Im Anschluss an meinen eineinhalbtätigen Besuch in
Kings Island war ich nun also im verregneten Louisville angekommen, wo ich mir - wie ein paarmal zu Beginn der diesjährigen Reise - etwas Sorgen darüber machte, dass die nächsten Parkbesuche dem Wetter zum Opfer fallen könnten. Beim Aufwachen im Baymont Inn sah es nämlich zunächst noch nach einem regnerischen Tag aus. Die Prognosen für den weiteren Tagesverlauf sahen jedoch auch einige trockenere Abschnitte vor und der nächste Park, Kentucky Kingdom, würde ja auch erst um 11.00 Uhr seine Tore öffnen.
Ich hatte daher ausgiebig Zeit, gut zu frühstücken, in Ruhe alles zu packen, auszuchecken und um noch einige Shopping-Destinationen in der Gegend zu erkunden, wovon es insbesondere am nahegelegenen Jefferson Highway eine ganze Vielzahl von gab. Auch den Bargeldbestand konnte ich nach gestrigem Misserfolg bei Kroger wieder erfolgreich in die Höhe treiben, und zwar an der Thorntons-Tanke gleich die Strasse von meinem Hotel aus runter. Man merke sich jetzt
ein für alle Mal: US-Bankomaten geben gut und gerne mal an, dass der PIN-Code falsch sei, obschon er unter Garantie richtig eingetippt wurde und es schlicht andere Ursachen dafür hat, dass die Karte nicht angenommen wird - welche einem die Maschine aber einfach nicht mitteilen will oder kann. In solchen Fällen nicht verzweifeln, sondern die Karte wieder ausspucken lassen und den nächsten Bankomaten aufsuchen, wo der PIN-Code bei absolut gleichem Vorgehen dann auf magische Weise stimmt und die Zwanziger nur so rausspicken.
Gegen 11.00 Uhr steuerte ich den heutigen Ort des Geschehens an und enterte das riesige Parkierareal vom Kentucky Exposition Center, welches den namensgebenden Kongress-Komplex, das Cardinal Stadium, das staatliche Fairground-Gelände und eben Kentucky Kingdom beherbergt. An den Buden wurde ich gefragt, wo es denn heute hingehen soll - mit Antwort "Kentucky Kingdom" wurden dann 8$ Parkgebühr fällig, offenbar gibt es verschiedene oder gestaffelte Tarife für die jeweiligen möglichen Tagesaktivitäten hier.
Nachdem ich den guten Ford an bester Lage gleich neben Lightning Run stationiert hatte, begab ich mich zum Parkeingang, wo sich trotz des immer noch wolkenverhangenen und extrem schwülwarmen Wetters schon eine beachtliche Menge an vergnügungswilligen Besuchern eingefunden hatte. An den Kassen machte ich von einer extrem interessanten und so auch noch nie angetroffenen Eintrittsaktion Gebrauch: Besucher mit Wohnsitz ausserhalb von Kentucky erhalten in der Saison 2016 ein Zwei-Tages-Ticket für unglaubliche 29.95$ - für diesem Park mehr als fair und mit entsprechender ID auch problemlos für Besucher aus Europa anwendbar. Und dazu gab es sogar noch ein Wristband für Gratis-Softdrinks - gerade an diesem Besuchstag ausgesprochen willkommen und nötig. Very nice!
Nach fünf Minuten elendigen Wartens hinter einer ziemlichen Stinke-Familie - der Gedanke, dass die mit dieser nie mehr zu vergessenden Geruchskombi aus Schlachthof und Käse gleich ungeduscht in den Wasserpark gehen bringt mich noch heute zum Schaudern
- wurde nationalhymnenlos dann endlich mit dem Einlassprocedere begonnen und bald darauf steuerte ich auch schon den ersten Coaster und einen der eigentlichen Hauptbesuchsgründe an: Lightning Run, erste und einzige Ausgabe eines Morgan Hyper GT-X Coasters.
Schon beim blossen Anblick ist man komplett aus dem Häuschen!
