Wie im
Bericht zu Canobie Lake geschildert ist der geplante zweite Parkbesuch der Coaster Craze 2016 in Funtown Splashtown U.S.A. leider der Witterung zum Opfer gefallen und auch das nachfolgende Verkehrschaos auf der Weiterfahrt nach Connecticut hat dafür gesorgt, dass Stimmung und Wohlbefinden bereits am frühen Abend des ersten Reisetags am Nullpunkt angekommen waren. Kurz nach 17.00 Uhr dann aber endlich im Red Roof Inn in Enfield eingetroffen hab ich mich erst einmal ein wenig sammeln können und habe daraufhin die Verkehrsverhältnisse um Hartford rum gecheckt, um allenfalls noch einen kleinen Trostpflaster-Abstecher nach Middlebury zu Quassy anzuhängen. Google Maps warnte jedoch vor zwei Baustellen und stockendem Verkehr auf dem Hartforder Autobahnring, so dass diese sonst eine gute Fahrstunde dauernde Etappe nun rund doppelt so viel Zeit beanspruchen würde, womit mir dann noch eine knappe Stunde in Quassy geblieben wäre, was mir dann doch ein bisschen knapp erschien, so dass ich diesen Alternativplan wieder verwarf. Ich seufzte noch einmal über den schlussendlich wirklich komplett unnötigen Side Trip nach Maine und den damit einhergehenden Zeitverlust, der schlussendlich eben wahrhaftig nur durch die mangelhafte Kommunikation von Funtown Splashtown U.S.A. verursacht worden war - hätten die früher auf ihrer Hauptwebsite und nicht der dämlichen Facebook-Page geschrieben, dass heute nichts zu wollen ist, hätte ich Quassy ja direkt von Methuen aus ansteuern können. Vermaledeites Urlaubszeits-Diebespack!
Je nun, wirklich einfach dumm gelaufen, aber sich darüber zu ärgern bringt ja auch nichts. Schliesslich haben solche Episoden in dieser Gegend der USA bei mir ja schon fast Tradition.
Nach einer kurzen Chillsession raffte ich mich auf, stieg in den für heute eigentlich schon zur Genüge durchgesessenen Ford und gab dann also dem eigentlich für den Folgetag geplanten Ziel den Vorzug, das nur noch einen Steinwurf über den Connecticut River entfernt gerade noch so in Massachusetts liegt: Six Flags New England. Ich dachte mir, dass ich es nach so einem Tag einfach entspannt angehe, schon mal den Season Pass löse und je nach Schlangensituation vielleicht sogar noch ein paar Fahrten vor Parkschluss erledigen könnte. Wenn ich mal gewusst hätte, dass ich in den paar Stunden mehr vom Park schaffen würde als beim gesamten letzten unglückseligen Tagesbesuch im August 2010...!
Vor Ort angekommen bin ich gleich mal Dragsters Tipp aus seinem
damaligen Bericht nachgekommen und hab den Ford bei einem Privatanbieter entlang der vor dem Park durchführenden Main Street auf der grünen Wiese parkiert. Und ich kann wirklich jedem Besuchswilligen nur empfehlen, es auch so zu machen, denn hier betrug die Parkgebühr sage und schreibe fünf Dollar für einen ganzen Tag, womit gleich mal vier Fünftel des zwischenzeitlich wahrlich unverschämten Obolus auf dem offiziellen und erst noch viel weiter weg liegenden Stellplatzes eingespart werden. Und man muss auch kein überfülltes Tram zum Eingang nehmen, denn die zum Park rüberführende Brücke ist von da aus sogar noch schneller erreicht. Für alle, die also zwanzig Dollar mehr im Reisebudget übrig haben und erst noch Zeit sparen möchten:
1704 Main Street, Agawam MA. Und etwas weiter südlich hätte es ein Lot gegeben, wo die Tagesgebühr am zweiten Besuchstag sogar mit nur drei Dollarn beziffert war.
An den Kassen angelangt musste ich mich erneut in Geduld üben, denn irgendwie ging es bei der vordersten Gruppe in der Schlange einfach nicht vorwärts - und wir anderen verbrutzelten eine gute Viertelstunde lang in der Sonne dahinter. Das muss man sich mal vorstellen: am Morgen stand ich noch vor einem wegen kalten Temperaturen geschlossenen Park, nun trieb mir dschungelhafte humide Wärme die Schweissperlen auf die Stirn!
