mehr als nur gerecht werden. Der Rückweg ist dann mit einem Hügel bestehend aus Double-Up und direkt anschließendem Double-Down gespickt. Ein letztes Mal geht es mit lateralem Druck um die Kurve, dann folgt das Finale Furioso mit gleich vier Mini-Hügelchen auf dem Weg zur Schlussbremse. Und dann weiß man, wieso Phoenix so beliebt ist.
Denn die zahlreichen Airtimehügel sorgen in Verbindung mit den nicht vorhandenen Gurten dafür, dass man mehrfach quasi im Wagen steht. Bei der ersten Fahrt ist das wirklich ein verdammt geiles Gefühl, weil man das in dieser Form einfach nicht erwartet und die
Airtime teils auch an unerwarteten Stellen abrupt einsetzt. Da wird auch schnell klar, warum Phoenix gerne mal als Wooden StandUp Coaster bezeichnet wird. Wobei Wooden
Flying Coaster eigentlich auch nicht verkehrt wäre.
Mir persönlich gefallen die vorderen Reihen am besten, weil man dort bei der Auffahrt in die Wendekurven regelrecht aus dem Sitz katapultiert wird. Man muss aber ein bisschen aufpassen, weil man durch die direkt folgende Kurve schnell mal die Haltung verliert bzw. auf dem Sitztrenner landet. In der zweiten oder dritten Reihe eines jeden Wagens gibt es aber einen kleinen Schlitz vorne, wo ich meine Füße einklemmen konnte (also nicht direkt einklemmen, aber so blieben sie eben an Ort und Stelle). So hatte ich immer die richtige Position zum Aufstehen und konnte anschließend auch wieder in dieser Position landen. Anders hatte ich den Eindruck, nicht jede
Airtime entsprechend "nutzen" zu können.
Die Auffahrten in die Kurven sorgen besonders vorne für Standing Ovations.
Auch bei Double-Up und Double-Down hält den geneigten Coasterfan nicht mehr viel auf seinem Sitz.
Bei der Person in der zweiten (sichtbaren) Reihe kann man die Airtime zumindest erahnen.
Und weil die Bahn schwer einsehbar ist, gibt es noch ein nettes Modell.
Mir läuft jetzt noch das Wasser im Munde zusammen, wenn ich an diese Bahn zurückdenke.
Selbstverständlich durften wir auch hier auf der Ausstiegsseite warten und freie Plätze auffüllen. Der Weg einmal außen herum war aber sehr kurz, sodass ich ihn mehrmals doch nutzte, um auch wirklich einen Platz sicher zu haben. So kamen doch einige Runden in den verschiedensten Reihen zusammen.
Doch damit nicht genug. Denn der Park hat noch einen zweiten, etwas größeren Woody, auf dem wir gleich im Anschluss die nächste halbe Stunde verbringen durften.
Einen alten PTC-Wagen hat man zum Elektromobil umgebaut. Leider konnten da nur fünf von uns mitfahren...
Ganz so weit war unser nächstes Ziel aber zum Glück nicht entfernt.
Der 1999 eröffnete Twister.
Gebaut hat Knoebels diese Bahn selbst. Allerdings hatte man auch hier die Rettung eines alten Klassikers in Betracht gezogen. Denn das Vorbild, der 1964 eröffnete Mr. Twister in Elitch Gardens wurde 1994 mit dem Umzug des Parks stillgelegt. Am neuen Standort wurde stattdessen der neue Twister II eröffnet. Ebenfalls nach dem Vorbild des Originals, aber mit deutlichen Änderungen am Layout. Genaueres dazu lest ihr aber am besten in
Lacronts Bericht zu den Elitch Gardens nach.
Leider hatte man in Knoebels nicht genügend Platz für den originalen Mr. Twister, sodass die Bahn schließlich mit den Resten des alten Parks dem Erdboden gleichgemacht wurde. In Pennsylvania nutzte man laut rcdb aber immerhin die Pläne des originalen Mr. Twister und ließ sie von John Fetterman an die Gegebenheiten des Parks anpassen. Zumindest der erste Teil der Fahrt ist dabei recht nah am Original, im zweiten Teil ist man aber doch ein wenig davon abgewichen. So ist der Nachbau in Knoebels auch ein gutes Stück länger.
