In den vergangenen Jahren habe ich bereits öfter angedacht ganz Italien und all seine Früchtchen in einer Tutti Frutti Italia Tour abzuarbeiten, meist scheiterte es jedoch auf Grund der typischen Studierendenproblemen, wenig Geld und wenig Zeit aller beteiligten Personen. Zwischenzeitlich waren auch andere Optionen interessanter, doch Italien blieb immer irgendwie im Hinterkopf. Da ich derzeit bei Mercedes in Sindelfingen mein Hauptpraktikum absolviere und ich dementsprechend meinen Wagen bereits auf halben Weg nach Italien befördert habe wurde eine Tour nach Bella Italia nun unausweichlich. Ostern bot sich als idealer Reisezeitraum an, vor allem da einige Parks bereits am Gründonnerstag eröffneten und sich dieser Tag bereits als ein idealer Reisetag in der Vergangenheit erwies. Gute Erfahrungen im letzten Jahr ließen mich sofort bei Dominik nachfragen und wie zu erwarten war die Antwort positiv. Nach und nach wurde die ursprüngliche Tour ein wenig umgebaut und optimiert, so dass am Ende die Reise der beiden Runner feststand. Zwar klapperten wir nun nur die größeren Freizeitparks im Norden Italiens ab, aber wir kommen definitiv wieder. Immerhin fehlen uns eh sämtliche interessanten Wasserparks und Italien ist wirklich ein verdammt schönes Land, wo das Reisen, abseits der furchtbaren Chipkartenbezahltankstellen, herrlich unkompliziert ist.
Vor 45 Jahren stellte der Unternehmer Guido Pendezzini seinen im Bau befindlichen Miniaturenpark, nach Vorbild des niederländischen Miniaturenpark Madurodam bei Den Haag, der Öffentlichkeit vor; offiziell als Minitalia wurde der Park aber erst drei Jahre später eröffnet. Das Kernstück des Parks, welches auch sehr lange markant im offiziellen Parknamen vorhanden war, ist das dem italienischen Staat nachempfundene Miniland Minitalia mit seinen Nachbauten markanter italienischer Gebäude und Städte. Zudem präsentierte man das Land mit kleineren regionalen Ständen und bot schon damals einige Fahrgeschäfte.
Nach sieben Stunden Fahrt erreichten wir, mit dem Leolandia, den ersten Freizeitpark der Tour;
ein Freizeitpark mit offenbar langer Geschichte.
Vor 45 Jahren gründete der Unternehmer Guido Pendezzini einen Miniaturenpark
nach niederländischen Vorbild
nur halt in Italien
mit italienischen Bauwerken
und der Form des Landes.
Der Park hat dabei durchaus das Flair des Miniaturwunderlands
nur halt outdoor
und insgesamt sogar etwas mehr Platz,
was jedoch die Runden vorbei an den berühmten Bauwerken des Landes
ein wenig in die Länge zieht.
Interessanter Weise ist der Maßstab nicht einheitlich, wodurch der Vatikan das größte Gebilde darstellt.
Selbst der große Julius Cäsar wirkt dagegen etwas klein.
Im Jahr 1997 verkaufte Pendezzini seinen Park an die Familien Triberti und Fabbri, welche als Schausteller und Hersteller von Vergnügungsanlagen durchaus Erfahrung in diesem Bereich mitbrachten. Diese bauten den Park zu einem Freizeitpark aus und betrieben ihn fortan als Fantasy World Minitalia bis zum Jahr 2007, woraufhin die Familie Zamperla, ebenfalls ein Hersteller für Fahrgeschäfte, den Park übernahm. Seitdem wird der Park regelmäßig erweitert und durch Produkte aus dem eigenen Katalog ergänzt.
Prominentes Beispiel dafür ist die Drehgondelachterbahn Twister Mountain, welche perfekt platziert direkt an der Ausfahrt zum Park, neben dem eh schon überdimensionierten Parkschild, die Kunden des gegenüber liegenden Hypermarktes in den Park locken soll. Dabei handelt es sich jedoch nur um die kleine Version des bekannten Kirmesmodells nach dem Layout des französischen Herstellers Reverchon.