Als ich dann endlich mit passend Bargeld an der Reihe war hatte ich dann aber sehr rasch schon meine Karte und konnte zu den leeren Drehkreuzen schreiten, wo ich auf der entsprechenden Fläche dann auch gleich den Abdruck des rechten Zeigefingers registrierte - seit letzter Saison, meine ich, Identifikationsfaktor der das bisherige Foto ersetzt. Im ebenso entvölkerten Processing-Büro im Whistlestop Park gleich rechts vom Karussell konnte ich ruckzuck meine Daten eintippen und endlich stand dem Six Flags'schen Thrillschub nichts mehr im Wege!
Der Park sah - Memorial-Day-typisch - zwar gut gefüllt aus, aber die Schlangen hielten sich dennoch irgendwie in Grenzen. Das will ausgenutzt sein, um die verpassten Counts von 2010 nachzuholen!
Erste Station an diesem Abend war dahingehend der Woodie-Klassiker von 1941, Thunderbolt.
Schon schön, nur drei Zyklen bei Einzugbetrieb und damit etwa 20 Minuten zu warten, anstatt über zwei Stunden.
Etwas konsterniert über den zugewiesenen Sitzplatz - die letzte Reihe des vordersten Sechserwaggons - sass dann auch ich bald einmal korrekt gesichert im Zug und mit dem ersten Visual Scan dieser Ferien wurden wir auf die Reise geschickt. So sanft und ruckelfrei wie hier hat sich glaube ich noch kein anderer Woodie-Zug meiner Achterbahn-Fahrkarriere auf den Lifthill eingeklinkt, allerdings war spätestens nach Passieren des First Drops dann klar, dass dies Fahrverhalten auch innerhalb der Anlage eine Besonderheit darstellt.
Möglicherweise lag es an der Sitzposition - bei Sechserwaggons versuche ich nach Möglichkeit ja generell immer die mittlere Reihe zu erwischen -, aber hier wurde die gesamte absolvierte und ja nicht mal uninteressante Strecke von einem so ausgeprägten Ruckeln und Rappeln begleitet, dass es einfach nicht mehr schön war. Und ich bin da ja gerade bei Woodies eigentlich sehr hart im Nehmen, aber hier waren definitiv Hurler- und Holzversions-Rattler-Tendenzen festzustellen. Hinzu kam, dass man durch diverse Trimbremsen über fast sämtliche Hügel irgendwie nur so gekrochen ist - lediglich der zweitletzte Hügel kurz vor der letzten Kurve sei hier löblich erwähnt, da wurde man nur so in die Bügel hochgejagt.
Jedenfalls war ich dann froh, als bald darauf wieder die Station erreicht war. Schade, denn gerade in so alten Woodies steckt oft viel Potential - der hier war nun aber wahrhaftig weniger prickelnd. Immerhin ist der Count nun nachgeholt.
Weiter ging es zur nächsten noch offenen Lücke auf der To-Do-Liste: Mind Eraser.
Hier war bei Zweizugbetrieb Walk-on angesagt - ebenfalls eine angenehme Weiterentwicklung zu 2010.
Fährt sich halt wie die anderen Weh-Koma SLCs auch. Meinem Empfinden nach war dieses Exemplar etwas weniger brutal zu den Ohren, zu den Schultern dafür umso gemeingefährlicher. Abgehakt und weiter im Takt!
Da die beiden Bahnen ja fast nebeneinander liegen, steuerte ich noch den
B&M-Kompakt-Floorless Batman - The Dark Knight an. Sah von der Stationsplattform vom Mind Eraser her irgendwie geschlossen aus, aber da hat der Schein getrogen: auch hier gab es Walk-on bei Zweizugbetrieb, was direkt mal in zwei Fahrten resultierte - Sitzenbleiben olé!
Was soll ich sagen? Die erste richtige Wiederholungsbahn dieser Reise hat auch sechs Jahre nach dem Erstbesuch nichts von ihrem Biss verloren - immer noch eine richtig knackige, actionreiche und dabei smoothe Anlage mit vollgepackter und interessanter Streckenführung. Die
Trimbrake vor der Zero-
G-Rolle hat heuer auch nicht so stark gegriffen, so dass man den zweiten Teil mit den ineinander verschlungenen Korkenziehern nur so durchdonnert hat. Hinzu kam dann noch der hübsche Bonus, dass an den beiden diesjährigen Besuchstagen hier fast immer immer Walk-on herrschte, so dass mehrere vergleichende Fahrten auf unterschiedlichen Sitzpositionen im Zug möglich waren. Schickes Teil!
