Gleich im Anschluss an meinen Besuch in
Darien Lake düste ich zum zweiten Mal auf dieser Reise wieder über die I-90 nach Buffalo hinein und dann weiter in Richtung Niagara Falls zum zweiten Parkziel für heute: Martin's Fantasy Island. Witzig: am Ende der I-90 kann die Maut gleich bei zwei hintereinander anfahrenden Autos an zwei separaten Schaltern einkassiert werden. Oder im Coasterfreak-Jargon ausgedrückt: nach einem Doppelladestations-Prinzip à la Cheetah Hunt. Das hab ich an einer Mautstelle so auch noch nie gesehen!
Im Vorfeld meines Besuchs hatte ich ja ein wenig Bedenken, die beiden Parks am gleichen Tag zu machen, da Martin's Fantasy Island wie erwähnt nur bis 16.00 Uhr geöffnet hatte (an einem Freitagabend?!
) und zwischen den Parks rund 45 Minuten an Fahrstrecke zu bewältigen sind. Da ich mit dem wenig berauschenden Darien Lake bahnenmässig um 12.20 Uhr und nach letzten Fotos um etwa viertel vor eins durch war, erwiesen sich diese als völlig unbegründet. Darüber hinaus war es vom Zeitmanagement des nächsten Tages her gesehen auch besser, Martin's Fantasy Island noch am Freitag zu besuchen, da ich am Samstag sonst erst am frühen Nachmittag aus Buffalo rausgekommen wär, weil Martin's Fantasy Island da erst um 11.00 Uhr aufgemacht hätte. Möglicherweise wäre dem dann einer der beiden Folgeparks zum Opfer gefallen.
Wie dem auch sei: bereits gegen 13.30 Uhr traf ich also am Ort des Geschehens auf Grand Island ein, stationierte den Ford auf dem kostenlosen Parkplatz und ging mit meinem vorab gekauften Ticket dann direkt zu den Drehkreuzen am Einlass.
Der Park ist irgendwie total zweigeteilt. Während der unmittelbare Bereich nach dem Eingang und das rechts daneben liegende Kinderland wunderschön waldig und in die Natur eingebettet sind, kommt der "Hauptteil" im Westen dann aber doch arg betonwüsten- und kirmesmässig daher. Sieht man bei
Google Maps auch recht gut. Kernstück des waldigen Teils ist ein recht grosser, mit Trauerweiden gesäumter See, in dessen Mitte sich eine Indianerinsel befindet. Hier können Kanus ausgeliehen werden, was an dem Nachmittag eine sehr gut angenommene Attraktion war.
Darüber hinaus beherbergt dieser Teil des Parks eine Westernstadt, in der mehrmals täglich "Shootouts" aufgeführt werden.
Vorrangig war ich natürlich wegen leckerem Holz hier! Also auf zum Silver Comet, einem CCI-Woodie mit Stahlstützen aus dem Jahr 1999. Das Stationsdesign wurde von demjenigen des Comets im damals unweit von hier gelegenen Crystal Beach inspiriert, und angeblich auch die Streckenführung. Das kann ich aber ehrlich gesagt weniger nachvollziehen, denn den Wiederaufbau des Comets bin eine Woche zuvor ja in
Great Escape gefahren - vom dortigen Double-Out-and-Back-Layout hat die hiesige Bahn eher nichts vorzuweisen.
Mit Walk-on in der Station angelangt musste ich einen Zyklus abwarten - die Bahn hat ja nur einen Zug - und konnte dann bald selber in eine der hinteren Reihen zusteigen. Obwohl die Bahn von meiner präferierten Woodie-Schmiede
CCI stammt, hat man hier bei der Abfertigung einen auf
GCI gemacht. Zuerst wurden bei allen Passagieren von vorn nach hinten die Gurte kontrolliert, danach liefen die beiden Ride-OPs noch einmal an die Zugfront und
erst dann erfolgte das Freigabesignal für die Bügel, welche die Ride-OPs in einem zweiten Durchgang nun jedem Fahrgast einzeln in den Schoss runter drückten. Über die Lautsprecherdurchsagen wurde man eindringlich darum gebeten, die Bügel nicht zu berühren und diese Aufgabe den Fachkräften zu überlassen, da man sonst noch einmal von vorn anfangen müsse.
