Part X: New York
Part 1: Luna Park & Scream Zone
Part 2: Six Flags Great Adventure
Part 3: Dorney Park
Part 4: Hershey Park
Part 5: Knoebels Amusement Park
Part 6: Six Flags America
Part 7: Washington, D.C.
Part 8: Busch Gardens Williamsburg
Part 9: Kings Dominion
Part 10: Kennywood
Part 11: Kings Island
Part 12: Dollywood
Part 13: Holiday World & Splashin' Safari
Part 14: Silver Dollar City
Part 15: Six Flags St. Louis
Part 16: St. Louis
Part 17: Chicago
Part 18: Six Flags Great America
Part 19: Indiana Beach
Part 20: Cedar Point
Part 21: Waldameer
Part 22: Niagara Falls
Part: 23 Six Flags New England
Part 24: Lake Compounce
Part X: New York
Part 2: Six Flags Great Adventure
26, 27. & 28.07.2014
Schon wieder war die Verzögerung länger als mir lieb ist, schon jetzt hatte ich dieses Jahr viel um die Ohren, das ein oder andere Projekt abzuschließen und gelobe mal wieder Besserung. Daher gehe ich nun ohne Umschweife zurück ins Jahr 2014, um unsere kleine Geschichte in Bild und Wort fortzusetzen. Wer nur wegen der Achterbahnbeurteilungen hier ist, der sollte vielleicht die nächsten Abschnitte überspringen und bei
„Der eigentliche Bericht“ einsteigen.
Einleitung oder „Have a six Flags Evening“ - 26. Juli 2014
Nachdem wir uns am Vorabend im
Luna Park mit den ersten Achterbahnen jenseits des großen Teichs in der besten vorstellbaren Art „aufgewärmt“ hatten, wandten wir unseren Blick am Nachmittag des dritten Tages in New York nach Süden, um uns unserem ersten typisch amerikanischen Mega-Park anzunähern. Na gut, um genau zu sein wandten wir den Blick zunächst nach Süd-Osten, in Richtung der Dollar Mietwagenfiliale des John F. Kennedy Airports. Also mit Sack und Pack rein in die U-Bahn und wieder raus aus der schon so liebgewonnenen Metropole. Eine gute halbe Stunde später läuft das Abholen des vorgebuchten Wagens glücklicherweise reibungslos („What about the scratches, shall we take photos?“ - „Ah, don't bother, we don't care about that stuff“ - „Okay.“ ...wir machen trotzdem Fotos!) und so sitzen wir schon sehr bald in unserm neuen Zuhause für die nächsten 28 Tage: einem silbernen Mazda 3. Automatik, Tempomat, Mp3-CD-Player, Aux-Anschluss – was will man mehr vom Leben?
Here we go. Schon jetzt steigt die Spannung. Wir haben die Ankuft am Park für etwa 21 Uhr angesetzt, um in der verbleibenden Stunde Öffnungszeit noch unsere per Internet vorbestellten Season Passes ausstellen zu lassen und dann am Sonntagmorgen entspannt in die Action zu starten. Überrascht von doch recht hohen Zwangsausgaben für diverse Mautstellen (wobei die Verrazano-Narrows Bridge für ihre saftigen 16$ immerhin noch eine tolle Aussicht auf den just hinter uns gelassenen Big Apple bietet) fragen wir uns zunächst noch, ob unser auf verschiedene Erfahrungsberichte gestütztes Mautbudget nicht doch viel zu knapp bemessen war. Schon bald geht aber dieses etwas mulmige Gefühl zusammen mit der Sommersonne unter, die unsere freudige Aufbruchsstimmung - „Jetzt geht’s looos!“ - mit einem kräftigen Orange ins rechte Licht taucht. Schon hier entfaltet sich die volle Roadtrip-Romantik und schnell wird uns auch klar, dass das Autofahren auf den großzügig bemessenen US-Autobahnen ganz entspannt ist: Die im Rückspiegel auftauchenden Autos schießen nie wie Pfeile an uns vorbei, ist man rechts mal schneller als links, dann ist das halt so und dicht auffahren tut hier auch so gut wie niemand. So liegen wir gut in der Zeit als die ersten Schilder mit der ersehnten Aufschrift „
Six Flags“ auftauchen und wir der freundlichen Einladung bereitwillig Folge leisten.
