Notizblocktagebuch einer Coastertour, VAE, Südafrika und Botswana 2016
2016 soll für uns das Jahr der Prioritäten werden. Achterbahnfahren kann man fast überall und auch in leicht erreichbarer Entfernung von Aachen stehen noch ein paar Exemplare, die wir nicht gefahren sind. Aber es sind eben nicht Bahnen, die uns so sehr reizen, als dass wir bereit wären Urlaubs- oder Feiertage dafür zu opfern. Diese überaus kostbaren kalendarischen Zeiteinheiten sind jenen besonderen Leckerbissen vorbehalten, die wir in unserem Prioritätenachterbahnenschatzkästchen aufbewahren. Und die ersten dieser Leckerbissen wollen wir zu Ostern vernaschen!
Schon lange freuen wir uns auf die Tour!
Vereinigte Arabische Emirate
Südafrika
Botswana
24.03.2016
An Schlaf ist nicht zu denken. Zwischen dem Abräumen des leeren Abendessentabletts und dem fröhlichen
"Good morning" des Flugkapitäns aus den Lautsprechern sind weniger als drei Stunden vergangen. Aber wir sind ja noch jung, wir stehen das durch! Und im Schönreden unserer Tortouren waren wir schon immer gut.
Überflüssigerweise herrscht heute bei der Immigration der größte Andrang, den wir je in Dubai erlebt haben. Knappe zwei Stunden trainieren wir Geduld und Stehvermögen, bis der erste von insgesamt acht Stempeln dieser Österlichen Tour unseren Reisepass ziert.
Mit mitgebrachter Konservenmusik und präpariertem Navigationsmädchen Linnea geht es in einem penibelst begutachteten Toyota ab in Richtung Norden nach Ras al-Khaimah, wo die ersten Kleinstachterbahnen dieses Jahres auf uns warten.
Kamele! Bei unserem vierten Aufenthalt in den Vereinigten Arabischen Emiraten sehen wir sie zum ersten Mal live und zuhause.
Unsere erste Achterbahn finden wir im Sparky’s Family Entertainment Center in der RAK Mall in Form eines kleinen L&T Mini Coasters mit dem Namen Coaster. Toll! Wenn man so klein anfängt, dann ist noch sehr viel Steigerungspotential vorhanden, was Abmessungen, Geschwindigkeit und Kreativität der Namensgebung der Achterbahn angeht! Es kann also nur besser werden!
Im Coaster.
Naja. Das nächste Kleinstrund wohnt ebenfalls in einer beachtlichen Mall. Die uns noch aus Kuwait bekannte Fun City Gruppe hat hier ein
großes,
hohes,
schnelles,
aufregendes Exemplar gebaut. Der
SBF Visa Mine Train Coaster erfüllt mit seinem Layout immerhin die Kriterien der deutschen Übersetzung seines Namens Roller Coaster: Es ist eine Bahn, die eine Acht beschreibt.
Komposition aus Acht, Baum und zwei Vulkanen.
Den Abstecher in den Saqr Public Park müssen wir in Zukunft wohl leider wiederholen. Rudolph, der in frischen bunten Farben äußerst fesch aufgepeppte Powered Elch ist heute leider außer Betrieb und mehr als eine Stunde auf die Öffnung des nicht weniger farbenfrohen wackelnden Wurms zu warten, erscheint uns ein wenig übertrieben.
Bis ...
... zum nächsten Mal!
Also geht es wieder zurück, vorbei an zahllosen Kamelen, in Richtung Dubai. In Global Village scheinen wir diesmal mehr Glück zu haben als letztes Jahr im Februar. Das Wetter ist vorschriftsmäßig Sandsturmfrei und damit absolut Coasterkonform. Einem zweiten Anlauf zum Besuch der Kirmes-Expo-Laden-Fressbuden-Restaurant-Kombination steht demnach nichts mehr im Wege.
Obwohl wir in Global Village auch einen Rundgang außerhalb des Kirmesteils wagen, locken die Fahrattraktionen trotz ihrer eher bescheidenen Ausmaße mehr als Tücher, Tand und Tee.
Die erste Achterbahn auf dem hübsch holzbeplankten Kirmesbereich bringt uns zwar ein Häkchen, aber keinen Zähler, braucht sie doch kontinuierlich Strom, um vorwärts zu kommen. Immerhin ist sie groß und einigermaßen schnell und durchfährt für einen Powered Coaster kreativ gebogenene Schienenstücke.
Runaway Train.
Ist das gewollt oder nicht gewollt? Egal, es fährt sich kreativ und entlockt uns ein Spontangelächter.
