Samstag, 17. Juni 2017. Unser letzter vollständiger Tag in den USA. Obwohl wir noch gut vier Stunden Fahrt bis zum letzten Park der Tour vor uns hatten, ging es nicht ganz so früh los. Einige waren ja erst spät abends aus Carowinds zurückgekehrt. Außerdem war das Grande Finale jetzt nicht unbedingt ein Knallerpark, muss man einfach so sagen. Ähnlich wie das Legoland bei der Skandi-Tour, es lag nunmal praktischerweise auf dem Weg (ok, nicht ganz, aber eben nicht weit ab vom Schuss). Mit dem Unterschied, dass wir diesmal keine 2 für 1 Gutscheine sammeln mussten, sondern eh freien Eintritt hatten.
So war es bereits 11:40 Uhr, als wir die Hauptstadt des elften Bundesstaates - Georgia - passierten. Atlanta.
Wären wir hier zuvor abgefahren, wären wir fast direkt bei der World of Coca Cola und dem Georgia Aquarium gelandet.
Leider ein ganz mieses Bild, aber links erkennt man noch das Dach des nagelneuen Mercedes-Benz Stadium.
Der Bau dieser 1,4 Milliarden Dollar teuren Arena begann 2014, die Eröffnung fand erst im August 2017 statt. Im November wurde dann der alte Georgia Dome direkt daneben gesprengt. Eigentlich hatte ich überlegt, die beiden Stadien am nächsten Tag vor dem Abflug noch eben aus der Nähe zu bewundern, daraus wurde aber letztlich leider nichts.
Pünktlich zum Mittag erreichten wir schließlich Six Flags Over Georgia, etwas westlich von Atlanta.
Der Erfolg von Six Flags Over Texas veranlasste Gründer Angus
G. Wynne schon bald dazu, einen zweiten Standort ins Auge zu fassen. Er erwarb ein passendes Gelände hier bei Atlanta und so eröffnete 1967 der zweite Six Flags Park, der eben die Six Flags Over Georgia thematisierte. In diesem Fall wären das die Flaggen von Spanien, Frankreich, Großbritannien, dem Staat Georgia, den konföderierten Staaten und natürlich den USA. Genau wir das Original gehört auch dieser Park einer Investorengruppe und wird lediglich durch Six Flags betrieben, was auch schon zur ein oder anderen Meinungsverschiedenheit inklusive Klagen geführt hat. Übrigens war Six Flags damit der erste Betreiber in den USA mit zwei Parks. Und wir hatten nun auf unserer Tour alle drei originalen Parks der Kette besuchen können. Die anderen Parks wurden allesamt zugekauft oder kamen nach der Übernahme durch Premier Parks hinzu.
Six Flags Over Georgia feierte in diesem Jahr also das 50-jährige Bestehen.
In den 60ern fing alles an. Damals noch in Schwarz-Weiß.
Heute ist alles bunt, wie man es halt von Six Flags kennt.
Aufgrund der schlechten Erfahrung in St. Louis hatte ich mich dieses Mal wieder im Vorfeld informiert und den Rucksack im Bus gelassen. Geld trug ich ja eh immer im Brustbeutel unter dem T-Shirt mit mir, und ein Gummiband mit zwei Taschen hatte ich um den Bauch gespannt. In der einen Tasche trug ich das Brillen-Etui spazieren, in dem die Brille während der Achterbahnfahrten verschwinden konnte, die andere Tasche war für das Smartphone reserviert. Und die Kamera hing mit ihrer Tasche fest am Gürtel. Wirklich bequem war das zwar nicht, insbesondere in den teils engen Achterbahnsitzen, aber in jedem Fall besser als ständig nach Schließfächern suchen zu müssen. Und anders als befürchtet, hatte auch keiner der Ride-Ops etwas an den Dellen meines T-Shirts auszusetzen.
Rainer ließ es sich nicht nehmen, zum letzten Gruppenfoto noch Tweety und Sylvester einzuladen.