Spätestens jetzt stehen wir unter Hochspannung. Irgendwo muss doch jeden Moment der „grüne Riese“
Kingda Ka über den dichten Baumwipfeln auftauchen... oder? Aus Momenten werden Minuten, die uns wie Viertelstunden vorkommen. Noch 1.2 Meilen sagt unser Navi (Vielen Dank nochmal an
Big Olli!!!), vorbei an einem Burger King, das Season Pass Inhabern Rabatte verspricht... wir sind also noch richtig. Um unsere innere Anspannung aufzulockern – schließlich soll hier schon wieder ein jahrelanger Traum zumindest schonmal mit eigenen Augen erblickt werden – scherzen wir schon: „Tja, Ka King da!“. Plötzlich ein urtümlicher Schrei von Timo, zu unserer Linken blinken in luftiger Höhe ein paar rote Flugleuchten im schon recht dunklen Himmel kurz zwischen den Baumwipfeln hindurch. Sie steht also noch und es gibt sie wirklich! Der King lebt!
Jetzt gibt es kein Halten mehr. Sofort folgt die passende Ausfahrt - wir sind aus dem Häuschen. Immer öfter und klarer sehen wir den grünen Turm in den Himmel ragen. „Haha, schau dir das an, das geht SO hoch und SO runter!“ - „Ach du K...., das ist hoch! Das ist echt mal hoch.“ Wir bahnen uns unter hysterischem Geplapper den Weg zu einem freien Parkplatz, von hier sieht man fast ein halbes Dutzend Bahnen, die in einem europäischen Park als alleiniger Besuchsgrund durchgehen würden. Die zweite Weltklasse-Skyline die wir an diesem Tag erblicken dürfen.
Wir betreten den Park problemlos mit unseren Vouchern und fragen uns zum Season Pass Service Point durch, der sich meiner Erinnerung nach irgendwo nahe Superman und Green Lantern befindet. Inzwischen ist es fast dunkel und das kärgliche und zu dieser Tageszeit nahezu ausgestorbene Wellblechgebäude wirkt gar nicht mal so seriös und einladend, obwohl das Röhren der beiden Superburschen wie Musik in unseren Ohren klingt. Aber auch hier hilft man uns freundlich und zügig weiter und so bleiben noch 20-30 Minuten bis Parkschluss, als wir unsere Season Passes in Händen halten. Zu unserer freudigen Überraschung scheint man noch nicht daran zu denken, die Warteschlangen zu schließen. Hüpfen wir also in die Nächstbeste? Nein! Es kann nur Eine geben: Adrenalingeflutet bei dem Gedanken,
Kingda Ka noch heute, hier und jetzt zu bezwingen, marschieren wir strammen Schrittes in Richtung des unübersehbaren Leuchtturmes.
„Queue time is about two hours.“ - Bumm. - „...but you can still go in if you want.“. An diesem Punkt ist es uns nach kurzem Zögern aber dann auch wirklich egal. Wir wollen es uns verdienen, die Spannung auskosten und stellen uns höchst entschlossen an. Während wir in der abendlichen Hitze unter Ventilatoren schmoren, wird im Gebüsch neben uns immer wieder unter fast ohrenbetäubendem Krach der Zug hinfortkatapultiert, um dann in knapp 200 Metern Entfernung und Höhe wieder aufzutauchen. Irgendwie empfinden wir bei dieser Bahn bereits beim Anstehen eine Art Ehrfurcht, einen tiefen Respekt und sind ganz sicher, dass hier keine alltägliche und schon gar keine "normale" Achterbahn auf uns wartet. "Das ist ein überdimensionaler Leuchtturm, der schon ab halber Höhe für Flugzeuge blinken muss!". Alle zwei Abschüsse unterbricht dummerweise die Neuheit des Jahres den Zyklus:
Zumanjaro, der höchste Droptower der Welt wurde an die Stahlstruktur von Kingda Ka getackert, nur um dann im letzten Moment keine Zulassung für den gleichzeitigen Betrieb mit selbigem zu bekommen. Dumm gelaufen.
Die Wartezeit vergeht irgendwie wie im Flug und irgendwie auch gar nicht so richtig, letztendlich genießen wir sie sogar irgendwo und sehen sie als retardierendes Moment, das Spannung, Vorfreude und Stimmung aufs absolute Maximum ansteigen lässt. Plötzlich stehen wir dann doch in der Station. Und auch jetzt ist klar: Es kann nur die Front Row sein. Stockfinster ist es und die eigentliche Tour will mit einem Paukenschlag eingeläutet werden. Schließlich hält der Zug in der Station, die Mitfahrer steigen aus, das Tor geht auf und niemand steht mehr vor uns. Wir nehmen Platz in den bekannten
Intamin-Zügen, schließen Gurte und Bügel routiniert und bekommen grünes Licht. Der Zug vor uns startet, wird von der Nacht verschluckt und wir sind keineswegs in der Lage, den Moment als real zu erfassen oder das bevorstehende Erlebnis zu erahnen.
