Während unseres einwöchigen Aufenthalts am Gardasee stand neben dem Movieland Park auch das Gardaland auf dem Programm. Bereits vor der Abreise nach Italien hatten wir uns dafür durch den Kauf einer Alpia-Schokolade einen 2-für-1-Gutschein besorgt. Entsprechende Gutscheine gibt es aber auch direkt vor Ort beim Kauf von gefühlt jedem x-beliebigen Produkt.

Aufgrund diverser Erfahrungsberichte sowie der begrenzten Öffnungszeiten im Oktober und der stark rabattierten Eintrittspreise hatten wir uns schon auf einen gut gefüllten Park eingestellt. Was uns dann aber erwartete, spottet jeder Beschreibung: Der Park war gerammelt voll!! Bereits kurz nach Parköffnung stand man bei „Mammut“ und „Blue Tornado“ (trotz Mehrzugbetriebs) über 30 Minuten. Im Laufe des Tages bis in die Abendstunden waren bei Attraktionen wie „Raptor“, „Oblivion“ oder der neuen Familienachterbahn „Kung Fu Panda Master“ Wartezeiten von mehr als 60 Minuten zu beobachten. Die kürzesten Anstehzeiten erlebten wir persönlich mit ca. 25 Minuten am Döner Kebab und mit ca. 15 Minuten an den Toiletten (über deren hygienischen Zustand ich an dieser Stelle lieber den Mantel des Schweigens ausbreite). Warum der komplette linke Parkbereich (ab der Westernstadt) bei diesem Andrang erst eine Stunde nach Parköffnung freigegeben wurde, erschließt sich mir bis heute nicht.

Aber ok, ein voller Park ist zunächst einmal kein Grund zur Klage. Immerhin muss man als Freizeitpark-Tourist längere Wartezeiten in Kauf nehmen (von den Wartezeiten an den Toiletten vielleicht mal abgesehen). Und schließlich geht es den anderen Besuchern nicht besser, oder? Weit gefehlt, denn das Gardaland hat die Mehrklassengesellschaft perfektioniert: Dem Tagesbesucher stehen gegen einen Aufpreis zwischen EUR 25,- pro Person (einmaliger Schnellzugang zu einigen ausgewählten Attraktionen) und EUR 75,- pro Person (unbegrenzter Schnellzugang zu nahezu allen wichtigen Attraktionen) nicht weniger als fünf (!!) verschiedene Express Pässe zur Auswahl. Hinzu kommt die Möglichkeit, an einzelnen Fahrgeschäften für den Schnäppchenpreis von EUR 5,- bis EUR 7,- einen einmaligen Schnellzugang zu erwerben. Das relativiert dann den vergleichsweise günstigen Eintrittspreis.

An unserem Besuchstag wurden die einzelnen Attraktionen jeweils zur Hälfte mit Inhabern von Express Pässen und zur anderen Hälfte mit „normalen“ Tagesbesuchern gefüllt. Diese Form der Abfertigung führte zu den bereits erwähnten Wartezeiten in der regulären Queue, während über den Schnellzugang an den meisten Attraktionen „walk on“ angesagt war. Man muss nicht Mathematik studiert haben um festzustellen, dass die Wartezeiten ohne Express Pässe in etwa hätten halbiert und bei einer etwas günstigeren Aufteilung zugunsten der regulären Queue zumindest auf ein erträgliches Maß hätten reduziert werden können. Ketzerisch behaupte ich aber mal, dass dies nicht im Sinne des Betreibers wäre. Eine Single-Rider-Line gibt es übrigens ausschließlich bei „Raptor“, sodass bei zahlreichen anderen Attraktionen obendrein auch noch vereinzelte Plätze unbesetzt blieben.

Als vehemente Kritiker kostenpflichtiger Express Pässe mussten wir wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und die langen Warteschlangen über uns ergehen lassen. Obwohl wir rund neun Stunden im Park verbrachten (immerhin wurden die Öffnungszeiten aufgrund des großen Andrangs um eine Stunde verlängert), konnten wir bei weitem nicht alles sehen: So blieben neben einigen Hauptattraktionen auch das Kinderland, das 4D-Kino und sämtliche Shows auf der Strecke. Sehr schade!! Dementsprechend haben wir auch nur wenige Fotos gemacht.


Die Ruhe vor dem Sturm: Etwa 30 Minuten vor Parköffnung ...


... herrscht auf dem Vorplatz noch gähnende Leere.


"Blue Tornado" in der Morgensonne: Da war die Motivation zum Fotografieren noch vorhanden.


Immerhin kam ich noch in den Genuss meiner ersten Fahrt auf einem Wing Coaster: "Raptor" ist zwar kurz, aber gut.

Im Laufe des Tages hat uns dann die Muße verlassen. Allerdings sind volle Wege und überfüllte Warteschlangen auch nur bedingt fotogen. Und als hätten wir tagsüber noch nicht genug gewartet, verbrachten wir zu allem Überfluss noch geschlagene 90 Minuten mit der Abreise: Nachdem wir zunächst knapp 30 Minuten im ungeregelten Verkehr auf dem Parkplatz standen (umgeben von hupenden und wild gestikulierenden italienischen Mitbürgern/-innen), wurden wir von einem Mitarbeiter des Sicherheitspersonals durch den Hinterausgang gelotst. Für das Gardaland war das Problem damit gelöst, wir fanden uns hingegen in einer schier unendlichen Reihe orientierungsloser Fahrzeuge auf einem besseren Feldweg wieder - links Mais, rechts wilder Wein. Beschilderung oder Wegweiser? Fehlanzeige (wäre bei einer Parkgebühr von lediglich EUR 5,- wohl auch zu viel verlangt). So hatten wir zumindest noch das zweifelhafte Vergnügen, das Gardaland Hotel Resort von außen zu begutachten. Für Nachahmer, die einen Ausweg aus dem Verkehrschaos suchen, ist dieser Weg übrigens nicht zu empfehlen: Das Resort liegt in einer Sackgasse!

Fazit: Um einem völlig falschen Eindruck vorzubeugen: Aus meiner Sicht ist das Gardaland ein sehr schön gestalteter Park mit einer hohen Attraktionsdichte/-vielfalt und einigen netten Achterbahnen. Ich bin mir sicher, dass man hier zu gegebener Zeit einige tolle Stunden verbringen kann. Aber: An Tagen mit stärkerem Besucheraufkommen braucht man dafür eine erhebliche Frustrationstoleranz – oder eben einen dicken Geldbeutel. Etwas überspitzt formuliert werden die Besucher nämlich mit günstigen Eintrittspreisen ins Gardaland gelockt, um ihnen dann im völlig entnervten Zustand systematisch das Geld aus der Tasche zu ziehen. Zeitweise hatten wir jedenfalls den Eindruck, dass wir mit unserem Besuch der puren Abzocke aufgesessen sind. Sehr bedauerlich! Vielleicht werden wir dem Gardaland irgendwann eine zweite Chance geben, aber dann sicherlich nicht an einem Wochenende im Oktober.

...ich mag das Gardaland auch. Ein "leeres" Gardaland habe ich allerdings noch nicht so wirklich erlebt.

Mein persönliches Highlight waren 60 Minuten (in der Sonne) Anstehen für eine Fahrt mit der stinknormalen "Wilden Maus". Danach war ich zugegebenermaßen etwas frustriert, aber Frau wollte unbedingt fahren. Edit: Ach Moment, das war ja im Mirabilandia.