Nachdem sich das Futuroscope in der Nähe der französischen Stadt Poitiers recht zügig zu einem der erfolgreichsten Freizeitparks des Landes entwickelte plante die Grévin & Cie Gruppe im Jahr 1993 einen ähnlich orientierten Park, wo in verschiedenen Pavillons (ähnlich einer Weltausstellung) das Thema „Mensch und Natur“ behandelt werden sollte. Erst 13 Jahre später und mittlerweile bereits unter der Compagnie des Alpes wurde unter Verwendung öffentlicher Mittel (was den Park schon recht früh in die Kritik rückte) das Bioscope in der Nähe der französischen Stadt Mülhausen in die Tat umgesetzt. Leider blieben die Besucherzahlen hinter den Erwartungen zurück, so dass die CdA den Park bereits nach sechs Jahren an die Aerophile SAS, einen Hersteller für Fesselballons und andere Aussichtsfahrten, veräußerte. Diese gestalteten den Park rund um die Geschichten des Autors Antoine de Saint-Exupéry um, dessen Großneffe und Nachlassverwalter Sie erst auf die Idee brachte, wodurch die Besucher seit dem Sommer 2014 die Welt des kleinen Prinzen hautnah erleben können.
Der Park bezeichnet sich selbst als der erste bzw. einzige Flugpark der Welt, was vor allem an den beiden Fesselballons und der Aérobar liegen dürfte, dabei wurde das ursprüngliche Konzept des Bioscopes zum größten Teil beibehalten und sinnvoll ergänzt. Interessanter Weise geschah dieses meist mit einfachsten Mitteln, z.B. wurde der Einschlagskrater in der Parkmitte, um welchen sich der Parc du Petit Prince in mehreren Kreisen anordnet, um den Asteroiden B-612, also der Heimat des kleinen Prinzen, ergänzt.
Salut onride, aujourd'hui je vous présente le Parc du Petit Prince.
Doch keine Panik, der Bericht wird auch weiterhin in deutscher Sprache erfolgen,
wobei so eine Parkvorstellung auf parisisch auch mal etwas neues wäre.
Im Jahr 1943 wurde das Buch veröffentlicht, ein Jahr später war der Autor bereits verstorben.
Zum 70. waren die Planungen für den Freizeitpark in der heißen Phase.
Et voilà, 2014 ist der Titelheld im Elsass gelandet
und das ehemalige Bioscope wuchs zum Freizeitpark.
Wir beginnen unsere Runde nun im Uhrzeigersinn, wo uns gleich ein Wellenflug aus dem Hause
Zierer begrüßt. Dieser ist das erste klassische Hoch- und Rundfahrgeschäft des Parks und wurde zur Neueröffnung des Parks hier errichtet. Direkt daneben befindet sich mit dem „Courrier Sud“ ein interaktives Laufgeschäft, bei dem man verschiedene Fragen beantworten muss, in dem man sich auf das entsprechende Feld auf dem Boden stellt bzw. im späteren Verlauf auch die Hände nutzt. Zu Bioscope Zeiten war diese Attraktion im Übrigen als „Planète Party“ bekannt, was das eigentliche Spiel im Inneren doch etwas besser beschreibt. Topp!
Pour aller au Jardin, je préfère le petit train. Stimmt hier, genauso wie in Paris .
Der Vulkan wirkt leider recht provisorisch. Die vorhandene Arcadenspiele waren aber ganz nett.
Folgt man den Wegen findet man sich schnell in einer kurzen Sackgasse wieder, wo sich mit dem Vulkan ein überdachter Kinderspielplatz mit verschiedenen Hüpfburgen befindet, aber auch die diesjährige Neuheit Le Serpent und der Bahnhof des Petit Trains.
Die Fahrt auf der Achterbahn Le Serpent beginnt mit einer kleinen Rechtskurve, woraufhin der 9m hohe Lifthügel zügig erklommen wird. Nach einer kurzen Gerade in luftiger Höhe stürzt sich der Zug eine Rechtskurve hinunter. Nach einem flachen Hügel folgt nun eine weite Linkskurve, die den Lift gegen Ende unterquert. Hieran fügt sich eine leicht hügelige Rechtskurve an, bei der man in einen überdimensionalen Baumstamm hineinfährt. Unter Zischen einer Schlange verlässt man diesen und findet sich sogleich in der Bremsstrecke der Achterbahn wieder. Nach einer weiteren kurzen Rechtskurve folgt dann auch sogleich die Station, die man jedoch erst einmal nur durchquert. In der nun folgenden zweiten Folge macht man dann auch mit der namensgebenden Schlange und allerlei Wassernebel Bekanntschaft.