Interessant ist zunächst vor allem der zweigeteilte Lifthill.
Aus der gebogenen Station heraus führt eine schon auf die bevorstehenden lateralen Kräfte einstimmende Kurvenkombination direkt auf den ersten Lift. Etwa auf halber Höhe geht es dann wieder ein Stück bergab und dabei zunächst nach links und dann in einer langen Kurve nach rechts - wobei man schonmal Freundschaft mit dem Seitenpolster des Wagens schließen kann. Und dann schießt man auch schon auf den zweiten Teil des Lifts, der sich in entgegengesetzter Richtung direkt über dem ersten befindet. Oben angekommen vollführt man eine weitere solche Kurvenkombination, ehe man über eine kleine Kuppe in den
First Drop gezogen wird. Auch wenn es hier ebenfalls keine Gurte gibt, bleibt die
Airtime dabei leider ein wenig auf der Strecke. Auf der anderen Seite folgt eine wiederum kräftig zur Seite ziehende Wendekurve und ein weiterer Sturz in die Tiefe.
Tja, und dann ist da diese doppelte Helix, die quasi einmal um die darüber verlaufende Station herumführt.
Von außen betrachtet definitiv das Highlight der Bahn.
Hier kann man nämlich schön die Stimmung im Zug einfangen.
Es folgt ein airtimeloser Hügel, eine zweite Wende unter der ersten und nach einem leicht gekurvten Hügelchen eine Rechtskurve durch einen Betontunnel. Und da rattert der Zug verdammt laut hindurch. Beim ersten Mal habe ich mich fast schon ein bisschen erschreckt. Wieder am Tageslicht durchfährt man noch eine kleine Senke - eigentlich die einzige Stelle, an der man wirklich mal
Airtime spürt - ehe man sanft von der Schlussbremse gestoppt wird.
Das gekurvte Hügelchen, das in den Tunnel führt.
Unterhalb der Bahn verläuft eine der beiden Parkeisenbahnen.
Bei Twister ist der Weg einmal außen herum im Gegensatz zu Phoenix ziemlich weit. So füllten wir auch hier wieder von der Ausstiegsseite den Zug auf. Das Layout ist vor allem auf laterale
G-Kräfte ausgelegt und insgesamt natürlich etwas intensiver als Phoenix. So gab es einige, die nur wenige Fahrten absolvierten und danach auf der Rampe einige Bilder der vorbeirasenden Onrider zu schießen. Nicht zuletzt dank der deutlich längeren Fahrzeit wurden es aber auch bei mir nicht ganz so viele Fahrten wie bei Phoenix.
Tja, und dann war der offizielle Teil erstmal vorbei...
Twister ist durchaus ein beachtlicher Woody. Die Fahrt ist recht wild und macht dem Namen alle Ehre. Aber gegen Phoenix kommt dieses Schätzchen leider nicht an.
Nach den beiden ERTs führte man uns zu den Kassen, wo wir unsere Tickets nun gegen ein Wristband eintauschen mussten. Denn Knoebels ist laut eigener Aussage der größte amerikanische Freizeitpark ohne Eintritt. Dafür kostet jede Attraktion einzeln. Und selbst mit Wristband ist nicht alles inklusive. So gibt es ein zwei verschiedene Wristbands, eines bei dem die Holzachterbahnen inklusive sind, und eines, bei dem sie das nicht sind (wir hatten selbstverständlich ersteres). In jedem Falle extra kosten aber die Geisterbahn und natürlich auch das Schwimmbad. Knoebels weiß eben, wie man Geld verdient...
Aber verdammt, es lohnt sich halt auch einfach.
Der Roaring Creek durchzieht den Park nicht nur, er ist so gesehen auch seine Quelle.