Der Wurm mit den Namen Brucomela unterscheidet sich von seinen hierzulande lebenden Genossen nur durch eine Eigenschaft: Man blickt auf erheblich mehr Sand!
Desert Worm.
Die letzte Schienenattraktion in Global Village, die man bei Coaster-Count.com anhaken kann, ist ein Exemplar aus der Achterbahndefinitionstwilightzone. Aviator ist ein Inverted Powered Coaster mit der Geschwindigkeit einer Monorail. Die wohl spannendste Bahn, die von hier zu erblicken ist, ist der Velociraptor der IMG Worlds of Adventure, der im August eines noch zu benennenden Jahres öffnen soll.
Achterbahn? Gondelbahn?
Bis bald irgendwann!
Den Abschluss heute bildet ein schneller Besuch im City Centre Mirdif, dort hatten wir vorhin von der Autobahn aus eine Achterbahn auf einem Plakat abgebildet gesehen. Tatsächlich finden wir auch einen Indoorpark! Der Magic Planet besitzt, ebenso wie sein Bruder in Kuwait, toll gestylte Fahrgeschäfte in Weiß, aber leider keine Achterbahn. Schade!
Plötzlich fühlen wir uns wieder wie in Kuwait.
Und ich Weiß auch warum.
Genug für heute! Es ist an der Zeit, ein paar Stunden schlafen zu gehen! Sprich, der nächste Flug steht an.
Gefühlt würde ich sagen, ist das der turbulenteste Flug, den wir je erlebt haben. Dreimal ertönt die dringliche Stimme des Captains
"Cabin Crew, please take a seat" durch die Lautsprecher. Dabei wackelt die Maschine schon vor der Durchsage so heftig, dass einem verschiedenste Gedanken über die Haltbarkeit der Flugzeugkonstruktion durch den Kopf gehen. Doch mit Vertrauen in Material, Technik und Mannschaft schließen wir die Augen und lassen uns mehr oder weniger tief schlafend nach Johannesburg schütteln.
25.03.2016
An Bord der Boeing 777 verschlafen wir noch das Frühstück und landen dafür wohlbehalten und fast topfit in Johannesburg. Hallo Südafrika!
Am Flughafen holen wir die verpasste Energieaufnahme in Form eines monströsen Schokoladenmuffins und zweier leckerer Cappuccinos nach. Bevor es jetzt so richtig losgehen kann, freuen wir uns aber auf eine Dusche und einen Stinkesockenwechsel in unserem Hotel. Ob das um halb neun morgens möglich ist? Ja, es ist! Anstatt uns fortzuschicken werden wir auf eine Tasse fantastisch duftenden Tees eingeladen, mit der wir die fünfzehn Minuten überbrücken können, bis unser Zimmer fertig hergerichtet ist.
Gold Reef City
Aus Richtung Johannesburg Zentrum kommend, lenkt uns der
Zierer Force Custom beinahe vom Erwischen der richtigen Autobahnabfahrt ab.
Am Park angekommen lassen wir uns mit einem Thrill Rider Wristband ausstatten und stehen kurz danach unter einem rostfarbenen Minenaufzugsturm, der aber weder über einer Zeche liegt noch diesbezügliche Arbeiten verrichtet. Wobei, Menschen in die Tiefe befördern kann er besser denn je, denn wir stehen in der Queue zum Tower of Terror.
Dem Förderturm sieht man seine alte Funktion noch gut an.
Dieser Vertikaldropcoaster wird bei rcdb.com mit spektakulären 6,3g angegeben und dürfte damit mein Gewicht in Regionen bringen, die ich erhoffte, nie zu erreichen.
Diese Achterbahn ist dabei nicht nur ein Schmuckstück feinsten Industriebarocks, sondern auch nicht gerade unschuldig daran, dass wir mal wieder um die halbe Welt gejettet sind.
Die erste Überraschung gibt es bei der Stationsausfahrt. Beinahe lautlos gleitet der an einen
Gerstlauer Eurofighter erinnernde Wagen über die Schienen, die in Richtung Hinterseite des Turms aber mehr geknickt als gebogen zu sein scheinen. Die Einfahrt in den eigentlichen Aufzug läßt unsere Knie deutlich weich werden. Bruno erläutert mir, dass ihm als Maschinenbauingenieur die Konstruktion doch ein wenig suspekt vorkommt. Als wolle die Bahn die Meinung meines Partners untermauern, knallt der Wagen begleitet von dem zugehörigen Geräusch komplett ungebremst gegen den vorderen Anschlag.
Wir haben in unserem Japanbericht beim Ultratwister Megaton von einer gefühlten Fahrt gegen eine Betonwand gesprochen. Dummerweise war uns damals nicht bekannt, dass wir zu dieser Metapher noch eine Steigerung benötigen würden. Falls einer der geneigten Leser eine hat, möge er sich diese jetzt denken!