Nach Verlassen des Bahnhofs erklimmt man den 10m hohen Lifthügel. Oben angekommen durchquert man recht rasant zwei Haarnadelkurven, woraufhin bereits die erste Abfahrt wartet. Oberhalb der Station durchquert man eine
Blockbremse und kurz darauf halbwegs parallel zum Lifthügel die zweite größere Schussfahrt der Anlage. Ohne seltsamen Buckel in der Auffahrt erreicht man die andere Seite der Achterbahn. In der nächsten Bremse wird die Drehung des Wagens freigegeben, woraufhin die nächsten vier Haarnadelkurven mit überraschend viel Schwung durchfahren werden. Buckellos folgt die Rückführung auf die andere Seite der Anlage und schließlich, nach einer weiteren Haarnadelkurve, die Bremsstrecke.
Von außen eindrucksvoll platziert
unterhält die kleine Version des Spinning Coasters nach französischen Vorbild
die Fahrgäste im Leolandia.
Obwohl die
Spinning Coaster Varianten von Zamperla dank ihrer optimierten Wagen nicht gerade als drehfreudig gelten und dementsprechend in aller Regel ihr Ziel verfehlen bot uns der Twister Mountain eine solide, wenn auch recht kurze, Fahrt. Der Komfort in der Gondel ist leider nicht ganz so hoch wie bei Reverchon, dafür bietet die Anlage aber in der Theorie dank der Einzelbügel die bessere Rückhaltewirkung gerade in Bezug auf kleinere Kinder.
Ähnlich solide konnten uns die Mega Disk’o Electro Spin und der Flash Tower Donna Cannone unterhalten. Während die Disk’o bewährt intensives Drehvergnügen bot konnte der Seilzugturm durch überraschende
Airtime am oberen Wendepunkt überzeugen, ein Abschuss aus der Kanone wird dabei leider nicht simuliert.
Der etwas schnellere Fahrstuhl bot unerwartete Airtime nach einem sehr sanften Start,
während die Mega Disk'o das tat, was Disk'os am Besten können,
nämlich gut durchdrehen.
Die weiteren Attraktionen des eher kargen Expo 1906 Bereichs sind eine Koggenfahrt in King Kong Optik, ein Feuerlöschkarussell, ein Wellenflieger, sowie die kleine Kinderachterbahn Leo Coaster. Diese kommt in der Standartausführung des Herstellers daher, sprich ovalförmig mit einer
Helix in der Mitte, kann aber vergleichsweise gute Fahreigenschaften vorweisen.
In Italien scheint die kleine Kinderachterbahn sich ganz brav zu benehmen.
Mit der Mondo di Peppa Pig hat man im letzten Jahr versucht einen Kleinkinderbereich nach englischen Vorbild in den Park zu etablieren. Was jedoch in England dafür sorgt, dass der Freizeitpark Paultons Park nur noch als Peppa Pig World bekannt ist und ihn mit Besuchermassen versorgt, wirkt hier ein wenig lieblos dahingeklatscht. Es gibt zwar Möglichkeiten sich das originalgetreue Haus der Hauptprotagonisten der Serie anzusehen und auch ein Foto mit den Akteuren zu schießen, nur scheint der Merchandiseverkauf als einzige Grundlage für diesen Bereich.
Das Ganze setzt man dann mit der Masha e Orso (Mascha und der Bär) Show und der Zugfahrt Il Trenino by Thomas & Friends fort. Zugegebenermaßen ist eine Zugfahrt mit Thomas und seinen Freunden immer eine gute Idee, was man beispielsweise am englischen Freizeitpark Drayton Manor sehen kann, es fehlt aber außerhalb zur Form des Zuges sämtliche Referenz zur Serie.
