Im Anschluss an meinen herrlichen Erstbesuch im
Hersheypark hab ich also in den MainStay Suites in Barnesville übernachtet, ganz grob auf halber Strecke zwischen Hershey und dem heutigen Ziel gelegen, Knoebels Amusement Resort. Nach einem leckeren Frühstück und nicht unerheblichem Zeitverlust durchs Suchen der Autoschlüssel, die schliesslich schwarz auf schwarz und damit kaum sichtbar im Bürostuhl-Spalt auftauchten, checkte ich aus, tankte noch kurz und düste dann schon wieder über die herrlichen Landstrassen in Richtung Elysburg.
In weiten Zügen waren diese tatsächlich rostrot asphaltiert, wie ich es in gewissen Gegenden von Frankreich auch schon gesehen hab.
Und die Route selbst wurde vom Navi auf manchmal sehr kuriose Weise berechnet. Vor allem durch die Städte verlief die zu fahrende Strecke oft in Abzweigemanövern, wo ich hinterher dachte: "Also
das hätte ich auch einfacher haben können".
Wie im Nachhinein auf Google Maps nachgeprüft folgte der kalkulierte Routenverlauf streng demjenigen der jeweiligen State Routes durch die Ortschaften - und die schlängeln sich tatsächlich oft reichlich konfus an vergleichsweise geradlinigen Main Streets vorbei. Wie dem auch sei: gerade in dieser Gegend und bei dem schönen Wetter hat das natürlich auch Zusatzeinblicke in diese teilweise wirklich schmucken kleinen Dörfer erlaubt, und gerade den San-Francisco-haften Anstieg der Centre Street in
Ashland hätte ich nicht verpassen wollen.
Je näher ich dem Tagesziel kam, desto mehr korrigierte das Navi auch die Ankunftszeit nach vorn, so dass ich wie geplant um punkt 10.00 Uhr zur Öffnungszeit auf dem Parkplatz von Knoebels eintraf. Vorbei an den Picknick-Pavillons marschiert und schon steht man wieder mittendrin in diesem schrulligen Park, der weder mit Eingangstoren noch Sicherheitskontrollen aufwartet und nach wie vor wie ein zur Kirmes ausgearteter Waldspielplatz wirkt.
Am zentralen Karussell bei den Verkaufsbuden für das Tages-Wristband angelangt konnte man ausmachen, dass für ein solches heute 35$ fällig werden - was sich angesichts der nach wie vor erstaunlich niedrigen Einzelpreise auch für grosse Attraktionen jedoch kaum gerechnet hätte. Ich kannte den Park ja schon und hatte eigentlich nur ein paar Wiederholungsfahrten auf den Highlights sowie den Neuheiten auf dem Plan, bevor dann noch die nächste grössere Fahretappe in Richtung Norden anstand.
Stattdessen verbriet ich ganz oldschoolig zwei Tickethefte, in denen jeweils für 10$ Ride Coupons drin sind, die aber nur je 9$ kosten. Und vereinzelte Fahrten darüber hinaus kaufte ich klassisch per Einzelpreis an der jeweiligen Ticketbude noch hinzu.
Erste Station an diesem Tag war der schon gut bei der Anfahrt sichtbare
Zierer Tower Coaster, die Neuheit der letzten Saison: Impulse.
Man hat es schon von den ersten Artworks her erahnen können und nach einem Besuch vor Ort muss ich es nochmals bekräftigen: die Bahn an sich ist zwar sehr fotogen und schick, fügt sich aber so rein gar nicht in die generelle Forst- und Holzatmosphäre von Knoebels ein. Eine während meiner Fotosession auch die Fahrt beobachtende Frau meinte zu ihrem Begleiter gar: "What an eyesore! And those colors...!" Gerade die grellen Stützenfarben machen diese Anlage zu einem regelrechten Fremdkörper - möglicherweise hätte ein anderes Farbschema in etwas natürlicheren Tönen, im Stil von Untamed am Canobie Lake zum Beispiel, hier etwas besser gepasst. So muss die Bahn also jetzt durch ihr Fahrerlebnis überzeugen.