Zum ebenfalls noch rasch schlangenlos mitgenommenen Tivoli Catwoman's W
hip fällt mir gerade hier in Neu-England nur ein: "You're eating hair!!!"
Jetzt wurde es aber endlich Zeit für die Quasi-Neuheit dieser Saison: für den wieder zu Superman umfunktionierten, äh, Superman!
Eine Freude, dieses tolle
Intamin-Schmuckstück mit frischer Lackierung wieder in Originalfarben und -auftritt zu sehen, auch wenn man sich kopfkratzend fragt, weshalb Six Flags bei der Wiedertaufe nicht zum originären "Ride
of Steel", sondern nur zu "The Ride" zurückgekehrt ist. Und wieso man die Bizarro-Züge mit den im Vergleich zur Erstauslieferung so unvorteilhaften Bügeln beibehalten hat. Und warum man die dem Onboard-Soundsystem geopferten Sitzplätze in den fünften Wagen der Züge nicht wieder umfunktioniert hat, wo der wiederauferstandene Superman doch gar keine durchgehende Soundbegleitung während der Fahrt mehr hat. Doch bevor ich sämtliche Hirnressourcen dafür opfere, diese Glanzmoves verstehen zu können, begebe ich mich lieber in die angenehm kurze Schlange und knete wusamässig die Ohrläppchen. "Forget it, Jake. It's Agawam."
Dieses Mal durch den nach wie vor weitläufigen Wartebereich nun einfach durchgehüpft machte ich mir schon Hoffnung auf Walk-on, denn die beiden zuvor beobachteten Züge hatten stets einige leere Sitzreihen und -plätze, die ich als Single Rider doch sicherlich rasch und unkompliziert füllen darf. Würde man meinen. Trotzdem wartete ich vor all meinen Fahrten an diesem ersten Abend gute zehn Minuten an der Aufgangstreppe vor der Station, weil die dort mit mir anstehende überschaubare Menschenmenge
trotz leerer Gates und Sitze einfach nicht zu selbigen vorgelassen wurden - warum auch immer.
Zwingend vorzulassende Fastpassler von der anderen Treppenseite her gab es an diesem Memorial-Day-Abend ja eh so gut wie keine, trotz aller Bemühungen durch die seit 2010 unverändert im Schneckentempo arbeitende Crew hier.
Aber seis drum! Im Vergleich zu 2010 war das Jammern auf sehr hohem Niveau und ich hatte ja auch das Glück, den Park noch an den letzten beiden Maitagen besuchen zu können. Denn kurz danach, anfangs Juni - entweder am zweiten oder am elften - hat auch Superman das VR-Treatment verpasst bekommen, was die Wartezeiten nach ersten gelesenen Erfahrungsberichten bei TPR und Konsorten auch an besucherschwachen Tagen auf unverschämt mühsame zweieinhalb Stunden anschwellen lässt.
Wie auch immer: einmal im Zug Platz genommen gibt es nun also ein Wiedersehen mit den wohl doofsten Sicherheitsbügeln des Erdenrunds. 2010 fand ich die noch nicht so schlimm, weil sie an der Aufliegestelle recht weich gepolstert waren - bei diesem Besuch lagen sie aber spitz und scharfkantig gefühlt noch viel weiter vorn auf als damals. Nun auch bei mir praktisch in der
Mitte der Oberschenkel, wie beim mich damals begleitenden Kollegen. Zwischen Bügel und Bauch hatten jetzt locker zwei Handbreiten Platz - das sah schon fast nicht mehr sicher aus.
Grünes Licht gab es aber und bei allen folgenden Fahrten stopfte ich mir Parkpläne und Broschüren in die oberen Hosentaschen der Cargo Shorts, um doch noch so etwas wie Polsterung à la 2010 zu erreichen und damit die hier ja zahlreich vorhandenen Airtimemomente etwas erträglicher zu gestalten.
Zur Fahrt als solches bleibt zu sagen: nach wie vor absolute Spitzenklasse. Leider, irgendwie.
