Es war der 7. Februar 2016, als Stormrunn3r über Facebook seine Planungen für eine kleine Italien-Tour über Ostern präsentierte. Mein Bauch wollte eigentlich sofort zusagen, Urlaub hatte ich ja. Doch der Kopf mahnte zunächst an, dass ich in diesem Jahr neben der Skandi-Tour doch eigentlich ein bisschen sparen wollte. Wie so oft siegte nach ein paar Gedenktagen aber schließlich der Bauch und so sagte ich meine Teilnahme knapp eine Woche später zu. Während wir weiter vergeblich nach Mitfahrern suchten, wurden die Planungen konkreter. Hotels wurden gesucht, Preise und Öffnungszeiten abgeglichen. Und dann gab es da ja noch diesen Selfmade-Park bei Treviso, den ich gerne einmal besucht hätte. Also wurde die Route nochmal komplett umgekrempelt und schließlich aus Kostengründen gekürzt. Der Weg über Bari und Neapel war einfach zu weit, das würden wir auf ein andermal verschieben müssen. Und sechseinhalb Wochen nach der ersten Vorstellung ging es dann auch schon los nach Bella Italia...
Obwohl die Tour offiziell erst am Gründonnerstag starten sollte, ging es für mich bereits am späten Mittwoch Abend los. Der Nachtzug brachte mich trotz zwischenzeitlich größerer Verspätung nahezu pünktlich nach Stuttgart, wo ich nach kurzer Einweisung dann auch den Parkplatz fand, auf dem Tobias mich bereits erwartete. Und sogleich machten wir uns auf den Weg gen Süden zu meinem ersten Freizeitpark in Italien. Weil wir keine Jahresvignette wollten, führte uns der Weg über Österreich und den Brenner. Viel konnten wir von den Alpen aber nicht sehen, denn die Temperaturen dort sanken teilweise sogar in den Minusbereich und leichter Schneefall schränkte die Sicht auf die umliegenden Gipfel etwas ein.
Nach einer Frühstückspause an der Europabrücke bei Patsch übernahm ich dann das Steuer.
Somit gebührte mir die Ehre, als erster von uns beiden den italienischen Verkehr zu meistern. Bisher hatte ich den aus dem Reisebus nur am Rande mitbekommen. Was ich als Fußgänger in Rom erlebt hatte, ließ bei mir aber doch ein leicht mulmiges Gefühl aufkommen. Tatsächlich war es dann aber nichtmal annähernd so schlimm wie befürchtet. Zumindest auf den Hauptverkehrsstraßen fährt es sich eigentlich richtig gut. Einzig bei den vielen Kreisverkehren muss man ein bisschen aufpassen, aber wenn man sich dem italienischen Fahrstil etwas anpasst, geht es.
Ein längerer Stau am Gardasee kostete uns etwas Zeit, unseren ersten Park erreichten wir dann gegen 13:30 Uhr.
Es handelte sich um das Leolandia bei Bergamo.
Eintrittskarten hatten wir uns schon im Vorfeld zuhause gekauft und ausgedruckt.
Denn die Preise für ein datiertes Ticket schwanken auf der Homepage zwischen 13,50¤ und 26,50¤. Für den Gründonnerstag zahlten wir mit 18,50¤ einen mittleren Preis. Undatierte Tickets kosten dagegen satte 33,50¤ im Online-Verkauf. Welcher Preis nun direkt vor Ort verlangt worden wäre, habe ich allerdings vergessen nachzusehen...
In diesem Jahr feiert das Leolandia sein 45-jähriges Bestehen.
Laut des italienischen Wikipedia-Eintrags wurde zwar erst 1973 mit dem Bau begonnen und der Park 1975 eröffnet, aber die Facebookseite gibt tatsächlich 1971 als Gründungsjahr an. Und der Park sollte ja wohl am besten wissen, wann er gegründet wurde. Damals war es allerdings noch kein wirklicher Freizeitpark, sondern "nur" ein Miniaturenpark, der diverse Sehenswürdigkeiten Italiens in Miniatur ausstellte. Und auch heute ist Italien in Miniatur noch das Aushängeschild des Parks. Entsprechend gehörte der ursprüngliche Name Minitalia noch bis 2013 immer zu den wechselnden Bezeichnungen des Parks. Seit der Saison 2014 hat man den Namen aber schlicht auf Leolandia verkürzt. Die Erweiterung zum Freizeitpark ist unter anderem den Herstellern Fabbri und Zamperla zu verdanken, die zwischenzeitlich (natürlich nacheinander) mal die Leitung des Parks übernommen hatten.