Ähm, ja. Kann man ja machen, wenn nicht allzu viel los ist und man die Kundschaft für so unmündig hält, das selbst hinzukriegen. Aber wieso um alles in der Welt erfolgt der zweite Durchgang dann ernsthaft noch einmal von der Vorderseite des Zugs aus?! Und nicht von hinten nach vorn wie z.B. auf Steel Eel im Sea World San Antonio, um den Ride-OPs wenigstens eine Stationslänge an sinnlosem Zusatzweg zu ersparen? Das hab ich schon bei Gwazi selig nicht verstanden - mal ganz abgesehen davon, dass
jede Abfertigungsweise, wo die Gurt- und Bügelkontrollen in zwei separaten Durchgängen erfolgen, bei mir Kopfschütteln auslöst. Und gerade bei einer Bahn wie dieser, welche sowieso nur einen Zug besitzt.
Man will wohl einfach sicherstellen, dass man ein Maximum an unsäglich lauten Eindrücken der kotznervigen lokalen Teenies um einen herum aufsaugt. Und Sitzenbleiben war trotz leerer Gates auch nicht erlaubt. Unnötig zu erwähnen, dass ich auf diese Weise gerade einmal drei Fahrten auf dieser eigentlich leckeren Bahn geschafft hab.
Ich kann meinen Vorberichtern hier bei Onride nur zustimmen: diese Bahn hat
sehr unterschiedlich zu beurteilende Einzelabschnitte. Am einfachsten ist das wohl anhand einer POV-Einbettung zu erklären:
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Der erste Abschnitt mit dem
First Drop und dem
Turnaround bis etwa 1:22 ist grandios und lässt einem wieder einmal deliziöseste CCI-Goodess zuteil werden! Eine besonders in den hinteren Reihen richtig geniale erste Schussfahrt, brachiale
Airtime auf allen und insbesondere auf den kleinen flachen Kuppen im Stützwerk, passgenaues Woodie-Feeling, einer dieser fantastischen CCI-Umschwünge, ansehnlich steile Stürze - top und wirklich tremorsinös!
Danach folgt ein getwisteter Mittelteil, der irgendwie einfach nichts Halbes und nichts Ganzes zu bieten hat. Die hochgelagerten Kehren werden gemächlich durchfahren statt durchdonnert, die Dips dazwischen sind plötzlich flach und zahm, Negativ- und Lateral-Gs glänzen durch Abwesenheit... Hier fehlt einfach Power und Fahrspass im Vergleich zum Auftakt.
Erst ab etwa 1:40 im Video holt man wieder ordentlich Schwung und flitzt damit durch eine wieder richtig intensive Abschlusskehre im Stützwerk, von wo aus man dann direkt in die finalen Bunnyhops zurück zur Station entlassen wird, die ebenfalls wieder etwas enthusiastenkonformer daherkommen.
Abschliessend lässt sich sagen, dass der Silver Comet eine richtig geniale, durch den etwas zahmeren Mittelteil aber auch sehr familienfreundliche Holzachterbahn ist. Hätte man jenen etwas verschärft oder gar ganz weggelassen, hätte man wohl eher den Fangeschmack getroffen und wäre dem Namens- und Streckenvorbild wahrscheinlich sogar ähnlicher gewesen. Aber wer bitteschön mag denn Captain Hindsight?
Auch so ist der Silver Comet ein überaus schmuckes Bähnchen, für das sich ein Abstecher nach Grand Island durchaus lohnt - allerdings sollte man nicht vergessen, dass diese Worte von einem passionierten CCI-Nachpilgerer stammen und dass man in Bezug auf die Abfertigung eine dicke Wusa-Weste braucht.
Gerade so dicht auf den diesbezüglich ja leider ähnlichen Darien Lake folgend war das dann doch eher mühsam.
Die Crazy Mouse am anderen Ende des Midways kannte ich layoutmässig und fahrtechnisch zwar schon von diversen Chilbis in der Heimat, allerdings stammt die Anlage hier nicht von Reverchon, sondern von Zamperla. Erstaunlich, dass diese ja nicht wirklich kooperierenden Firmen bis zu den Fahrzeugen, Bügeln und sogar dem Logo hin solch identische Anlagen liefern!
Von der Fahrt her nett, wie immer, aber halt auch nichts Weltbewegendes. Die erste Zickzackstrecke ist mir im Vergleich zum bekannten reisenden Exemplar etwas gar langsam vorgekommen, die anschliessenden Drops waren dagegen umso wilder. Und durch die Einzelbeladung bot der untere Mauskurven-Teil dann einen überraschend wilden Drehwurm-Grad - wohl auch ein bisschen der eingeschränkten aber möglichen Sportbarkeit allein im Zweiersitz geschuldet.