Was sie aber, so würde ich meinen, sogar recht glanzvoll hinkriegt. Die mir schon aus Lagoon von Wicked her bekannten Züge mit den bequemen Beckenbügeln boten schon einmal einen schönen Empfang in der noch menschenleeren Station, und die schon mehrfach angesprochenen Kindersitze standen zu meiner Erheiterung auch schon für kleinere Passagiere parat.
Aus dem Bahnhof gerollt erklimmt man im Gegensatz zum Schwesterexemplar hier per Kette den Vertikallift, ebenso senkrecht saust man danach aus knapp 30 Metern Höhe auch wieder runter. Mit den so gewonnenen 88 km/h absolviert man irgendwie recht boomeranggleich zuerst eine
Cobra Roll und
dann einen
Looping, hierauf schliesst sich eine hochgelagerte und schwungvolle Umkehr neben der Station an, danach eine den Vertikallift umwickelnde Aufwärtshelix, die sehr harmonisch in einen Inline-Twist mündet, der durch den
Looping führt. Nahtlos schliesst sich hieran eine zuerst ab- und dann aufwärtsführende 540°-Spirale an, daraufhin ist auch schon die Schlussbremse erreicht.
Vom Fahrerlebnis her gesehen auf jeden Fall überaus schick und auch sehr sanft. Zudem dürfte die Anlage für viele Langzeitgäste auch eine Lücke geschlossen haben: erstmals seit 2004 gibt es wieder eine schienengebundene Stahlbahn mit Inversionen im Park. Für die Freaks kommt ausserdem noch der Seltenheitsbonus dazu, da dieses Exemplar hier rein reisetechnisch wohl einfacher zu erreichen sein dürfte als das Zweitexemplar bei Salt Lake City, das zwar viel kürzer und streckenmässig weniger spannend daher kommt, mir dank dem genialen Launch-Auftakt aber doch etwas peppiger im Gedächtnis geblieben ist. Insofern: eine Fahrt hat hier gereicht und die Anlage ist aufs Gesamte betrachtet weder besonders gut noch schlecht.
Die nächste Neuheit für mich war der Black Diamond, der ein Jahr nach dem Erstbesuch 2010 eröffnet hat und von einem dichtgemachten und zuletzt als Dinosaur Beach bekannten Pierpark nahe der berühmten Morey's Piers in Wildwood NJ hierhin versetzt wurde. Im Grunde genommen mehr Geister- als Achterbahn, zählt diese Anlage mit Stahlschienen dank mehrerer Lifthills und mindestens zwei Drops aber dennoch als Count. Man kann sich dabei eine kompakte Piervariante von Dollywoods Blazing Fury oder Fire in the Hole in Silver Dollar City vorstellen. Hat man in den zu zweit zusammengekoppelten Viererwagen Platz genommen, wo man mit einem Gurt ab Rolle für beide Passagiere und einem feststehenden Haltebügel gesichert wird, fährt man mehrheitlich ruhig an verschiedenen Szenerien mit Animatronics, Lichteffekten, Drehtunneln, Spiegelungen usw. vorbei, nimmt einige Kurven aber dennoch recht scharf und wird nach den beiden grösseren Stürzen auch gleich wieder abgebremst. Die dabei gezeigten Welten wurden beim Umzug von New Jersey her etwas umthematisiert und an pennsylvanische Bergbau-Begebenheiten angepasst, sind also noch relativ neu. Weder von der Fahrt noch von der Effektausstattung her ist mir da aber irgendetwas speziell positiv im Gedächtnis geblieben, abgesehen vielleicht vom einen Drehtunnel und von den Unterwasserprojektionen im letzten Teil. Black Diamond entzückt also weniger die Thrill-, sondern die Darkride- und Trashliebhaber - bei einem Fahrpreis von $2.50 für die beachtlich lange Fahrt aber dennoch ein Vorbeischneien wert.