Hier war während meiner gesamten Besuchsdauer nur einer der 20 Personen fassenden Kleinstzüge unterwegs, wodurch leider bloss eine einzige Fahrt für mich raussprang. Bei den Zügen scheint man bei
RMC abgeschaut zu haben - das grobe Chassis-Design, die Sitze und auch die Hydraulikbügel mit den Beinschienen wirken nahezu identisch. Allerdings musste der Bügel hier ein gutes Stück weiter in den Schoss runter als bei den bislang gefahrenen RMCs - während ich beim Stormchaser im selben Park den Bügel einfach ranziehen konnte war hier etwas "Nachbearbeitung" mit den Ellbogen gefragt, bis das grüne Freigabesignal erschien.
Mit ein Grund, weshalb die Dispatch-Zeiten hier eigentlich immer jenseits der zehn Minuten lagen - die Ride-OPs mussten vielerorts mit aller Kraft drücken und pressen, aber für so einige Kentuckyaner ist die Bügelkonstruktion hier auch dann noch schlicht zu eng gewesen. Bei meinem Zug mussten gleich zwei etwas grösser gebaute Passagiere wieder aussteigen und auch im Rahmen der anschliessenden Fototour konnte man den "Walk of Shame" hier noch öfters zu Gesicht kriegen. Und was eben auch richtig doof war: trotz so natürlich beachtlich angestauter Menschenmenge wurden die durch die "Bügelselektierung" leer gewordenen Sitze trotz Einzugbetrieb nicht wieder aufgefüllt - wodurch man trotz der durchgängig etwa mit 45 Minuten angegebenen Wartezeit oftmals halbleer erscheinende Zyklen beobachten konnte. Schon eher suboptimal.
Aber wie man angesichts der Hairtime sieht: bei dieser Bahn
will man eigentlich auch fest im Sitz verankert sein!
Nach etwas Geduld tuckerte dann also auch unsere Zugladung den knapp 30 Meter hohen Lifthill hoch. Und was für einen wuchtigen Überraschungseffekt der 80° steile
First Drop auf meinem Sitz in der zweithintersten Reihe geboten hat, lässt sich am besten anhand der Reaktion des hinter mir sitzenden Farmer-Kolosses beschreiben, der angesichts der wirklich, wirklich, wirklich
SEHR rabiaten
Airtime-Attacke hier nur noch ein von der Tonalität her ausgesprochen Teenie-Girl-haftes "Holy fucking
SHIIIT!!!" rausbrachte!
Einfach unfassbar und der komplette Wahnsinn, was hier für Negativ-Gs zuhauen - dem Gefühl nach absolut on par mit gewissen Skyrush-Momenten! Und für den restlichen Verlauf dieses wahnwitzigen Coasterchens sehr ihr euch am besten dies Backseat-POV an:
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Auf jeder einzelnen Kuppe heben Haare, T-Shirts, Hosenbeine, Ohrläppchen, Körperschmuck, Augenbrauen und überhaupt alles, was an den wagemutigen Mitfahrenden nicht niet- und nagelfest ist mit unnachahmlicher Vehemenz gen Himmel ab! Ich würde nach dieser völlig affig verrückten Fahrt behaupten, dass man hier auf jedem Hügelchen mindestens ein stierisches Rolling-Thunder-Hügel- oder Texas-Giant-Zweithälften-Ausmass an
Airtime vorfindet - einfach wesentlich kleiner und eben auch in der Intensität irgendwie konzentrierter. Absolut sensationell aber in jedem Falle!
Zwischendurch werden komplett grenzdebile Schwenk- und Kleintal-Manöver durchdonnert, die aufgrund ihrer zeitlich wirklich heftig schnellen Abfolge insbesondere im Fahrsog des letzten Wagens mehr wie eine Trampolin-Turnübung oder ein besonders akrobatischer Tanz als wie eine klassische Achterbahnfahrt wirken. Mit anderen Worten: das kleine Ding fährt sich genauso wie es im Video auch aussieht - und rockt einfach ohne Ende!
Wäre dies fulminante Action-Feuerwerk als Gesamtes nicht schon krass genug gibt es an einigen Stellen im unmittelbaren Streckenfinale sogar noch markante Extra-Zückerchen: den Headchopper bei
0:59, die beinah wicked-cyclonesk daherkommende Schwenkerkuppe bei
1:04 (hier allerdings nur mit zweimaligem Neigungswechsel), die folgende bodennahe Slalomstrecke sowie die abschliessenden vier Bunnyhops, die einen schier auseinanderreissen, so stark ist die
Airtime dort!