Rechts-Links-Kombination.
Dass der Wagen zur Sicherung an dem winzigen Stück Aufzugsschiene fixiert ist, können wir nicht erkennen oder hören, aber plötzlich geht es senkrecht nach oben. Vorbei an der hübschen Nietkonstruktion des Turmes fahrend entdecken wir aus der Nähe zahlreiche sehr authentisch aussehende Thematisierungsdetails in Form von unregelmäßig geformten Aussparungen in der Struktur und Öl-, Staub- und Sandablagerungen. Das hat der Park aber hübsch gemacht! Okay, es könnte auch einfach Naturrost und Dreck sein!
Aber was macht das schon? Erstens sind wir hier in dem kleinen Gefährt mit Schulterbügeln hilflos und ausbruchsicher fixiert und zum anderen ist Angst eine wichtige Komponente unseres Hobbies. Je größer das
Schlotter, desto heftiger das
Juhuuuu!
Selten war uns beim langsamen Aufstieg einer Achterbahn so mulmig zumute! Aber wie sagte das Schild am Eingang so schön: It's too late to cry for your Mamma!
Als sich oben angekommen endlich die Schienenstücke unseres Fahrstuhls mit denen des Turms einigermaßen ausgerichtet haben, geht es wieder vorwärts. Im Gegensatz zu anderen Achterbahnen mit vertikaler Abfahrt wird hier aber nicht langsam gefahren oder gar angehalten, man fällt sozusagen direkt über die Kante nach unten. Eine sehr ruckartige seitliche Drehung um die Schienenachse und ab geht es in den Schacht!
Abwärts!
Nach diesem wirklich sehr kurzen Dunkelpart schießen wir wieder ins sehr helle Tageslicht, noch eine Linkskurve und schon sind wir wieder in der Station.
Heimreise.
Hui, das war ja mal sehr speziell! Ein an Oblivion erinnerndes Layout und eine Fahrt, die dadurch gepimpt ist, dass man die Fahrt eben nicht
B&M-gleich in einem Sofasessel abspult, sondern hier und da mit einer gefühlt wackligen Konstruktion ständig auf dem oberen Adrenalinniveau gehalten wird.
Von den proklamierten 6,3g haben wir aber nicht viel bemerkt. Entweder treten sie nur sehr kurz auf, oder aber es war das Fahren gegen den Anschlag des Lifts gemeint. Es gibt reichlich andere Achterbahnen bei denen die positiven
g-Kräfte gefühlt viel stärker sind!
Mit Getränken versorgt bewegen wir uns in die Richtung, aus der in regelmäßigen Abständen der größte Lärm des Parks zu vernehmen ist und landen dabei in der Queue zu Anaconda. Hm, ich dachte immer, Schlangen würden sich geräuschlos bewegen!? So gesehen ist die Wahl des Namens nicht ganz optimal gewählt. Aber wen juckt’s? Die Optik der Bahn verwirrt den schlecht informierten Achterbahnfan schließlich auch. Während das Trackprofil direkt von
B&M stammen könnte, scheint der Zug aus dem Hause
Intamin zu kommen.
Der wohlinformierte und sich jetzt auf die Fahrt freuende Achterbahnfan weiß natürlich, dass es sich bei diesem orangefarbenen Geschlängel um den einzigen
Inverter aus dem Hause Giovanola handelt. Giovanola zeichnet sich für nur drei Anlagen verantwortlich und die beiden anderen Bahnen (Titan @ Six Flags Over Texas und Goliath @ Six Flags Magic Mountain) sind alles andere als zahnlos. Wobei wir jetzt also wieder beim Thema wären.
Feed your Kids to Anaconda! Das ist nicht nur eine hervorragende Idee, sondern auch der Hinweis, dass wir in wenigen Minuten in den Sitzen Platz nehmen können!
Bruno sitzt leider etwas unkomfortabel. Er stößt mit dem Schlüsselbein bereits unsanft gegen die innen nicht abgerundeten Schulterbügelkanten, muss dann aber aufgrund seiner Größe im Sitz mit dem Po nach vorne rutschen und bekommt den Bügel noch einen weiteren Rasterklick enger zugedrückt. Da endet bei ihm der Fahrspaß bereits in der Station. Für kleine Leute wie mich passt hier aber alles wie maßgeschneidert.
Und los geht es!
Looping, Zero-
G,
Looping. Jetzt fängt auch Bruno an zu lachen. Die Sitzschalen vibrieren hier im hinteren Bereich des Zuges mit kleiner Amplitude und hoher Frequenz, sprich, es kitzelt am Po!