Kommen wir nun zum nächsten richtigen Coaster und einem ganz besonderen obendrein! Das Grundgerüst der hölzernen Bobbahn Flying Turns, die auf Designs mehrerer solcher Anlagen aus den 20er- und 30er-Jahren basiert, war bereits im Sommer 2007 zumindest äusserlich fertig gebaut. Probleme mit den Zügen und ihrer im Holztrog recht unberechenbaren Fahrdynamik führten zu mehren Neubauten der Fahrzeuge und entsprechenden Anpassungen der Strecke, so dass man nach x-maligem Rumtüfteln das Eröffnungsdatum irgendwann einfach auf "wenn alles passt und funktioniert" verschieben musste - beim Erstbesuch 2010 standen wir daher vor einer optisch fertig gebauten, aber noch nicht einsatzbereiten Bahn. Bis zur Eröffnung würden noch mehr als drei volle Jahre vergehen - im Oktober 2013 fanden schliesslich die ersten erfolgreichen Fahrten für die Öffentlichkeit statt. Umso mehr hab ich natürlich gefreut, mich beim diesjährigen Besuch nun endlich in die Schlange begeben zu dürfen!
Die ganze Anlage kommt in einem alten Flugkisten-Thema daher - überall finden sich Requisiten, Schriftzüge und sonstige witzige darauf abzielende Details. Am deutlichsten wird dies dann in der hangarmässigen Station.
Durch die freie Fahrweise der Züge in der Holzwanne musste das Maximalgewicht der Passagiere pro Zweierfahrzeug auf 180 kg festgelegt werden und entsprechend erfolgt auch die Zuteilung durch das Personal. Ähnlich wie bei den Slidewinder-Rutschen in Dollywood wird zunächst grob geschätzt, ob der nächste Fahrgast alleine oder allenfalls doch mit einem leichten Partner zusammen fahren kann, hierauf steht man zur Kontrolle dann auf eine Waagefläche. Passt alles, leuchtet ein "Flight on time, prepare to board!" auf, wird die Gewichtsgrenze aber überschritten steht auf dem Display dann "Flight delayed" und die Fahrgäste müssen neu eingeteilt werden. Irgendwie einfach toll, wie dieses gerade in den USA ja recht sensible Thema hier mit der nötigen Portion Themeing-Humor gelöst wird, allerdings kann man sich ja denken, dass dies auch an eher leeren Besuchstagen wie dem meinen für so einiges an Verzögerung sorgt - obwohl ich ja recht früh dran war, stand man hier bereits etwa eine Viertelstunde lang an.
Aber gerade hier muss man ja wirklich sagen: seis drum! Nach fast sieben Jahren Bauzeit nun endlich doch in einem der zu meiner Überraschung von Larson mitentwickelten Bob-Fahrzeuge Platz nehmen zu dürfen ist eh schon der grösste Lohn! Und dann auch noch im vordersten des Dreierverbundes mit freier Sicht auf die aufgeklebten Messinstrumente vor einem und auf den merkwürdigen und verwundenen Holzkanal - Bombe!
Gesichert wird der vordere Passagier mit einem Gurt ab Rolle, den man auch selbst zu kontrollieren hat, indem man unter Aufsicht der Ride-OPs die orange Zupfschnalle straffzieht. Hätte ich das doch nur im ersten Anlauf verstanden, denn aufgrund der bergakzentdurchtränkten Aussprache der Bitte vermutete ich darunter etwas ganz anderes, nämlich wo ich meine linke Hand während der Fahrt platziert haben soll.
Bald ging es also den ersten, geschätzt etwa fünf Meter hohen Lifthill hoch, von wo aus es erst einmal eine 540-gradige Abwärtshelix zum Eingewöhnen gibt, bevor man sich dann auf den 15 Meter hohen zweiten Kettenzug begibt. Von dort oben losgelöst hält die Bobs dann nichts mehr von ausgiebigstem Schwingen durch grandiose Kurven und Spiralen ab - gerade in der ersten Reihe ist man komplett geflasht darüber, was für Umschwünge und Schräglagen dieses alte Design eigentlich zulässt!