Die größte Neuheit in diesem Jahr zeigt die Tendenz des Parks auf,
denn Le Serpent ist eine schnieke Familienachterbahn
mit richtig tollen Fahreigenschaften
und einem grandiosen Finale.
Dabei ist das Modell relativ häufig vertreten
und somit eigentlich nichts besonderes,
doch dieser Force Two rockt.
Zudem war das Personal überaus gut gelaunt
und schaffte es die Fahrgäste zur Euphorie zu animieren.
Das ist zwar bei Franzosen nicht so schwer,
und wird auf einer Schiffschaukel sogar ohne zutun erreicht,
trotzdem sorgte es bei uns für ein breites Lächeln im Gesicht.
Wie gesagt, die Bahn ist echt gut.
Basta!
Le Serpent ist eine wunderschön gestaltete Achterbahn aus dem Hause
Zierer mit hervorragenden Fahreigenschaften. Die Fahrt verläuft beinahe butterweich und steht somit im Kontrast zu älteren Achterbahnen dieser Baureihe. Für das Familienpublikum des Parks scheint die Anlage beinahe maßgeschneidert und macht vor allem mit der kleinen Überraschung gegen Ende der Fahrt ordentlich was her.
Eine weitere Hauptattraktion des Parks ist das interaktive Theater „Questions Astronomiques“, bei der man dem Astronomen, also dem Enkel des Entdeckers des Asteroiden B-612, hilft den kleinen Prinzen zu finden. Unterstützung bekommt dieser von Jean-Baptiste Renard, Forschungsdirektor der globalen Umwelt beim CNRS und natürlich uns. Pädagogisch wertvoll werden hier beeindruckende Bilder aus den Weiten des Alls gezeigt, zu dem jeweils drei Fragen (in Deutsch, Englisch und Französisch) gestellt werden. Dabei reagiert der Astronom in sehr humorvoller Weise mit den Gästen und den Videoeinbindungen, was schnell zu einer gewissen Dynamik innerhalb der vier Teams (Nord, Est, Sud und Ouest) kommt. Da wir eine Reihe für uns Alleine hatten, rannten wir diese schnellstmöglich ab um somit für mehr Spieler auf unserer Seite zu sorgen. Und man waren wir gut, bis dann die letzte Frage kam und Véronique uns die falsche Antwort als Teamantwort eingeben ließ… Generell ist der Schwierigkeitsgrad des Quizs ziemlich hoch und viele Lösungen eigentlich nur durch Intuition lösbar, was dem Spaß insgesamt sogar förderlich ist. Auf der Rückseite des großen Showtheaters befindet sich noch die Ausstellung „Exposition Saint-Exupéry“, sowie die große Kreidetafel „Dessine-moi un mouton“, bei der die Kinder tatsächlich hauptsächlich Schafe gezeichnet haben.
Sehr vergnügt und mit der Gewissheit, dass Véro Schuld an allem ist verließen wir dann auch als zweitplatzierte Gruppe die Showarena, nur um sie kurz darauf bei der interaktiven Show „Apprivoise-Moi“ wiederzutreffen. Bei dieser Show im Stil von „Stitch live!“ der Walt Disney Studios in Marne-la-Vallée soll man den Fuchs – frei nach Kapitel XXI des Buches - zähmen, damit man sich mit diesen anfreundet. Das Ganze ist auf kleinere Kinder ausgelegt und so werden diese nun munter befragt, dürfen Lieder singen und freunden sich am Ende mit dem Fuchs an; natürlich darf sich dabei auch das ältere Publikum etwas zum Affen machen. Es ist schon irgendwie niedlich, wenn kleinere Kinder sich ständig an die Eltern wenden um Fragen auch beantworten zu können.
Interaktivität hat in diesem Park einen sehr hohen Stellenwert,
sei es nun bei der grandiosen Quiz-Show Questions Astronomique
oder dem Kinderquatsch mit Renard.
Da die beiden Fesselballone wegen des starken Winds am Boden bleiben mussten, blieb uns nur die „Aérobar du Buveur“, also die Luftbar des Säufers übrig um den Park von oben beobachten zu können. Hierbei handelt es sich um einen sehr interessant konstruierten Aussichtsturm, bei den die Fahrgäste mit baumelden Füßen um einen Tisch sitzen. Als interessantes Gimmick darf und soll man dabei Getränke und Speisen mit nach oben nehmen, eine Pflicht dazu besteht jedoch nicht.
