Nicht dumm sterben, alles lesen: Alte Männer im Hotel –
Magic Kingdom: so macht's der Fachmann –
Tom Henrichs' Philosophische Betrachtung der Parkwelt –
Von wilden Tieren
Langjährige Besucher und/oder Beobachter der Themenpark-Szene werden sich angenehm verwundert die Augen reiben: auch nach Abschluss des
Großreine- und Neu-Machens im Magic Kingdom und der
bilateralen Potterisierung der Universalparks ist kein Ende der floridianischen Bauaktivitäten in Sicht: die Islands of Adventure gönnen sich neben einem komplett neuen Hulk „Skull Island – Reign of Kong“ – eine projektonsbasierte Großattraktion, passend zum 2017 anlaufenden
King Kong Streifen. Nebenan dürfen gerade Beetlejuice und Desaster! Platz für „Fast and Furious: Supercharged“ machen, eine für 2017 angekündigte projektionsbasierte Großattraktion, denn davon kann man nie genug haben. Und weil das so ist, hat man der Special Effects Show „Twister“ auch gleich den Garaus gemacht, um dort ab 2017 „Race through New York with
Jimmy Fallon“ zu präsentieren, eine ebenfalls für 2017 angekündigte projektionsbasierte Attraktion. Denn davon kann man nie genug haben. Vermutlich sind das die richtigen Entscheidungen, denn eine Klientel, die tagaus tagein auf ihre Smartphone-Bildschirme starrt, kann mit echtem Feuer (heiß) und echten Wassermassen (nass) vermutlich nicht so viel anfangen wie mit in schmucken 3D projizierten und „over the top“ produzierten Action. Andererseits demonstriert Disney ein paar Kilometer südlich im Magic Kingdom, wie erfolgreich man mit behutsamer Modernisierung und Bewahrung dessen, was man hat, fahren kann. Während Papa beim Erstbesuch mit dem Filius – nach 20 Jahren Magic Kingdom Abstinenz – feststellt, dass die 999 Geister immer noch gut mithalten können (und ihm nicht bewusst ist, dass diese seither mehrere Updates erfahren haben), wird er sich in den Universal Studios, die sicherlich auch eine Institution sind, fragen, ob da nicht ein Hai und ein einstürzender U-Bahn-Schacht gewesen sind, oder ob Ihn seine Erinnerung trügt. Aber genug der Nörgelei alter Männer: Mummy ist weiterhin die beste Indoor-Achterbahn wo gibt und Harry Potter ist absolut unterhaltsam. Ob man gleich zwei Themenbereiche davon braucht, sei dahingestellt. Und muntere Bautätigkeiten an City Walk, neuen Hotels und jetzt auch noch einem neuen Wasserpark zeigen, dass Universal es ernst meint und weiterhin bereit ist, Disney die Stirn zu biete. In den letzten Jahren vor Harry Potter wirkte es eher, als hätte man das Handtuch geworfen.
Der Drache auf dem Dache ist weiterhin Aushängeschild der Winkelgasse
Und er speit weiterhin Feuer
Ein Blick durch den neuen Themenbereich
Der Hogwarts-Express verbindet die beiden Parks und kurbelt den Umsatz von 2-Park-Tickets an.
Eine der beiden Shows in der Winkelgasse. Live gesungen. Macht Spaß.
Welcome to Jurassic Park
A propos Disney und „Stirn bieten“: der Universal-Konterpark „Hollywood Studios“ ist zwar gegenwärtig nicht mit Bauzäunen vernagelt, das könnte sich aber bald radikal ändern. Mit Toy Story Land und Star Wars Land will Disney seinen besucherschwächsten Park noch einmal so richtig pushen, bevor dieser noch – Gott bewahre – von den Universal Studios eingeholt wird. So spannend diese Entwicklung ist, wirft diese seine unschönen Schatten voraus. Na ja, dass der doofe Hut weg ist, macht mich nicht traurig, aber der Verlust der Backlot-Tour und in Kürze auch von „Lights Motors Action“ macht es schon schwieriger, einen ganzen Tag bis zu Fantasmic! zu füllen. Zudem wurde nach dem „Frozen? Geht immer!“-Schema die unterhaltsame „American Idol Experience“ durch „For the First Time in Forever: A Frozen Sing-Along Celebration“ ersetzt, nachdem letztere bislang in den „Streets of America“ gegeben wurde. So lang wie der Name, so langweilig ist auch die gesamte Nummer: Unter der unmotivierten Moderation einer Handvoll Schauspiel-Imitatoren werden auf einer HD-Leinwand alle (ja, wirklich alle)
Songs aus dem gleichnamigen Film gezeigt. Und am Schluss taucht noch Elsa auf. Und es gibt Schaumflocken. Soll Schnee sein. Und ich hasse mich dafür, dass ich das schreiben muss: die
Show-Variante in Paris ist um Längen besser. Das einzige Spannende ist, dass man darauf wartet, dass vielleicht außer Video-Einspielungen noch etwas anderes passiert. Spoiler: Tut es nicht.