Insgesamt gesehen ein echter Kracher und definitiv eine der ganz grossen Überraschungen des diesjährigen Trips! Der für seine Grösse so richtig derb reinknallende
First Drop, sämtliche darauffolgenden Hügel und die oben beschriebene Klimax-Elementabfolge lassen einen mit ihren ungebändigt wilden
Airtime-Bombardements, den durchgedrehten Schwenkern und der rein von der Taktung her betrachtet völlig bekloppten Rumreiss- und Hüpfchoreographie schlicht komplett geflasht zurück! Was für ein verwegener kleiner Teufel, dieser Lightning Run - schon alleine dafür, würde ich meinen, hat sich der Abstecher nach Louisville voll und ganz gelohnt!
Allerdings muss man ihn aufgrund der Abfertigungsweise und durch die Nähe zum Parkeingang sofort nach Parköffnung ansteuern oder einfach viiiel Geduld mitbringen.
Nach dieser Fahrt ging es dann über die etwas schmucklose Brücke, die den Circle of Champions überquert, hinüber in den Hauptteil des Parks. Hier landet man mehr oder weniger direkt am grossen Wellenbecken des Wasserparkteils und muss, um zu den weiteren Trockenattraktionen des Parks zu gelangen, präzis den entsprechenden Ausschilderungen folgen, denn die Wegführung ist hier alles andere als logisch.
Dies aber einmal bewerkstelligt habend, gelangt man alsbald zum einzigen noch verbleibenden Woodie des Parks und dem namensmässigen Gegenstück zur zuvor absolvierten Bahn: Thunder Run.
Duly noted!
Hier fand man aufgrund der etwas versteckteren Lage im Park zum Glück Walk-on vor.
Meine Erwartungshaltung zu dieser Bahn war hier eher auf niedrigem Niveau anzusiedeln, hat sie doch ein fast identisches Layout mit den beiden Hurlern in Kings Dominion und Carowinds, von denen ich 2011 aufgrund der unglückseligen Paarung von jeweils eher unspannenden Streckenführungen mit grenzwertig rauen Fahreigenschaften nicht gerade den besten Eindruck mitgenommen hatte. Aber weit gefehlt! Thunder Run fährt sich aufgrund hier nicht vorhandener Trimbremse nach dem
First Drop nicht nur viel schneller, sondern auf unerklärliche Weise auch wesentlich sanfter. Zwar kann man auch hier nicht unbedingt von einer angenehmen Woodie-Fahrdymanik sprechen, aber im Vergleich mit den Layoutsgeschwistern ist das doch eine ausgesprochen beachtliche Steigerung. Insbesondere die speziell im letzten Wagen so richtig knackige
Airtime bietende Hügelstrecke "hinten raus" hat die durchgängige Grundrappelei auf famose Weise wieder ausgleichen können. Cedar Fair sollte ihre beiden Tanzsprösslinge also mal hier zur Nachhilfe schicken - auf jeden Fall eine weitere tolle Überraschung an diesem Tag!
Nun war der eigentliche Hauptbesuchsgrund an der Reihe: der aus den ehemaligen Twisted Twins zusammengebastelte
RMC Storm Chaser, die Neuheit dieser Saison!
Auf den ersten Blick wirkt diese zurzeit noch etwas einsam in ihrer abgelegenen Sonderecke weilende Bahn schlicht potthässlich. Storm Chaser ist im gattungsinternen Vergleich insofern halt ein Spezialfall, weil er im Gegensatz zu seinen Iron-Horse-Geschwistern eben keinen Stahl-Holz-Hybriden darstellt - beim Umbau wurde hier erstmals mit einer Stützstruktur aus Stahl gearbeitet, welche die zuvor hier beheimateten CCI-Woodie-Strecken ja auch verwendet hatten. Während das optische Endergebnis schon bei den Six-Flags-Kollegen mit Holzstruktur - New Texas Giant, Iron Rattler, Medusa, Joker, Twisted Colossus und Wicked Cyclone - nicht übermässig dem Auge schmeichelt, sehen die klotzigen roten Schienen auf dem metallgrauen filigranen Stahlgerüst hier einfach furchtbar aus. Aber was haben mich die Macharts-Brüder in Texas und Massachusetts sowie der zweifärbige Woodie-Greis Roller Coaster bei Salt Lake City eindrucksvoll gelehrt? Schönheit kommt von den Schienen. Drum wollen wir das Ding nun mal testen, wenn wir schon hier sind.