Gleich rechts vom Eingang befindet sich ein großes Gebäude, das offenbar vorwiegend Gastronomie beinhaltet.
Im Keller der Kassengebäude ist ein Aquarium und Reptilienhaus untergebracht, dort waren wir aber nicht hin.
Uns zog es zunächst zu Scilla e Cariddi, der ersten Auslieferung eines Zamperla Surf's Up.
Im Grunde ein Mega-Disk'O mit modifizierter Gondel. Auf einer Art Surfbrett erlebt man die Fahrt stehend.
Wir fanden, davon könnte es ruhig mehr Auslieferungen geben. Zwar gibt es ganz außen hin und wieder unschöne Vibrationen, aber Fliehkräfte sind doch ganz nett. Und auf dem kleinen Hügel gibt es durchaus nette
Airtime. Machte jedenfalls mehr Spaß, als ich erwartet hatte.
Das wirklich schick aussehende Splash Battle sparten wir uns noch für später auf.
Stattdessen ließen wir uns von Thomas der kleinen Lokomotive einmal durch den (linken) Park(teil) fahren.
Als Neuheit des Jahres natürlich mit modernster Schrankentechnologie ausgestattet.
In diesem Teil befinden sich die meisten der Attraktionen.
Darunter auch die Wildwasserbahn samt Powered Coaster.
Ebenso wie das Rapide di Leonardo, ein Hydro Lift - natürlich von Zamperla.
Dieses Rafting aus dem Jahr 2009 war dann auch gleich die nächste Attraktion auf unserer Runde.
Zu zweit bestiegen wir eines der Boote und wurden sogleich den Lift empor gezogen.
Die Gestaltung ist wirklich klasse, die Fahrt aber nichts für schwache Gemüter.
Bei der Einfahrt in den Aufzug wird man doch etwas ruppig gestoppt, aber das ist noch nicht weiter schlimm. In knapp 20 Metern kippt die Plattform ein wenig ab und das Boot rollt in die Stahlwanne, die sich um den Turm herunterschlängelt. Mit ordentlich Schwung wirft man sich in die Kurven und es setzt eine ordentliche Drehung ein. Ohne Festhalten geht es definitiv nicht. Zwischendurch kann auch mal eine kleine Welle ins Boot schwappen, ehe man mit einem kräftigen Drehwurm in den eigentlichen Raftingkanal gespuckt wird.
Die Kanonen in der Mitte drehen sich in Fahrtrichtung mit und spritzen in regelmäßigen Abständen etwas Wasser auf die Fahrgäste.
Ansonsten schippert man eher gemütlich vor sich hin, ein großer Wasserfall quer über die Fahrrinne schaltet sich natürlich rechtzeitig ab. Dennoch tat die Erfrischung ziemlich gut, immerhin reichten die Temperaturen bei strahlendem Sonnenschein bis an die 20°-Marke heran. Für die Italiener war das zwar teilweise noch Jacken-Wetter, mir war es im (dünnen) Pullover aber schon fast ein bisschen zu warm.
Den ersten Count des neuen Jahres feierte ich anschließend auf dem Powered Coaster von 2009.
Als Mine Train umkreist dieser wie gesagt in zwei Runden die Wildwasserbahn.
Nunja, wer die Anlage im Wunderland Kalkar kennt, der weiß, wie sich das Ding in etwa fährt.
Gleiches gilt für die Wildwasserbahn Gold River.
Eine weitere nette Erfrischung.
Nochmal das Rafting aus dem kleinen Riesenrad heraus fotografiert.
An einem neuen Imbiss wurde noch gebaut.
Für den Wasserspielplatz schien es den Italienern noch zu kalt gewesen zu sein.
Von der durchaus nett gestalteten Westernstadt habe ich ansonsten keine wirklich guten Bilder.
Wir verließen nun den Freizeitparkteil und wandten uns dem Zoobereich zu.
Neben diversen Vögeln auch mit Ziegen und Co.
Der schöne Pfau saß leider recht weit weg.