Im ehemaligen Bioscope-Pavillon „Métamorphose“ kann man während einer Filmvorstellung die einzelnen Stadien der Metamorphose einer Raupe zu einem Schmetterling beobachten. In direkter Nähe befinden sich dann auch mehrere Schmetterlingshäuser. Auf den weiten Wiesen im hinteren Bereich des Parks bietet der Park zusätzlich einige Tiergehege und ein Taubenschlag. Die Tiere werden in regelmäßigen Abständen vorgestellt, haben jedoch recht viel Platz um sich gegebenenfalls zurückzuziehen.
Im Planète Sous-Marine 4D befindet sich ein interaktives Theater des Herstellers Alterface, ähnlich der Desperados-Anlage im dänischen Freizeitpark Bakken, bei der man auf beweglichen Vehikeln sitzend mit Pistolen auf die Leinwand schießen darf. Der ursprüngliche Film ist interessanter Weise bereits etwas überarbeitet worden um den Charakteren aus dem Petit Prince Universum Rechnung zu tragen, jedoch ist die Umsetzung noch nicht zu 100% ideal.
Der Säufer lässt warten
und so gesellten wir uns fröhlich an seine Bar.
Hier oben war es aber ganz schön kalt.
Also ab auf den Unterwasserplaneten,
ein sehr nettes Alterface Pferdereit-4D-Kino-ohne-Pferde.
Im benachbarten Petit Théâtre werden im Laufe der Saison zwei Marionettentheaterstücke geboten, wobei sich das Stück „Le Petit Prince et la Cigogne“ auf das jüngere Publikum des Parks konzentriert und sich „L’Aviateur vous raconte“ auch etwas dem älteren Publikum widmet.
Vorbei an der Seilbahn-Achterbahn „La Tyrolienne“, die sich jedoch zu unserem Besuch noch in Wartung befand, zog es uns in das riesige 3D Kino des Parks, wo der sehenswerte Film „Le Petit Prince 3D“ (unter anderem auch in Deutsch) gezeigt wird. Gemeinsam mit der Hauptfigur des Parks und seinen besten Freund dem Fuchs, bereist man verschiedene Planeten auf der Suche nach seiner Rose.
Neben dem Kinosaal entsteht derzeit die Wildwasserbahn „Atlantique Sud“ des französischen Herstellers Soquet. Diese zeichnet sich durch eine einzige, jedoch recht hohe Schussfahrt aus und verspricht eine feuchtfröhliche Fahrt.
Leider war die Gondel nicht montiert .
Zur Aufmunterung daher Baustellenbilder .
Soquet Goodness
mit integrierter vorhandener Deko
und nur einer Schussfahrt,
bei gleichzeitig sehr schicken Stützen.
Direkt daneben befindet sich ein Rosengarten, sowie das Labyrinth „Labyrinthe de la Fontaine“, in dem man sich nicht nur im späteren Verlauf des Rundgangs gnadenlos verlaufen kann, sondern auch den Brunnen am Ende des Weges durch Eingabe eines Lösungswortes zum Laufen bringen kann. Die einzelnen Bestandteile der Lösung sind jeweils unter den Statuen der einzelnen Personen aus dem entsprechenden Universum zu ermitteln. Hierbei empfiehlt es sich den kleinen Prinzen tatsächlich irgendwann mal gelesen zu haben.
Das Labyrinthe de la Fontaine ist ein überraschend großes Labyrinth,
welche recht großzügig beginnt
und jegliches Labyrinthfeeling vermissen lässt,
ehe es doch nach und nach eher komplexer wird.
Gerade zum Ende läuft man doch ganz schön lange durch die Gänge.
Bei all der Wegfindungsmühe haben wir die Buchstaben an den Figuren ganz vergessen. Wenn man Cheaten möchte, darf man jedoch nicht auf die Facebookseite des Parks gucken (denn der löscht solche Beiträge rigoros ).
Das kleine Funhouse „Vol de nuit“, das Kinderkarussell „Aérousel“, sowie die Trampolinhalle „Trampoline Park“ im Eingangsgebäude, runden bisweilen das Angebot des Parks ab. Und dieses ist ohne groß zu übertreiben schlichtweg großartig. Der Parc du Petit Prince ist ein überaus professioneller Freizeitpark, bei dem man zurecht gespannt in die Zukunft schauen darf. Wir zumindest hatten hier einen sehr gelungenen Nachmittag, bei dem es sogar zeitlich sehr knapp wurde alles in der Zeit zu schaffen, da an jeder Ecke irgendeine weitere Überraschung zu sein scheint. Der Eintrittspreis des Parks ist darüber hinaus überaus fair, weswegen ein Besuch ohne Einschränkung zu empfehlen ist; nur sollte man hier etwas mehr Zeit verbringen und gegebenenfalls das Buch vorher gelesen haben, es lohnt sich!