Nach dem Sightseeing in Barcelona sollte am Samstag die eigentliche FKF-Tour starten. Da ich den genauen Ablauf der Tour nicht kannte, war ich ursprünglich davon ausgegangen, mit meinem noch bis zum frühen Nachmittag gültigen 48h-Ticket wieder zum Flughafen zu fahren und dort den Rest der Meute kennenzulernen. Wenige Tage vor Abflug wurden dann allerdings die Treffpunkte bekanntgegeben, wobei auch die Möglichkeit gegeben wurde, direkt zum Tibidabo zu kommen. Eine Gelegenheit, die ich mir nicht nehmen lassen wollte. Auch als Dirk aufgrund der befürchteten Unruhen im Zuge des Unabhängigkeitsreferendums ein mögliches Auslassen dieses Programmpunktes in den Raum stellte und den Treffpunkt am Flughafen empfahl. Da schaltete ich ausnahmsweise mal auf stur und behielt meine angepasste Sightseeing-Planung bei. Notfalls hätte ich halt auf eigene Faust mit dem Zug nach Port Aventura fahren müssen. Aber so weit kam es ja dann doch nicht.
Der Großteil der Gruppe sollte gegen Mittag in Barcelona landen, sodass ich eigentlich genügend Zeit hatte. Dennoch ging ich auf Nummer Sicher und hatte bis kurz vor 10 Uhr alles soweit zusammengepackt, dass ich rechtzeitig auschecken konnte. Die Touristenabgabe sorgte noch für eine kleinere Verzögerung, da der Mitarbeiter nicht genügend Wechselgeld hatte und das Auftreiben eben jenes wohl nicht so einfach war, aber dann ging es endlich los in Richtung Tibidabo. Hierzu fuhr ich wieder mit einem Nahverkehrszug der Linie R1/R4 vom Hauptbahnhof zur Plaça Catalunya. Dort stieg ich in die Metrolinie L7 um, mit der ich bis zur Endhaltestelle Avinguda Tibidabo fuhr. Dass dort nahezu alle zum Aufzug gingen, kam nicht von ungefähr. Ein freundlicher Spanier wies mich mit meinem Köfferchen auch darauf hin, dass es hier doch einige Treppenstufen bis nach oben seien. Ich bedankte mich zwar, quälte mich aber trotzdem lieber zu Fuß nach oben, als am Aufzug Schlange zu stehen. Mein Fuß hatte sich über Nacht nämlich glücklicherweise einigermaßen erholt, sodass ich wieder halbwegs normal laufen konnte, und der kleine Koffer war ja auch nicht allzu schwer. Die Station ist aber in der Tat verdammt tief eingebuddelt...
Endlich wieder am Tageslicht konnte ich mich nach kurzer Orientierungsphase auch direkt in die Schlange meines ersten Ziels einreihen.
Für die Anfahrt zum Tibidabo hatte ich mir nämlich die im Jahr 1901 geschaffene Verbindung mit der Straßenbahn Tramvia blau und der Funicular Tibidabo ausgesucht. Gebaut, um die Besucher aus der Stadt zum Vergnügungspark zu bringen, dienen diese heute vorwiegend nur noch als Touristenattraktionen. Denn obwohl sie inzwischen der örtlichen Nahverkehrsgesellschaft TMB gehören, sind die üblichen Fahrscheine hier nicht gültig. Man muss jeweils gesonderte Tickets erwerben. Für die Tramvia blau bekommt man die Einzelfahrt für 5,50€ beim Schaffner.
Da kommt das historische Bähnchen auch schon.
Die blauen Wagen bieten 24 Passagieren Platz. Zu dieser Zeit reichte das locker, um auch mich schon in der nächsten Fahrt mitzunehmen.