Peppa Pig unterhält während dessen die Besucher
in der Peppa Pig World bzw. Mondo di Peppa Pig,
dem italienischen Pendant zum erfolgreichen Kinderland des Paulton Parks.
Während die erste Lizenz gerade einmal so die kleinen unterhalten kann bezieht sich Thomas auf das gesamte Besucherspektrum, immerhin sind die Railway Series gut exportiertes britisches Kulturgut.
Im hinteren Parkteil, neben dem Miniland Minitalia, befinden sich einige Tiergehege, welche größtenteils heimische Nutztierarten vorzeigen. Die Gehege sind dabei ausreichend groß und einem Bauernhof nachempfunden. Leider gibt es daneben einige kleinere Volieren mit Papageien, was sehr im Kontrast zum neuer wirkenden Bauernhofbereich steht.
Der Bauernhofbereich des Parks bietet neben ausreichend große Gehege
zahlreiche Nutztierrassen.
Neben diverser Hühnerarten
findet man hier einige Schaf-
und Ziegenarten.
Die Gänse bewachten das Gehege
und ihre gefiederten Freunde,
ebenso tat es der Hahn
und der prachtvolle Pfau.
Die Cowboy Town bildet den Westernbereich des Parks in der sich die bereits aus dem Wunderland Kalkar bekannte Kombination aus Wildwasserbahn und Powered Coaster erneut die Klinke gibt. Darüber hinaus findet man in diesem Bereich mehrere Rund- und Hochfahrgeschäfte, darunter der sehr unbequeme Kite Flyer Wild Avvoltoi, sowie eine größere Showbühne.
Nachdem man die Station verlassen hat dümpelt der Einbaum ein wenig durch die Fahrrinne, nach einer längeren S-Kurve und einer kurzen Linkskurve erreicht man den ersten übersteilen Lifthügel, der einen in die ebenso übersteile Schussfahrt entlässt. Gut befeuchtet wird man wieder in den Kanal entlassen und durchquert nun eine größere Rechtskurvenschleife um im 90° Winkel zur ersten Schussfahrt den zweiten Lifthügel zu erklimmen. Typisch Zamperla ist die zweite Abfahrt nicht weniger steil als die erste, so dass man recht abrupt in die zweite Auslaufstrecke geleitet wird; auch hier ist der Nässegrad der Abfahrt in einem angenehmen Rahmen. Es folgt die Rückfahrt zur Station.
Oberhalb der Wildwasserbahn liegt der Zugang zur Achterbahn Mine Train, deren Parcours größtenteils über der Fahrrinne des Wild Rivers verläuft. Nach einer etwas längeren Steigung mit leichtem Linksknick, die recht gemächlich erklommen wird, folgt eine recht lang gezogene Rechtskurve. Erstmals an Geschwindigkeit legt man dann in der linksführenden Abwärtshelix zu, doch schon gleich darauf wird die Rinne der Wasserbahn in luftiger Höhe innerhalb einer Rechtskurve überquert. In einer etwas größeren Abwärtshelix umrundet man nun die zweite Schussfahrt der Wildwasserbahn, woraufhin sich eine recht weite Rechtskurve anschließt, die den Streckenparcours sogleich schließt. Der Wagenverbund rast dann durch die Station und vollzieht eine weitere, recht gemächliche Runde.
Powered Coaster oberhalb von Wildwasserbahnen
kennt man bei uns aus Kalkar,
auch hier ist es das Ergebnis italienischer Ingenieurskunst,
die insgesamt jedoch ein wenig zahmer ausfällt.
Obwohl die Strecke der Achterbahn aus dem Wunderland Kalkar deutlich kompakter gebaut wurde ist sie eindeutig die bessere Achterbahn dieser doch recht speziellen Kombo. Der Mine Train aus dem Leolandia hingegen durchquert die Strecke insgesamt ein wenig zu langsam und leider auch sehr ruckelig, weswegen kaum Fahrspaß aufkommen mag.