Dann verstreuten sich die Gruppen wie üblich im Park. Aufgrund der recht späten Ankunft und der damit verbundenen Fülle im Eingangsbereich besorgten sich einige vor lauter Panik direkt einen Flash Pass. Mike und ich blieben ganz entspannt und wollten es lieber ohne versuchen. Also streiften wir an diesem Tag nur zu zweit durch den Park.
Die langen Schlangen bei den Coastern am Eingang ignorierten wir zunächst natürlich.
Unsere erste Station war das Kinderland DC Super Friends, welches 2015 aus der alten Bugs Bunny World entstand.
Dort fanden wir mit dem Joker Funhouse Coaster auch schon die erste für uns interessante Achterbahn.
Die Schlange schien hier vergleichsweise human zu sein, weshalb wir uns direkt einreihten. Da der ehemalige Wile E. Coyote Canyon Blaster nur einen einzelnen Zug besitzt, dauerte es trotzdem knappe 20 Minuten, bis wir die Station erreichten. Ärgerlicherweise wurde die Schlange hinter uns nochmal kürzer.
Gebaut wurde die Bahn 2004 von Chance Rides. Anders als in Over Texas besitzt dieser Big Dipper allerdings ein Custom-Layout.
Auf eine langsame Kurvenkombination folgt der Lifthill, dann geht es mit dem First Drop über den Weg hinweg.
Eine kaum wahrnehmbare Senke später folgt eine große Helix samt Tunneldurchfahrt.
Anschließend wieder einen Hügel hinauf, an den sich eine abwärts führende Linkskurve anschließt.
Die dort mal installierten Reibräder scheint man zumindest im Sommer nicht mehr zu brauchen.
Von über dem Weg geht es einmal unten drunter hindurch.
Und dann bringt ein zweiter Lifthill den Zug wieder zurück in die Station.
Eine schöne, recht große Kinderachterbahn. Das Drumherum ist allerdings nicht wirklich eine Augenweide.
Im angrenzenden Gebäude sind diverse Spielautomaten verteilt.
Wonder Woman muss sich hier in Georgia mit einem Flying Scooter von Larson zufrieden geben.
Und der Tower of Power mit Superman-Theming ist in den anderen Parks auch etwas größer.
Der Hopkins-Spillwater ist mit 15 Metern auch nicht allzu beeindruckend. Das ansteigende Gelände lässt ihn nochh kleiner wirken.
Trotzdem reicht der Splash locker aus, um den benachbarten Mine Train zu benässen.
Um einen großen, recht natürlich belassenen Hügel begaben wir uns nun in den hintersten Teil des Parks.
Den 2017 frisch eröffneten Justice League Darkride ließen wir diesmal aber aus. Zweimal auf der Tour reichte.
Uns zog eher der Pretzel Loop gleich daneben an. Der war 2002 schließlich der erste weltweit.
Weniger als einen Monat nach dem Prototypen in Alton Towers war Superman: Ultimate Flight also der zweite
Flying Coaster von
B&M. Die Schweizer brauchten damit zwei Jahre länger als
Vekoma, dafür verkauften sich ihre
Flying Coaster aber etwas besser - auch wenn es mit bislang 11 Auslieferungen nicht der erfolgreichste Typ der Produktpalette ist. Den Superman kaufte Six Flags im Jahr darauf gleich nochmal für Six Flags Great Adventure und Great America. Ich kannte also schon eine der Kopien von der letzten Tour, nun sollte das Original folgen. Leider gab es hier erwartungsgemäß eine der längsten Schlangen des Tages. Und dann kam auch noch eine Störung dazu. Weil wir da aber schon kurz vor der Treppe zur Station angelangt waren, harrten wir weiter aus und konnten nach einer dreiviertel Stunde endlich einsteigen.
Bügel zu, kontrollieren, Abfahrt. Den Lift hinauf und in einer Kurve den First Drop hinab.
Dann hinauf in den bereits angesprochenen Pretzel Loop.
In einer hohen Kurve mitten durch diesen hindurch.