Meinen Koffer bekam ich trotz mehrerer Versuche aber nicht unter die Sitzbänke. Ihn platzierte ich neben einigen Kinderwagen im jetzt rückwärtigen Führerstand des Wagens. Und kaum waren alle Passagiere an Bord, ging es auch schon los. Mit gemütlichen 13km/h gleitet der Wagen hier und da leicht knarzend durch ein ansehnliches Villenviertel die geschwungene Bergstraße hinauf.
Leider habe ich davon nicht ein einziges vernünftiges Bild.
Der angesprochene Führerstand.
Ist das eine Straßenbahn oder ein Wohnzimmer?
Auf jeden Fall ist es alt.
Nach nichtmal 1300 Streckenmetern mit teilweise schöner Aussicht ist bereits die 96 Meter höher gelegene Station an der Standseilbahn erreicht.
Ist der neuerliche Fahrgastwechsel abgeschlossen und der Stromabnehmer per Seil auf die andere Seite geschwenkt, fährt die Tramvia blau wieder bergab.
Direkt auf der anderen Straßenseite befindet sich die Talstation der Standseilbahn.
Im Berg darüber thront die Casa Arnús, die vom Architekten Enric Sagnier i Villavecchia entworfen und 1903 fertiggestellt wurde.
Während sich die ersten Neuankömmlinge am Flughafen erstmal einen Kaffee gönnten, war ich schon beinahe am Ziel angelangt.
Auch die Standseilbahn stammt wie gesagt aus dem Jahr 1901. Wobei die beiden heute eingesetzten Fahrzeuge erst 1958 von MACOSA geliefert wurden. Trotzdem war die Schlange an der Kasse dieser ältesten Standseilbahn Kataloniens recht lang. Glücklicherweise gibt es aber auch zwei Automaten, an denen man sich die Tickets ziehen kann. In meinem Fall für schlappe 7,70€ - wer direkt sein Ticket für den Vergnügungspark mitkauft zahlt für die Standseilbahn nur 4,70€. Aber den Tibidabo hatte ich ja schon bei Dirk bezahlt.
Mit dem Ticket gelangt man durch ein Drehkreuz in den Zustiegsbereich, wo ich mich natürlich ganz oben platzierte.
Von dort hat man einen guten Blick auf den Rest der Station.
Da kommt einer der Wagen angerollt. Leider extrem mit Graffiti beschmiert. Muss sowas denn sein?
Innen war der Wagen aber pikobello sauber.
Ich stellte mich mit einigen kleineren Kids direkt an die Frontscheibe neben dem Führerhäuschen.
Ich stellte mich mit einigen kleineren Kids direkt an die Frontscheibe neben dem Führerhäuschen.
Ein schöner Ausblick über das zuvor mit der Tramvia blau durchfahrene Villenviertel.
Zwischen einigen Felsen unter einer Brücke hindurch.
Und da kommt auch schon die Ausweiche in der Mitte der Strecke.
Der andere Zug sah leider nicht viel besser aus...
275 Höhenmeter über der Tal- kommt die Bergstation direkt unter dem Riesenrad und der Gondelbahn des Freizeitparks in Sicht.
Nach 1130 Streckenmetern und ein paar Treppenstufen kommt man also direkt an den Kassen des Parc d'Atraccions Tibidabo raus.
Das ist zwar recht praktisch, nutzte mir aber nicht viel. Die übrigen Teilnehmer waren gerade erst gelandet und mussten sich nun erstmal finden.
Die Bergstation befindet sich in einer Höhe von etwas über 500 Metern. Der Tibidabo selbst ist 512 Meter hoch, man ist also fast an der Spitze.
Ein kurzer Blick in den Maschinenraum der Standseilbahn.