Die
Airtime beim
First Drop und auf den grossen Hügeln entlang des Connecticut Rivers, insbesondere auf dem letzten, ist immer noch unfassbar stark und lässt das Coasterfreak-Herz über sämtliche Sux-Flags-Aspekte hinweg höher schlagen! Der Kurvengarten hat ausserdem positive Gs ausgeteilt, die ich in dem Ausmasse gar nicht mehr so in Erinnerung hatte - sensationell schön.
Und auch der letzte fotogene Schwenker in den dritten Dampftunnel sowie die nachfolgenden finalen Bunnyhops wissen vorn wie hinten im Zug zu begeistern.
Trotz also eher oberflächlichem Umbau: diese Bahn ist nach wie vor in den Top 5 meiner Lieblings-Steelies anzusiedeln - ein einfach nur geiles und abwechslungsreiches Gesamtkunstwerk an Höhe,
Airtime, Geschwindigkeit, Kurvendruck und Landschaftseinbettung. Also ging es an diesem ersten Abend dank der verhältnismässig ja kurzen Schlange zweimal von der Ausgangsrampe direkt wieder zum Eingang. Ihr wisst schon: vorbei am nicht mehr zappenden und auch nicht mehr so stark dampfenden Lasertunnel, der aber trotzdem einen knöcheltiefen Kondenswasserteich vor der Fotostation produziert.
Am darauffolgenden Tag kam es nur noch zu einer Fahrt, da die Wartezeit bei gleicher Schlangenlänge knapp über die Station raus dann sogar eine halbe Stunde betrug - auch hier mit etlichen leeren Sitzen und Reihen im Zug. Fantastische Bahn, unsäglich dumme Schlangenpolitik, die inzwischen sogar noch mühsamer sein dürfte...
Bei Pandemonium ist der Flashpass-Zugang immer noch eine Single Rider Line, was ich mir natürlich direkt zu Nutze gemacht hab. Ein zwischenzeitlich vielfach in identischer Form erlebter
Gerstlauer Standard-Spinner halt, aber immer noch sehr schick! Besonders das letzte Abtauchen in die kleine Senke - gerade rückwärts absolviert ein unerwartetes Zusatz-Zückerchen!
Flashback hab ich mir in diesem Jahr gespart - ein Riesenvorteil, sich auf Highlights konzentrieren zu können, wenn man die Gurken schon durch hat.
Immerhin: mehr als nur ein nettes Erscheinungsbild, so vor der langsam untergehenden Sonne.
Nun war es an der Zeit, die Neuheit des letzten Jahres und meinen eigentlichen Hauptgrund für den Wiederholungsbesuch in Six Flags New England anzusteuern: die Rocky-Mountain-Construction-Kreation Wicked Cyclone!
Hierauf war ich ausserordentlich gespannt, da ich meinen einzigen bislang gefahrenen
RMC-Coaster, New Texas Giant, ja noch in allerbester Erinnerung habe und weil hier auch meine erste Begegnung mit den von
RMC selbst entwickelten Zügen stattfinden sollte. Auch ist natürlich der erste Gesamteindruck der Anlage ein ganz anderer als derjenige der ursprünglichen Woodie-Version, die ich 2010 wegen Einzugbetrieb bei einer zweistündigen Schlange ja auslassen musste. Gespannt nahm ich erst einmal im Testsitz Platz und konnte die Vorabberichte überhaut nicht nachvollziehen - der Hydraulikbügel lag mir wunderbar bequem an und auch die sonst so vielbemängelten Beinschienen fand ich dank guter Polsterung überhaupt nicht schlimm. Beflügelt darüber, dass alles passt, hopste ich nunmehr durch die normale Warteschlange und dies tatsächlich bis zur letzten Treppe kurz vor der Station.
Die Abfertigungen am ersten Abend waren für Six-Flags-Verhältnisse - und gerade im Vergleich zu Superman - ein absoluter Traum! Wie diejenigen Onrider, die bei der letztjährigen USA-Tour dabei waren ja wissen dürften, wird die Station hier von hinten nach vorn beladen - es werden bei Ankunft von einem der beiden Züge also 24 Personen an die Gates gelassen. Da an diesem Abend aber nie 24 Besucher gleichzeitig auf der Treppe standen und es überdies oft Wiederholungsfahrer wie ich waren, die verschiedene Sitzreihen ausprobieren wollten, wurde man zwar schubweise eingelassen, aber faktisch herrschte freie Sitzplatzwahl. Besser kann mans für so ein Kaliber ja nun wirklich fast nicht mehr treffen - yowsa, yowsa!