Ebenso darüber, wie komisch das Ganze in diesem Holzkanal aussieht und wie sanft und ruckelfrei es sich da nur so dahingleitet! Abgesehen vom überdeutlich verbauten Grundmaterial würde rein fahrtechnisch nämlich so rein gar nichts auf eine Holzachterbahn schliessen lassen - Flying Turns fährt sich wahrhaftig fast so wie seine Stahl-Counterparts, aber eben doch nicht ganz. Man muss es einfach selbst erlebt haben - schon allein deshalb, um der gerade zu
RMC- und Plug-and-Play-Zeiten hochexplosiven Gretchenfrage, wann ein Woodie fahrgefühlsmässig überhaupt noch ein Woodie ist, neuen Diskussionsschwung verleihen zu können. Irgendwann ist dann nach überraschend geschmeidiger Einfädelung zwischen Leitplanken die Schlussbremse in der Zugwerkstatt erreicht und über ein drittes Lifthillchen geht es dann recht rustartig in die Station zurück.
Bei aller uncharakteristischen Smoothness - dass Gürteltier The Ride (vgl.
Eisert 2014: 20
) so oder so eine ganz besondere und wirklich einzigartige Holzperle ist dürfte niemand bestreiten! Einfach grandios, dass Knoebels hier trotz aller Widrigkeiten nicht locker gelassen hat, um einem alten Achterbahn-Konzept zu einer Wiederauferstehung im neuen Jahrtausend zu verhelfen! Denn dabei ist eine Anlage und vor allem ein Gesamtfahrerlebnis rausgekommen, das wesentlich besser in diesen kuriosen Park passt als zum Beispiel Impulse. Eine schlicht grandiose Leistung, diese eigentliche Schnapsidee tatsächlich knallhart durchgezogen zu haben, damit auch Zeitgenossen der 2010er-Jahre ein Stück Achterbahngeschichte erleben können. Gerade deshalb hat mich die im Vorfeld dieser Review-Écriture gesichtete Monster-Rides-Doku auch so gewurmt, wo Flying Turns gegen Kings Islands Beast und Dollywoods Thunderhead antreten musste und - wie immer - nach klassischen Kategorien wie Speed, Länge, Härte, Setting etc. bewertet wurde. Logo erzielt dieser kleine Schatz bei solchen Kriterien nur sechs Punkte (vs. elf und 13 für Beast und Thunderhead), aber hier hat man ja nun wirklich einen Apfel mit einer Birne und einer Kumquat verglichen.
Von der im Park ausgestellten Nachbildung eines Flying-Turns-Bobs von Euclid Beach inspiriert sind mir bei der Nachrecherche zwei Dinge noch ins Auge gestochen, zu welchen mir die besser informierte Fan-Fraktion vielleicht Klarheit verschaffen kann:
- Beim Aussteigen nach der Fahrt war es unfassbar heiss in der Station, zumindest am Aussteigeperron hat man die aufsteigende Hitze fast gasgrillartig wahrgenommen. Wird da irgendetwas Temperaturtechnisches veranstaltet, das für die Fahrzeugräder vorteilhaft ist?
- Laut den gängigen Quellen gibt es drei Züge, einen roten, einen grünen und einen violetten; erstere zwei waren bei meinem Besuchstag auch im Einsatz. Beim Durchfahren der Werkstatt zum Schluss hat man links der Strecke den violetten in Wartung gesehen und rechts etwas, das so aussah, als ob man an einem vierten Zug in gelb basteln würde. Weiss da jemand mehr?
Weiter nun zu einem absoluten Klassiker und dem Hauptbesuchsgrund für Knoebels: Phoenix!
Same procedure as every year: wieder war nur ein Zug im Einsatz und wieder machte das für die eine Fahrt vorn und die andere hinten im Zug gar nichts, da die nächste Gästeladung dank der berühmt-berüchtigten Horizontal-Klappbügel in etwa so schnell abgefertigt werden kann wie die letzten Bunnyhops überflitzt werden.