Interessanterweise hat Storm Chaser das Stationsgebäude und seine Infrastruktur wohl von den verdrehten Zwillingen selig geerbt. An meinem Besuchstag war der blaue Zug im Einsatz und der zweite violette, der angesichts des ja nur geringen Andrangs natürlich nicht zum Einsatz kommen musste, stand sozusagen in seiner eigenen zweiten Stationshälfte mit separaten Aufgängen und auch Gates bereit. Ein Doppelladestationsprinzip kommt hier wohl dennoch eher nicht zum Einsatz, da sowohl vor als auch nach der Station keine Verschiebemöglichkeiten zu erkennen waren, wie Weichen, Transfergleise etc. Und auch ein Verschiebemechanismus im Stil von Mr. Freeze ist eher nicht denkbar, da im Zwischenraum ja der Ausgang für die Passagiere liegt... Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie der violette Zug auf die "aktive" Stationsseite rüber gelangen soll. Hat da jemand mal etwas dazu gelesen oder gesehen und kann mich aufklären?
Wie erwähnt mit etwas mehr Freiraum als beim Kollegen am anderen Parkende Platz genommen geht es dann raus aus der Station und den laut RCDB exakt gleich hohen Lifthill hoch. Im Wesentlichen folgt Storm Chaser der groben Streckenführung der ehemaligen Lola-Seite, die im weitesten Sinne als ein L-förmiges Out-and-Back-Layout nach der Kehre am obersten Punkt daherkommt. Die Stella-Seite und überhaupt der ganze Duel-Effekt sind dem Umbau zum Opfer gefallen. Oben angelangt wird per Vordip ein wenig Schwung geholt und die Schräglage der folgenden 180°-Kurve wandelt sich daraufhin gleich zum sogenannten Barrel Roll Downdrop, so dass der
First Drop also quasi eine Zero-
G-Rollen-Hälfte beschreibt - sehr ähnlich wie die dropverbaute Rolle auf Indiana Beachs Steel Hawg, aber um einiges grösser und insbesondere mit erhobenen Armen durch den schossbügelbedingten Rausplumps-Effekt und die Stahlstützen-Einhausung enorm kribbelig!
Ein wirklich genialer Auftakt, der sich erstaunlich flüssig und spassig fährt!
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Hier mache ich mir erneut eine POV-Einbettung zunutze, da das Layout einige Stellen aufweist, die textlich zwar so einiges hergeben, aber nur schwierig mit einem eindeutigen Wort titulierbar sind.
Wie erwähnt folgt nach dem verdrehten
First Drop in etwa der alte Lola-Streckenverlauf,
RMC-typisch aber mit diversen Brutalo-Airtimehügeln, übergeneigten Kehrtwenden und auch zwei Inversionen aufgepeppt. Oder nur mit einer? Tatsache ist, dass Storm Chasers RCDB-Eintrag zwar drei Inversionen listet, ich nach der ersten Fahrt aber bewusst nur deren zwei wahrgenommen habe: die erste Rollenschussfahrt und die Zero-
G-Rolle. Ob die Overbanked Turn bei
0:59 im Video wohl derart übergeneigt ist, dass dies Element als
Inversion zählt? Ich meine mich zu erinnern, dass die Querneigung bei RCDB mindestens 153° betragen muss, damit irgendein Streckenteil - also z.B. auch ein Inclined
Loop wie auf Riddler's Revenge oder Rougarou - offiziell als regelkonformes Überkopfelement zählen darf. Ich kann den entsprechenden Eintrag leider nicht mehr finden - weiss die werte Leserschaft hier mehr?