Let it go. Die Show ist überstanden.
Der Park wird sicherlich, wenn die beiden neuen „Länder“ fertig sind, die Oberwucht. Bis dahin müssen wir aber noch ein paar Jahre durch ein Tal der Tränen. Und wenn die Bauarbeiten erst richtig in Fahrt kommen und weitere Attraktions-Schließungen anstehen, wird das sicherlich noch bittererererer. Hilft aber nix, muss man durch. Muss man halt öfter Tower fahren. Gibt Schlimmeres.
Ohne doofen Hut gleich nochmal so gut. Außerdem hat die Schlussszene jetzt einen neuen Film. That's Innovation!
Wo wir schon bei Hüten sind: Bei Dr. Jones brennt weiterhin die Hütte.
Bei Lights Motors Action gehen hingegen in Kürze die Lichter aus.
Und wieder im richtigen Moment den Auslöser gedrückt.
Der Rock'n'Roller Coaster gibt Gas. Make it a super-stretch!
Ich habe noch für Euch parat ein Towerbild im Hochformat.
Fantasmic! ist weiterhin eine ganz, ganz tolle Show
Einen Besuch kann man jedem nur nahelegen.
Bye Bye Hollywood Studios
Der Disney‘sche Tiergarten „Animal Kingdom“ steht ebenfalls vor großen Veränderungen, denn mit der baldigen Einführung der Abendshow „Rivers of Light“ soll auch er zum Ganztagespark geadelt werden. Ich erlaube mir, da eine gewisse Skepsis anzumelden. Da die Abendshow auf Dunkelheit angewiesen ist, wird sie je nach Jahreszeit nicht vor 20:00 bis 21:00 Uhr starten können. Und jetzt mal ehrlich: 12 Stunden Animal-Kingdom? Ernsthaft? Dinosaurier,
Vekoma-Mountain, Rafting und 3D-Kino sind vergleichsweise schnell abgefrühstückt. Die durchaus fahrenswerte Safari dauert schon deutlich länger. Dann noch Tiere auf den beiden überfüllten Trails vergucken und wenn man ganz hart drauf ist (oder auf dem Weg zum Afrika Trail falsch abbiegt) mit dem Zug durchs Gebüsch zu den Informationstafeln und wieder zurück fahren. Da muss die Cameronsche Wunderwelt aber noch einiges drauflegen, um den Tag komplett voll zu kriegen. Andererseits: zum Start des ersten echten E-Tickets seit 2006 wird es sicher stundenlange Wartezeiten geben und FastPass+-lose Zeitgenossen (lies: nicht Hotel-Gäste) werden sich wahrscheinlich für „Rivers of Light“ mindestens zwei Stunden den Hintern platt sitzen dürfen (wenn die Attraktion nicht sogar FastPass-only wird). Insofern passt es ja dann schon wieder.
Weitere Lichtbilder von Tieren später im separaten Bericht – Vorab jedoch ein Erdmännchen (Ooohhhh - ist das süüüüß)
Ach … fast hätte ich es vergessen: Gut essen im Animal-Kingdom (das schließt das Rainforest Cafe aus, denn das ist technisch gesehen
vor dem, aber nicht
im Park)? Yak & Yeti – asiatisch angehauchte Fusion-Küche. Lecker. Frühzeitige Reservierungen sind notwendig.
Im Epcot ist die Lage eher unverändert: Soarin‘ ist gerade geschlossen, da der Ride neue Projektoren, einen neuen Film und eine dritte Leinwand bekommt. Gut, ob man dafür unbedingt einen der vier E-Ticket-Rides für ein halbes Jahr schließen muss, werden wohl nur die Disney-Götter wissen. Aber wir haben ja noch „The Land“. Dafür soll im „Frühjahr 2016“ die Maelstrom-Bootsfahrt in Norwegen als weitere „Frozen“-Attraktion eröffnen, denn davon kann man nie genug haben. Innoventions West und damit das geniale „Piggy Bank Adventure“ hatten bereits letztes Jahr das Zeitliche gesegnet. Somit verbleiben nur noch die Innovations East mit dem Robo-Coaster „Sum of all Thrills“ und „StormStuck“, der mit der Erkenntnis verblüfft, dass es in Gebieten, die regelmäßig von Hurricanes heimgesucht werden, Sinn ergibt, sturmsicher zu bauen. Wer hätte das gedacht?