Und dann beschäftigte mich eine Frage, die ich bis dahin irgendwie völlig vernachlässigt hatte. Wohin mit meinem Köfferchen, das konnte ich ja schlecht den ganzen Tag durch den Park schleppen? Über WhatsApp erfuhr ich, dass der Bus die Gruppe lediglich rausschmeißen sollte, nur wo wollte (bzw. konnte) mir leider niemand beantworten. Dass er bis hier hoch käme, konnte ich mir aber nicht vorstellen, also suchte ich mithilfe von Google Maps einen geeigneten Drop-Off-Punkt. So wanderte ich zunächst bergab in Richtung des scheinbaren Parkplatzes. Der wäre natürlich kostenpflichtig gewesen und viel Platz zum Rausschmeißen und Drehen war davor nicht. Jedenfalls nicht für einen Reisebus. Also wieder zurück nach oben...
Zurück auf dem höchsten Gipfel der Serra de Collserola lenkte ich mich zunächst mit einem Blick auf die hier befindliche Kirche ab.
Der Temple Expiatori del Sagrat Cor, also die Sühnekirche des heiligen Kreuzes. Erbaut zwischen 1902 und 1926, ausnahmsweise nicht von Gaudí.
Sondern von Enric Sagnier i Villavecchia (Casa Arnús, ihr erinnert euch?). Vorbild war wohl Sacré-Cœur de Montmartre in Paris.
Außerdem genoss ich noch ein wenig den Ausblick auf Barcelona.
Im Vordergrund rechts das 1904 eröffnete Observatori Fabra, das viertälteste noch in Betrieb befindliche Observatorium der Welt.
Der Straße in die andere Richtung folgend bot sich mir ein schöner Blick auf die weiteren Hügel der Bergkette hinter Barcelona.
Von hier oben kann man sogar den Flughafen sehen (links Tower, rechts Terminal). Nur den Bus konnte ich auf die Entfernung leider nicht erkennen.
Inzwischen war es deutlich nach zwölf, die Gruppe müsste eigentlich in Kürze ankommen. Ich stand also vor der Wahl, der Straße weiter zu folgen, wo ich noch einen möglichen Drop-Off-Punkt ausgemacht hatte, und so am Ende möglicherweise die Gruppe ganz zu verpassen. Oder eben an der Kasse zu warten und den Koffer falls möglich irgendwo deponieren zu lassen. Ich entschied mich für ersteres. Und tatsächlich sah ich am Ende der Straße in einem größeren Wendekreisel einen Bus stehen. Glücklicherweise blieb er auch da stehen, bis ich dort war, denn es war tatsächlich der Tour-Bus. Die Gruppe war allerdings schon weg. Also klopfte ich einfach mal an und versuchte dem Busfahrer zu erklären, dass ich ebenfalls dazu gehörte und meinen Koffer nur eben verstauen wollte. Sein Englisch war allerdings sehr bescheiden, und so dauerte es ein wenig, bis er kapierte, was ich von ihm wollte. Nur konnte er ja nicht prüfen, dass ich wirklich zu FunTours gehörte. Nach einem kurzen Anruf meinerseits bei Dirk, der ihm eben das bestätigen sollte (was er offenbar in wenigen Sekunden schaffte
), durfte ich meinen Koffer dann tatsächlich im Bus verstauen und dem Rest der Gruppe hinterhereilen. Eigentlich wollte ich Dirk für meine Sturheit mal an einem Abend ein Bierchen spendieren, aber irgendwie hat das auf dieser Tour dann nicht so ganz geklappt. Beim nächsten Mal aber, versprochen!
Als ich die Gruppe dann endlich am Fuß des antiken Riesenpropellers einholte, war ich doch ziemlich fertig - aber auch erleichtert.
Mit so viel Stress hatte ich nicht gerechnet, aber das war es mir wert gewesen. Nun blieb ein wenig Zeit, einen Teil der neuen Gesichter kennenzulernen und meinen Zimmerpartner zu begrüßen, bis Dirk mit den Wristbands kam und diese verteilte. Leider zogen die meisten direkt los, sodass ich als einer der letzten mehr oder weniger nur hinterherdackeln konnte. Aber das erste Ziel war sowieso für die meisten klar...