Aus der Station gerollt und wenig später auf der Spitze des "nur" 33 Meter hohen Lifthills angelangt durchlebe ich sofort einen Arlington-Flashback: mit einer unbeschreiblichen Wucht wird man aus dem Sitz katapultiert und über das 78-gradige Gefälle in die Tiefe gesogen - der schiere Wahnsinn, trotz vergleichsweise niedriger Starthöhe! Und mit dem so erreichten Schwung geht dann alles ganz schnell: übergeneigte Kurve, gemeingefährlich geneigtes Mini-Hügelchen, dann der besonders freihändig einfach nur herrlich krank zu fahrende Zero-
G-Stall mit deutlichem geradem Überkopfstück, noch eine Overbanked Turn, ein weiteres Schrägküppchen, ein grenzdebiler Double Down, ein airtimegeladener
Bunnyhop, eine Aufwärtskurve ins Stützwerk und dann meine Lieblingsstelle der Bahn: eine "falsch geneigte" Kurve à la Steel Hawg, die einen regelrecht abwerfen will - unfassbar geil!
Weiter geht es mit einem anständig geneigten Anlauf zur zweiten
Inversion, einer Zero-
G-Roll, die sich entgegen meiner Befürchtung wunderbar harmonisch in die Gesamtstrecke einfügt und besonders mit jauchzend ausgestreckten Armen schlicht grandios zu fahren ist. Daraufhin folgt wohl die intensivste Airtimestelle der Bahn und im Anschluss wiederum reichlich Rechtsschwenkerei im Stützwerk, die dann direkt in den schon während der Bauphase zu persönlichem WTF-tum gekürten Abschnitt mündet, den "dreimal die Neigung wechselnden Absurditätshügel" - bei dem immer noch vorherrschenden Tempo Irrsinn in seiner pursten Form!
Davon wegsausend passiert man die nunmehr dritte
Inversion der Bahn, eine weitere Zero-
G-Roll, die nun sogar richtig hangtimig daherkommt - absoluter Oberhammer. Es schliessen sich ein paar letzte und immer noch airtimeschwangere Hügelschwenker an, darunter sogar noch eine Bonus-Falschneigungs-Kuppe, hierauf hopst man dann völlig gerädert, geflasht und genuin grinsend in die Schlussbremse. Was für ein fabelhaft krankes Teil!
Wicked Cyclone ist ein absolutes Meisterwerk von einer Achterbahn! Ein sensationeller und derb steiler
First Drop, unbeschreibliche Airtimemomente, wahnwitzige Schwenker und Manöver, drei mit Lapbars einfach toll zu fahrende Rollen, erschreckende Near-Misses mit dem reichlich ausgenutzten Stützwerk... Und dies alles begleitet von einem aberwitzigen Tempo, einer todschicken Fahrdynamik und einer schon fast als glasig zu bezeichnenden Smoothness - Six Flags New England und
RMC haben hier alles richtig gemacht, um aus dem alten Holzknatterer etwas zu schaffen, das schlicht und ergreifend, well, wicked ist! Bravo!
Entgegen meiner Erwartungshaltung fügen sich die drei Rollen erstaunlich stimmig ins Gesamtlayout ein und bereichern sogar die in Queue und Station erzählte Geschichte mit den Sturmjägern im Stil von Hunt und Paxton. Auch wenn sie den Texas Giant intensitätsmässig noch nicht so ganz vom Thron zu stossen vermag - was wohl an den grösseren Dimensionen, dem airtimekonzentrierteren Layout und den bei unserem damaligen Besuch ja noch etwas anderen Bügeln liegen dürfte - ist die Wicked Cyclone ganz sicher eine der besten in diesem Jahr gefahrenen Bahnen und ein richtig einfahrender Knüller. Alleine die vier noch vor Parkschluss geschafften Fahrten haben all die Strapazen der vorangegangenen Anreise, nun, weggeblasen.