Der folgende Part mit dem sanften Hin und Her schmiegt sich schön ans Gelände an. So macht das auch mehr Sinn als auf der flachen Wiese.
Die Einfahrt in die Helix vor dem abschließenden In-Line Twist führt sogar durch einen kleinen Tunnel.
Mit der Geländeinteraktion hat dieser Superman auf jeden Fall mehr Charakter als der Klon auf der grünen Wiese. Direkt eine ganz andere Fahrt.
Direkt hinter dem Flyer findet man seit 2013 den hauseigenen Wasserpark Hurricane Harbour.
Im Eintritt inklusive, für uns aber uninteressant.
Ganz im Gegensatz zur Great American Scream Machine.
Die hiesige Holz-Version von 1973 hat die jüngere Scream Machine aus Stahl in Great Adventure locker überlebt.
Erst einen knappen Monat vor unserem Besuch war die Bahn zu einer ACE Roller Coaster Landmark erklärt worden.
Das Schätzchen aus dem Hause PTC war nämlich die erste Holzachterbahn, die in einem Six Flags Park gebaut wurde. John C. Allen, William Cobb und Don Rosser entwarfen eine Out-and-Back-Schönheit, die einmal quer über einen kleinen See führt. Mit 32 Metern in der Höhe, einer Länge von etwas über einem Kilometer und einer Spitzengeschwindigkeit von gut 91 km/h war diese Great American Scream Machine zu ihrer Eröffnung die höchste, längste und schnellste Achterbahn der Welt. Und die weißen Stützen in Kombination mit roten Schienen und blauen Handläufen lässt sie besonders elegant wirken.
Eine komplett leere Queue ließ die Entscheidung gegen einen Flash Pass erstmals gut erscheinen.
So konnten wir uns wenig später schon den Lifthill über den See hinaufziehen lassen.
Auf den First Drop folgt ein Aufstieg in eine Rechtskurve. So entsteht auch hier eine L-Form.
Aus dem Park heraus dann leider nicht mehr so gut einzusehen ist der Mittelteil des Layouts. Dafür hätte man dann doch mal in den Wasserpark gehen müssen. Über zwei Airtimehügel geht es geradewegs auf die Wende zu, die klassisch ohne viel
Banking auskommt. Zwei weitere Airtimehügel führen dann wieder zurück, bis man unterhalb der ersten Kurve wieder in Richtung See abdreht. Erneut sind es zwei Hügel, die übers Wasser hinwegführen, ehe man mit einer leichten Kuppe in die Schlussbremse hüpft.
Ein toller Woodie mit eleganter Optik, schöner Airtime und guten Fahreigenschaften.
Auf einem zweiten See direkt daneben fanden wir die wohl verschlungenste Bahn des Parks. Den Blue Hawk.
Doch am Eingang wurden wir zunächst von einem Mitarbeiter abgewiesen. Die Bahn war gerade Down, Wiederaufnahme des Betriebs ungewiss. Wir wollten gerade weiterziehen, als eine Gruppe anderer Onride zu uns stieß, denen wir die Nachricht nicht vorenthalten wollten. Just in diesem Moment rollte ein Zug aus der Station und begann eine Testfahrt, sodass wir noch einen Moment warteten.
Nach fünf Minuten durften wir dann tatsächlich zu den in der Station verbliebenen Wartenden aufschließen.
Ihr aktuelles Erscheinungsbild hatte die Bahn erst zur Saison 2016 bekommen. Ursprünglich war sie 1989 auf Conko's Party Pier in New Jersey eröffnet worden. Als dieser dann 1992 zum ersten Mal geschlossen wurde, kaufte Six Flags die Loopingbahn und brachte sie nach Georgia, wo sie zunächst als Ninja betrieben wurde. Nach dem Abriss der schon erwähnten Great American Scream Machine in Great Adventure setzte man deren Züge hier ein, sodass die beiden Scream Machines ein paar Jahre quasi nebeneinander fuhren. Dann kam die große Renovierung mit frischer Farbe, neuem Namen und neuen Zügen.