Unser Zug rollt auf die Abschussposition, das Herz schlägt bis zum Hals, keine Ahnung wann das zuletzt der Fall war, aber es ist perfekt. Endlose Sekunden verstreichen, dann das Zischen, das sanfte Zurückrollen, das „Klonk“ des einhakenden Catchcars, das Grün der Ampel und…
WOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOSHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!
Direkt der erste - bei
Intamin Hydraulik-Launcher bekannte und beliebte - Ruck sagt mit aller Brutalität: „Kindergarten bekommst du in Europa, hier gibt es auf die Fresse!“. Mein Gesicht schlackert, der Zug rappelt mehr und mehr, der Sog lässt nicht nach – was für eine Power. Erst jetzt wird uns bewusst, wie viel länger diese 3,5 Sekunden Beschleunigung im Vergleich zu den 1-2 Sekunden bei den uns bekannten Bahnen wirklich dauern. Wahnsinn! Schließlich gibt der Launch uns doch noch frei, sofort werden wir wie Säcke in den Sitz gepresst während die Schiene sich nach oben biegt, dann knackig aber doch sanft in der Senkrechten gedreht, und plötzlich sind wir oben. Es ist still und dunkel, unten sieht man einige Lichter, aber schon werden wir zurück zur Erde gesogen, wieder nimmt die Geschwindigkeit unaufhaltsam zu, während wir im freien Fall immer schneller um die eigene Achse rotieren. Wieder werden wir kräftig in den Sitz gepresst, dann schweben wir über den gigantischen Airtimehügel, werden langsamer und der Spuk ist vorbei. Wir sind völlig geflasht und sprachlos. Ich wieß nicht mehr, ob wir auf dem Rückweg irgendetwas gesagt haben, das nicht als Gebrabbel oder hysterisches Gegrunze zu klassifizieren wäre. Beim Aussteigen wie in Trance bemerken wir, dass der Zug halb leer bleibt, die letzte Fahrt des Tages. Der RideOp nickt uns auf unsere fragenden Blicke hin freundlich zu – und wir steigen natürlich wieder ein! Diesmal hinten. Und auch dieser Ritt bleibt nicht hinter dem Ersten zurück. Das Foto der ersten Fahrt kommt nicht ungekauft davon. Timo muss sich erstmal setzen um zu realisieren, dass mit diesem perfekten Abend die Tour eigentlich erst so richtig losgeht.
Zwei Nachtfahrten zum Preis von einer, einen besseren Kickstart für unseren Roadtrip hätte es nicht geben können. Was für ein Glücksgefühl, was für ein Leben! Pure Dankbarkeit! Glückstrunken schlendern wir zurück zu unserem Auto und fahren zum ordentlichen Days Inn Bordentown. Unterwegs gibt’s noch eine mitternächtliche Stärkung im örtlichen Denny's, welches sich als unser erstes typisches Diner herausstellt, wie man sie aus all den Filmen kennt. Natürlich gibt es Burger und wiedermal könnte es uns an diesem Abend nicht besser schmecken.
Okay, ich merke schon, das Erzähltempo muss etwas anziehen, denn wir alle haben heute ja noch was vor
Der eigentliche Bericht – 27. & 28. Juli 2014
Kaum acht Stunden später klopfen wir wieder an die Pforte mit den sechs Flaggen, man lässt uns gerne passieren und zusammen mit doch einigen anderen Jahreskartenbesitzern dürfen wir unter den Blicken der wartenden Masse 10-15 Minuten früher in das bunte Bällebad aus Achterbahnen eintauchen. Klingt wenig, ist es auch irgendwie, aber wenn man gleich zu den Bahnen im hinteren Parkteil durchgeht, dauert es doch eine ganze Weile, bis es dort voller wird. In unserem Fall führt der Weg also vorbei an den Rächern in Unterhosen, ihr wisst schon: Dem Grünen und dem mit dem großen „S“, hinein ins „Lost Kingdom“.
Natürlich sagen wir zu allererst
Kingda „freakin“ Ka guten Morgen und werden im Gegenzug ordentlich wach gemacht. Der Bereich um die Station ist nett bepflanzt, ein bisschen Dschungelfeeling kommt auf und auch bei Tag sind wir noch begeistert. Es mag ein kurzes Vergnügen sein, aber die Intensität dieses Erlebnisses lässt uns Runde um Runde strahlend zurück. Von einem schwachen, zweistufigen Launch keine Spur, die Schulterbügel stören uns kein bisschen und das Rappeln gegen Ende des Launchtracks vermag uns eher ob der schieren auf die Schiene gebrachten Power zu beeindrucken als abzuschrecken. Spoiler: Top Thrill Dragster konnte uns auch mit Beckenbügeln nicht über den deutlich weniger intensiven Launch hinwegtrösten und auch der langgezogene Hügel fehlt uns dort etwas. We're loving it.