Kurz vor 21.00 Uhr schlossen alle Bahnen nach und nach ihre Schlangen und auch ich begab mich nun langsam wieder in Richtung Ausgang, zurück zu meinem Ford und daraufhin wieder ins Red Roof Inn jenseits der Staats- und Flussgrenze. Dann gab es noch ein festliches Takeout-Mahl vom nahe gelegenen Olive Garden und bald sorgten der Jetlag und die Überwältigungsflut des heute Erlebten für einen tiefen Schlaf. Tags darauf gab es ein kleines Frühstück in der Lobby und nach dem Zusammenpacken, Auschecken, erstem Souvenirauskundschaften in der unweit gelegenen Mall und dem inauguralen Volltanken des guten Fords stand ich dann nach erneutem Aufsuchen meines portemonnaiefreundlichen Stellplatzes pünktlich um 10.30 Uhr wieder vor den Toren des Parks.
Also eigentlich etwas zeitiger, denn Season-Pass-Inhaber durften eine Viertelstunde früher in den Nordbereich vordringen, wo Pandemonium, die beiden Boomerangs und Wicked Cyclone zu Hause sind. Da Goliath noch zu aussah begab ich mich natürlich sofort wieder in die Queue von Wicked Cyclone, wo bereits Testfahrten durchgeführt wurden und ich mich mit einer Handvoll anderer Interessenten schon zur Station begeben durfte. Die Testfahrten haben dann aber sehr lange gedauert, fast bis 10.40 Uhr, wodurch jeglicher Season-Pass-Startvorteil natürlich dahin war. Die Schlange war inzwischen auf ein solches Ausmass aufgestaut, dass man in der Station dann eben
nur nach vorn aufschliessen durfte, wodurch ich die erste Fahrt mit Passagieren dann recht weit vorn im Zug absolvieren musste - im Vergleich zu den gestrigen warmgefahrenen Abendfahrten schon ein wenig ernüchternd.
Goliath war immer noch geschlossen, also steuerte ich noch einmal Superman an - wie schon erwähnt mit eigentlich gleich wenig Menschen wie gestern auf der Treppe, aber dreimal so lange dauernder Abfertigung - bei auch heute wieder mehreren leeren Sitzreihen, notabene. Batman lud mit seinen beiden etwas zackiger abgefertigten Zügen zu etwas schöneren Wiederholungsfahrten ein, daraufhin steuerte ich noch die Maurer-Maus mit dem wohlklingenden Namen Gotham City Gaunlet Escape From Arkham Asylum an, aufgrund der hirnrissigen Komplexität im Folgenden schlicht Kentucky-Maus genannt. Also falls sie überhaupt noch einmal namentlich erwähnt wird, wozu ich im Nachhinein gar keinen Grund sehe.
Hier konnte ich sofort zusteigen, gesichert wird man mit einem T-Bügel für beide Passagiere. Die Fahrt kam mir relativ ungebremst vor, so dass es im oberen Teil durchaus leckere Lateral-Gs und im unteren dann überraschend schnittige
Airtime-Ansätze gab. Eine schöne Überraschung! Ich hätte aber wohl Portemonnaie und Kamera in den Cargo-Short-Taschen tauschen sollen, denn das gegen die Mittelstange des T-Bügels ausgerichtete Bein tat danach ein bisschen weh.
Und dann, tja, war Six Flags eben Six Flags. Es war deutlich voller als gestern, aber von den abschnittweise ja tollen Abfertigungen vom Vorabend war nichts mehr zu spüren. Ich nutzte das tolle Wetter nun vor allem noch zum Fotografieren und wollte mich dabei nie allzu weit von Goliath, der letzten noch fehlenden Bahn entfernen.
Als ich sie dann endlich in Betrieb befindlich antraf, war bereits eine Stunde Wartezeit angeschrieben. Seufzend begab ich mich in die Schlange, hatte erstaunlich rasch schon zwei Zickzacks hinter mir - und sah dann, dass es einen Zickzack weiter eine Abzweigung für Single Riders gab. Nach wahrhaftig bloss 15 Minuten nach Queue-Eintritt war dieser dann erreicht und schon im nächsten Zyklus konnte ich in die Backrow zusteigen. Treffer versenkt!
Der Texter und Coasterfreak in mir ist gleichermassen höchst amüsiert.