Das macht Spaß!
Helix, doppelte
Corkscrew,
Helix. Hier packt die südafrikanische Schlange gnadenlos zu. Im Vergleich zu Anacondas
g-Biss fährt sich jeder beliebiger
B&M wie Droomvlucht in de Efteling.
B&M ...
... oder Intamin?
Nein, Giovanola! Und das ist auch gut so!
Auch wir müssen jetzt in etwas beissen. Die Wahl fällt auf eine über viel Feuer und Rauch gegrillte Boerewors, die ein feines Nelkenaroma hat. Echt anders, echt lecker!
Gefuttert wird mit Aussicht auf den schaukelnden
Looping des alten Schwarzkopf Schätzchens. Mit einer Beschleunigung von in 3 Sekunden von 0 auf 85 km/h wird dieser Fallgewichtsshuttlelauncher als extremste Achterbahn im Park beworben. Wir erinnern uns an den Greezed Lightnin' @ Six Flags Kentucky Kingdom, bei dem wir nach dem Launch Angst hatten, den
Looping nicht zu schaffen.
Regelmäßig werden die technischen Daten über die Laufschrift dem Publikum als Lockmittel und zur Abschreckung gleichermaßen mitgeteilt.
Klar wollen wir wissen, was die hiesige, sehr gut erhaltene Anlage kann! Platz nehmen, Anschnallen, Hupe und los geht es! Und zwar sowas von! Das hätten wir nicht erwartet. Dies ist jedenfalls eine mehr als anständige Beschleunigung, die von uns 4 Turbinen auf unserer bis fünf gehenden Reibkupplungsbeschleunigerskala bekommt!
Ab zum nächsten Kandidaten mit Schienenführung. Der powered Run A Way Mine Train hat die mit Abstand unmöglichsten Sitze. Eine viel zu niedrige Sitzhöhe kombiniert mit einer zu flach gekippten und zu weit entfernten Rückenlehne machen ein anständiges Sitzen von vornherein unmöglich. Für solch eine Haltung hätte es früher zuhause mindestens zwei Wochen Hausarrest gegeben!
Erschwerend kommt hinzu, dass die Bahn so langsam fährt, dass man in den für diese Geschwindigkeiten gnadenlos überbankten Kurven tatsächlich hinausfallen würde, wäre man nicht angeschnallt. Die Fahrt ist dann mit zwei Höhlendurchfahrten deutlich länger als erwartet und von außen erkennbar. Eine Runde reicht uns aber trotzdem!
Die kreisrunden Aussparungen seitlich in den Chaisen sind bestimmt nicht original. Aber so bekommen die langen Motoren wenigstens genügend Luft zum Schnaufen und Kühlen!
Der Wacky Worm Shongololo darf als Familienachterbahn nur mit Kind gefahren werden. Wir akzeptieren das und gehen einfach entspannt daran vorbei.
Jetzt fällt uns auf, dass wir fast etwas vergessen hätten. Wo steht eigentlich der große
Zierer? Im Park ist vom Jozi Express weder etwas zu hören noch zu sehen. Am Resort mit parkeigenem Hotel vorbei gehend finden wir ihn in der hintersten Ecke. Aus der Nähe wirkt er viel größer als vermutet, hat aber auch deutlich weniger Fahrkomfort als erwartet.
Groß von Statur und eher mittel im Fahrspaß.
Da sich am Himmel kleinere Wölkchen zusammentürmen, ist die Entscheidung schnell getroffen, den Parktag heute für beendet zu erklären. Am Montag kommen wir sowieso wieder und für den Abend haben wir noch eine andere Verabredung!
Rand Show
Die Rand Show ist eine zehntägige Ausstellung in Johannesburg, die jedes Jahr um Ostern herum stattfindet. Interessant für uns ist dabei, dass am Rande dieser Messe eine Kirmes stattfindet, die wir jetzt besuchen wollen.
Theoretisch hat die Rand Show mit einem Schwarzkopf Silberpfeil und einem
Zierer Flitzer sogar zwei dauerhaft installierte Achterbahnen. Theoretisch, denn Mitte letzten Jahres waren beide Bahnen bei google earth plötzlich verschwunden. Trotzdem waren wir davon überzeugt, dass man die Bahn wohl wieder aufbauen würde.