Jedenfalls ist besonders die erste Layouthälfte bis zur Zero-
G-Roll echt hammermässig und bietet nebst gewohnt krasser
RMC-
Airtime auch einige richtig rassige Umschwünge und Kurvenmanöver. Speziell der erste Airtimehügel nach dem
First Drop und die zuerst "falsch geneigte" und dann in einen Umschwung mündende Kuppe bei
1:02 im Video fahren sich extrem lecker! Nach der auch hier erstaunlich harmonisch in den Fahrverlauf eingepassten Zero-
G-Rolle ist dann aber irgendwie die Luft raus. Obwohl dieser Abschnitt ganz bewusst etwas zahmer gestaltet wurde und einige vertwistete Bunnyhops und etwas langsamere Kurven wie der Iron Rattler oben auf der Klippe oder Twisted Colossus vor dem Lifthill aufweist, erlebt man diese Passage als Fahrgast vorne wie hinten im Zug merklich unruhiger und spürt im Rücken ein paar unangenehme "Nachzieh-Stösse". Daraufhin ist aber eh schon bald die Schlussbremse erreicht, so dass dieses eher unrunde Finale eh nicht gross ins Gewicht fällt.
Und jaaa: der Flughafen liegt echt verdammt nah am Park dran!
Storm Chaser empfand ich ganz eindeutig als den schwächsten der bisher von mir gefahrenen RMCs, was jedoch mit bislang nur drei erlebten Exemplaren aber auch nur eingeschränkt aussagekräftig ist und ihn dennoch zu den absoluten Bahnenhighlights dieser Reise zählen lässt.
Die erste Layouthälfte ist jedenfalls brillant und die zweite ist halt mal was Anderes und weit entfernt davon, ernsthaft als "schlecht" oder "lahm" betitelt werden zu können.
Was mir hier im
RMC-Vergleich etwas negativ aufgefallen ist sind die Fahreigenschaften: während sich New Texas Giant und Wicked Cyclone wirklich smooth as glass gefahren sind, stellte ich beim Storm Chaser auf allen drei von mir getesteten Sitzpositionen im Zug eine Art - wie drücke ich das nur aus? - "Radwiderstand" und ein damit einhergehendes, leichtes Unruhegefühl fest. Es fühlte sich irgendwie so an, als ob einige der Zugräder hier einkaufswagengleich blockiert waren und dadurch eben ganz minim widerspenstig über die Schienen mitgeschleift wurden. Das war einfach ein persönlicher Eindruck an diesem spezifischen Tag in den Waggons Nr. 2 und 6 im blauen Zug - möglich, dass das etwas ist, was beim violetten Zug nicht zutage tritt oder schlicht irgendwie rollmaterialabhängig ist. Aber das ist wieder mal Motzen auf ganz hohem Niveau - auch so war der Storm Chaser insbesondere durch die isolierte Lage im Park extrem dauerfahrbar. Dass es schliesslich nur drei Fahrten wurden war der zeitlichen Knappheit - es war ja noch ein zweites Parkziel vorgesehen - sowie meiner Schlappheit durch die wirklich drückende feuchte Hitze geschuldet. Was aber wiederum ausgesprochen toll den Thematisierungsrahmen der Bahn unterstrich - der sich durch solche Wetterverhältnisse ja generell wie von selbst ankündigende Sommergewittersturm liess jedenfalls nicht mehr lange auf sich warten.
Also noch rasch weiter zum letzten fehlenden grösseren Coaster im Park, dem
Vekoma SLC T3. Dieses Exemplar steht bereits seit 1995 im Park und ist baugleich mit dem Prototyp El Condor aus Walibi Holland, hat damit also einen ganz leicht anders verlaufenden
First Drop, bei dem die Kurve nach den zwei Inline-Twists zudem nicht oben drüber, sondern quasi hinten rum verläuft. Und es gibt laut RCDB wohl einige Minimalunterschiede in Bezug auf die Messdimensionen und die Bremsbereiche.
Zur Wiedereröffnung der Bahn im letzten Jahr - also erst ein Jahr nach dem Reopening von Kentucky Kingdom - erhielt die Bahn einen leicht anderen Namen - T3 statt T2 - sowie einen neuen Zug von
KumbaK. Und auf diese Saison hin erhielt sie sogar noch einen zweiten solchen, der zu meinem Erstaunen sogar im Einsatz war. Die interessanteste Weiterentwicklung im Vergleich zu den herkömmlichen SLC-Zügen dürfte die Fahrgastsicherung darstellen, die nicht mit klassischen Schulterbügeln, sondern anhand Lapbars mit Schultergurten geschieht. Erinnert fast ein wenig an die
Intamin'sche Softstrap-Konstruktion auf Intimidator 305, Fahrenheit, Stormrunner und Maverick - gerade bei einem SLC sicherlich nicht zu verachten, dachte ich mir.