Einziger leider doch etwas dickerer Wermutstropfen ist die durch
Zumanjaro arg gebremste Abfertigung. Die Doppelstation wird garnicht mehr genutzt und es kam leider tagsüber trotz ansonsten mäßigen Andrangs zu längeren Wartezeiten. Dazu gab es an den zwei ganzen Besuchstagen auch immer mal wieder längere Downphasen, weswegen wir unseren Durst nach Wiederholungsfahrten nicht wirklich stillen konnten. PS: Timo rät dringend davon ab, ein Polo-Shirt auf Kingda Ka zu tragen, da der enorme Fahrtwind den Kragen zu einer fiesen Peitsche werden lässt. Gar nicht mal so angenehm.
Naja, weiter geht’s an diesem Morgen zum Objekt der Begierde Nummer Zwei:
El Toro, der wilde hölzerne Stier röhrt schon aus der Ferne verlockend über die Hügel. Man hört ja viel Gutes, wobei die Artverwandtheit zu Colossos in der Heide und der airtimelastigen, aber ansonsten etwas sterilen Art von Balder nicht unbedingt ganz die Weltklasse versprechen, wie es beispielsweise unsere beiden bayrischen Buam stets tun. Noch ist keine Schlange vorhanden und wir nehmen hinten in den grundsätzlich schicken, aber grausam zu roten Sportwagen beklebten Zügen Platz.
Kurz den „Visual Check“ über uns ergehen lassen – wir haben uns schon beinahe an die eilig runter geratterten Sicherheitsinstruktionen gewöhnt, bei denen sich mit in Blickrichtung ausgestrecktem Arm und Daumen im Halbkreis umgesehen wird – und wir rollen los. Der Lift befördert uns in Windeseile in die Höhe, linker Hand sieht man den
First Drop schon warten. Dieser sieht von hier schon äußerst steil aus, was dem Spannungsaufbau natürlich sehr dienlich ist. Oben angekommen drosselt der Lift die Geschwindigkeit merklich (Wir meinen zu wissen dass dem früher nicht so war – wie krass muss das gewesen sein?) und doch rollt man unaufhaltsam auf den Abgrund zu. Dann wird man so gehörig in die Tiefe gerissen, wie man es auf Holzachterbahnen vor
RMC kaum erleben kann. Was nun folgt kennt man grundsätzlich aus der Heide, aber hier entfällt das regelmäßige hochfrequente Hämmern, das mir mit den Jahren etwas den Spaß an hiesigem Modell verhagelt hat. Dazu prescht der Stier umso zügelloser über die zwei steilen Kuppen, so dass man tatsächlich denkt, man solle abgeworfen werden. Der anschließende
Turnaround und vor allem der zurück führende flache Hügel fallen dann etwas weniger spektakulär aus. Das ist dann wohl die berühmte „stengelsche Durchschnauf-Stelle“.
Danach schon wieder etwas, das wir so noch nicht von dieser Art Holzachterbahn kannten: Eine flache Hochgeschwindigkeitskurve ändert abermals mit ordentlichem Anpressdruck die Richtung und mündet in einem extrem spitzen und steilen Airtimehügel (vorne im Bild), der mit geradezu verrückter Ejector-
Airtime überrascht, nur um dann in den finalen Slalom-Part abzutauchen. Je schneller die Bahn im Tagesverlauf wird, desto mehr ähnelt diese Stelle einem Schleudersitz. Hier wurde ursprünglich der klassische Dueling Woodie Rolling Thunder überquert, von dem 2014 nur noch ein paar Meter Schienen an eben dieser Stelle zu sehen waren. Im Finale schließlich gibt es nochmal Richtungswechsel und positive
G-Kräfte satt, bevor der Zug ein letztes Mal aufsteigt und über einen getwisteten Hügel seine letzte Energie ausschnauft. Wow, das ist wirklich eine Weltklasse-Bahn. Wahnsinns-
Airtime en Masse, dazu die Wildheit die mir bei genannten Artverwandten etwas gefehlt hatte, sowie ein spitzenmäßiger Fahrkomfort. Und so bleiben wir noch 2-3 mal sitzen, bevor langsam die normalsterblichen Besucher eintrudeln.
Wir bleiben unserem Muster treu und folgen dem Wegenetz im Uhrzeigersinn. Nicht ohne noch einen der in den US-Parks üblichen zahlreichen und kostenlosen Wasserspender zu frequentieren, die uns viele hier im Vorfeld empfohlen und versprochen hatten. Kurz: Genial, sollte es überall geben. Es folgt die ehemalige Medusa.