Genauer gesagt die neuen Vekoma-Züge mit Westenbügeln.
Trotz der durch die Störung schön leeren Queue dauerte es einige Minuten, bis wir über zwei Kurven samt Mini-Drop zum Lifthill rollen konnten.
Aus über 37 Metern Höhe geht es in einer schwungvollen Kurve hinab in Richtung Wasseroberfläche.
Bevor man mit dem kühlen Nass kollidiert, steigt man in einen Looping auf, der leicht in sich verdreht ist.
Zusammen mit einem zweiten solchen ergibt dies einen Butterfly. Die gleichalte Goudurix ist die einzige andere Bahn mit diesem Element.
Es folgt eine weite 270°-Kurve, ehe ein Reverse Sidewinder die Fahrgäste ein drittes Mal invertiert.
Quer durch den Stützenwald jagt man zu einer Wendekurve, die in gewohnter Manier in einen Double Corkscrew übergeht.
Noch eine Wende und ein leichter Schwenk nach rechts, dann ist man auch schon in der Schlussbremse angelangt. Und ich war überrascht, wie gut sich dieser
Vekoma trotz Umzug fährt. Sicherlich tragen auch die Züge dazu bei, aber Blue Hawk hat mir überaus gut gefallen. Dieses unheimlich kompakte Layout bietet nämlich auch einige verdammt gute Near-Miss-Effekte. Also genauer gesagt gibt es einige Stellen, an denen man vermutlich (wenn man denn unbedingt wollte) andere Teile der Bahn berühren könnte. Auch in den schnellen Passagen. Unser TÜV-Experte hätte das
Lichtraumprofil auf den ersten Blick jedenfalls bemängelt.
Vorbei am Star Flyer begaben wir uns auf der anderen Seite des Hügels wieder nach vorne.
Den Thunder River ließen wir an diesem Tag wieder aus.
Das Rafting wurde 1982 von Intamin gebaut.
Ich hatte jedoch keine große Lust auf Wasserattraktionen, da ich meine Wertsachen samt Kamera ja wie gesagt ständig am Körper trug.
Unter dem Joker Funhouse Coaster hindurch ging es weiter in Richtung Crystal Pistol Theatre.
Vorbei am zweiten Kinderbereich, Bugs Bunny BoomTown.
Ganz in der Nähe fanden wir nämlich die älteste Achterbahn des Parks. Den 1967 mit dem Park eröffneten Dahlonega Mine Train.
Seltstverständlich wurde auch dieser Mine Train von Arrow gebaut, ein Jahr nach dem Prototypen im Schwesterpark Over Texas.
Allerdings fummelte hier wohl in den 90ern Hopkins an der Bahn herum und ersetzte im Zuge eines Retrackings einige der Holzstützen durch simple Stahlpfosten. Außerdem wurde ein neues Steuerungssystem installiert, womit nur noch drei statt vier Zügen eingesetzt werden konnten. Möglicherweise aufgrund gelegentlicher Rollbacks vor der Einfahrt in die Schlussbremse (es gibt für diesen Fall extra eine Seilwinde, die den evakuierten Zug dann in die Schlussbremse hinaufzieht)? Schlimm ist das aber nicht, die Wartezeit war auch hier vernachlässigbar.
Und für alle Fälle gibt es ja eine Single Rider Line. Die allerdings erst unmittelbar vor den Gates beginnt...
Das klingt jetzt auf den ersten Blick natürlich total bescheuert. Fand ich vor Ort auch. Wenn ich aber mal genauer drüber nachdenke, hat man sich ja vielleicht sogar etwas dabei gedacht. Denn sind wir mal ehrlich, oftmals werden diese Single Rider Lines doch auch von Gruppen missbraucht, die halt lieber getrennt fahren, als sich die meist längeren Wartezeiten in der normalen Queue anzutun. Das fällt hier flach, es müssen alle gleich lang warten. Man sorgt lediglich dafür, dass keine Einzelplätze frei bleiben, was die Kapazität beeinträchtigen würde. Also sofern die Single Rider Line überhaupt geöffnet ist und die Single Rider diese auch nutzen, so richtig auffällig ist sie nämlich nicht und man muss ja auch hinkommen.