Wie zuletzt vor der Schliessung von Kentucky Kingdom sind auch auf den neuen
KumbaK-Modellen sieben Sitzreihen à zwei Personen vorhanden, was demnach einer Gesamtkapazität von 14 Passagieren pro Zug entspricht.
Interessantes Detail: laut dem
Wikipedia-Eintrag zur Bahn erhielt T3 nebst neuen Zügen und neuem Namen zur Wiederinstandsetzung auch ihr ursprüngliches rotes Farbschema wieder zurück. Anno 99, kurz nach dem Aufkauf von Kentucky Kingdom durch Six Flags, wurde die Strecke (und eben
nur die Strecke, nicht aber die Schienen in der Station!) schwarz gestrichen, weil die langfristigen Pläne für den dortigen Themenbereich eine Umthematisierung in Gotham City vorsahen und man T2 zu einem weiteren
Batman - The Ride machen wollte, zusammen mit dem damals ja noch benachbarten
B&M Stand-up Chang, dem eine Transformierung zu einer zweiten
Riddler's Revenge angedacht war. Diese Pläne wurden aus Budgetmangel dann aber wieder verworfen. Was davon aber doch zustande gekommen ist: die Umgestaltung des nahe gelegenen Rafting-Flusses, dessen Backstein-Stationsgebäude analog zum Exemplar in Six Flags New England heute noch auf einen
Penguin's Blizzard River schliessen lässt, obwohl die Anlage seither ja wieder ganz unspektakulär Raging Rapids heisst.
Der bei meinem Besuch vorherrschende Zweizugbetrieb war im Nachhinein gesehen auch nötig: etliche Einzelsitze und auch ganze Zweierreihen waren nämlich aus unbekanntem Grund einfach abgesperrt, was der Gesamtkapazität selbstredend nicht zuträglich war.
Ebenfalls bemerkenswert: die an Joysticks erinnernden Haltegriffe, die sogar drückbare grüne Knöpfe obendrauf haben - sie lösen allerdings keinen Effekt oder so aus.
Zur Fahrt an sich: die Schultergurte der neuen
KumbaK-Züge gestalten die hinreichend bekannte Fahrt zwar um
einiges angenehmer als auf gewissen Machartgenossen, eine gänzlich schmerzfreie Fahrt kommt aber dennoch nicht dabei raus. Durch die fehlende Einengung von Kopf und Schultern durch die klassischen Bügel geniesst man zwar eine auf SLCs nie gekannte Oberkörperfreiheit, allerdings sorgen die Schultergurte in Kombination mit der nach wie vor extrem ruppigen Fahrdynamik zuverlässig dafür, dass man sich um einen von herkömmlichen SLC-Schändungen bisher weitgehend verschont gebliebenen Körperteil Sorgen machen muss: den Rücken! Regelmässig hindern einen die Gurte nämlich an allzu weitreichenden Nach-vorn-Lehnmanövern, so dass man mit Schulterblatt und Rücken grob in die pickelharten Rückenlehnen der Sitze geprügelt wird. Da scheppern einem nur so die Zähne aufeinander, so abrupt und plötzlich kann das überall im Layout geschehen. Dahingehend ordne ich den Gesamteindruck durch die neuen Züge einfach mal unter dem Begriff "interessant" ein, denn die womöglich erhoffte Fahrkomfortsteigerung war wohl doch ein gar kühner Wunsch.
Einem laut Eigenaussage langjährigen Season-Pass-Holder, der meine Fahrt hier mit mir zusammen in der letzten Reihe absolviert hat, schien das Upgrade jedenfalls extrem zu gefallen - er füllte unermüdlich leere Sitze im Zug und drehte eine Runde nach der anderen. Hardcore.