Bei Ankunft fallen uns die Augen fast aus dem Kopf. Der Siberpfeil, der hier den verwirrenden Namen
Looping Star trägt, ist frisch gestrichen worden und die Farbkombination sieht in der Sonne einfach traumhaft aus! Schnell parken wir den Wagen, kaufen zwei Tickets für den Einlass zur Messe, und damit auch zur Kirmes, und verschaffen uns einen Überblick über die Attraktionen. Immerhin ganze fünf Achterbahnen erwarten uns hier auf dem rotsandigen Platz mit Blick auf das größte Fussballstadion Afrikas! Bezahlt werden die Fahrten mit Tickets, die es an zentraler Stelle für eine Handvoll Rand zu kaufen gibt.
Ein Traum!
Natürlich fangen wir gleich mit der größten Achterbahn an, die Bruno schon als
kleiner nicht ganz so großer Junge auf seiner Heimatkirmes, dem Gallimarkt gefahren ist. Zwar hat der Silberpfeil eine optische Überholung bekommen, eine technische steht aber wohl noch aus. Der Haltegriff in der Frontrow ist nicht mehr vorhanden, dafür zieren zwei ausgeleierte Löcher das Frontcar. Nun ja, wir brauchen die Griffleiste sowieso nicht. In Schwarzkopfloopingachterbahnen sind die Arme zum in die Höhe reißen da!
Genau das machen wir jetzt, als wir nach einer Liftauffahrt mit schöner Aussicht über die Rand Show Kirmes in die Tiefe stürzen. Rasant, kraftvoll und beinahe geschmeidig fährt der Zug durch die
Inversion und die direkt anschließende, bodennahe Kurve. Die folgende Schleife könnte ein bißchen mehr Geschwindigkeit vertragen, aber hey, die Bahn ist 37 Jahre alt, da darf man es auch mal etwas gemütlicher angehen lassen. Als hätte der gelbe Zugverbund diesen Gedanken gehört, gibt er bei der Abfahrt wieder Gas, um in der abschließenden
Helix die Fahrer noch mal in die Sitze zu nageln. Bei der Einfahrt in die Schlußbremse lassen die knackige Verzögerung und das zugehörige Geräusch die begeisterten Mitfahrer wissen: Diese Achterbahn ist zwar alt, aber alles andere als veraltet!
Auf geht's ...
... mit Elan ...
... und Power ...
... bis in die Schlußbremse.
Ein gutes Stück weiter steht der Flitzer mit dem Namen Speed Track, der heute aber wegen technischen Problemen geschlossen ist. Kein Grund zum Heulen! Heute ist der Eröffnungstag der Rand Show und in drei Tagen sind wir nochmal hier.
Gehen wir also erstmal um die Ecke zum Wacky Worm in ungewöhnlicher Ausführung. Das Layout sieht noch irgendwie vertraut aus, alles andere ist aber doch ungleich dem Original. Bei Besteigen des Wagens fällt uns auf, dass es sich eher um Großraumtaxis denn Chaisen handelt. Wir haben nicht nur beide reichlich Raum nach vorne, neben uns könnte noch ein weiterer Mitfahrer Platz nehmen. Dafür gibt es aber außer einer Kette, die quasi nur einen Strich durch die Türöffnung zieht, keinerlei Rückhalte- oder Sicherungssystem.
Den Fahrgenuss steigert diese zusätzliche Freiheit bei uns jedoch nicht, da in der Reihe vor uns ein etwa 4-Jähriger mit seinem geschätzt zwei Jahre älteren Bruder während der Fahrt wie Flummis hin- und hergeworfen werden, so dass wir die Fahrt zuckend, weil potentiell gleich zupackend und damit kindersichernd verbringen müssen. Zum Glück gibt es nur eine Runde, so dass wir relativ schnell wieder in den Entspannungsmodus zurückkehren können.
Die chinesische Interpretation eines Wacky Worms sieht auf den ersten Blick nicht viel anders als seine weit verbreiteten westlichen Brüder aus, ...
... aber das Grinsen ist breiter und das Lichtraumprofil kleiner.
Geradezu winzig im Vergleich zum Chinawurm wirkt der Mini Roller, ein ehemals in Magic Castle in Kapstadt beheimatetes Kleinoval mit Klitzekleinsthelix.
Wer jetzt denkt, kleiner geht es nicht mehr, der irrt. Direkt hinter dem Eingang steht der Runaway Train, ein kleines Kinderböhnchen, bei dem wir uns in die Sitzbank quetschen müssen. Vermutlich strapazieren wir die Gesamtbeladungskapazität ein wenig, muss sich der Zug doch vier Mal vor- und zurückbewegen, bevor er sich genug aufgeschaukelt hat, um erfolgreich die eineinhalb Meter Höhendifferenz zu bewältigen.
Entweder sind wir zu schwer oder die Achterbahn zu schwach, das ist das erste Mal, dass wir das Gefühl haben, die Fahrt müsse abgebrochen werden.