Ihr gegenüber steht die Rundbootrutschanlage Rapide di Leonardo, eine italienische Interpretation der beliebten River Splash Anlagen des Herstellers ABC Rides mit einem sehr besonderen Dreh. Nachdem man die Station verlassen hat absolviert man sogleich eine kleine Rechtskurve hinein in den Vertikalaufzug, welcher ohne viel steuerungstechnischen Schnickschnack das Boot in Position bringt, hält und nach oben befördert. Nachdem man zügig nach oben transportiert wurde kippt der Korb nach vorne und das Boot rollt aus dem Aufzug. Mit Karacho wird man nun in die erste
Helix geworfen, woraufhin auch gleich das Boot in Drehung versetzt wird. Nach wenigen Metern vollzieht man eine S-Kurvenkombination um den Turm herum, wodurch die Drehung des Bootes eine atemberaubende Geschwindigkeit aufbaut. Diese nimmt in der anschließenden Abwärtshelix immer weiter zu und lässt einem Russisch Roulette bei der anschließenden Schussfahrt spielen. Nach der Wässerung durchquert das Boot eine 180° Wende, bei der eine runde und sich drehende Kanonenapparatur in regelmäßigen Abständen Wasser auf die Fahrgäste losfeuert. Die Rückführung zur Station weist nun einige Elemente einer Raftinganlage auf, wie beispielsweise ein sich ausschaltender Wasserfall und diverse Stromschnellen. Es ist der deutlich ruhigere Teil der Fahrt, welcher einem das gerade erlebte erst einmal richtig in Worte fassen lässt und sich im gleichen Maße wundern lässt warum Zamperla bisweilen keine weitere Anlage dieser Art verkaufen konnte. Der Hydro Lift zumindest ist eine Spaßmaschine sondergleichen und gewinnt jeglichen Preis für den besten Drehwurm mit Leichtigkeit.
Der Hydro Lift Rapide di Leonardo ist Zamperlas Antwort auf die zahlreichen Spinning Raft Anlagen,
nur halt in wilder und irgendwie besser.
Hier besteht absolutes Suchtpotential mit dem Drang zum russischen Soak Roulette.
Der optisch überzeugendste Themenbereich im Park ist der Piratenbereich Riva dei Pirati, welcher zwar größtenteils aus Kinderfahrgeschäften besteht, diese aber in einer großartigen Gestaltung dastehen lässt. Neben der guten Schiffschaukel Galeone und dem wunderschönen Splash Battle Mediterranea, findet man hier den Prototypen der Stand-Up Disk’os Surf’s Up Scilla e Cariddi. Obgleich die Fahrt durch den langen Gondelträger teilweise etwas ruppig ist, so ist die Floating
Airtime doch schon ein Erlebnis wert, weswegen es recht schade ist bisweilen nur eine recht kleine Version dieser Anlage vorfinden zu können. Leider lädt man sich durch das Rückhaltesystem ein wenig statisch auf, weswegen man am Ausgang durchaus einen kleinen Schlag abbekommen kann.
Piratenthemenbereich sind in Italien ein Qualitätskriterium
und das Leolandia hat einen der schönsten dieser Art.
Selbst Leo und seine Mitarbeiter werfen sich in Schale
um das Mittelmeer unsicher zu machen,
meist mit etwas ungewöhnlichen Fortbewegungsmitteln.
Das Leolandia ist ein wirklich schöner Freizeitpark mit einer recht guten Idee gleich zu Beginn seiner Existenz. Das Miniland ist dabei recht hübsch umgesetzt und kann einen, im Vergleich zu den Legoländern dieser Welt, einige Stunden beschäftigen. Dabei bietet dieses Outdoorminiaturwunderland einen wunderbaren Blick auf die Ecken dieses charmanten Landes, welche man gerne mal in Echt sehen möchte. Die Qualität des Themenparks ist, mit Ausnahme des Expo 1906 Bereichs, sehr hoch und wird durch die passende Arbeiteruniformen, gegliedert nach den Themenbereichen des Parks, noch einmal untermauert.