Was macht man, wenn man tonnenweise Quarzsand als Nebenprodukt der Kaolingewinnung hat, diesen Rohstoff aber nicht in solchen Mengen gebrauchen kann? Richtig, man kippt das Zeug in die nächstbeste Ecke und bastelt sich so einen künstlichen Berg. Und bei 35 Millionen Tonnen Quarzsand wird das nicht nur ein Hügelchen, wie der Monte Kaolino bei Hirschau beweist. Bis zu 120 Meter ragt die als Geotop geschützte Halde in den bayrischen Himmel. Da kann man doch was draus machen, dachte sich die Stadt schon in den 1950er Jahren und richtete ein Freizeitgelände am Kaolinberg (der ja eigentlich ein Quarzsandberg ist) ein. Das wurde 2007 komplett erneuert und im Jahr darauf mit einem Alpine Coaster ausgestattet. Klar, dass der Monte Coaster auf unserer Frankenrundfahrt als fünftes und letztes Ziel nicht fehlen durfte.
Von Pottenstein ging es also abermals knapp 70 km nach Osten (und erstmals auch ein gutes Stück nach Süden). Weitere 60 km und man wäre in Tschechien gewesen, aber so weit wollten wir an diesem Tag dann auch wieder nicht. Der Parkplatz war auch hier gut gefüllt, die Besucher verteilten sich aber deutlich besser als in Pottenstein, da es wie gesagt ein komplettes Freizeitgelände mit diversen Angeboten gibt. So lädt seit 1959 ein Freibad am Fuße des Berges zum Planschen ein - auch wenn das ursprüngliche Bad 2007 komplett platt gemacht und neu gebaut wurde. Des weiteren gibt es einen Hochseilgarten mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und eine Inlinerstrecke. Hauptattraktion ist aber eigentlich die Sandskistrecke samt Standseilbahn, denn der Quarzsand eignet sich wohl hervorragend als Schneeersatz (der Klimawandel lässt grüßen). Sogar internationale Meisterschaften im Sandski- und Sandboardfahren finden hier statt. Aber all das konnte uns nicht wirklich locken.
Wir interessierten uns nur für den Alpine Coaster.
Auf dem lockeren Sand muss dieser mit Seilen gegen ein Abrutschen gesichert werden.
Die Taktung war auch ein wenig besser als in Pottenstein.
Der Monte Coaster nutzt die gesamte Höhe der Halde aus.
Er überwindet also mal eben 120 Höhenmeter, obwohl er mit 845 Metern Abfahrtslänge ein gutes Stück kürzer ist als der in Pottenstein. Ergo muss die Höhe deutlich schneller abgebaut werden, was mit einer ungewöhnlich steilen Strecke erreicht wird. So folgt auf den ebenfalls nicht gerade flachen Lifter zunächst eine langsame S-Kurve, auf der per Ampelanlage der Abstand zum Vordermann gewahrt werden kann. Aber dann geht es mit einer Steilkurve sofort richtig los.
Ganz so steil wie die Auffahrt ist die Abfahrt zwar nicht, aber man nimmt schon ordentlich Geschwindigkeit auf.
Nach einem flotten Jump folgt ein Kreisel.
Anschließend verschwindet die Bahn im bewaldeten Teil des Sandberges.
Dort geht es dann zunächst wieder etwas flacher durch die Landschaft. Einige Wellen und sanftes Geschlängel können das Anfangs aufgenommene Tempo aber nur geringfügig senken. Zum Finale geht es dann nochmal richtig abwärts mit zwei rasanten Steilkurven. So rast man schließlich mit Vollgas auf das Bremsband zu und muss leider schon wieder den Anker werfen. Eine tolle Bahn. Mit diesem zügellosen Geschwindigkeitsrausch (wir hatten zum Glück freie Bahn) katapultierte sich der Monte Coaster unangefochten an die Spitze der von mir bislang gefahrenen Alpine Coaster. Das Highlight kommt eben immer zum Schluss.
Oben die vorletzte Steilkurve, unten das letzte Stück vor dem Bremsband.
Von unten sieht die letzte Kurve gar nicht sooo steil aus.
Den Fahrplan hatten wir damit mal locker um eine knappe Stunde geschlagen. Aber um 16 Uhr schon die Heimfahrt antreten? Eigentlich war der Tag doch noch viel zu jung. Aber die Coaster-Count Landkarte zeigte leider keine weiteren roten Punkte in greifbarer Nähe. Höchstens noch den recht frisch eröffneten Alpine Coaster am Ochsenkopf. Den hatte Markus allerdings schon mit Martin abgehakt und die Anfahrt sollte eine ganze Stunde in Anspruch nehmen. Dann sollte dort aber auch schon Feierabend sein. Es blieb uns also tatsächlich nichts anderes übrig, als die knapp 330 km lange Heimfahrt anzutreten. Inklusive eines kleineren Staus und seltsamen Ideen meines Navis...
Aber letztlich haben wir den Weg dann doch gefunden und ich konnte Markus wieder in Gernsheim absetzen.
Fazit: Die Idee, einen Alpine Coaster auf einen Haufen aus Sand zu setzen, ist schon verrückt genug. Was man daraus gemacht hat, ist aber der absolute Wahnsinn. Ich kenne bislang keinen rasanteren Alpine Coaster. Wobei ich auch erst 15 auf meiner Liste habe. Aber das Ding rockt einfach.