Ansonsten halt ein typischer Mine Train mit drei Lifthills, eher langsamen Kurvenpassagen dazwischen und einem Tunnel zum Finale.
Benannt ist die Bahn nach dem Städtchen Dahlonega im Norden Georgias, wo 1828 der erste große Goldrausch stattfand.
Genau wie in Texas baute man hier übrigens 1969 zusätzlich noch einen Mini-Mine Train für die jüngeren Besucher. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die beiden Anlagen mehr oder weniger baugleich waren, sie waren aber in jedem Fall sehr ähnlich. Während die Anlage in Texas ja heute noch steht, wurde der Mini-Mine Train in Over Georgia bereits 1988 wieder abgerissen.
Den größeren Freifallturm Acrophobia ließen wir links liegen. Dort sollte eigentlich auch VR angeboten werden, ich glaub das gab es an diesem Tag aber nicht?
Es handelt sich hier um den Prototypen der Floorless Tilting Gyro-Drops, der 2001 eröffnet wurde. Muss ich persönlich halt nicht unbedingt haben.
Nicht verzichten wollten wir dagegen auf den zweiten Woodie des Parks. Auch wenn wir beim Georgia Cyclone wieder eine gute halbe Stunde warten mussten.
Die lohnten sich aber auch, es handelte sich nämlich um einen gespiegelten Nachbau der Cyclone in Coney Island.
Ausgestattet mit teils überraschend starker Airtime und vielen Headchoppern.
Dafür schon etwas rauher, aber noch absolut im Rahmen.
Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht ahnten: Der "Abriss" war schon längst beschlossene Sache.
Dabei war die 1990 eröffnete Bahn erst 2012 zu großen Teilen mit Topper Track renoviert worden. Exakt einen Monat nach unserer Fahrt gab man dann den nächsten Schritt bekannt. Der Georgia Cyclone wurde ende Juli geschlossen und wird seither von
RMC zum Hybrid Coaster Twisted Cyclone umgebaut. Ich finde es tatsächlich etwas schade um die Bahn, aber die Great American Scream Machine wäre definitiv der größere Verlust gewesen.
Und dann waren wir auch schon wieder am Eingangsbereich angelangt, wo sich die Menschenmassen immerhin ein wenig gelichtet hatten.
Wenigstens den Georgia Scorcher wollten wir vor dem gemeinsamen Essen noch schaffen.
Von der reinen Wartezeit sollte das locker reichen, nach einer guten halben Stunde waren wir bereits in der Station angelangt. Doch dann gab es mal wieder eine Störung und nichts ging mehr. Die Techniker bastelten an einem der Bügel herum, ließen den Zug dann aber irgendwann in die Schlussbremse fahren, um unseren gaffenden Blicken zu entkommen. Wir harrten nämlich an den Gates aus, während die meisten anderen Besucher längst weitergezogen waren. Vor dem Essen hätte es sich für uns aber nun nicht mehr gelohnt, noch eine andere Bahn anzusteuern. Also hofften wir eben, dass die Fehlerbeseitigung nicht zu lange dauert. Tatsächlich waren wir kurz davor aufzugeben, als der Betrieb dann endlich wieder aufgenommen wurde. So hatten wir nun zwar doch fast eine ganze Stunde warten müssen, dafür saßen wir aber auch im ersten Zug nach der Störung. Oder besser standen.
Der Georgia Scorcher ist nämlich ein Stand-Up Coaster von B&M, der optisch nicht den besten Eindruck machte.
Besonders an den Stützen blätterte der Lack deutlich sichtbar ab, was keine angenehme Fahrt erwarten ließ.
