Im Anschluss an meinen Zweitbesuch in
Six Flags New England führte die diesjährige Reise dann ein kleines Stück südlich. Wie erwähnt konnte ich im AAA-Büro in Plainville dann mit Partnerclub-Rabatt ein ermässigtes Ticket für das morgige Ziel, Lake Compounce, für $32.99 erstehen, was in etwa dem per Website erhältlichen Dienstags-Discount entspricht, einfach unabhängig von einem spezifischen Wochentag. Für mich insofern prima, da der Park in dieser Woche genau dienstags geschlossen hatte.
Nur noch einen kleinen Katzensprung die Strasse runter konnte ich dann mein reserviertes Zimmer im Holiday Inn Express Southington beziehen, danach machte ich mir einen schönen Abend mit ausgiebigem Detailhandels-Scouting, einem leckeren Burger von Denny's und einem bislang nur in deutscher Synchronfassung gekannten Kultfilm. Wohl ausgeschlafen gab es am nächsten Morgen dann wieder einmal die leckeren Zimtteilchen am Frühstücksbuffet, hierauf wurde gepackt, ausgecheckt und das in nur vier Meilen entfernt gelegene Tagesziel für heute angesteuert.
Pünktlich um 09.00 Uhr sperrten die Tore zu selbigem dann auch auf - und im Gegensatz zum letzten Besuch vor sechs Jahren ohne Nationalhymne. Tatsächlich hab ich auf der
gesamten diesjährigen Tour keine Nationalhymne zur Eröffnung gehört, was zwar auch daran lag, dass ich nicht bei allen Parks pünktlich zur Öffnungszeit eingetroffen bin oder Early-Entry-Optionen wahrgenommen habe, aber wenn man den Vergleich mit den letzten paar Coastertrips zieht scheint das tatsächlich ein wieder etwas aus der Mode gekommenes Phänomen zu sein.
Einmal drin wurde natürlich gleich die diesjährige Neuheit angesteuert, Phobia Phear. Da sich hier jedoch noch nichts tat, gab es selbstredend nur noch ein Ziel: Boulder Dash!
The Mountain Coaster!
Noch mit Walk-on im letzten Wagen Platz genommen konnte mich vier Fahrten lang nichts mehr von dort vertreiben - dank keinen Nachfolgern an den entsprechenden Gates und einem inzwischen perfektionierten "Can I ride again?".
Was soll ich sagen? Boulder Dash ist immer noch völlig zurecht eine der weltbesten Holzachterbahnen und hat ihren Spitzenplatz in meiner persönlichen Woodie-Hitliste auch in diesem Jahr wacker verteidigt. Der Lifthill, der einfach den natürlichen Hang dort hinauf führt... Die unfassbar geil in den Wald und die Felsen eingebetteten Hügel, Double Ups, Double Downs und Kurven, die ein unnachahmliches Freudenfest an positiven, negativen und seitlichen
G-Kräften im tiefen Dickicht bieten... Und natürlich die insgesamt neun abschliessenden Hügelkuppen, die einen schlicht nur noch als freaking awesome zu bezeichnenden Airtimeschmaus der Extraklasse garantieren... Man ist und bleibt hin und weg. Was für eine Power, was für ein Tempo! Was für eine Landschaftseinbettung, was für ein Sound! Was für eine Stimmung, was für ein Gebretter - vollkommene Glückseligkeit für jeden Coasterfan.
Tja, und dann war ich wegen Gate-Nachfolgern zum Aussteigen gezwungen. Und dank wieder einmal gnadenlosem Einzugbetrieb an einem später durchaus gut gefüllten Tag, wo sich die Fahrwilligen schon sehr bald bis etwa in die Mitte der langen Aufgangsbrücke zurück stauten, blieb es leider bei diesen vier Fahrten. 2010 beanspruchte eine jeweils nur knapp über die Station rausreichende Menschenmenge ja schon 30-45 Minuten, bei wohlgemerkt fünf anwesenden Ride-OPs - ich will ja gar nicht wissen, wie lange man hier die Besucher in diesem Jahr vergammeln liess. Auch das in meinem
damaligen Bericht von andreschu erläuterte SMS-Fastpass-Programm TEXT2RIDE scheint man wieder abgeschafft zu haben, so dass nicht einmal erkaufte Zusatzfahrten möglich gewesen wären. Was vielleicht auch gut so war - aber trotzdem ärgerte ich mich, trotz an sich besserer Reisezeit nicht mehr Fahrten als beim letzten Besuch auf diesem Geniestreich von einem Woodie geschafft zu haben. Von weitem hörte ich während der nachfolgenden Fotosession allerdings auch, dass inzwischen wieder das "Animations-Mikro" fürs obergrützige Pre-Ride-Programm gezückt worden war - so musste ich mich definitiv damit zufrieden geben, noch vier Fahrten ohne dies geschafft zu haben.