Nein, nicht das Karussell.
Immer die Aussicht im Blick ging es Ebene für Ebene nach unten.
Die Geschichte des Parc d'Atraccions Tibidabo reicht über 100 Jahre zurück, denn die Arbeiten zur Erschließung von Barcelonas Hausberg begannen im Juni 1900. Die Tramvia blau und die Standseilbahn waren nicht nur Transportmittel zum Park, sondern im Grunde auch die ersten Attraktionen. In den ersten Jahren mussten sich die Besucher mit kleineren Vergnügungen wie Spielautomaten, Verzerrspiegeln und einer Bowlingbahn begnügen. Ein richtiger Vergnügungspark entwickelte sich erst ab 1910. Auf ein erstes Karussell (das aktuelle stammt jedoch aus dem Jahr 1989) folgte 1915 die heute noch existierende Gondelbahn, 1921 der bereits gezeigte Propeller, welcher im Gegensatz zu den moderneren Anlagen aber "nur" eine gemütliche Aussichtsfahrt bietet. Während des zweiten Weltkriegs und des spanischen Bürgerkriegs geriet die Entwicklung etwas ins Stocken, aber man überstand diese immerhin mit relativ geringen Schäden. Die Blütezeit des Parks waren dann die 50er Jahre und 1961 kam endlich die erste Achterbahn auf den Tibidabo. Eine Eigenkonstruktion des Parks mit Galaxy-Layout, die 2009 leider ihr Lebensende erreichte und bis dahin auf dem oben zu sehenden Platz stand. Der Park wuchs immer weiter, in den 1980ern wurde vieles renoviert und modernisiert. Aber man erhob auch erstmals Eintritt für den Park, der an den Geschäftsmann Javier de la Rosa verkauft wurde. Seine Betreibergesellschaft musste jedoch kurz vor dem 100-jährigen Bestehen des Parks Konkurs anmelden, und so übernahm die Stadt Barcelona den Parc d'Atraccions Tibidabo im Jahr 2000 wieder selbst. Offenbar mit Erfolg, denn es wurden diverse neue Attraktionen eröffnet. Außerdem ist die oberste Ebene nun wieder frei zugänglich, wer nach unten will, muss ein Wristband vorweisen können.
Über diverse Treppen und steile Wege begaben wir uns zur untersten Ebene des Parks.
Denn dort stehen nicht nur die Schiffschaukel und ein mit Wasserkanonen ausgestattetes Karussell.
Hier verbirgt sich auch der 2008 eröffnete Terrain-Coaster aus dem Hause Vekoma.
Leider war der Wartebereich nicht allzu leer, aber man fuhr immerhin mit beiden Zügen.
Eine gute Viertelstunde dauerte es, bis wir in einem der nur vierteiligen Züglein Platz nehmen konnten. Schnuckelig.
25 Meter führt der Lifthill nach oben, entfernt sich dabei dank der Hanglage aber erst ganz oben vom Boden.
Der First Drop mit einmaliger Aussicht auf Barcelona führt dann sogar 31 Meter an den Baumwipfeln entlang bergab.
Einige Meter oberhalb der Wildwasserbahn mündet dieser in eine weite Kurve.
Mit vielen klasse Umschwüngen schlängelt sich die Bahn dann zwischen Bäumen und Büschen hindurch und einmal über den Lifthill.
Dort vollführt der kurze Wagenverbund eine flotte Helix als Richtungswechsel.
Parallel zur Station folgt der einzige Airtimehügel der Bahn, der leider keinerlei Airtime zu bieten vermag.
Aber die Aussicht kann sich einfach sehen lassen.
Ein weiterer Umschwung führt in die Wendekurve innerhalb der auf den First Drop folgenden Kurve.
Und schon schmeißt sich der Zug in die finale Helix unter dem Airtimehügel.
Diese mündet nach 740 Metern dann auch direkt in die Schlussbremse.