Auf diesem Recht mittelmäßigen Foto wird nicht ganz klar, dass wir 90% der Zeit strahlenden Sonnenschein und Hitze hatten. Aber es war so.
Medusa heißt jetzt
Bizarro. Uns ist es gleich, der doch etwas ältere
B&M Floorless Coaster ist sich unserer Vorfreude gewiss, vor allem da Walk-on angesagt ist. Wir drehen also ein Ründchen und werden auf alle erdenklichen Arten auf den Kopf gestellt:
Looping, Dive
Loop, Zero-
G-Roll, Cobra-Roll, Flat Spins, alles dabei. Und doch fehlt uns etwas. Und nein, es ist nicht eine Gestaltung, die aus etwas anderem als bunt bedruckten Pappaufstellern besteht – worauf wir lieber ganz verzichtet hätten. Es ist ein bisschen der Esprit, der kleine Funken Überraschung, vielleicht das tollkühne Touchieren des Wahnsinns, wie wir es an diesem Tag und in den folgenden Tagen immer wieder bei dieser anderen schweizer Achterbahnschmiede erlebt haben. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, Bizarro macht uns Spaß, und das auch wiederholt – nur einen festen Platz in unseren Herzen können und wollen wir nicht freimachen. Ähnlich ging es mir da "by the way" auch mit Superman in Madrid, wohingegen Dragon Khan mich mit seiner sehr hohen Intensität und den zwei Vertikalloops mehr begeistern konnte.
Unser Weg führt uns alsbald zum vielleicht populärsten Fotopunkt im Park, der es erlaubt, El Toro und Kingda Ka auf einem Bild einzufangen und sogar noch den Anschein zu erwecken, dass der Park schön angelegt wäre. Gut, an dieser Stelle stimmt das auch, insgesamt ist es hier aber doch sehr zweckmäßig gestaltet. Ausrutscher nach unten – siehe Bizarro – gibt es ebenso wie nach oben. Zum Glück ist es so waldig, was den Park vielerorts doch ganz gut vom allseits beliebten Schmähbegriff „Betonwüste“ abgrenzt.
Hier kommen wir an der Safari und einem mäßig spektakulär wirkenden Logflume vorbei, die wir am Ende doch beide nicht gemacht haben. Nicht ausgelassen haben wir aber natürlich
Runaway Mine Train, den - wer errät's? - Mine Train der Firma Arrow. Kurvenübergänge schminken wir uns also schonmal ab. Die waldige Lage am See gefällt, das Layout ist garnicht soo unspektakulär und auch das dazugehörige Fort samt Sesselliftstation ist nicht verkehrt anzuschauen. Eine solide kleine Bahn.
Bald durchqueren wir den hinteren Parkteil der etwas ausgestorbener daherkommt. Hier gibt es einige Meter weit nur wenige Attraktionen sowie eine große Showbühne am See, die aber zu diesem Zeitpunkt keiner Funktion zu dienen scheint. Hier könnte man fast etwas zur Ruhe kommen in diesem Adrenalin-Schlaraffenland. Aber dafür ist natürlich keine Zeit. Wir nähern uns einem der größten Fragezeichen des Parks,
Skull Mountain. Ein Indoorcoaster ohne besonderen Ruf, aber immerhin von
Intamin/Giovanola. Wieder mal Walk-On, so gefällt es uns. Letzte Reihe natürlich, denn dort ist man bekanntlich viel schneller, wie wir in den Warteschlangen Deutschlands immer wieder mithören konnten
Die recht mittelmäßige Gestaltung endet quasi sobald man die Station verlässt. Schade eigentlich. Aber auch beim Anblick der klobigen Front erwartet man zugegebenermaßen nicht unbedingt ein Juwel. Wie auch immer, zwei kleine Reibradlifte, getrennt von einer ereignislosen Kurve durch eine karge, nach außen geöffnete Galerie verschaffen dem Zug die nötige potentielle Energie für den anstehenden Kurs. Der
First Drop zieht uns überraschend entschieden nach unten, es folgen die obligatorischen "Twists and Turns". Nicht weltbewegend, aber doch mit ein paar für seine Klasse recht rasanten Richtungswechseln ist diese Bahn für uns eine positive Überraschung, also bleiben wir sitzen und hängen wir noch eine Runde dran – was soll der Geiz? Dabei bleibt es dann allerdings auch am nächsten Tag.
Dann begeben wir uns mit
Blackbeards Lost Treasure Train noch eine Stufe tiefer. Der
Zierer Tivoli large ist eben genau das. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.