Und dennoch muss ich konstatieren: Phoenix ist genau der tollen Züge wegen ein ganz klein wenig in meiner Gunst gefallen, genauer gesagt wegen Aspekten an den eben solchen, die mir im Vergleich zum Erstbesuch neu vorgekommen sind. Ich hasse mich eigentlich dafür, dass ich da jetzt tatsächlich rumnörgele, aber ich meine mich zu erinnern, dass beim letzten Besuch hier wirklich
horizontal liegende Buzzbars im Einsatz waren - in dieser Saison scheinen sie dagegen "ein paar Grad" weiter in den Schoss runter zu klappen, wie es zum Beispiel auf Lake Compounce' Wildcat schon immer der Fall war. So bleiben also "nur" noch knapp fünf bis zehn statt deren gefühlte zwanzig Zentimeter an Spielraum. Das allein wäre ja bei einem Layout wie dem von Phoenix nicht weiter tragisch und immer noch mehr als ausreichend, aber inzwischen scheint man auch irgendetwas an den Sitztrennern erneuert zu haben. Waren diese zuvor niedrig und vollständig mit Kunstleder eingekleidet, so dass man sie eigentlich kaum bemerkt hat, scheinen sie nun dasselbe widerspenstige und ungemütliche Hartplastik-Modell wie auf Judge Roy Scream in Six Flags Over Texas zu sein. Nicht nur fliegt man jetzt also weniger weit in die Lüfte als in 2010, sondern scheuert sich dabei auch noch am Sitztrenner, wenn man blöd abhebt und/oder landet. Möglich, dass diese "Neuerungen" vielleicht nur den einen Zug oder auch bloss einige und insbesondere die Mittelsitze der Sechserwaggons betreffen, in denen ich auf beiden Fahrten gesessen bin. Dennoch musste ich ein ganz klein wenig enttäuscht feststellen, dass mit diesen kleinen Beeinträchtigungen nicht mehr genau dasselbe überwältigende Flugerlebnis wie beim Erstbesuch geboten wurde.
Übrigens: die obige Aufnahme ist unverhofft auch zu einem kleinen Stück Zeitgeschichte mutiert. Eine oder zwei Wochen nach meinem Besuch wurden am Phoenix tatsächlich auf- und zuschliessende Airgates installiert, wie sie eigentlich bei allen Achterbahnen ja Standard sind. Den kleinen Mini-Shitstorm in Hardcore-Fankreisen alleine war es wert, wieder mal einen TPR-Wühlthread aufzurufen.
Das Ausstellungsmodell des Sechserwagens zeigt nach wie vor den Sollte-Zustand. Drum also frei nach Susi Sorglos: ja, liebe Kinder - der Schauwagen hatte gelogen!
Wie dem auch immer sei: einmal im stockdunklen Anfangstunnel verschwunden und kurz darauf vom nur knapp über 20 Meter hohen ersten Hügel runtergedonnert ist alle Skepsis wieder wie weggeblasen. Auch mit etwas weniger Schwebefreiheitsraum ist die
Airtime des Phoenix nach wie vor von edelster Güteklasse, gerade im direkten Vergleich mit anderen Woodies natürlich. Egal ob auf den grossen Abfahrten von den Kehrtwenden, den flacheren Hügeln dazwischen, der Double-Up-Double-Down-Kombi oder den ganzen fünf finalen Bunnyhops - jedes einzelne Mal hebt man so weit in den Himmel ab, dass man vor Verzückung nur noch quietschen kann! Vor allem die letzten zwei oder drei Hügelchen fahren sich gerade mit dem Double-Up in der Layoutsmitte verglichen besonders toll, da sie dem Holzfarbton nach wohl ein umfangreiches Retracking erhalten haben - von
GCI, wird bei TPR gemunkelt.
Trotz der angesprochenen Mängel ist der Phoenix auch in diesem Jahr ein absoluter Top-Player in den persönlichen Woodie-Charts geblieben. Das einfach nur vollkommene Woodie-Fahrfeeling, das airtimereiche Layout, die auch im jetzigen Zustand das Hochspicken zelebrierenden Züge, die historische Bedeutsamkeit durch die Tatsache, ein aus Texas geretteter und neu hier zusammengebauter Holzsenior zu sein - diese einmalige Kombination sichert dem Phoenix wohl noch über Jahre hinweg die Pole Position im Holzklassen-Grand-Prix. Alleine dafür hat sich der Abstecher nach Elysburg wieder voll und ganz gelohnt.