Nach dem Mini-Marathon auf Boulder Dash folgte die nächste Achterbahnfahrt also auf der Wildcat, wo im Vergleich noch ziemlich walk-on-öse Zustände herrschten.
Der Lerngewinn aus der ersten schmerzhaften Fahrt anno 2010 fand in diesem Jahr gleich bei der ersten und auch einzigen Fahrt seine Anwendung - durch den Umstand, in der Mittelreihe des letzten Waggons absolviert zu werden.
Zwar kann man auch so nach wie vor noch nicht von einer Fahrt mit einem Normalmass an Woodieschüttelei sprechen - insbesondere im Tal nach dem ersten
Turnaround wirst man derbst verprügelt -, allerdings stellt diese Sitzposition im Vergleich zu den Wheel Seats schon eine ziemlich markante Steigerung des Fahrkomforts dar und geht für so einen alten Klassiker absolut in Ordnung.
Bei meiner Ankunft am Zoomerang fand ich schon eine recht respektable Schlange vor, die allerdings bloss zwei Zyklen lang war, was bei den flotten Ride-OPs hier deutlich unter zehn Minuten dauerte. Durch das elegante Überspringen des Agawam'schen Flashbacks mutierte die Fahrt hier also zur
Boomerang-Einweihung der diesjährigen Reise. Von 2010 her hatte ich das hiesige Exemplar noch als eins der angenehmeren in Erinnerung, und das hat sich auch nicht gross geändert. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Züge erneuert wurden oder ob sie bloss eine neue Verkleidung erhalten haben - die violett funkelnden Seitenwände kamen mir jedenfalls irgendwie neu vor.
Da sich bei Phobia Phear immer noch nichts tat, machte ich erst einmal eine kurze Verschnauf-, Gratis-Soda-, Flatride- und Fotorunde. Was zur Folge hatte, dass ich bei den ersten bemannten Fahrten dann natürlich bei den Bunnyhops von Boulder Dash unten stand.
Ein Ärgernis, schon mehrmals vergeblich vor dem noch verschlossenen Eingang rumgehangen zu haben und dann doch schon einen fast vollen Wartebereich vorzufinden. Aber da musste ich für die persönliche Sky-Rocket-II-Premiere nun halt durch - quasi als Lehrstück, vielleicht doch einmal dem nur dreieinhalb Fahrstunden von daheim entfernten Holiday Park den Vorzug zu geben statt immer ins Amiland zu reisen und dann Pech mit den Operations zu haben.
So schlimm wars dann aber gar nicht - die Züge wurden dank der einfachen Beckenbügel erstaunlich zackig abgefertigt, so dass sich die Schlange stets ein wenig fortbewegte und etwas später sogar sehr viel: der Wartebereich trennt sich nämlich irgendwann in "front of train" (erster Sechserwaggon) und "back of train" (zweiter Sechserwaggon) auf, und eine vorn alles blockierende Schulklasse wich dann endlich ein Stück zur Seite, so dass auf einen Schlag eine sehr grosse Menschenmasse direkt zu den fast leeren hinteren Gates aufschliessen konnte. Aber nicht ohne von den beiden Lehrkräften dafür angemotzt zu werden.
Trotzdem bleibt die Antwort der beiden mutigen und endlich an der Schulklasse vorbei aufschliessenden Mädchen unvergessen: "Girls, that's not cool!" - "
You're not cool!"
Von mir ein A+!
Nach etwa 20 Minuten Wartezeit wurde ich nach vorn gebeten, um noch einen leeren Sitz zu füllen - und endlich konnte es losgehen! Zu meiner Überraschung fielen die Launches irgendwie alle viel sanfter aus als erwartet - ich konnte es gar nicht glauben, mit "nur so wenig" Schub solche Höhen zu erreichen! Umso thrilliger waren aber sämtliche getwisteten Senkrechtstürze - die hatte ich so heftig dann wiederum gar nicht eingeplant! Das langsame Rollen durch den oberen Inline-Twist generierte durch den bequemen Beckenbügel einen merkwürdig witzigen "Plumpsmoment". Und nach nur wenigen Sekunden Fahrzeit ist der ganze Spuk dann auch schon wieder vorüber.