Definitiv weniger ist allerdings
Road Runner Railway nebenan: Ein Zamperla Schienenrund für die Kleinsten. Aber Spaßaffin wie wir eben sind, machen wir uns da nichts draus. Zu diesem Zeitpunkt ist zwar kein Rideop in Sicht, aber der Einfachheit halber sage ich es jetzt schon mal: Am nächsten Tag war für uns eine – pardon – waren für uns drei Runden drin. Spoiler: Von exakt diesen Spielzeugbähnchen sollte es noch einige auf dieser Tour geben. Hier dürfen wir allerdings ohne Kind einsteigen, was nicht überall der Fall ist – Hurra! Womit wir dann auch das letzte der zwölf Schäfchen vor Ort im Trockenen hatten.
In Ermangelung eines passenden Bildes hier ein Bild von unserem Abendessen an diesem Abend zur Auflockerung. Gewissermaßen ein Zeitsprung im Zeitsprung. Verrückt, oder?
Aber halt, in der eigentlichen Zeitachse dieses Berichts lag auch abgesehen vom hier eingeschobenen Mittagessen noch ein bisschen was vor uns. Darunter - ich sag es wieder jetzt schon mal - ein weiteres Highlight:
Nitro. Dieser auch gar nicht mehr so frische
B&M Hyper Coaster gehört noch lange nicht zum alten Eisen. Eigentlich weiß ich auch garnicht nicht so recht, was ich groß sagen soll. Es ist einfach eine tolle Fahrt. Es gibt Floating
Airtime, der
Turnaround macht mit seinen Bankingwechseln ordentlich Laune, die beiden zur Seite abknickenden Hügel fahren sich wunderbar, die immer enger werdende 540°-
Helix vor der
Blockbremse ist schön intensiv und die drei Bunny Hops auf dem Rückweg sorgen für ein super Finale. Dazu liegt die Bahn außerhalb des Parks in einer von dichten Baumkronen gesäumten Schneise, was besonders bei den tollen Nachtfahrten dafür sorgt, dass man sich ganz auf den Flug durch die stille Dunkelheit einlassen kann. Da entsteht ein fast mystisches, gespenstisches Feeling, wenn man so weit vom Park entfernt in den tiefen dunklen Wald rauscht. Man vergisst ganz schnell, dass man eigentlich in einem eher sterilen Six Flags Park ist, der die Natur meist eher verdrängt, anstatt derart damit zu kokettieren wie bei diesen eindrucksvollen Nachtflügen. Okay, Nitro rappelt ein wenig, aber das konnte den Spaß an dieser Bahn kaum schmälern. Für uns eine der besten ihrer Art, auch wenn Shambhala nochmal eine ordentliche Schippe drauflegt.
Damit sind – unseren Zeitsprung eingerechnet – nur noch die Superhelden übrig. Allerdings gleich vier davon. Also rasch ans Werk. Im „Themenbereich“ Gotham City hätten wir eine Bahn, beziehungsweise deren Einhausung, wegen der täuschend echten und total originellen Tarnbemalung Marke „Blauer Himmel“ ja beinahe übersehen. Nicht.
The Dark Knight. Kurz: Mit dem großartigen Film kann die Wilde Maus im Dunkeln nicht ganz mithalten. Die Pre-Show ist noch nett, die Thematisierungsansätze im Inneren gehen kaum über etwas Wellblech und Graffitis hinaus. Dazu teilt die Bahn ein bisschen aus. Und zwar vertikal. Aber naja, kann man mal fahren.
Gegenüber steht
Batman – The Ride. Dabei bin ich mir relativ sicher, dass Batman selbst der „Dark Knight“ ist... Seltsam. Aber das macht die Bahn nicht schlechter. Die meisten hier wissen ja, dass
B&M eine ganze Reihe Klone dieses
Inverter-Layouts ausgeliefert hat, welche allesamt die
G-Keule Schwingen und eine knackige und wahrlich intensive Fahrt abliefern. Wir beide hatten die Bahn jedenfalls aus Madrid in guter Erinnerung und auch hier der schockierende Spoiler: Es sollten noch mehr kommen. Aber da sagt man ja auch wirklich nicht nein. Tja, ich sehe gerade, in meinen Notizen stehen auch keine besonderen Anmerkungen zu dieser Bahn. Ist einfach ein Spaß ohne wenn und aber. Einzig zu erwähnen wäre vielleicht noch, dass wir leider ein Jahr zu spät waren, um eine dieser Anlagen rückwärts fahren zu können, was ich mir äußerst krank vorstelle.
Nun hat man die Umrundung des Parks quasi abgeschlossen und findet sich im Eingangsbereich wieder. Aber wir gehen noch viel, viel weiter! Schon ein paar mal haben wir sie links liegen gelassen, vom Parkplatz aus sind sie mit am präsentesten und der aufmerksame Leser könnte langsam wissen, was folgt.