Wir wechseln zum Gegenpol-Woodie im Park, dem Twister!
Auch hier war zum Glück recht wenig los, so dass ich direkt zu einer knackigen Fahrt in den auch hier gurtlosen PTC-Zug einsteigen konnte.
Rein layoutfachbegriffsmässig macht der verschlungene Twister seinem Namen immer noch alle Ehre und sorgt an den einschlägigen Stellen nach wie vor für unerreicht vehementen Sitzseitenkontakt.
Der gesplittete Lifthill, die insgesamt drei Prügelkehren davor, dazwischen und danach, die grossen Abfahrten und natürlich die geradezu anstössige und wahrlich unnachgiebige Doppelspirale um die Station rum bleiben ein absolutes Freudenfest an tempogeladenem Gebretter, lethal laterals und ja:
Airtime! Keine Ahnung, ob es daran gelegen hat, hier in der letzten Reihe mitgefahren zu sein, aber in diesem Jahr sind mir die Negativ-Gs hier deutlich wilder als beim Erstritt vor sechs Jahren vorgekommen - insbesondere im Teil nach der Todeshelix hat der Zug nochmals richtig Gas gegeben und ist nur so über die verbleibenden flachen Hügel, durch die Kurven und den Tunnel vor der Schlussbremse gesaust! Zwar hatte ich diese zweite Hälfte durchaus noch als sehr lecker auf dem Radar, aber gleich so dann irgendwie doch nicht. Das war definitiv die grösste Überraschung des Tages, die Twister auf dem Lacront'schen Ranking-Leiterchen gleich noch ein paar Stufen nach oben befördert hat - absolut geil!
Eigentlich hatte ich von zahlreichen anderen Reviews inspiriert gern ein "Innenfoto" wie
dieses hier aus
Runners Bericht von der krassen Wickelhelix gemacht. Der Grund, weshalb ich hier wieder nur das "Spiralenbild von aussen" liefern kann? Eine wirklich voll uncoole und absolut gar nicht knöbelige Ride-Opse hats verboten und mich und einen anderen Coasterenthusiasten lautstark von der Ausgangsrampe verscheucht. Selbst als wir von einer etwas überdachteren Stelle aus ranzoomen wollten (wo wir vor allenfalls rumfliegenden Sachen ja etwas sicherer gewesen wären), schrie sie uns noch nach: "Guys, get
all the way out!"
Ich muss schon sagen, dass mir das gerade im sonst ja sehr freakfreundlichen Knoebels ziemlich in den falschen Hals gekommen ist - klar hielt sich die junge Dame ja nur an ihre Anweisungen, aber war das echt in dem Tonfall nötig und dann noch gegenüber denen, die Knoebels in der Internetsphäre ja eigentlich am meisten anpreisen wollen?
Dieser Zwischenfall musste sogleich mit einer Dreierrunde auf Kozmo's Kurves kompensiert werden, dem wohl airtimereichsten und zu den am wenigsten peinlichen Exemplaren zählenden Kiddie überhaupt.
Nach wie vor genial: das
Lichtraumprofil der untendurch führenden Bootsfahrt.
In anderen Berichten würde hier jetzt der übliche Schmus von wegen Restfotos folgen, aber in Knoebels fällt dieser Teil aufgrund der wunderbar heimeligen Waldlage, des vielseitigen Ride-Angebots und des unvergleichlichen Charmes eben viel länger als die vorab folgende Countvorstellung aus.
Spaziert mit mir also durch das thematisch zumindest einigermassen geordnete Bildermeer:
Nicht nur zur Vermeidung hersheyiger Auslassungskritik wurde natürlich auch in diesem Jahr eine Fahrt mit dem Geisterbahn-Klassiker Haunted House getätigt. Und immer noch sind mir die Lastwagenlichter am meisten eingefahren.