Ich wurde aber wirklich positiv überrascht. Der Georgia Scorcher fährt sich hervorragend. Aalglatt und trotz der teils abrupten Bankingwechsel fing ich mir nicht eine Ohrfeige ein. Auch vom Layout her fand ich die Bahn richtig gut. Sehr dynamisch und angenehm intensiv. Also nicht ganz so übertrieben wie die vorherigen Auslieferungen, die immer größer und schneller sein wollten als ihre Vorgänger. Da ist es beinahe schon schade, dass der Georgia Scorcher im Jahr 1999 tatsächlich der letzte neue
Stand-Up Coaster überhaupt war. Und für mich war es zudem der letzte noch fehlende der sieben je gebauten
B&M-Anlagen, wobei ich Mantis leider erst nach dem Umbau als
Floorless Coaster erleben durfte. Meine Favoriten: Riddler's Revenge und Georgia Scorcher.
Das "Mittagessen" gab es diesmal etwas später. Der Pavillon am See des Blue Hawk war für 17 Uhr reserviert.
So konnten wir den frischesten Coaster des Parks auch mal von der anderen Seite ablichten - noch brauchten wir die Strahler ja nicht.
Wenn ich mich richtig erinnere, wurde während unserem Essen mal wieder schlechtes Wetter verkündet, womit der Großteil des Parks den Betrieb einstellte. Das war nach den Erlebnissen in Carowinds schon ein wenig ärgerlich, störte zu diesem Zeitpunkt aber nicht so extrem wie beispielsweise in Dollywood. Wir verlängerten die kleine Pause einfach entsprechend und konnten uns so in aller Ruhe am Buffet bedienen.
Schon Obelix wusste: Wenn die Vögel tief fliegen, gibt's Regen!
Die Herrschaften wollten uns beinahe nicht mehr in den Park zurücklassen. Aber wir konnten uns am Ende doch durchmogeln.
Frisch gestärkt ging es erneut in den vorderen Parkteil.
Leider war die jüngste Achterbahn des Parks den ganzen Tag geschlossen - auch ohne Schlechtwetterwarnung.
Der Gerstlauer Eurofighter war 2011 eröffnet worden und besitzt ein dezentes Kunstflug-Theming.
Das Layout ist uns Europäern zumindest größtenteils bekannt.
Von der Einfahrt in den Dive Loop bis zur Heartline Roll ist Dare Devil Dive nämlich identisch zu Anubis im Plopsaland.
Vorteil Six Flags: Man kann das Layout deutlich besser einsehen. Und Tripple-D war der erste Eurofighter ohne Schulterbügel.
Nachteil Six Flags: Kein Launch, kein knackiger erster Top Hat. Und keine Fahrt für uns.
Also gingen wir eben weiter nach Gotham City.
Hier hat der Joker seit 2015 abseits von seinem Funhouse Coaster noch einen Chaos Coaster in Form eines Larson Loops.
Einige weitere Bösewichte teilen sich das Kettenkarussell.
Der Held hat es sich dagegen im Park gemütlich gemacht.
Zum fünften Mal auf dieser Tour stand uns ein B&M Batman bevor.
Wartezeit gab es kaum, ansonsten gibt es zu einem Batman wohl nicht mehr viel zu sagen.
Außer vielleicht, dass dieses Modell im Jahr 1997 eröffnet wurde.
Und dass ein Bauzaun nicht zwangsläufig eine geschlossene Holzachterbahn bedeuten muss.
Das von links in Grün ins Bild ragende Gegenstück zum Batman ließen wir zunächst noch aus. Wir riskierten mal was.
Stattdessen zog es uns zur mit Abstand höchsten Achterbahn Georgias.
Dem 61 Meter hohen B&M Hyper Coaster Goliath. Mit knapp 25 Minuten Wartezeit.
2006 erbaut bringt dieses Motörchen die klassischen 4er-Reihen-Zügen dem Himmel entgegen.
Der First Drop befindet sich noch mitten im Park, direkt über dem Weg zwischen Georgia Scorcher und Dare Devil Dive.