Denn rund um eine von ihm gespeiste Badestelle gab es schon in den frühen 20er Jahren einige Picknickplätze. 1926 eröffnete Henry Knoebel dort ein Restaurant, ein Karussell und ein paar Spiele. Außerdem baute er einen richtigen Pool anstelle der Badestelle. Und im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus dann eben dieser einmalige Freizeitpark.
Genau den galt es nun also zu erkunden. Dazu schloss ich mich dieses Mal endlich der "New-York-Gruppe" (sprich alle, die im Anschluss an die Tour noch gemeinsam NYC unsicher machen wollten) an. Also alron, benbender, mico, Maliboy und naehlen (und bayernkurve, wobei der in New York mit seiner Frau ein separates Programm hatte). So konnten nebenbei auch noch ein paar organisatorische Dinge geklärt werden.
Der neue Zierer steht direkt am Eingang und war damit gleich zur Parköffnung sehr gut besucht.
Stattdessen also lieber zum Kiddie-Coaster aus dem Hause E&F Miler.
Für eine Kinderachterbahn nicht schlecht, sogar mit ein wenig Airtime.
Allerdings verzichtete der ein oder andere aus unserer Gruppe trotzdem auf diesen Count.
Auf keinen Fall auslassen sollte man aber "Satellite". Ein inzwischen sehr seltener Roll-O-Plane.
Sieht auf den ersten Blick aus wie ein kleiner Propeller. Allerdings drehen sich die Gondeln beim Rauf- bzw. Runterfahren, sodass man niemals überkopf fährt. Wenn man aber in dieser engen Kapsel sitzend und nur von einer dünnen Stange gehalten Gesicht voraus gen Erdboden blickt, ist das schon ein recht einmaliges Fahrgefühl. Ich hatte jedenfalls meine liebe Mühe damit, mich auf den Sitz zu halten. Die Beine drückte ich gegen die Wand und mit den Händen stützte ich mich am Gitter vor meinem Kopf ab. Schien eigentlich ganz gut zu funktionieren.
Aber dann wird das ganze Ding gekippt, sodass sich die Drehung von der Vertikalen in die Horizontale verlegt.
Die Gondeln selbst drehen dabei weiterhin nach links und rechts. So fährt man mal passend "in die Kurve gelegt", aber im nächsten Moment dann eben nach außen hängend. Spätestens da wird klar, wieso empfohlen wird, das Kleingeld nicht lose in der Hosentasche mitzunehmen. Ein wirklich spaßiges Fahrgeschäft, das zudem noch Seltenheits- und Altertumsbonus bekommt. Hoffentlich bleibt dieses Ding noch lange erhalten.
Direkt neben Impulse führt der Sessellift über die Zufahrtsstraße den Berg hinauf.
Nachdem Dirk und Markus im Bus schon von dem Funhouse dort oben geschwärmt hatten, wollten wir uns diese Perle des Parks nun einmal genauer ansehen. Wir fuhren also nach oben und sahen... nichts! Tatsächlich ist das Funhouse sehr gut versteckt, von außen kann man es quasi überhaupt nicht einsehen. Daher gibt es leider auch keinerlei Bilder davon. Ansonsten ist es eigentlich nichts wirklich weltbewegendes, aber es gibt einen Effekt, der uns alle (fast) vom Sessel gehauen hätte. Wir haben uns jedenfalls alle köstlich amüsiert. Vielen Dank an Dirk und Markus für den Tipp und auch an alle anderen, dass sie bis zum Schluss (und sogar hier im Forum) nichts verraten haben - und damit sogar die Skeptiker zu einem Besuch überreden konnten.
Ich glaub, die Leiter war auch mal ein Teil des Funhouse.
Pflichtbesuch erfüllt, nun geht es wieder bergab.
Inklusive netter Aussicht auf den Park.
Nicht zuletzt dank der Farbwahl sticht Impulse dabei besonders heraus.
Phoenix versteckt sich dagegen ziemlich im Gehölz.
Die Gegend ist so verschlafen, da kann man den Rasenmäher wohl auch mal draußen stehen lassen...