Den irgendwo wohl auch noch vorhandenen Rollerskater schenkte ich mir, denn mir fielen bei diesen grausam schwülen Bruthitzeverhältnissen genau noch zwei Optionen für den weiteren Besuchsverlauf ein: zurück zum Auto zu gehen, um die Badesachen zwecks Wasserparkbesuch noch aus dem Kofferraum zu fischen, oder einfach ganz drin sitzen zu bleiben, und die Klimaanlage voll aufzudrehen. Es war so unbeschreiblich drückend heiss und feucht an dem Tag, dass ich dann schliesslich letzterer den Vorzug gab, da mich der Gedanke an ein gehetztes Umziehmanöver in einem stickigen US-Wasserpark-Garderobengebäude gerade ziemlich anwiderte. Und schliesslich war es ja auch nicht mehr weit bis zum Zeitpunkt, wo ich spätestens in Richtung Süden und zu Beech Bend aufbrechen wollte. Daher folgen ab hier nun die wenigen Restfotos:
Tut mir ja Leid, hier wieder zehn sein zu müssen, aber: *kicher*.
Cyclos
Ob hier immer noch
Breakersport möglich ist?
Der Wasserpark hat mich schon ein wenig gereut - insbesondere die Freefall-Rutsche mit Fallklappenstart namens Deep Water Dive hätte natürlich sehr interessant ausgesehen. Mit einer offiziellen Höhe von 121 Fuss - 37 Metern - toppt sie sogar Summit Plummet in Blizzard Beach noch um Haaresbreite. Aber so blöd es auch klingt: auch dafür war es mir einfach zu heiss an dem Tag.
Und damit wären wir nun am Ende des Erfahrungsberichts angelangt. Kentucky Kingdom war zwar keineswegs ein schlechter Park und ganz sicher nicht als Tiefpunkt der diesjährigen Reise anzusehen - gerade mit Lightning Run, Thunder Run und Storm Chaser stehen hier ein paar richtig geniale Bahnenhighlights. Aber irgendwie hat mich an dem Tag durch die furchtbar feuchte Hitze alles bloss angegurkt - selbst einfaches Stehenbleiben, um für Fotos einen Zug auf den Coastern abzuwarten, wurde unter diesen Wetterbedingungen zu einer richtigen Qual. Ich hab jedenfalls bei jedem am Weg liegenden Getränkestand von meinem tollen Wristband Gebrauch gemacht und Becher um Becher an Flüssigkeit runtergeleert - definitiv ein weiterer toller Aspekt des eh schon extrem preiswerten Out-of-State-Angebots. Ein zweifellos mit viel Potential beschenkter Park, dem die Wiedereröffnung und das folgende Wieder-Management durch den passionierten Ed Hart sichtlich gut tut, bei dem an diesem Tag und unter diesen Umständen aber dennoch die irgendwie halbwegs erträgliche Minimaltour völlig ausreichend war: einmal Lightning Run, einmal Thunder Run, dreimal Storm Chaser und einmal T3. Dann wollte ich einfach nur noch weiter.
So kühlte ich im Ford erst einmal wieder auf Normaltemperatur runter und fuhr wieder in Richtung Jefferson Highway, um mich im letzten an der Reiseroute liegenden Ponderosa Steakhouse wieder mal mit den genialen Chicken Wings vom All-you-can-eat-Buffet einzudecken. Daraufhin ging es noch kurz zur Jefferson Mall, um ein gestern schon liebgewonnenes Paar Schuhe anzuprobieren und schliesslich auch zu kaufen. Hierauf setzte dann der sich schon lange ankündigende Gewittersturm ein, sowas hab ich wirklich noch nie gesehen!
Auf kaum fünfzig Metern Laufstrecke vom Laden zum Stellplatz wurde ich so nass, als ob ich tatsächlich doch noch im Wasserparkteil von Kentucky Kingdom gewesen wäre.
Jedenfalls fuhr ich anschliessend aus Louisville und auch aus dem Regen raus, in Richtung Südwesten nach Bowling Green, wo ich nach etwas mehr als eineinhalb Fahrstunden dann auch am nächsten Ort des Geschehens eintraf: Beech Bend. Nur leider um ein sprichwörtliches Sekündchen zu spät. Wieso dem so war, könnt ihr dann im nächsten Review nachlesen, das leider ziemlich kurz ausfallen wird. Bis dahin: vielen Dank fürs Lesen!
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."