Was für eine Bahn! Geniale Lage, wunderschöne Aussicht, ordentliches Tempo, überraschend druckvolle Kurven, dynamische Umschwünge.
Nur an Airtime mangelt es leider komplett, das wäre noch das Tüpfelchen auf dem I gewesen.
Saubere Arbeit, Vekoma! Butterweich über den Tibidabo gleiten. So muss das!
Nach meiner Fahrt wartete ich auf meinen Zimmerpartner Walter und dessen Begleitung Sebastian, um mit ihnen die Goldmine aufzusuchen.
Die Wildwasserbahn wurde 1997 von Reverchon in den Hang eingepasst und ließ uns ebenfalls eine gute Viertelstunde warten.
Dabei hatten wir immer nur den kleinen, mit einer Welle versehenen Drop unterhalb der Achterbahn im Blick, der sich als ordentlich durchnässend erwies.
Der Kanal führt dann einige Meter aufgeständert mit mehreren Knicken weiter am Hang entlang.
Ich dachte schon, es ginge dann einfach hinten nochmal um eine Kurve und zurück in die Station. Aber man schippert doch noch ein gutes Stück daran vorbei, um einen zweiten Lift zu erklimmen, der auch deutlich höher ist als der erste. Oben erfolgt dann die lange erwartete Wende, bevor es steil hinab geht. Wie so oft war dieser größere Drop aber nichtmal halb so nass wie der erste, kleinere. Gut erfrischt waren wir aber so oder so. Die Wendekurve an diesem Ende ist übrigens etwas jünger als der Rest der Bahn. Sie musste nämlich erneuert werden, nachdem 2010 das benachbarte Pendel (2006 eröffnet) umgefallen war und einen Teil besagter Kurve mitgerissen hatte.
Den Platz des Pendels belegt inzwischen eine Kinderfahrschule, den Weg sparten wir uns aber.
Noch dahinter erhebt sich das Gran Hotel La Florida.
Eröffnet im Jahre 1924 sollte es das beste Hotel in Barcelona mit der besten Lage (Aussicht) sein. Während des Krieges musste das Gebäude jedoch als Militärkrankenhaus herhalten und wurde erst 1950 wieder als Hotel genutzt. Persönlichkeiten wie Ernest Hemingway, James Stewart, Rock Hudson und auch schon der belgische Prinz haben dort genächtigt, bis das Hotel 1979 wieder seine Tore schließen musste. Nach einer vierjährigen Renovierung ist es nun seit 2001 wieder geöffnet. Wir sollten aber natürlich woanders unterkommen.
Stattdessen schauten wir uns nochmal die Achterbahn an und genossen eine Wiederholungsfahrt bei leicht gesunkener Wartezeit.
Danach mussten wir nach oben, denn es wartete eine Attraktion mit zeitlich beschränkten Öffnungszeiten. Die Aufzüge waren aber zu überfüllt.
Leider war auch das Hotel Krüeger sehr gut besucht. Es dauerte über eine Dreiviertelstunde, ehe wir einchecken durften.
Damit waren wir aber noch ganz gut bedient, wenig später machte man dort nämlich einfach mal 15 Minuten Pause, während ein paar FKF'ler in der Queue versauerten. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich mir das wohl einfach gespart, es handelt sich nämlich lediglich um eine Maze. Eine richtig gut gestaltete und auch gut bespielte, aber eben eine Maze. Im Nachhinein hätte ich die Zeit lieber anders investiert.
Aber nicht beim Autoscooter gegenüber. Geschlagene 7 Minuten dauerte dort ein Fahrgastwechsel! Die Scooter standen mehr als dass sie fuhren.
Stattdessen suchten wir eine Etage weiter oben die Spielecke des Parks auf, wo die Kids mit Lego bauen können.
