Das Märchenland zu Rimini ist einer der ältesten Vergnügungsparks des Landes. 1965 eröffnet hatte das Fiabilandia seine Glanzzeit mit dem deutschen Massentourismus an der italienischen Adria bis in die Mitte der 80er Jahre. Stetiger Besucherrückgang sorgten für den Verkauf an die Besitzer des Safari- und Freizeitparks Zoosafari Fasonolandia, welche den Park nach und nach auf Vordermann brachten und ein wenig erweiterten.
Im vorderen Parkbereich kann sich der Park dadurch durchaus sehen lassen, zumal hier die meisten der älteren Fahrgeschäfte stehen und tatsächlich noch ein wenig vom eigentlichen Märchenparkcharme zum Vorschein kommt. Hier befinden sich die Themenfahrten Il Castello di Merlino und Il Lago del Sogno, sowie das Labyrinth Il Labirinto di Fu-Ming.
Folgt man der Route des Fiabilandia Express stößt man nach kurzer Zeit auf La Baia di Peter Pan, wo sich neben dem Schiff von Kapitän Hook noch das Versteck von Peter Pan befindet. Letzteres kann man sogar begehen und dabei den kindlichen Rabauken in einer Hängematte erwischen. Von hier aus hat man auch einen guten Ausblick auf den Lago Bernado, einen Baggersee, um den sich der Park ansiedelt.
Das Fiabilandia wirkt auf den ersten Blick noch wie ein netter Park
mit phantasievoller,
detailverliebter Gestaltung,
bis ins kleinste Detail,
rund um den Lago Bernado.
Vorbei an einer Mattenrutsche und Trampolinen geht es in den Westernbereich des Parks, welcher sichtbar seine besten Tage schon längst hinter sich gelassen hat. Neben einer kleinen Showbühne mit entsprechender Kulisse befindet sich hier noch ein begehbares Fort und die Achterbahn La Miniera d’Oro, welche sich durch ein künstliches Bergmassiv und vorbei an einem Indianerdorf schlängelt.
Nachdem man die Loren bestiegen hat beginnt die Fahrt sehr seicht mit einer Rechtskurve und einer anschließenden etwas längeren Geraden. Nach einer kurzen Linkskurve und einer 180° Wende erreicht man dann den ersten Lifthügel der Anlage. Oben angekommen verschwindet der Zug in einer Linkskurve hinein in einen Tunnel, in dem einige Kristalle, die aussehen wie Kakteen, bunt beleuchtet werden. Über einige Wellen nimmt man ein wenig an Geschwindigkeit zu und wird dabei von einer Bärenanimatronik überrascht. Kurz darauf verlässt man die Höhle in einer Rechtskurve, woraufhin sich ein Gefälle mit einer Haltebremse anschließt. Unwissend und voller Freude, dass die Fahrt nun endlich schneller vorangeht, wird man hier bis zum Stillstand abgebremst um nach einem kurzen Halt auch weiterhin nur im Schritttempo aktiv zu sein. In einem kurzen Slalom durchquert man das Indianerdorf und verschwindet dann in einer weiteren Höhle, die den zweiten Lifthügel beinhaltet. Erneut in luftiger Höhe kann man ein wenig die Sonne genießen, ehe es in einen weiteren Tunnel hineingeht. Völlig überraschend durchfährt man nun ein ausgeprägtes Gefälle mit anschließender Steigung, welches sogar mit einem Lichteffekt untermalt wurde. Wieder an der frischen Luft schließen sich zwei, sehr flache, Serpentinen an, die den Zug zurück zur Station führen.
Über den Köpfen der Besucher
startet der Minenzug in die Miniera d'Oro.
Vorbei an der Gesteinskulisse führt der Zug
vor allem durch flache und recht weite Kurven.
Ab und zu schummelt sich auch mal ein Gefälle ein,
doch die Deko kann man sich wieder in aller Ruhe ansehen.
La Miniera d’Oro ist eine nette Themenfahrt, bei der es eigentlich nicht vieles zum Anschauen gibt. Sie wurde irgendwann in den 80er Jahren von Pinfari erbaut und ist somit eine der letzten Attraktionen der goldenen Ära des Parks. Gerade kleinere Kinder dürften auf der Anlage sehr viel Spaß haben, die Erwachsenen erfreuen sich derweil an dem größeren Platzvorkommen im Wagen und dem Geschwindigkeitsrausch gegen Ende der Fahrt.
Vorbei an mehreren Zirkuszelten und einem 3D Kino nähert man sich dem nächsten Highlight des Parks, dem Valle degli Gnomi. Die 1976, ebenfalls vom italienischen Hersteller Pinfari, erbaute Anlage wurde einst unter dem Namen Brucomela eröffnet und ist der Prototyp dieser Achterbahngattung, welche in einem kleinen transportablen Modell die Welt einzunehmen versucht. Tatsächlich handelt es sich bei die dieser Achterbahngattung um die meist gebaute Achterbahn der Welt und wird von diversen (meist italienischen) Herstellern zum Kauf angeboten.