Hier fand auch meine Erstbegegnung mit den ja seit einiger Zeit hier zum Einsatz kommenden Zügen von Premier statt. Im Vergleich zu den Originalzügen von
Vekoma sind sie durch die geradlinige klassische Viererreihen-Anordnung etwas übersichtlicher, ausserdem wirkt die Sitzposition auf den ersten Blick etwas bequemer, da man leicht nach hinten geneigt sitzt und weil die Restraints weniger komplex erscheinen, da der Beckengurt nun nicht mehr vorhanden ist. Die sehr ähnlich wie die originalen von
Vekoma aussehenden und recht komfortablen Schulterbügel (die ebenfalls dieses für kleinere Gäste wohl eher unangenehme und hier gefühlt sogar noch mehr ans Kinn hochreichende "Brustblatt" besitzen) werden nur noch mit einem Gurt an die Sitzschale getackert - und fertig. Ich hab so einen
Vekoma GIB bis dahin noch nie im Vollbetrieb erlebt, aber gerade die Sitzanordnung und die etwas leichter zu handelnden Sicherungen beschleunigen die Abfertigung nach meinem Empfinden ungemein.
Einmal den nach wie vor ausserordentlich thrilligen Senkrecht-Spike hochgezogen und ausgeklinkt stürzt der zunächst so positive Eindruck des Zugs dann aber ähnlich tief hinunter wie die beförderten Passagiere. Das scheppert und schüttelt, dass es spätestens im Tal zwischen Kobrarolle und
Looping nicht mehr schmerzfrei auszuhalten ist. Die ganze Fahrt fühlt sich so an, als ob irgendwie einfach zu wenig Gummi auf den Rädern ist - und es klingt auch so, als ob Metall über Metall poltert. Und obgleich der Premier-Zug vor dem zweiten Hochziehen wesentlich sanfter einhakt ist dann auch die anschliessende Rückwärtsfahrt leider nicht besser. Sehr schade, aber einmal hat mir hier gereicht. Die alten Züge bringen definitiv Nachteile mit sich, aber da war ja selbst Aftershock in Silverwood in seiner totgerittenen
Cobra Roll noch sanfter.
Allzu viel Zeit hab ich danach nicht mehr im Park verbracht. Ich machte noch ausgiebige Fotorundgänge und holte bei heute natürlich besserem Licht gestern schon zurechtkonzeptionierte Shots nach, anschliessend begab ich mich am frühen Nachmittag dann schon wieder zum Ford und lenkte ihn danach in Richtung Hartford. Daher folgen hier nun die gerade nirgends sonst zuordnungsbaren Restfotos:
New England Sky Screamer
Nur Scream.
Houdini - The Great Escape
Tomahawk
Buzzsaw
Die Neuheit dieses Jahres, der Larson Looper Fireball.
Blizzard River
Das diesjährige Fazit zu Six Flags New England: besser als beim grauenhaften Erstbesuch vor sechs Jahren war es dieses Mal definitiv, vor allem am ersten Abend konnte der Park insbesondere durch die grandiosen Fahrten auf Wicked Cyclone so einiges von damals wieder wettmachen. Mit letzterer und der sicherlich mehr als nur ebenbürtigen Top-Bahn Superman stehen dort zwei Coasterperlen, die mich auf jeden Fall wieder einmal hier hinziehen werden, sobald ich nur ansatzweise in der Nähe bin. Gestalterisch zählt er sicherlich auch zu den schöneren Exemplaren der Gruppe, vor allem auch durch den bei meinen Besuchen nur zu Teilen geöffneten Wasserpark. Aber man muss halt auch sehen: es ist ein Six-Flags-Park mit all seinen wüsten Begleiterscheinungen. Insbesondere die trotz leerer Sitzreihen einfach minutenlang abgesperrte Station bei Superman und dadurch nur vier mögliche Fahrten auf dieser zumindest fahrtechnisch ja immer noch sehr geilen Bahn lassen einen eben mehr als nur einmal seufzen. Unterm Strich bleibt ein dieses Mal also wesentlich positiverer, wenn auch noch nicht zur Gänze zufriedenstellender Gesamteindruck zurück, der ein baldiges Wiedersehen aber durchaus etwas wahrscheinlicher gemacht hat.
Ein gutes Stück ausserhalb von Hartford, in Plainville, machte ich noch rasch bei einem AAA-Büro Halt und besorgte mir mit dem Partnerclub-Rabatt durch den TCS vergünstigte Tickets für mein nächstes Parkziel, Lake Compounce. Einzelheiten dazu dann im nächsten Bericht - vielen Dank fürs Lesen!
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."