Etwas abgetrennt davon befindet sich aber auch der Wartebereich für die älteste Großattraktion des Parks. Die bereits erwähnte Gondelbahn aus dem Jahr 1915. Damals als Ferrocarril Aéreo (Luftseilbahn) eröffnet, wechselte sie über die Jahre mehrfach den Namen in Verbindung mit größeren Renovierungen. So wurde sie 1991 in Aeromàgic und 2005 in "Magatzem de les Brúixes i dels Bruixots" (Lagerhaus der Hexen und Zauberer) umbenannt. Seit 2016 wurde der Zungenbrecher ein wenig verkürzt und heißt nun L'Embruixabruixes. Wie man diesen Namen übersetzen könnte, weiß ich allerdings nicht.
Die Fahrt beginnt mit einer atemberaubenden Wende über die Standseilbahn hinweg. Hoch oben über der Stadt.
Dann verschwindet man wieder in einem Tunnel, der mit allerhand Lichteffekten, verspiegelten Türen und Projektionen ausgestattet wurde.
Nach einer Kurve kommt man wieder ans Tageslicht und fliegt draußen dem Berg entlang.
Dabei überfliegt man quasi einige Vorgärten der dortigen Wohnhäuser, ehe man unweit der Kirche wieder ins Innere des Berges verschwindet. Unterhalb des Vorplatzes schwebt man an weiteren Lichteffekten und Projektionen vorbei, ein bisschen Theming ist auch dabei. Kurz bevor man die Station erreicht, gab es noch eine kleine Überraschung, die ich hier aber nicht verraten möchte. Eine wirklich schöne Attraktion, die den Charme ihres über 100-jährigen Alters gewahrt und mit beeindruckenden Lichteffekten ins 21. Jahrhundert gerettet hat. Ohne den vorherigen Zustand zu kennen, wage ich zu behaupten, dass sich die 700.000? für die Renovierung wirklich gelohnt haben. Und wem das nicht gefällt, der kann ja noch immer einfach nur die Aussicht genießen. Zumal die Wartezeit hier nicht besonders lang war, vielleicht 5 Minuten.
Auf dem Weg wieder in die oberste Etage stießen wir zufällig noch auf das Automatenmuseum.
Hier ist eine große Anzahl voll funktionsfähiger Automaten aus dem späten 19. bis Mitte 20. Jahrhundert ausgestellt. Teilweise sehr skurril, aber faszinierend.
Außerdem sind noch einige Modelle zu finden, bei denen ebenfalls per Knopfdruck einzelne Dinge in Bewegung versetzt werden können.
Darunter auch eine Nachbildung des Freizeitparks. Allerdings aus früheren Jahren und in doch etwas bedauerlichem Zustand...
Die Schiene der Gondelbahn war halb zu Boden gestürzt, die Gondel des Top Spin lag neben dem eigentlichen Fahrgeschäft, und die Zäune standen auch nicht mehr alle.
Auf die Aussicht vom 1921 eröffneten Aussichts-Propeller namens Talaia verzichteten wir leider.
In diesem alten Korb auf 50 Meter Höhe zu stehen, hätte zwar auch absolut seinen Reiz gehabt, aber an diesem Tag ging und leider ein wenig die Zeit aus. Dabei soll man bei guter Sicht von dort oben sogar die Balearen sehen können. Und laut Wikipedia wurden dieser Attraktion auch schon heilende Kräfte nachgesagt. Eine Minuten 550 Meter über dem Meeresspiegel zu stehen, sollte demnach Kinder mit Keuchhusten heilen können. Wir hatten aber wie gesagt keine Zeit und außerdem weder Kinder noch Keuchhusten, sodass wir die andere historische Attraktion aufsuchen wollten.
Denn wir wollten mit L'Avio eine Runde über den Tibidabo drehen.