Sie wissen noch nicht, was auf sie zukommen wird.
Gegenüber von Kozmo's Kurves wurde gerade ein neues Dach für was auch immer zusammengezimmert.
Weiter zum nächsten Highlight. Denn auch Knoebels hat selbstverständlich einen Flying Scooter.
Aber natürlich nicht so ein modernes Standard-Ding von Larson, wie sie in den letzten Jahren in vielen Cedar Fair (und anderen) Parks gebaut wurden. Nein, dieser Flyer sieht eher aus wie eine Eigenproduktion. Und das liegt nicht zuletzt am vermeintlichen Trecker-Motor, der das Ding antreibt. Tatsächlich wurde die Anlage aber vom originalen Hersteller Bisch-Rocco gebaut (sagt zumindest Wikipedia), nur das "Wann" ist leider nicht bekannt. Es handelt sich aber wohl immerhin um einen der am schnellsten drehenden Flyer. Und man kann in der Tat sehr weit ausschwingen. Ich sah mich schon mehrfach in einem der danebenstehenden Bäume hängen, aber der Abstand reichte letztlich doch immer aus.
Der Free Fall StratosFear ist mit 45 Metern die höchste Attraktion in Knoebels. Wir ließen ihn dennoch aus.
Denn diese ungewöhnliche Konstruktion direkt daneben zog uns eher in ihren Bann.
Die einzige Bobbahn der Welt komplett aus Holz. Nach ewiger Bau- und Testphase seit Ende 2013 endlich für Besucher freigegeben.
Leider waren wir nicht die einzigen, die sich auf eine Fahrt mit den Flying Turns freuten...
Und dieses böse Schild hatte sogar Recht, die Wartezeit betrug ziemlich genau eine halbe Stunde und war damit die längste des gesamten Tages. Immerhin führt der Wartebereich einmal zwischen der Bahn hindurch, sodass man die vorbeirasenden Züge bewundern kann. Also besser gesagt könnte. Wenn man sie denn sehen würde. Denn durch die Holzwannen kann man halt nicht hindurchsehen. Es gibt nur eine Kurve am Boden, wo man die Züge aus dem Wartebereich durch den Stützenwald kurz erspähen kann. Ansonsten hört man sie halt nur. Hat aber auch was.
Das ist eine dieser Kurven.
Und da hab ich sogar fast einen Zug erwischt...
Die Bahn ist noch kompakter als ich gedacht hatte. Insbesondere was die Grundfläche angeht.
Natürlich haben auch die Flying Turns ein Vorbild aus längst vergangenen Zeiten.
Der erste der drei Lifthills. Gleich haben wir es geschafft.
Obwohl die Flying Turns von der Idee her aus den 20er-Jahren stammen, könnte die Technik wohl nicht moderner sein. Wie beim Twister passte John Fetterman auch hier die alten Pläne an die Gegebenheiten des Parks an. Allerdings wurden die Züge im Verlauf der Tests immer schwerer, sodass die Bahn sehr anfällig auf sämtliche äußeren Einflüsse reagiert. Die im täglichen Betrieb wichtigste ist dabei das Gewicht der Mitfahrer, das eine bestimmte Grenze nicht überschreiten darf. Ansonsten wird die Bahn zu schnell.
Um das zu verhindern hat man eine sehr aufwändige Abfertigungsmethode entwickelt.
Zunächst werden jeweils maximal 2 Gäste auf die drei Wartepositionen verteilt. Dabei schätzen die Ride-Ops schon so gut wie möglich das Gewicht, denn auch die Verteilung im Zug muss passen (der schwerste Wagen sollte der hinterste sein). Anschließend geht es vor zu den "Gates", wo jeweils eine Waage in den Boden eingelassen ist. Taschen ablegen (die kommen ja nicht mit), und dann schlägt die Stunde der Wahrheit. Natürlich gibt die Waage kein exaktes Gewicht aus, sie gibt nur eine Rückmeldung, ob alles passt, oder ob etwas geändert werden muss. So würde ein Bildschirm am Gate die Wartenden beispielsweise auffordern, das Gate zu wechseln, wenn die Gewichtsverteilung nicht stimmt. Die Mitarbeiter haben aber ein sehr gutes Auge, ich konnte das nicht ein einziges Mal beobachten. Obwohl die Blicke bei alron und Maliboy in einem Wagen schon arg skeptisch waren. Sie schienen aber geradeso unterhalb der 180kg-Grenze zu bleiben.