Die Flyer des Todes!
Wipeout
Skyride
Das mit dem Funhouse wird wohl ein Tour-Insider sein, über den mich in den Comments vielleicht sogar jemand lieb aufklärt?
Giant Wheel
Satellite blieb zumindest bis zu meinem Aufbrechen leider geschlossen.
Downdraft
1001 Nacht
"I'm putting emphasis on the H." - "Sounds right to me." - "Nothing ever bothers you, does it?"
Italian Trapeze
Paratrooper
Tilt-A-Whirl
Kiddie-Rides
Der durch den ganzen Park verlaufende Südarm des Roaring Creek trägt erheblich zur friedlichen Waldatmosphäre bei. Und sorgt leider auch regelmässig für Überschwemmungen, die der Park allerdings auch stolz mit Pegelstandsanzeigen aller Überschwemmungsjahre kennzeichnet.
Wer hätte gedacht, dass man nach Silver Dollar City noch coolere Trinkbrunnen findet?
Apropos: auch hier gibt es natürlich einen Holzshop mit allerlei individualisierbarem Tand.
Log Flume
Skloosh!
Weiterhin kann man sich in Knoebels vortrefflich den Bauch vollschlagen, was ich vor der Weiterfahrt natürlich auch noch getan hab. So zum Beispiel an der Snack- und Eisbude Old Mill, deren Pilzdach aber wohl kaum durch das benachbarte Wasserrad so behäbig rotiert.
The Loaf. Jedes brotförmige Gebäude geniesst meine volle Zustimmung.
Knöbelige Alliteration an den Kandy Korners. Und der Candy Apple Orchard kommt ja mal sofort auf die Namensliste für Essensstände bei RCT!
Obwohl es in diesem Jahr nur zu einer knapp vierstündigen Stippvisite gereicht hat, zählte Knoebels auch auf dieser Reise wieder zu den absoluten Höhepunkten. Es ist diese weltweit wohl ziemlich einmalige Mischung aus Waldrastplatz und Vergnügungspark, die einfach jedem Besucher ein Lächeln aufs Gesicht zaubern wird, wenn es das erstaunlich breitgefächerte Arsenal an einzigartigen alten Bahnenklassikern nicht eh schon tut. Hier ist einfach die Zeit stehen geblieben, aber auf eine ganz fantastische Art und Weise! Der Aufwand, der hier betrieben wird, um alte Coaster- und Attraktionsrelikte ins 21. Jahrhundert zu holen und sie dort auch um fast jeden Preis zu halten, ist schlicht phänomenal. Seien es der aus San Antonio gerettete Phoenix, der dem heissgeliebten Colorado-Vorbild nachempfundene Twister, die nach sieben Jahren Bauzeit doch noch erfolgreich den Roaring 20s Tribut zollenden Flying Turns, der vom Pier in den Wald geholte Black Diamond, die schnellen Flyer mit dem Benzinmotor, das Karussell mit den Fangringen, das Eigenregie-Geisterhaus oder grossartige Flatride-Raritäten wie der Luna-
Loop-Verschnitt, das Roll-o-Plane, die Whip oder Downdraft, um nur einige zu nennen... Alle Attraktionen strotzen nur so vor Geschichte und es ist wirklich erstaunlich, dass dieses inzwischen 90 Betriebsjahre auf dem Buckel habende Kleinod von Park trotz grundsätzlich freiem Eintritt und einem nach wie vor lächerlich tiefen Höchstpreis von 3$ auch für grosse Fahrten noch so frisch wie eh und je daherkommt. Angesichts des
jüngsten tragischen Badeunfalls im Schwimmbad-Teil enthält dieser im Grundsatz lobgesangartige Erfahrungsbericht durchaus auch traurige Noten, aber dennoch werde ich Knoebels wieder ganz oben auf die To-Do-Liste setzen, wenn es mich das nächste Mal in die Gegend verschlagen wird.
Das nächste Reisestück führte in etwa dreieinhalb ereignislosen und durch Tempomat herrlich entspannten Fahrstunden schliesslich nach Henrietta NY bei Rochester am Lake Ontario.