Das Flugzeug ist eine Nachbildung der Rohrbach Ro VIII Roland, einer eigentlich dreimotorigen Maschine der Berliner Rohrbach Metallflugzeugbau GmbH. Dieses Vorbild absolvierte seinen Erstflug 1926 und stand zunächst im Dienste der Luft Hansa. Schon 1927 ging die erste Maschine an die neu gegründete Iberia über und absolvierte den Erstflug zwischen Madrid und Barcelona. Das diente als Inspiration für die neue Attraktion im Parc d'Atraccions Tibidabo für das Jahr 1928. L'Avio - oder Tibi-air in den ersten Jahren - wird gelegentlich auch als erster Flugsimulator der Welt bezeichnet.
Denn das Flugzeug hängt an einem Ausleger und wird lediglich durch den kleinen Propeller in Bewegung versetzt!
Die wohl bekannteste Attraktion des Tibidabo hat allerdings ein großes Problem: Ihre Kapazität.
Genau wie in der echten Rohrbach Roland finden nämlich nur 10 Passagiere im schmalen Rumpf Platz.
Auch wenn die Warteschlange nicht sonderlich voll schien, wies uns ein kleines Schild - noch in etwas Entfernung - auf eine Wartezeit von satten 45 Minuten hin. Ab besagtem Schild versteht sich. Das war uns dann doch etwas zu heftig. Sicherlich gehört L'Avio eigentlich zu den Pflicht-Attraktionen, aber als pflichtbewusster Counter musste ich nun Prioritäten setzen. Und das hieß, die Fahrt mit dem Flugzeug musste auf den nächsten Besuch verschoben werden...
Wenigstens hatte man vom Wartebereich eine gute Aussicht auf die jüngste Achterbahn des Parks.
Und auch mit großem Abstand die bessere, wie wir wenig später herausfinden sollten...
Denn wir gingen nun an Kettenkarussell, Top Spin und Co vorbei zum zweiten Count des Tibidabo.
Dem Zamperla Powered Coaster Tibidabo Express. Beziehungsweise Virtual Express seit der Ausrüstung mit VR-Brillen in dieser Saison.
Und das schlägt auch hier gehörig auf die Kapazität. Die Schlange den Berg hinauf hatte die meisten bisher eine gute Stunde für die Bahn warten lassen...
Aber wie man sehen kann, ist die Queue der bereits 1990 eröffneten Bahn gar nicht wirklich abgegrenzt. Das Eingangsschild steht unmittelbar an der Treppe zur Station, darüber hinaus blockieren die Wartenden die Hälfte des normalen Weges. Aus welchem Grund auch immer hatte sich in der Schlange aber eine große Lücke gebildet - auf dem Bild ebenfalls zu erkennen. Etwas irritiert vermuteten wie zwei verschiedene Schlangen. Vielleicht einmal mit und einmal ohne VR. So stellten wir uns einfach vorne an der vermeintlich kürzeren an - und hatten damit eiskalt vorgedrängelt, der Rest der Queue schloss dann irgendwann langsam auf. Keiner meckerte, wir erst recht nicht. So mussten wir nämlich nur gute 30 Minuten auf unsere Fahrt warten.
Die Filme für das 4D-Kino hat man ebenso bei Mack Media eingekauft wie das VR-System samt Film für diese Achterbahn.
Es wird also - trotz gänzlich anderem Layout - quasi der gleiche Film gezeigt wie beim Alpenexpress im Europa Park. Angeblich ohne Wahlmöglichkeit, den VR-Kram wegzulassen. So schreibt es rcdb und so berichteten auch andere FKFler, die bereits gefahren waren. Trotzdem fragte ich die junge Dame, die die Brillen verteilte, ob ich nicht auch ohne fahren könnte, was sie mit einem freundlichen "sure" bestätigte. Geht also doch. Sie und ihre Kollegin fragten zwar sicherheitshalber noch zweimal nach, ob ich nicht doch eine Brille wollte, aber auf den VR-Quatsch hatte ich bei meiner Erstfahrt einfach keinen Bock. Zugegeben, so wahnsinnig interessant ist die Fahrt ohne jetzt nicht. Man fährt mit leichten Knicken (Kurven kann man das kaum nennen) am Hang entlang, wendet in einem Tunnel, fährt wieder mit mehreren Knicken über ein mit Wasser gefülltes Betonbecken an der Straße entlang zurück und kehrt schließlich hinter der Station wieder um. Das Ganze natürlich zweimal, dann müssen die VR-Brillen wieder eingesammelt werden. Erst dann darf man wieder aussteigen, soll ja keiner die Brille versehentlich mitnehmen...