Da ich den Kiddie weder gesucht noch gefunden hab, erfolgt ab hier das Startsignal für die Restfotos:
Der Starflyer mit dem schlichten Namen Flight ist geschätzt wahrscheinlich nur etwa 30-40 Meter hoch (die genaue Höhe konnte ich bislang nirgends rausfinden), bietet aber dennoch eine fantastische Aussicht! Zur einen Seite sieht man im windigen Vorbeirauschen die Wolkenkratzer von Downtown Buffalo, zur anderen die Casino-Hochbauten und Touristenattraktionen von Niagara Falls - so zum Beispiel auch die ein paar Tage zuvor gefahrenen
S&S-Türme im Marineland. Sehr zu empfehlen!
Auch vorhanden war hier eine Premiere für mich, ein Starship namens Devil's Hole. Vom Fahrerlebnis und dem Druck her weniger spektakulär als ein Round-up oder ein Huss UFO, aber das wird selbstredend durch die kuriose Innengestaltung der Zentrifuge wieder wettgemacht. Besonders die musikalische 80er-Synthie-Pop-Musikbegleitung durch den DJ/Ride-OP in der Mitte und die leicht "hochfahrenden" Schrägwände, gegen die man sich lehnen muss, sind natürlich extrem speziell und einfach kultig!
Das Disk'O-Teil namens Mega Disko hab ich auch noch rasch mitgenommen, ist sich aber weniger intensiv als andere von mir getestete Ausgaben davon gefahren.
Beim Verschnitt aus Rainbow und Scheibenwischer namens Full Tilt hab ich lieber nur zugeguckt.
Und ebenso beim einfach nur kranken Mind Warp, einem
Loop Fighter von Technical Park!
Dabei handelt es sich um ein - man verzeihe mir die GP-Mischdiktion - Überkopf-Chaos, das beim Wieder-Auspendeln auch noch die Position der einzelnen Gondeln entriegeln kann, so dass Vorwärts- und Backflips möglich sind. Definitiv zu viel für meinen Magen.
Weiterhin finden sich noch Klassiker wie Rock & Roll, ein Musik-Express...
...oder natürlich ein Tilt-A-Whirl.
Ebenso gibt es eine klassische Mehrspur-Rutsche, die von einigen Kids regelrecht dauerbelagert wurde.
Etwas feuchteres Rutschvergnügen findet man im zugehörigen Wasserparkteil, durch den ich auch noch rasch spaziert bin.
Shyeah. Yum Yum Shoppe.
Und mit diesem Foto aus der wieder leergefegten Westernstadt verabschieden wir uns nun von diesem Kleinpark auf Grand Island.
Martin's Fantasy Island war jetzt natürlich nicht so der Oberkracher im gesamten Tourvergleich, bietet mit dem Silver Comet aber ein nicht zu verachtendes Woodie-Schmuckstück und eine überraschend gute Flatride-Auswahl, zu deren Highlights für mich persönlich der Starflyer mit der tollen Aussicht und die Starship-Premiere Devil's Hole gezählt haben. Zum vergünstigten AAA-Preis hat der Eintritt eh fast nichts gekostet und der ist angesichts des hier Dargebotenen auch so überaus fair, so dass man den Park sicherlich mitnehmen kann, wenn man eh gerade in der näheren Umgebung unterwegs ist und Zeit für einen Kurzabstecher hat. Den etwas mau begonnenen Tag in Darien Lake hat dieser kleine Park jedenfalls hübsch aufgewertet - von den Abfertigungen am Silver Comet vielleicht mal abgesehen - und mich doch etwas zufriedener in den Feierabend entlassen.
Diesen genoss ich kurz darauf dann auch in diversen Einkaufstempeln rund um Buffalo, die meiste Zeit verbrachte ich ihn aber im leider auch hier typischen Freitagabend-Verkehrschaos. Nach letzter Fressalienbeschaffung bei Denny's und Subway landete ich wieder in meinem Schrägdach-Zimmer im Quality Inn und schlief von der oftmalig ausgestandenen Warteschlangen- und Ampelschaltungs-Trägheit des heutigen Tages gezeichnet dann auch schon bald wieder ein.
Am folgenden Tag würden ebenfalls wieder zwei kleinere Parks auf dem Programm stehen, davon handeln dann die nächsten Berichte. Bis bald also zum nächsten Review aus Waldameer und vielen Dank fürs Lesen!
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."