Unten gibt es schon einen minimalen Schwenk nach links.
Mit dem ersten Airtimehügel überquert man nicht nur den Stand-Up Coaster, sondern auch die Parkgrenze samt Zufahrtsstraße.
Am unteren Scheitelpunkt dreht man mittels einer sanften Kurve nach links ab, wo man den nächsten Airtimehügel erklimmt. Besagte Kurve schwebt auch wieder über einem kleinen See, ebenso wie die Senke nach diesem zweiten Hügel. So weit, so normal. Doch nun folgt das absolute Highlight bei Goliath, das ein wenig an die beiden gleichfarbigen Giovanola-Bahnen erinnert.
Die nächste Auffahrt geht nämlich an der Spitze in eine verdammt lange Helix über, die die Wende einleitet.
Trotz zunehmendem Radius wird man auf 540° kontinuierlich in die Sitzschale gepresst.
Unten angelangt wird der Zug leider ein wenig von einer
Trimbrake gemaßregelt, schwingt sich dann aber doch nochmal zu einem weiteren Airtimehügel empor. Ein enger Overbanked Turn nach rechts zwingt ihn schließlich wieder in Richtung Park, wo er nach neuerlicher Überquerung der Zufahrtstraße auch angelangt.
Am Rande des Eingangsbereichs überquert man drei weitere Airtimehügel, ehe man mit einer zackigen Linkskurve in die Schlussbremse rauscht.
Tolle Bahn. Viel Airtime und mächtig Druck in der Helix. Wäre ich durchaus gerne öfter gefahren.
Leider lässt mich meine Erinnerung nun ein wenig im Stich. Ich weiß nicht mehr, ob wir die schonmal am Rande angedeutete letzte noch ausstehende Achterbahn (neben Dare Devil Dive) sicherheitshalber doch noch mitgenommen, oder ob wir sie wirklich bis zur abendlichen ERT aufgespart hatten. In jedem Fall werde ich von ihr erst am Schluss berichten. Was ich sicher weiß ist, dass die Zeit recht knapp war, bis der Park erneut eine Regenpause einlegte. Nach wie vor ohne ein Tröpfchen von oben. Aber wenigstens stand nicht der gesamte Park still, so wie in Dollywood...
Die beiden Darkrides blieben logischerweise in Betrieb.
Justice League kannten wir wie gesagt zu genüge, aber die Monster Mansion interessierte uns trotz nun leicht erhöhter Wartezeit.
Der Boots-Darkride befindet sich von Anbeginn im Park, also seit 1967. Damals noch als Tales of the Okefenokee.
1981 engagierte Six Flags Gary Goddard und Al Bertino, um dem veralteten Darkride ein völlig neues Leben einzuhauchen. Die beiden Designer waren kurz zuvor noch bei Walt Disney Imagineering tätig gewesen, was sich im Ergebnis klar bemerkbar machte. Als Monster Plantation wurde schon damals das bis heute erhaltene Thema eingeführt. Für die Saison 2009 bat man Goddard erneut um eine Überarbeitung der alternden Themenfahrt. Viele, die auch schon bei der Monster Plantation involviert waren, modernisierten den Ride unter Beibehaltung des Grundthemas zur Monster Mansion. Die Menschen sind ausnahmsweise eingeladen, an einer Party im Haus der Monster teilzunehmen. Und so schippert man vorbei an allerlei witzigen, skurrilen und herzallerliebsten Monstern. Im Mittelteil verfährt man sich mal kurz in einen dunklen Sumpf mit etwas gruseligeren Figuren, aber man kommt natürlich heil wieder hinaus. Auch wenn ein lautes Nebelhorn ganz am Schluss schon grenzwertig ist.
Die vier schauen jetzt nicht so richtig begeistert aus, ich selbst war es aber. Weil ich einfach nicht mit sowas gerechnet hatte.