Fahren, abhaken, beim nächsten Mal die Zeit für L'Avio und Talaia nutzen.
Oder für das 1955 eröffnete Fun House, welches 1990 von Heimo umgebaut wurde und leider wieder wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war.
So machten wir uns ganz allmählich wieder auf den Weg nach oben. Eine Kleinigkeit zu Essen wollten wir uns noch gönnen, so wirklich gut war das aber nicht. Bestellen musste man an einem Automaten, dort sorgten die Getränke für Verwirrung, da zwangsläufig ein Becher zur Bestellung hinzugefügt wurde. Schließlich stellte sich heraus, dass es sich hier um einen umweltfreundlichen Mehrwegbecher handelte, der gegen Pfand ausgegeben wird, um die Müllproduktion etwas zu reduzieren. Wenn man das mal kapiert hat, OK. Schlimmer waren die Pommes, die waren unter aller Kanone. Die einen waren schon verbrannt, die anderen noch fast roh, einzelne waren sogar gefühlt noch gefroren. Dabei hätten sie beim Tempo der Mitarbeiter eigentlich genug Zeit zum Auftauen gehabt...
Sebastian und Walter - und ein paar andere FKFler - nahmen sich oben an einem mobilen Stand zusätzlich noch einen Hot Dog. Da kann man nicht so viel falsch machen. Also außer vielleicht, die Zwiebeln beim Aufreißen der neuen Tüte über den ganzen Stand zu verteilen.
Vorbei am 1904 errichteten Torre de les Aigües del Tibidabo ging es schließlich langsam in Richtung Treffpunkt.
Dabei waren wir im großen Landschaftspark auch noch falsch abgebogen und mussten so einen kleinen Umweg gehen, aber letztlich kamen wir pünktlich am Wendekreisel an, wo der Großteil der Gruppe bereits auf den Bus wartete. Vorwiegend unter den Bäumen, denn es hatte tatsächlich angefangen, leicht zu nieseln. Im Bus suchte sich jeder ein Plätzchen, dann ging es durch die recht trockene Landschaft gen Süden. Noch bevor es richtig Dunkel wurde, sollten wir nämlich das Port Aventura Resort erreichen. Doch dazu mehr im nächsten Bericht der Serie...
Fazit: Der Parc d'Atraccions Tibidabo ist offensichtlich sehr beliebt. Bei Einheimischen wie bei Touristen. Das freut mich natürlich, sorgt aber leider auch für hohe Wartezeiten. So konnten wir in gut vier Stunden vor Ort leider nichtmal im Ansatz alles fahren. Insbesondere bei den beiden alten Fahrgeschäften ganz oben ärgert mich das ein wenig, aber man braucht ja auch einen Grund, nochmal wieder zu kommen. Denn so richtige Knallerattraktionen hat der Park ehrlicherweise nicht zu bieten. Die spanisch gelassene Abfertigung lässt die Wartezeit auch nicht grade erträglicher erscheinen und das Essen war ein Reinfall. Tibidabo lebt halt einfach von der Lage mit der genialen Aussicht. Ich war tatsächlich ein wenig enttäuscht von dem Freizeitpark, aber der
Vekoma-Coaster und die neue, alte Gondelbahn haben das doch wieder ganz gut wett machen können. Alleine für die beiden - und eben L'Avio sowie Talaia - würde ich nochmals hier rauf kommen.