Nicht erschrecken, das Bild ist vom Vorabend, aber die
grüne Laterne ruft. Ich hoffe diesmal ist die Bahn besser als der Film, den ich allerdings nur anhand seiner miesen Kritiken einzuordnen weiß. Hier regnet es erstmals etwas, nachdem es den ganzen Tag sonnig und sehr warm gewesen war. Aber auch das ist nicht von Dauer, mit der Dämmerung klart es schon wieder auf. Im Wartebereich konnten wir uns bei besserer Wetterlage dann wieder filmtechnisch austoben; denn dieser besteht zwar abermals nur aus Beton und Wellblech, ermöglicht aber super Perspektiven und Blicke auf den Coaster ansich. Aber zurück zur Bahn: Der
B&M Stand-Up Coaster ist ja bis zur
Blockbremse im Grunde eine gespiegelte aber laut RCDB etwas höhere Mantis respektive Rougarou, danach ist die Streckenführung etwas knackiger, flotter und bietet einen weiteren
Corkscrew. Das Layout jedenfalls weiß grundsätzlich zu überzeugen. Die abgesenkte Kurve vor dem
First Drop lässt die Beine kribbeln, mit Dive
Loop und Inclined
Loop sowie einer Hand voll schwungvollen Richtungswechsel gibt es einige Momente, die in der gestandenen Fassung sehr schön funktionieren. Für Timo war es der erste
Stand-Up Coaster, für mich der erste von
B&M (Shockwave in Drayton Manor war mir bereits bekannt) welcher die Erwartungen hinsichtlich der Intensität, die durch die ungewohnte Position anders wahrgenommen wird, auf jeden Fall erfüllt hat.
Leider ist die Bahn doch ziemlich hingeklatscht und das ganze Stand-Up-Konzept, beziehungsweise vielmehr dessen limitierter Komfort, überzeugte uns leider nur mäßig. Die meist nur gerade so gefüllten Züge lassen vermuten, dass das auch anderen Gästen so ging. Bei unserem ersten Ride mit müden Beinen ging das sogar so weit, dass ich in den Tälern einen gewissen Druck-Schmerz in den Waden spüren konnte. Beim Reride am nächsten Tag war es besser, aber durch den längeren Hebel von Schiene bis Kopf sind auch ein paar Ohrfeigen kaum zu vermeiden. Ein bisschen schade um das tolle Layout, Spaß hatten wir in jedem Fall, aber ich denke Cedar Point hat mit der Umwandlung ihres Exemplars zum
Floorless Coaster die richtige Entscheidung getroffen und die Bahn „more enjoyable“ gemacht - was ja erst im Folgejahr passiert ist und ich deswegen rein aus Überzeugung mutmaße - und ich würde diese Konvertierung auch für Great Adventure als sinnvoll erachten, hätte man nicht schon Bizarro im Sortiment.
Schließlich und endlich folgte dann in der einsetzenden Dämmerung der ultimative Flug mit dem Krieger von Krypton (
Superman). Hier war die Abfertigung eher bescheiden: Von zwei Zügen befand sich die meiste Zeit einer in der Schlussbremse, während der andere in der Station verweilte. Als wir ein paar Minuten anstanden gab es dazu noch eine kurze Downtime, die aber zum Glück schnell überstanden war. Die Fahrt auf diesem ebenfalls von der Stange kommenden Flyer der Herren mit den zwei kapitalen Lettern war dann solide: Der Pretzel
Loop drückt ganz wunderbar, das vornüberkippen ist ein wirklich frischer Effekt. Der Rest ist dann eher ein sanftes Dahingleiten ohne besondere Ereignisse. Die Rolle rundet das Erlebnis dann noch gekonnt ab. Trotzdem vermissen wir etwas das fahren in der Rückenposition. Gerade bei unserem ersten Coaster und dem Prototypen dieser Art - nämlich Air - und auch bei den noch folgenden
Vekoma Flyern konnten diese Abschnitte durch Orientierungsverlust, interessante
G-Kräfte und tatsächlich auch durch Komfort überzeugen. Die Bauch-Position ist auf Dauer bedingt durch das stramme Westensystem nämlich auch keine perfekte Wohltat. Nach der erwähnten Rolle hängt man jedenfalls erstmal in der Schlussbremse. Und schaut sich die verblassten Spuren von vergangenen Flüssigkeitslaachen auf dem Catwalk unter dem Zug an. Und jede Menge Spucke. Und da schließt sich auch ein bisschen der Kreis, denn die Bahn sieht leider auch ein bisschen hingerotzt aus.
Davon abgesehen auf jeden Fall eine Fahrt die man immer gerne mitnimmt. Und auf der Tour haben wir noch ein paar mitgenommen. Hups, Spoiler.