Dies ist eine Kirmes mit ganz entspannter Atmosphäre. Und Aussicht auf das FNB-Stadion.
Bevor wir vor Einbruch der Dunkelheit die Rückfahrt zum Hotel antreten, drehen wir noch eine Runde in der Frontrow des
Looping Stars und beenden so einen herrlichen und überaus abgefahrenen Tag auf unserem 5. Kontinent!
26.03.2016
Gestern erst in Joburg angekommen, besteigen wir früh morgens wieder ein Flugzeug. Und da wir den geneigten Leser gerne mit auf die Reise nehmen, ist es dringend an der Zeit, dass er sich mit den Sicherheitsmaßnahmen an Bord vertraut macht. Wir haben daher zur Flugsicherheitstechnischen Weiterbildung der in Gedanken mitreisenden Achterbahnfans die Safety Card unseres Kulula Air Fluges in Ausschnitten fotografiert:
Stuff to do in an emergency on a Boeing 737-800
This funky-yellow-darth-vader-mouth-cap comes with complimentary oxygen ... yup folks, it's free!
Cool yellow jackets double up as funky retro-style fashion accessories.
Sorry Ladies, those designer choo's need to stay behind.
Wir fühlen uns jetzt schon viel besser vorbereitet als der holperige Flug Richtung Kapstadt schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das gibt, was uns erwartet: Wir werden einen SLC fahren.
Ratanga Junction
Nach läppischen zwanzig Minuten in unserem dritten Mietwagen am dritten Urlaubstag erreichen wir den Park mit dem lächelnden Flugzeug neben dem Eingang.
Laut Aushang fahren die Cape Cobras auch bei Regen und da es windig und wolkig zugleich ist, ist die Entscheidung, den Bushwhacker zuerst zu fahren, schnell gefällt. Zugegebenermaßen liegt dieser auch rein zufällig auf dem Weg. Walk-on geht es durch die Queue, denn trotz des österlichen Samstags ist es weit davon entfernt, voll zu sein.
Irgendwie erinnert die Bahn ein wenig an Tami-Tami in Port Aventura.
Aber irgendwie erinnern alle Roller Skater immer ein wenig an andere Roller Skater.
Nach dem
Vekoma Rollerskater schlüpfen wir direkt in die Höhle zu den Naja Nivea oder Cape Cobras, wie man als Otto-Normal-Ratanga-Junction-Besucher wohl eher sagen würde. Im Queuebereich werden wir noch durch die Gehege einer Vielzahl verschiedener Schlangenarten abgelenkt, aber irgendwann müssen wir uns wohl dem giftigen Hollandinverter widmen. Auch hier ist nicht viel los, wir stellen uns nach einem Zug Wartezeit irgendwo in der Mitte an.
Zusätzlich zu den Anweisungen, die Taschen zu leeren und alle losen Gegenstände abzulegen, werden die größeren Fahrgäste aufgefordert, auf der rechten Seite Platz zu nehmen. Ja, warum nicht? Öfter mal was Neues! Beim Anblick der extended Schulterpolsterung vergeht uns jedoch schon fast wieder die Lust, hier einzusteigen. Aber wir sind nicht zum Spaß hier und
"Africa is not for Sissis!" wie ich mich an die Aufschrift auf einem T-Shirt erinnere.
Brunos Füße spielen in der bodennahen Bonushelix Rasenmäher, was wahrscheinlich der Grund für die Aufteilung der Sitzpositionen ist. Auf meiner Seite hätte er mit Sicherheit das Erdreich umgepflügt. Die Fahrt enthüllt sich als eines SLCs würdig. Trotzdem schließen wir nach einer Runde durch den Park eine weitere Fahrt in der Last Row an. So schnell werden wir ja nicht mehr her kommen und wer weiß wie die Fahrt am Hintern der giftigsten Cobra Afrikas ist!? Der weit oder nah gereiste Achterbahnfan kann es sich denken ...
S ...
... L ...
... C ...
... mit Bonushelix.
Im nicht zugänglichen Bereich der Bahn sind ein paar Schildkröten zuhause, die den Nachmittag zur Familienplanung nutzen, was wir aber aus Diskretionsgründen nicht fotografieren.
Wir drehen noch zwei Runden in diesem kompakten Park und eine im SLC, essen eine Boerewors, die allerdings nicht ansatzweise mit Exemplar aus Gold Reef City mithalten kann und machen uns auf Richtung Ausgang.
Tafelberge? Klar! Haben wir gesehen!
Zum Verlassen des Parks treten wir durch ein Spalier von zwei Reihen Parkmitarbeitern, die uns klatschend und mit lautem Jubel verabschieden. Man bedankt sich, dass wir hier waren! Wir erwidern den Jubel und bedanken uns damit für die Bedankung.