Dort angekommen traf ich an der Ausfahrt erst einmal dieses noch nie gesehene Verkehrsschild an.
Kurz darauf bezog ich mein kleines Ikea-Zimmer im Microtel und wollte mich eigentlich gleich noch zur Abendöffnung vom nur noch einen Katzensprung entfernt gelegenen Seabreeze Amusement Park parat machen. Allerdings ging ich vorab noch rasch ins Internet und musste feststellen, dass diese klammheimlich aus dem Kalender auf der Website gestrichen worden ist. Ärgerlich, da es sich dabei um sehr selektive Daten und einen entsprechend punktgenau in den Reiseplan einbezogenen Abend handelte. Frustrierend, weil ich den Knoebels-Aufenthalt u.a. deswegen etwas kurz gehalten habe. Und zudem ungünstig, da auch die schon vorgebuchte Übernachtung bei Rochester so ein wenig an Sinn verlor - bei früherem oder deutlicherem Bescheid hätte ich die Reservation stornieren und die nächsten Ziele vielleicht etwas direkter ansteuern können. Drum also auch hier: nein, liebe Onrider, es gibt kein Seabreeze-Review. Dieser Rückschlag hat sogar Personen ausserhalb der Coaster-Fankreise getroffen - insbesondere die Kollegin, die mir die haarigen Zoombilder aus dem Review zu
Six Flags New England so prima retouchiert hat, hat sich im Vorfeld der Reise über den Namen Seabreeze Amusement Park entzückt und hätte unbedingt ein paar Bilder und Eindrücke von dort sehen wollen.
Da ein paar Einkaufs- und Verköstigungsstätten eh gerade am Weg lagen und auf Websites ja grundsätzlich auch Fehler auftreten können, fuhr ich doch noch rasch nach Irondequoit raus, um zumindest den Strand zu sehen, aber der Park war tatsächlich geschlossen. Trotz kühler, aber an sich bildschön sonniger Witterungslage, wo man zumindest den Trockenpark hätte öffnen können. Zumal die Strandparks in der Umgebung regen Zulauf hatten. Die hier und bei Funtown Splashtown U.S.A. bitter erlernte Lektion lautet also: Kleinparks schliessen eher unverhofft, wenn noch ein Wasserpark dran angeschlossen ist. Auf eine gewisse Art würde sich das im weiteren Verlauf der Reise sogar noch ein drittes Mal bestätigen.
Nun ja, dumm gelaufen, aber da war halt nichts zu machen. Ich tröstete mich mit einem Festmahl in einem Outback Steakhouse und war immerhin bei der anschliessenden Shopping-Tour sehr erfolgreich. Nicht nur konnte ich im ersten einigermassen praktisch an der Route liegenden Macy's ein paar Souvenirposten für die Daheimgebliebenen abhaken, sondern ich war auch bei JCPenney entgegen aller Erwartungen erfolgreich, wo ich tatsächlich ein schon lange auf dem Online-Auftritt liebgewonnenes Paar Claiborne-Schuhe fand, das hiernach offiziell nicht mehr in meiner Grösse erhältlich war, in dieser Filiale aber irgendwie schon - und dann noch als runtergesetzter Restposten. Jackpot! Da sieht man mal wieder, wie Online-Inventurbestände manchmal abweichen - hätte doch nur auch Seabreeze einen solchen Patzer auf der Homepage gehabt.
Tags darauf packte ich nach einem kleinen Frühstück die Sachen zusammen und fuhr dann in Richtung Westen nach Buffalo, wo mich die ebenfalls recht rabiat schwankenden Vorsaisons-Öffnungszeiten der umliegenden Freizeitparks auch wieder zum Kippen der ursprünglichen Reisepläne zwangen, was hier allerdings nicht sooo schlimm war, da sie ja recht nah beieinander liegen. Der nächste Bericht folgt also nicht aus Darien Lake, sondern aus dem Marineland bei den Niagara-Fällen. Bis dahin: vielen Dank fürs Lesen!
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."