Sein Kollege schien dagegen jemanden einschüchtern zu wollen.
Das erforderte volle Konzentration beim Fotografieren.
Auch Enten sind vertreten.
Den Minitalia-Bereich umrundeten wir zunächst ohne größere Beachtung.
"Der Sinn macht irgendwie keinen Weg." #Insider
Tatsächlich führt dieser Weg einfach nur um den Minitalia-Bereich herum. Attraktionen oder dergleichen gibt es dort keine, aber ohne ihn müsste man komplett durch den Miniaturenpark laufen. Von daher hat der Weg dann doch seine Daseinsberechtigung. Interessant ist übrigens auch die Schallschutzwand direkt daneben. Denn während bei uns die Parks alles tun müssen, um die Anwohner vor ihrem Lärm zu schützen, wird hier der Park selbst vor dem Lärm geschützt. Unmittelbar neben dem Park verläuft nämlich die Autobahn.
Schließlich trafen wir auf den zweiten Count des Parks, den Leocoaster von 2007
Den Family Gravity Coaster von Zamperla fuhren wir getrennt, weil ich etwas gepennt hatte.
Gleich gegenüber steht ein Feuerwehrkarussell und ein normaler Disk'O.
Fahren die Dinger wirklich so schnell? Hätte ich nicht gedacht.
Eine Runde drehten wir aber auch hier.
Nur wenige Schritte weiter wartet ein Flash Tower auf die wagemutigen Besucher.
Thematisiert als Kanone, die die Besucher in den Himmel schießt.
Der "Abschuss" kam allerdings eher schwach daher.
Dafür bietet der Wechsel von der Aufwärts- zur Abwärtsbewegung überraschend starke Airtime.
Und der "Kanonenrand" sorgt für einen netten Near-Miss-Effekt.
Und schließlich wäre da noch der dritte und letzte Count des Parks.
Der Twister Mountain, der in Klammern noch den Zusatz Tiger Mountain hat.
Wiederum ein Zamperla, diesmal mit nettem Spin aus dem Jahr 2008.
Eine Runde auf King Kongs Händen drehten wir auch noch, dann schauten wir uns einmal Minitalia an.
Der Miniaturenpark stellt die Modelle der italienischen Sehenswürdigkeiten übrigens nicht einfach nur so aus. Auf dem Satellitenbild ist die Stiefelform des italienischen Staates sehr gut zu erkennen und die Positionierung der Modelle entspricht in etwa auch dem realen Standort auf diesem. Eigentlich cool gemacht, aber leider sieht man die besondere Form aus dem Park heraus nicht wirklich. Da fehlt vielleicht noch eine Art Aussichtsturm.
Für Unwissende wie uns gibt es zudem jeweils eine Plakette, auf der vermerkt ist, was das entsprechende Modell darstellen soll. Die sind zum großen Teil aber schon extrem verblichen und damit kaum bis gar nicht lesbar. Es wäre gut, wenn diese öfter erneuert würden, so wie es immerhin bei einigen schon geschehen ist.
Im künstlichen Mittelmeer findet wohl eine BMX-Show statt - allerdings nicht zu unserem Besuchszeitpunkt.
Begonnen haben wir quasi am Absatz des Stiefels.
Ein Großteil der Sehenswürdigkeiten sind natürlich Kirchen.
Wie die Basilika Santa Chiara in Assisi.
Leider konnte ich im Nachhinein nicht alles zuordnen.
Die Arena von Verona war eines der gut ausgeschilderten Modelle.
Und Venedig erkennt man ja auch so relativ gut. Auch wenn es teilweise noch in Restauration war.
Dazu repräsentieren Figuren berühmter Persönlichkeiten die Regionen, aus denen sie kommen.
Die erzählen auf Knopfdruck von sich und natürlich von "ihrer" Region. Vertreten sind Leute wie Julius Caesar, Dante Alighieri oder auch Christoph Kolumbus. Wer der Musiker im Bild oben sein soll, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.
Einen richtigen Rundweg gibt es übrigens leider nicht. Nachdem wir die Westküste von Süden nach Norden abgewandert waren, mussten wir Minitalia zunächst wieder verlassen. Für den Rückweg entlang der Ostküste muss man quasi einmal oben um Italien herum.
Da schauten wir uns mal die hier angesiedelte Peppa Pig World an.