Am Flughafen bestellen wir einen Cappucino, der langweilig mit einem Kreis und einem darunter liegenden Halbmond verziert ist.
In einem Anfall von Kreativität schnappt sich Bruno mein Heißgetränk samt Löffel und macht mir den Smiler. Gimp!
27.03.2016
Heute beginnt der Tag nicht mit lustigen Safety Cards, sondern mit dem Motto: Je kleiner das Flugzeug, desto niedriger die Flughöhe, desto höher der Flugspaß!
Als Snack an Bord der Turboprop gibt es keine Erdnüsse, sondern Trockenfleisch, das unsere Kiefermuskulatur während des gesamten, knapp einstündigen Fluges beschäftigt hält, nicht mengen-, sondern konsistenzbedingt.
Der ursprüngliche Plan sah einen schön entspannten Tag in Botswana vor. Doch leider haben wir die Rechnung ohne die Fluggesellschaft gemacht. Air Botswana hat uns Richtung Gaborone auf einen späteren Flug und den zurück nach Johannisburg auf einen früheren Flug umgebucht, sodass sich unsere Aufenthaltszeit halbiert hat.
Lion Park Resort
Auf der mehr als spärlich beschilderten Autostrasse, vorbei an unzähligen Termitenwohnsiedlungen, finden wir tatsächlich die richtige Schotterpistenabfahrt zum Lion Park Resort.
Die eigentliche Zufahrt zum Park ist nicht wirklich zu erkennen, denn die Strasse ist nicht befestigt und Fahrspuren führen in alle Richtungen. In der Hoffnung, die vorausfahrende Staubwolke gehöre einem Parkbesucher, folgen wir ihr einfach.
Bei der trockenen Hitze gilt es jetzt erstmal den Flüjssigkeitshaushalt auszugleichen. Pine nut ist die Geschmacksrichtung unserer Wahl. Hmmm, das tut gut!
Hier steht das gute Stück tatsächlich und leuchtet, farblich gut abgestimmt zur Tönung des Sandes, in feurig-rotem Orange. Wieder einmal ist uns der Coastergott wohl gesonnen , denn die Betriebszeit für den
Looping Star ist heute von 13.00 bis 14.00 Uhr, was exakt in unser mehr als knappes Zeitfenster passt. Bis dahin nutzen wir noch Gelegenheit, viele Fotos zu schießen und uns zunächst einen Überblick über den kleinen Park hier mitten im Nirgendwo zu verschaffen. Neben Schwimmbecken mit Rutschen gibt es ein Riesenrad und ein paar Flatrides.
Vom kleinen Riesenrad aus hat man einen guten Überblick über alle Bereiche des Parks.
Die Anordnung der Flatrides erinnert ein bißchen an die Huss-Ecke im Heidepark. Hier ist allerdings das Wetter viel besser.
Der König der Löwen ist hier natürlich der Schwarzkopf
Looping Star namens Gwazi. Die Bahn soll in 15 Minuten ihren Betrieb aufnehmen, doch als wir uns überpünktlich der Bahn nähern, klettert ein Mitarbeiter über den Track. Hier gibt es allerdings nichts zu reparieren, er wischt Ölspritzer weg, die von der Kette nach unten getropft sind. In diesem Zustand will man den Gästen sein Schätzchen natürlich nicht präsentieren!
Bevor Gwazi Passagiere mitnehmen darf, wird er noch ein bißchen geputzt und gewienert.
Ganz gemächlich beginnen sich die ersten Gäste dem Schmuckstück des Parks zu nähern.
Auf die Minute kehrt unser Gwazipflegepersonal in die Station zurück, um seine Bahn in Betrieb zu nehmen und uns für die erste Fahrt den Zugang zur Front Row zu gewähren.
Der Lifthill ist der einzige Teil der Bahn, der ein bißchen verblichen daher kommt, ...
... der Rest strahlt ...
... mit der Sonne um die Wette.
Ebenso wie das Aussehen der Bahn ...
... sind auch die Fahreigenschaften vom Feinsten.
Eine Fahrt ist auf der einzigen Achterbahn Botswanas aber nicht einfach nur eine Fahrt. Hier wird regelrecht gefeiert! Es wird gejubelt, geklatscht und es kullern sogar kleine Tränen, die von verschiedensten Gefühlsregungen ihren Ursprung haben. Aber nach der Fahrt sind sich alle voller Euphorie einig. Gwazi ist der Hammer! Kein Wunder, diese betagte Bahn fährt super flott und herzhaft knackig und ist dabei butterzart wie am Tage, als sie die Münsterhausener Werkshallen verlassen hat. Eine perfekte Bahn!