Wenn dann alles passt, geht es schließlich vor in den "Käfig". Dort muss man dann nur noch auf den nächsten Zug warten und schon kann es losgehen. Klingt kompliziert, funktioniert aber tadellos und ist wirklich effizient.
bayernkurve und ich durften gleich im ersten Wagen Platz nehmen. Der gruppenjüngste auf dem Schoß des gruppenältesten in der Frontrow. Schnell den Gurt über uns beide gespannt, und dann geht es auch schon den ersten Lifthill hinauf. Es folgt eine erste, noch recht gemütliche Abwärtshelix, bevor man auch schon den eigentlichen Lifthill erklimmt. In etwa 15 Metern Höhe geht die Fahrt dann erst richtig los. Im Slalom windet sich der Zug nun trotz moderatem Gefälle rasant in die Tiefe. Einmal hin, wieder zurück und dann nochmal auf dem Fußabdruck des ersten hin. Noch ein kurzer Schlenker außerhalb der übrigen Holzkonstruktion, und dann ist auch schon die Schlussbremse erreicht. Auf dem Weg zurück zur Station auf der anderen Seite der Anlage folgt dann noch der kleine Lifthill Nummer drei.
Ein wirklich sehr kurzes Vergnügen. Aber es lohnt sich. Das Fahrgefühl ist einmalig. Man gleitet unglaublich sanft durch die Holzwanne, schwingt dabei aber in den Kurven erstaunlich weit aus. Besonders im Slalom-Teil wird man also ziemlich hin- und hergeworfen. Ist schwer zu beschreiben, man muss es einfach mal selbst erlebt haben. Leider blieb es wegen den Wartezeiten bei dieser einen Fahrt.
Und beeindruckend ist die Konstruktion so oder so.
Gleich im Anschluss mussten wir dann auch schon zum Mittagessen. Ein paar Minuten kamen wir nämlich eh schon zu spät. Machte aber nix, es war schließlich für jeden genug da. Gegen Abgabe des anfangs bekommenen Zettelchens durften wir uns also einmal anstellen und bekamen den Teller von den netten Mitarbeitern gefüllt. Und zwar ausnahmsweise mal nicht mit Hamburgern und Co.! Stattdessen gab es eine Art Kassler (schmeckte jedenfalls so), ein halbes Hähnchen und dazu Backed Beans und Püree (oder bilde ich mir letzteres jetzt ein, bin mir nicht mehr ganz sicher?). Also quasi nahezu deutsche Hausmannskost. Mit sehr großem Abstand das beste Essen auf der gesamten Tour. Ein leckeres Eis gab es auch noch obendrauf. Nur die Getränkeauswahl ist etwas bescheidener. Dirk hatte die Pepsi daher schon im Vorfeld extra bestellt (und bezahlt). War nur leider zu wenig...
Gegen Ende kam dann noch ein Mitarbeiter (oder war es sogar ein anderer der Besitzer?) zu uns und erzählte uns etwas über die Geschichte des Parks. Oder versuchte es zumindest. Er sprach leider relativ leise, sodass wir etwas weiter weg sitzend eigentlich nichts verstanden. Wirklich schade, ich höre mir sowas ja grundsätzlich gerne an (besonders im Hinblick auf meine Berichte
), aber ohne roten Faden war ich schnell draußen und widmete mich lieber dem Essen.
Wo ich dann wieder voll dabei war, war die anschließende Backstage-Führung bei den Flying Turns. Da die Bahn aber mitten im Park steht, wusste der Rest meiner Gruppe nicht so recht, was man uns da noch zeigen wollte, und ging daher andere Wege.