Die Fahrt beginnt mit einer leichten Linkskurve, die sogleich von einer Rechtskurve abgelöst wird. Über mehrere Bodenwellen überquert man nun eine Gerade, die in einer Höhle endet. In diesem wird nun eine Wendekurve durchfahren, wobei man einen ersten Blick auf die namensgebende Gnome erhaschen kann, die sich auf einem unterirdischen See vergnügen. Nach einem kurzen Schlenker nach rechts folgt ein kleines Gefälle und nach einem weiteren Schlenker nach links eine weitere Wendekurve um einen kleinen See herum, die einen sogleich in den einzigen Lifthügel der Anlage entlässt. Dieser führt einen, entlang von diversen Animatroniks, frei nach den sieben Zwergen aus dem Disney Klassiker Schneewittchen und die sieben Zwerge, hinauf. Oben angekommen fährt man nun in einer Rechtskurve, oberhalb des ersten Tunnels, an einer hässlichen blauen Wand und dem Haus der Zwerge entlang. Mehrere kleine Zickzackkurven führen nun durch zwei große Äpfel hindurch, wo wir einer weiteren Apfelraupe bei der Arbeit zusehen können. Über einen kleinen Drop mit Haltebremse erreicht man das Höhenniveau der Station, in die man kurz darauf einfährt.
Dieser Apfel gehört zu La Valle degli Gnomi,
dem ersten Big Apple der Welt, den es in counttechnischer Expertise genauer zu betrachten galt.
Die Themenfahrtachterbahn führt erst durch eine Höhle mit Gnomen
und dann über eine Auffahrt
mit einigen Zwergen.
Die Aussicht hier oben war früher mal schöner, da gab es noch einen Apfel mehr
durch den sich der Apfelwurm (Bruco = Wurm, Mela = Apfel) arbeiten konnte.
Neben der durchaus netten Themenfahrt befindet sich auch sogleich die dritte und letzte Achterbahn des Parks. Die Space Mouse ist dabei die größte Achterbahn des Parks und leider auch nicht unbedingt die schönste, doch sie ist, wie auch die Wildwasserbahn nebenan, auf Grund der Lage direkt an der benachbarten Bundesstraße ein Werbeträger ohnegleichen.
Die Fahrt in der Fabbri Power Mouse beginnt wie üblich mit dem zweigeteilten Lift der Anlage, bei dem man zwischendrin noch eine enge Linkskurve absolviert. Oben angekommen absolviert man sogleich einen kleinen Drop, der einen auf die andere Seite der Anlage bringt. Hieran schließt sich eine enge Haarnadelkurvenkombination aus drei, äußerst kompakt verbauten, Serpentinen an. Nach einer
Blockbremse überquert man in einem weiteren kleinen Gefälle die Station, ehe man sich den großen Schussfahrten, eingeleitet von je einer Kurve, widmet. Nach einem finalen Doppeldrop erreicht man die finale Bremse und sogleich den separaten Ausstiegsbereich der Anlage.
Die Space Mouse lockt die Besucher der nahen Hauptverkehrsader in den Park,
doch viel Bewegung sieht man im Vorbeifahren nicht wirklich.
Die Fahrt auf der Space Mouse wäre durchaus in Ordnung, wäre dort nicht die miserable Abfertigung an der Anlage, wonach jeweils nur ein Wagen den Weg durch den Streckenparcours absolvierte, alle anderen in der Zeit jedoch unbemannt in der Station warteten. Auch nach dem Einstieg dauerte es eine Weile bis dann der Wagen abgeschickt wurde, was den kurzen Wartebereich ziemlich in die Länge zog.
Nachdem alle Fahrten getätigt wurden ging es an mehreren Kinderkarussellen, einige davon aus dem Movie Park Germany übernommen, und einem Splash Battle aus dem Hause Preston & Barbieri vorbei
dem Ausgang entgegen. Das war nun auch höchste Zeit, denn das 60 km entfernte Mirabilandia bei Ravenna sollte nicht noch länger warten. Auch war meine Laune zu dem Zeitpunkt bereits tief im Keller, denn einen so trostlosen Park habe ich zuletzt mit dem portugiesischen Freizeitpark Magikland in Penafiel bei Porto erlebt. Obwohl hier die Anzahl der Attraktionen den hohen Eintrittspreis beinahe schon rechtfertigt, so ist der Zerfall des Parks mehr als nur spürbar. Die wenigen interessanten Attraktionen hätte man allesamt in wenigen Minuten erledigen können, doch die zeitversetzte Öffnung der Anlagen verhinderte dieses mit Bravour und ließ uns deutlich mehr Zeit im Park verbringen als es mir persönlich lieb gewesen wäre.