Kein Wunder, dass der Rest des Parks während der Betriebszeit des Schwarzkopfs ziemlich verlassen ist.
Auch wir drehen Runde um Runde auf dieser top-gepflegten Looping Achterbahn.
Die eifrigen Vögel am Ausgang erinnern uns daran, dass es an der Zeit ist, dass wir nach Johannesburg zurückfliegen müssen. Leider!
Nach nur 55 Minuten Flugzeit landen wir wieder wohlbehalten in Joburg.
28.03.2016
Gold Reef City
Heute am Ostermontag ist es sogar noch ein bisschen voller als am Freitag, doch es bleibt trotzdem entspannt. Die Menschen hier haben irgendwie ein gewisses Easy Going an sich, das selbst den hibbeligsten europäischen Achterbahnfan einen Gang runterschalten läßt. Alles chillig hier!
Eine Runde Riesenrad ermöglicht uns ein paar Nahaufnahmen ...
... vom Tower of Terror ...
... sowie eine schöne Übersicht über Johannesburg inkl. Jozi Express.
Ein paar Fahrten sind natürlich auch drin. Tower of Terror, ...
... Golden Loop ...
... und die Anaconda sind schließlich alles gefährdete Spezien, die man woanders so nicht antrifft. Und genau deswegen sind wir ja hier!
Rand Show
Bevor es wieder zurück nach Dubai und damit auch zurück nach Hause geht, machen wir noch den versprochenen Abstecher zum Flitzer auf der Rand Show. Jawohl, wieder haben wir Glück, der Speed Track ist jetzt in Betrieb. Ein paar neue Tickets gekauft und wir stehen in der Schlange zu dem
Zierer Klassiker.
Beim Warten fällt uns auf, dass der technische Zustand des Flitzers sich gegenüber Freitag vermutlich nicht geändert hat, sondern dass vor drei Tagen wahrscheinlich einfach nur das Bremspersonal gefehlt hat. Und mit Bremspersonal meinen wir nicht die Menschen, die Knöpfchen drücken oder an Hebeln ziehen, hier wird wahrhaftig von Hand gebremst, was die Reibräder gegen Ende der Strecke dem Wagen nicht an kinetischer Energie zu entziehen vermögen.
Der Speed Track ist in Betrieb, wenn auch in der Station viel manuell erledigt werden muss.
Zwar ist der Speed Track technisch nicht in optimalster Verfassung ...
... aber das hindert keinen der Gäste -uns eingeschlossen- daran, mächtig Spaß auf dieser Achterbahn zu haben.
Auch wir werden händisch verzögert:
Dieses Video wird direkt von youtube.com abgespielt. onride.de übernimmt keine Haftung für die dargestellten Inhalte.
Während die ohne Handschuhe und angemessenes Schuhwerk arbeitenden Bremser bei mir leichtes Spiel haben, müssen sie bei manch beleibteren Personen, die auch noch mit Kind fahren, echte Schwerstarbeit verrichten. Insbesondere überlässt der in Fahrtrichtung links sein Werk verrichtende Bremser seinem Kollegen rechts die komplette Arbeit ab dem Zeitpunkt, da er mit dem Gitter kollidiert, dass Ein- und Ausstieg trennt. Der Betrieb der Bahn mit drei Wagen gleichzeitig macht den Beiden ihren Job nicht leichter!
Wie es der geneigte Leser vermutlich nicht anders von uns erwartet, drehen wir als letzte Fahrt des Urlaubs eine Runde auf dem gelb-grau-schwarzen Münsterhausener Klassiker.
Der Silberpfeil Looping Star Silberpfeil namens Looping Star ist ein gutes Beispiel dafür, dass es durchaus möglich ist, eine so alte Achterbahn noch gut in Schuss halten zu können.
Da kaufen wir gerne noch Tickets für ein paar Abschlussfahrten!
Fazit des Urlaubs:
Das war total durchgeknallt! Und es war genauso toll! Sowohl Südafrika als auch Botswana waren Länder, in denen es viel entspannter zuging als wir es vorher vermutet hatten. Würden wir wieder hinfliegen? Jein! Nein, weil es noch so viele andere Ziele gibt, die wir bereisen wollen. Ja aus allen anderen Gründen.
Unser Dank gilt:
- Thomas für das Mitfiebern und bei google earth nachschauen, ob die Bahnen auf der Rand Show aufgebaut sind.
- Malcolm für den Hinweis zu Kulula Air
- Den onride Komfortzuschlagszahlern, euch sei dieser Bericht gewidmet.