Gemeinsam mit Beth (einigen sicherlich bekannt aus Monster Rides USA ) ging es zunächst zum Wartungsbereich.
Dort wurden zwei der vier Züge auf die nächsten Tage vorbereitet.
Für uns die Gelegenheit, die extrem aufwändigen Fahrwerke einmal aus nächster Nähe zu betrachten.
Ron erklärte uns schließlich, was dahinter steckte. Der wollte gar nicht mehr aufhören, selbst als Beth drängelte.
Das gesamte Fahrwerk ist demnach modular aufgebaut. Man kann es sorum einbauen, oder andersrum. Was auf der linken Seite montiert ist, kann auch auf der rechten Seite montiert werden und umgekehrt. Das macht die ganze Spezialanfertigung letztlich wieder etwas billiger, weil man die einzelnen Teile in höheren Stückzahlen braucht und weil man eben relativ schnell ein Teil austauschen kann.
Eigentlich war er gerade dabei, bei dem einen Zug das Öl in den Rädern zu wechseln. Denn je nach Temperatur muss ein anderes Öl verwendet werden. Sonst würde die Bahn entweder zu schnell werden, oder die Str Secke nicht schaffen. Und weil in den nächsten Tagen ein weiterer Anstieg der Temperaturen erwartet wurde, musste er nun jedes Rad einzeln ausblasen und mit neuem Öl befüllen.
Und das sind einige Räder...
Tacho, Höhenmesser und Co. sind aber leider nur aufgeklebt.
Geplant waren ursprünglich mal 5 Wagen pro Zug. Allerdings sind die aktuellen Wagen wie gesagt auch deutlich schwerer als ursprünglich geplant. So hat man sehr lange alle möglichen Varianten getestet. Von Einzelwagen bis hin zu den angedachten fünfgliedrigen Zügen (ein weiterer Vorteil des modularen Fahrwerks). Letztlich kam man eben zu dem Schluss, dass drei Wagen das Optimum aus Fahrkomfort, Sicherheit und Kapazität darstellen.
Aber nicht nur die Neuntwicklung und ständige Modifikation der Züge hatte die Eröffnung so lange hinausgezögert. Auch die Strecke musste bereits einmal komplett erneuert werden. Man hatte schlicht das falsche Holz genutzt, denn die Wanne gab damit zu leicht nach. Also musste die gesamte Wanne mit härterem Holz vollkommen neu gebaut werden.
Das alte Holz hat man für diverse Durchgänge unter der Bahn recycelt.
Das Transfergleis - und nur dieses - hat übrigens GCI gebaut.
Es ist einfach Wahnsinn, wie viel Aufwand dieser vergleichsweise kleine Park für die Flying Turns betreibt. Jeder "normale" Park hätte die Bahn längst als unwirtschaftlich eingestuft und abgerissen. Wobei man zugeben muss, dass auch kein anderer Park auf die Idee gekommen wäre, eine solche Bahn zu bauen. Und wenn doch, hätte an wohl spätestens nach ein paar Jahren Verzögerung aufgegeben.
Bei normalen Holzachterbahnen spricht man ja schon von Millionen verbauter Nägel und Schrauben.
Hier sollen es wohl Milliarden von Nägelchen sein. Alleine für die Fahrbahn wohlgemerkt!
Dann unterquerten wir einmal den "großen" Lifthill.
Denn in diesem Häuschen stehen neben den Schaltschränken auch ein paar Monitore...
Es gibt wohl keinen Millimeter der Strecke, den man von hier nicht sehen kann.
Noch ein paar Fotos, und dann bedankten wir uns bei Beth freundlich für die Führung.
Gemeinsam ging es dann auch endlich zum neuesten Count des Parks.
Denn die Warteschlange war gerade relativ leer.