Mit kleinem Schweinehäuschen.
Einem großen Auto und einem Rutschenturm.
Doch zurück zu Minitalia, wo wir in den östlichen Alpen den Abstieg starteten.
Einige Modelle wurden gerade restauriert und waren somit nicht oder nur teilweise vor Ort.
Tunnels!
Der Mailänder Dom darf natürlich auch nicht fehlen.
Bologna ist ebenso bekannt...
wie der schiefe Turm von Pisa.
Den großen Platz in Siena kenne ich auch schon live, erkannte ich daher auch recht schnell.
Die Cattedrale di Santa Maria Assunta in Orvieto ist ebenfalls vertreten.
Größtes Modell - obwohl ja eigentlich gar nicht zu Italien gehörend - ist natürlich der Petersdom.
Mit ein bisschen Phantasie erahnt man sogar den Papst am offenen Fenster.
Ganz im Süden geht es dann per Brücke rüber nach Sizilien.
Zwar mit dem berühmten Ätna, aber ohne das Etnaland.
Und hier direkt vor der Geburtstagstorte müsste der Duomo di San Giorgio in Ragusa zu sehen sein.
Der See, der das Mittelmeer darstellen soll, wird außerdem noch von einer Floßfahrt befahren.
Nach dem kulturellen Rundgang ging es wieder zurück in den sehr hübschen Freizeitparkteil.
Denn am Fuße dieses offenbar begehbaren Berges...
schaukelt ein Schiff, das wir noch testeten.
Von der Gestaltung des Parks war ich nach wie vor mehr als positiv überrascht.
Und zum Abschluss war da ja noch das bereits angesprochene Splash Battle.
Die Warteschlange führt einmal über das Dach des Darkride-Parts.
Inklusive schönem Blick von oben auf die Anlage.
Der Ride an sich war schon 2012 probehalber in Betrieb, offiziell fertig und eröffnet wurde das Splash Battle aber erst 2013.
Nach der Station folgt wie gesagt zunächst ein kleiner Darkride-Part, der auch ganz nett gestaltet ist. Lediglich am Übergang zum Außenbereich hat man etwas nachgelassen. Die schlichte Holzwand in Schwarz passt da irgendwie nicht so ganz zum Rest. Aber das kann man noch verzeihen. Natürlich sind die Kanonen der Boote dort noch deaktiviert. Erst im Freien kann munter drauf losgespritzt werden. Da wir aber mutterseelenallein waren, gab es niemanden, den wir hätten nass machen können. Glücklicherweise aber auch niemanden, der uns hätte nass machen können.
Gegen 17:30 Uhr machten wir uns dann wieder auf den Weg. Zunächst zum Einkaufen, dann zum Hotel.
Unterwegs bot sich ein flüchtiger Blick auf das Castello di Trezzo sull'Adda.
Ebenfalls in Trezzo sull'Adda erhebt sich der Glockenturm der Chiesa dei SS. Gervaso e Protaso.
Übernachtet haben wir schließlich im Hotel Brianteo in der Nähe von Monza (ja, das Monza mit der Rennstrecke).
Nach der letzten Umstellung der Route fuhren wir damit eigentlich in die falsche Richtung, denn am nächsten Tag sollte es wieder zurück zum Gardasee gehen. Eigentlich war für den Abend aber auch noch ein Besuch im Lunapark Idroscalo in Mailand angedacht gewesen. Kurz vor der Tour mussten wir aber feststellen, dass man dort wohl nicht vor hatte, zu diesem Zeitpunkt bereits zu öffnen.
Wir waren aber auch müde genug und das etwas gehobenere Hotel kam uns gerade recht.
Fazit: Das (ex-Minitalia) Leolandia hat mich doch positiv überrascht. Ich hatte einen eher kleinen Park ohne großartige Gestaltung erwartet. Tatsächlich ist der Park doch eine Nummer größer und besonders die Bereiche um den Wilden Westen und die Piraten sind wirklich anständig thematisiert. Einzig der Parkteil um den
Spinning Coaster kommt ein wenig nackt daher. Der Minitalia-Bereich ist nett anzusehen, hier und da dürfte man aber gerne nochmal Hand anlegen. Mein absolutes Highlight bei den Attraktionen war eindeutig das Rafting. Nicht umsonst haben wir dort gleich drei Runden gedreht.