A propos Hups, eins hab ich fast vergessen:
Zumanjaro sind wir ja auch gefahren. Abgesehen von einigen Breakdowns als wir versuchten uns anzustellen und als wir die nächsten in der Reihe waren, gab es auch hier recht moderate Wartezeiten. Man latscht ganz schön weit in die Pampa, um am Fuße des Turms des grünen Königs anzukommen. Hier den kompletten möglichen Weg zum Anstehen auszunutzen käme meiner Einschätzung nach einer schweren Menschenrechtsverletzung gleich, davon waren wir aber glücklicherweise einige (hundert) Meter entfernt. Zur Fahrt: Lange fährt man nach oben. Sehr lange. Und sehr hoch. Es hört quasi garnicht mehr auf. Die Aussicht ist super und die Platzierung innerhalb des Top Hats macht auch aus dieser Perspektive ganz schön was her. Der Fall selbst ist dann auch vor allem lang. Uns kam er aber nicht besonders intensiv vor. Ob das am Rollwiederstand des Laufmaterials liegt, am Luftwiederstand der ausladenden Gondeln oder deren großflächiger Überdachung oder ob zufällig an diesem Ort im Park die Graviation etwas anders funktioniert (oder Graviationswellen im Spiel waren?) vermag ich nicht zu beurteilen. Der Eindruck blieb uns aber über mehrere Fahrten erhalten und wurde auch in den nächsten Tagen durch direkte Vergleiche bestätigt. Spaß macht das Ding aber allemal, wenn da nicht die bereits erwähnten Querverstrickungen mit der Kapazität von Kingda Ka wären. Immerhin ermöglicht die Warteschlange aber einige gute Aufnahmen von selbiger.
Ansonsten haben wir eigentlich nur eine Fahrt auf dem Sessellift mitgenommen, was nett war und einen nicht schneller aber immerhin ohne Anstrengung von einem Parkende (Mine Train, Bizarro, El Toro) zum anderen (Batman, Nitro) oder umgekehrt bringt. Das restliche Attraktionsangebot ist nicht besonders interessant oder ausgefallen. Außer vielleicht der Parachute-Ride, den wir irgendwie verpennt haben.
Fazit/TLDR: Es waren tolle 2 (½) Tage im Six Flags Great Adventure. Ein absolut gelungener und epischer Auftakt (nach einem ebenso gelungenen „Prolog“ in Coney Island, wenn man so will) zu unserem Trip, aber das sagte ich ja bereits. Auch wenn die allgemeine Gestaltung und Atmosphäre eher durchwachsen sind, die Abfertigungen im Schnitt eher „nur“ solide waren und die Nicht-Achterbahn-Attraktionen nicht besonders nennenswert daherkommen, so überzeugt der Park einfach mit seinem Achterbahnportfolio. Kingda Ka ist uns als einer der thrilligsten Rides überhaupt im Gedächtnis geblieben, El Toro ist eine Wahnsinns-Schleuder, Nitro ein toller, etwas mehr auf Eleganz setzender Flug durchs Grün. Und dann sind da ja noch vier weitere B&Ms! Falls man es noch nicht zwischen den Zeilen gelesen haben sollte: Auch wir können bestätigen, dass es vor allem am Sonntag extrem leer im Park zu sein scheint. Der Montag hingegen war wieder etwas gefüllter, aber immer noch völlig im Rahmen dafür, dass man in der Hauptsaison diesen Flagschiffpark besucht. Samstags war es allerdings nach unserem 2-Stündigen Eindruck das komplette Gegenteil. Von daher: Gut geplant ist halb gewonnen! Und etwas Glück hatten wir obendrein.
Noch kürzer: Mal so, mal so, aber geile Coaster!
Hier noch zum Abschluß unser Onride-Foto von El Toro, welches wir Dank dem Foto-Service nicht den ganzen Tag mit uns rumschleppen mussten und für das wir dann am zweiten Abend auch nochmal zurück gefahren und gelaufen sind, da wir natürlich vergessen hatten, es abzuholen:
Wir halten uns im übrigens fest, um zu verhindern dass die Bügel sich weiter schließen und uns unseren kleinen Spielraum für Airtime nehmen
Schließlich und endlich zum Video:
Es muss knallen. Soviel war ja klar. Das Video ist daher aufs Wesentliche reduziert und bringt die allgegenwärtige Action hoffentlich gut rüber. Wegen der Musik kann ich nur versprechen, dass es beim nächsten Mal wieder etwas entspannter zugehen wird
Viel Spaß!
Dieses Video wird direkt von youtube.com abgespielt. onride.de übernimmt keine Haftung für die dargestellten Inhalte.
Simon & Timo
In memory of Space Mountain - De la terre à la lune - RIP 1/16/2005