Die Züge sind vergleichsweise offen gestaltet und die Sitze samt Bügel durchaus bequem - auch wenn die Bügel ziemlich seltsam aussehen. Von der Fahrt ist Impulse nicht nur optisch mit einem Eurofighter zu vergleichen. Senkrechter Lift, senkrechter Sturz und dann eine Cobraroll. Die kurze Gerade zwischen dieser und dem
Looping ist etwas seltsam, geht aber schnell vorüber. Auf den
Looping folgt eine Wendekurve und eine
Helix um den Lift herum. Diese geht nahtlos in eine Rolle durch den
Looping über, bei der man ordentliche Hangtime verspürt. Eine druckvolle
Helix bildet schließlich das Finale vor der Schlussbremse.
Ich hätte da ja eher gebuddelt und eine richtige Senke draus gemacht...
Impulse ist definitiv keine schlechte Achterbahn. Das Layout ist ganz in Ordnung und die Fahreigenschaften besser als bei so manchem Konkurrenzprodukt. Und der Verzicht auf Schulterbügel ist natürlich immer gut. Es gibt nur ein Problem. Diese quietschbunte Achterbahn aus deutscher Produktion will einfach nicht so recht zur Knoebels'chen Atmosphäre passen. Wenn man wenigstens eine etwas dezentere Farbwahl getroffen hätte...
Aufgrund des unterschiedlichen "Abarbeitungsstandes" verließ ich diese Gruppe nach einer kurzen Entspannungspause wieder. Denn dass ja noch ein Indoor-Count wartete, hatte ich vor Ort beinahe völlig vergessen. Aber auch sonst standen noch ein paar Highlights für mich aus.
Eines davon war die Spiralrutsche Sky Slide.
Ähnelt vom Aufbau sehr den aus RCT bekannten Rutschen, allerdings wird der Radius nach unten hin nicht größer. Mit Matte in der Hand geht es im Inneren nach oben, dort wird die Matte auf die Rutsche gelegt. Und zwar quer, sodass die eine Hälfte auf der Rutschfläche aufliegt und die andere Hälfte an der Seitenwand anliegt. Andernfalls würde man sich auch erhebliche Schürfwunden zuziehen, denn auf dem Weg nach unten wird man immer stärker gegen eben jede Außenwand gepresst. Ich hatte schon Angst, gleich obendrüber zu kippen.
Kaum zu glauben, dass eine einfache Spiralrutsche so viel Spaß machen kann. Ich bin dann gleich nochmal gerutscht.
Tja, das ist wohl unser aller Ziel.
Und dann kam ich auch schon am nächsten Highlight vorbei.
Dem Haunted House, bei dem ich nun ganz alleine mein Ticket einlöste.
Ich bin ja bekanntlich nicht so der Geisterbahn-Fan, aber hier war selbst ich restlos begeistert. Das ist ganz klar die beste Geisterbahn, die ich kenne. Und 2-3 Effekte haben mich sogar erwischt. Schade, dass man hier extra zahlen muss, sonst wäre ich später bestimmt nochmal gefahren.
Und da ist dann auch schon der letzte Count des Parks.
Und auch diese Achterbahn hat ihren Ursprung nicht in Pennsylvania. Erstmals dem Publikum übergeben wurde sie schon 1960 am damaligen Hunt's Pier. Damals als Golden Nugget, wobei die oberste Ebene noch im Freien lag. Der Pier hat aber eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Immer wieder wurde er verkauft und blieb zwischenzeitlich immer mal wieder ein paar Jahre geschlossen. Im Jahr 1999 übernahm Morey's Piers schließlich auch diesen Pier, wollte ihn aber nicht weiter als Freizeitpark betreiben. Golden Nugget blieb noch bis 2009 SBNO, doch dann sollte sie schließlich abgerissen werden. Und da kam Knoebels ins Spiel und kaufte Strecke und Züge, um sie als Black Diamond in Pennsylvania neu aufzubauen. Zur Erinnerung: Damals war man bereits mehrere Jahre mit den Flying Turns beschäftigt. Die erhoffte gemeinsame Eröffnung scheiterte bekanntlich, aber im Jahr 2011 konnte zumindest Black Diamond bereits an den Start gehen.