Macht optisch auf jeden Fall etwas her, das Teil, und hat ganz klar ein paar ausgesprochen kribbelige Momente. Gerade die Vertikaltwists fuhren mir unglaublich ein. Ich hatte auch den Eindruck, dass man dabei irgendwie so gar keinen Kontakt mit der Rückenlehne hat, was bei mir persönlich den Thrillfaktor stets etwas mitsteigert - möglicherweise hab ich mich auch irgendwie unbewusst nach vorn gelehnt, was ja aufgrund der weniger stark als erwarteten Abschüsse auch im Bereich des Möglichen liegen könnte... Irgendwie will das Teil aber nicht so recht nach Lake Compounce passen - besonders den wirklich etwas doofen Entscheid, dieses Riesending direkt vor das niedrigere Riesenrad zu setzen, kann man als Laie nur schwer nachvollziehen. Aber spassig ist das Ding allemal und nun hab ich auch eine Vergleichsbasis für die anderen Anlagen, die ja unbestreitbar im Kommen sind. Oder vielleicht doch nicht gänzlich: ich hab mich durch das rasche Vorlassen in der Schlange zwar nicht wirklich geachtet, aber meiner Erinnerung nach hat dieses Exemplar
keine unbequemen Beinschienen gehabt - da müsste ich allerdings noch genauer nachrecherchieren. Nervige TPR-Sammelthreads ahoi!
Nach meiner Fahrt war es dann etwa 11.00 Uhr, die Schlangen mittlerweile überall ausser bei Zoomerang ätzend lang. Also gab es eigentlich nur noch eine grössere abschliessende Fototour, weshalb ab hier bereits die Restbilder folgen:
Thunder Rapids - immer noch gemeingefährlich!
Downtime hatte keine Downtime - the irony!
S&S-Schaukel Thunder 'n' Lightning
Selbsterklärend.
American Flyers
Saw Mill Plunge
Rotor-Vernichter Rev-O-Lution
Twister
Genau wegen der Leuchtturmrutsche und dieser hübschen Neuengland-Fassade konnte ich nur den Kopf darüber schütteln, als ich nach meinem Erstbesuch las, man wolle den Wasserpark von Splash Harbor zu Crocodile Cove umbenennen...
Die anfängliche Entzückung über diese Szene hat sich rasch in Entsetzen über grenzenlose Dummheit gewandelt, als zwei zehnjährige Buben der Entenfamilie nachjagten und sich dann noch darüber wunderten, weshalb die Elterntiere so aggressiv schnattern und zuschnappen wollten...
Leute, ich muss es kurz und schmerzlos in den hier im Forum erlernten Worten ausdrücken: Lake Compounce und ich werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr. Obwohl es nur wenige Parks mit so einem unerhört genialen Terrain-Woodie und solch fantastischem Potential durch die See- und Waldhanglage gibt: bei mir fällt auch so einer gnadenlos durch, wenn die Hauptattraktion angesichts stolzer fahrwilliger Menschenmasse trotz genügend Personal mit nur einem Zug läuft - und dies ist jetzt schon zum zweiten Mal geschehen. Und dabei standen auf dem hinteren Teil des Parkplatzes gut 15 Schulbusse, und zwar anlässlich des "Home School Days".
Mag sein, dass sich dies Urteil im Rahmen einer Fanclub-ERT oder an einem durch Regen leergefegten Abend schlagartig ändern könnte - aber so wie er sich jetzt zweimal präsentiert hat können auch die nach wie vor genialen Gratis-Sodas den verkackten Eindruck nicht mehr tilgen. Vor einer allfälligen Rückkehr würde ich mir Zweizugbetrieb auf Boulder Dash schriftlich geben lassen müssen - anders wäre das auch bei diesem Besuch leicht asoziale Publikum bei Einzugbetriebs-Stillstand nicht noch einmal zu ertragen.
So verliess ich Bristol bereits gegen 11.45 Uhr und steuerte das nächste Etappenziel an: Lake George in Upstate New York. Dank Tempomat, guter Musikbegleitung und wenig Verkehr eine lange, aber sehr ereignislose Etappe in eine landschaftlich wunderschöne Gegend. Der nächste Bericht folgt dann also aus Great Escape - und wird zu Beginn mit einigen recht surrealen Rahmenerlebnissen vor Ort gewürzt sein.
Bis dahin: besten Dank fürs Lesen!
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."