Ergebnis intensiver PhotoPass-Nutzung: Das hier ist mein einziges Epcot-Bild
Wer sich immer schon gefragt hat, ob es sich lohnt, Monate im Voraus einen Tisch im kanadischen Steakhouse „Le Cellier“ zu reservieren: kann man machen. Die Location ist vergleichsweise urig und das Essen zugegebenermaßen exzellent. Allerdings bekommt man auch in anderen Restaurants in Orlando gute bis sehr gute Steaks.
Das Highlight „Illumi:Nations“ standesgemäß zu genießen, ist leider mittlerweile schwieriger geworden: der zu präferierende Front-Of-The-House-Spot am Eingang des World Showcase ist mittlerweile FastPass+-only. Viele andere attraktive Bereiche im Süden der Lagune werden von Disney gerne für private Feiern vermietet, so dass nur noch Spots übrig bleiben, die man spätestens eine Stunde vor dem Feuerwerk sichern muss, die Sichtbehinderungen durch Bäume aufweisen oder weit vom nächsten Lautsprecher entfernt sind. Da muss Disney aus meiner Sicht nochmal ran, denn es ließen sich durchaus noch einige „Viewing-Spots“ rund um die Lagune errichten.
Fazit: Wenn man Park- oder Reise-technisch noch andere Ziele auf der Liste hat, ergibt es durchaus Sinn, mit dem nächsten Besuch noch zu warten, denn neben den hier aufgezählten im Bau befindlichen Attraktionen hätte man auch noch das
B&M-Hyperchen „Mako“ und den
Mack’schen Spinner „Cobra’s Curse“ auf dem Zähler. Den wahren Fan mag es nicht abschrecken, aber im Moment ist schon überdurchschnittlich viel gerade geschlossen worden und/oder noch nicht auf. Für einen baldigen Besuch spräche hingegen, dass sich das Magic Kingdom gerade in absoluter Bestform befindet und die Eröffnung des Avatar-Themenbereichs 2017 sicherlich die Besucherzahlen nochmals in die Höhe schießen lässt.
Und als Schlusswort Richtung Disney: Lieber Robert, oder darf ich Dich
Bob nennen? Das ist ja alles ja gut und schön, was Ihr da baut. Aber ganz ehrlich: 1971, 1982, 1989, 1998 … Merkst Du selbst, oder? Und auch wenn ich die Zahlen noch nicht habe: 2015 dürftet Ihr im Magic Kingdom deutlich über 20 Mio Besucher gekommen sein. 2008 waren es noch 17 Mio. So langsam wird’s eng. Und auch wenn Ihr mit FastPass+ die Auslastung jetzt noch gleichförmiger verteilen könnt: Ihr braucht den fünften Park. Der olle Walt ist anno-dunnemals hustend mit dem Flugzeug über die Sümpfe Zentral-Floridas geknattert, damit Ihr jetzt Platz ohne Ende habt. Macht was draus! Klar: Marvel-Park ist vermutlich erst mal Essig, weil die Universal-Justiziare vor 20 Jahren sicher auch nicht doof waren. Aber irgendwann muss mal einer von Euch den Hintern zusammenkneifen und die ganze Kohle, die Ihr da aufhäuft, in einen Park in Eurem Mutterland stecken, auch wenn das vielleicht nicht so sexy ist, wie auf China zu setzen mit seinem „unbegrenztem“ Wachstumspotenzial. Riskiert doch bitte mal wieder ein bisschen Innovation. Hat Euer alter Herr auch gemacht. Hat auch nicht immer alles auf Anhieb geklappt. Hat Euch aber unter dem Strich in knapp 60 Jahren zu dem gemacht, was Ihr heute seid.
Und abschließend – dann höre ich auch auf – mein Gedankenanstoß zu „Star Wars Land“: Der Great Movie Ride war auch ursprünglich als Pavillion in Epcot geplant. Bis dann Michael Eisner die Idee mit den MGM Studios hatte …