Sieht zwar aus wie ein Woody, ist aber tatsächlich eine Stahlachterbahn.
Die Fahrt selbst gleicht dabei allerdings eher einem flotten Darkride. Auf drei Ebenen schlängelt sich der Zug durch diverse Kurven vorbei an richtig guten Darkride-Szenen. Wirkliches Achterbahnfeeling bringen dann nur die Abfahrten in die nächst tiefere Ebene, auf die aber sofort wieder eine Bremse folgt. Als reine Achterbahn also nicht gerade überzeugend, aber wenn man Black Diamond als Darkride betrachtet, dürfte man nicht enttäuscht werden. Mir hat diese Anlage auf jeden Fall gut gefallen.
Gleich daneben besuchte ich noch das Knoebels History Museum und das zugehörige Mining Museum. Auch eine weitere Fahrt auf Phoenix absolvierte ich noch alleine, ehe ich bei der zweiten wieder auf alron und Co. traf. Obwohl ich nach Doney nicht mehr so besonders viel Lust auf Wasser hatte, nahmen wir auch die Wildwasserbahn noch mit. Der Nässegrad auf den beiden Drops war letztlich aber durchaus angenehm - besonders angesichts der vorherrschenden Temperaturen.
Schließlich absolvierten wir noch eine Runde auf den Oldtimern.
Insbesondere um bessere Blickwinkel auf Phoenix zu bekommen.
Viele verwertbare Fotos sind bei mir aber leider nicht herausgekommen.
Und nun begaben wir uns auch schon langsam wieder zurück in Richtung Eingang. Vor der Abfahrt aber noch ein, zwei Fahrten auf den dortigen Attraktionen. So machte duddi noch den Spillwater unsicher und wir spielten ein bisschen mit der Physik.
Denn hier kann man die Drehimpulserhaltung einmal selbst erleben.
Das Karussell beginnt sich zu drehen, die Arme breiten sich aus. Irgendwann werden die Arme dann von der Hydraulik nach unten gezogen. Dank der Drehimpulserhaltung (Grüße an meinen Physiklehrer
) nimmt die Rotationsgeschwindigkeit dabei merklich zu. Das wiederum sorgt dafür, dass die Arme weit nach außen ausschwingen und das Karussell wieder abbremst. So wiederholt sich das einige Male, bis man schließlich aussteigen darf. Durchaus spaßig und gar nicht so ohne, wie man von außen meinen könnte. Hätte ich dieses Fahrgeschäft damals schon gekannt, hätte ich mal einen Klassenausflug nach Knoebels vorgeschlagen.
Und schließlich fuhr uns Wilson ins etwa anderthalb Stunden entfernte nächste Hotel. Wiederum in unmittelbarer Nähe zum nächsten Park, aber nur für eine Nacht. Genauer gesagt führte uns der Weg in die Nähe der pennsylvanischen Hauptstadt Harrisburg. Bekannt vor allem durch die teilweise Kernschmelze im Atomkraftwerk Three Mile Island im Jahr 1979. Aber das interessierte uns hier weniger, denn das Hotel lag ja in Hershey...
Auch hier habe ich leider erst am Morgen der Abreise an ein Foto gedacht...
Fazit: Knoebels war einer der Parks, auf die ich mich im Vorfeld besonders gefreut hatte. Und zwar zurecht, denn die Atmosphäre hier ist einmalig. Es scheint, als sei die Zeit stehen geblieben. So viele so alte Attraktionen in solch einem Zustand findet man wohl in kaum einem anderen Park. Sechs Achterbahnen sind dabei aller Ehren wert und auch dort setzt man primär auf Historie (wenn man mal von Impulse absieht...). Absolute Highlights sind ganz klar Phoenix, die einzigartigen Flying Turns, Haunted Mansion und Satelite. Also im Grunde mindestens der halbe Park.
Ganz klar ein Pflichtbesuch, wenn man in der Nähe ist. Und Nähe bedeutet in dem Fall irgendwo in Pennsylvania und drumherum.