Zur Erinnerung: Wir befinden uns in einem Six Flags Park. Eher bekannt für nackte Coaster auf der grünen Wiese, wenn nicht gar direkt auf dem Parkplatz. Und ausgerechnet hier befindet sich der mit über 107 beweglichen Figuren größte Animatronic-basierte Darkride außerhalb von Disney! Kaum zu glauben, aber die Monster Mansion ist ein wirklich putziger Darkride. Keine große Action, eine eher simple Story, aber schön gemachte Szenen mit dem ein oder anderen Witz und ein eingängiger Soundtrack. Außerdem kann kein anderer Ride der Monster Mansion in Sachen "4D-Effekte" das Wasser reichen. Angeblich hat man dreizehn solcher zu bieten, wohingegen The Amazing Adventures of Spider-Man als vorheriger Rekordhalter gerademal auf acht kommt. Dass ich über diese Aussage sehr verwundert war, dürfte daran liegen, dass mit 4D-Effekten lediglich Wassersprinkler, Seifenblasen und solche Sachen gemeint sind. Trägt natürlich zur Atmosphäre bei, ist aber nichts, was man als so werbewirksam wahrnehmen würde...
Genauso alt und ebenfalls trotz Schlechtwetter in Betrieb war die Six Flags Railroad.
Bis der Zug endlich einfuhr, warteten wir allerdings eine gute Viertelstunde.
Belohnt wurden wir mit etwas anderen Blickwinkeln auf die Achterbahnen. Wie den Georgia Cyclone.
Oder auch den Blue Hawk.
Noch ein flüchtiger Blick auf das Kinderland, dann nähert sich die Runde auch schon dem Ende.
Noch immer waren die großen Attraktionen geschlossen, also nahmen wir die Oldtimerbahn auf dem Hügel mitten im Park auch noch mit.
Ebenfalls von 1967, also echte Oldtimer. Damals fuhren sie aber noch dort, wo jetzt der Georgia Cyclone steht - beziehungsweise stand.
Noch älter ist das Riverview Carousel, welches ganz oben auf dem Hügel thront.
Es wurde bereits 1908 im Riverview Park in Chicago eröffnet. Nach einer aufwändigen Restaurierung kam es 1972 nach Georgia.
Das letzte original erhaltene PTC-Karussell mit 5 Reihen an Pferden.
Klar, dass es sich hierbei um einen historischen Ort handelt.
Als dann endlich auch die Achterbahnen fuhren, reihten wir uns nochmals in die Schlange des Supermans ein.
Nach unserer Fahrt eine halbe Stunde später hatte sich bereits Dunkelheit über den Park gelegt.
Zu dieser späten Stunde waren die Wege immerhin schön leer. Die Menschen standen alle in den Queues für ein paar Nachtfahrten.
Wir verzichteten allerdings auf weitere Wiederholungsfahrten.
Auch wenn die Great American Scream Machine im Dunkeln fast noch eleganter wirkt als tagsüber.
Der Bue Hawk war ebenfalls dezent erleuchtet.
Ich steh auf solche verknoteten Schienen.
Das Kinderland war schon völlig verwaist.
Wir strebten aber eh zurück nach Gotham City, wo uns ja noch eine letzte Achterbahn fehlte.
Hierzu sammelte sich die Gruppe am Batmobil, denn nach Parkschluss sollten wir auf besagter Bahn noch eine letzte ERT haben.
Die Mitarbeiter am Mind Bender waren darüber weniger begeistert, sie wussten nämlich offenbar noch gar nichts von ihrem Glück. :282
Sie akzeptierten aber die unfreiwillige Verlängerung der Arbeitszeit und sollten im Verlaufe der ERT sogar mehr oder weniger Gefallen daran finden. Beim Mind Bender handelt es sich um die Schwesterbahn von Shockwave in Over Texas. Beide wurden 1978 eröffnet und sind sich trotz unterschiedlicher Layouts sehr ähnlich.
Gleiche Konstruktion mit den Kugel-Stützenverbindern und zumindest heute identische Farbgebung.
Doch Mind Bender ist der etwas kleinere Zwilling, in der Höhe fehlen über 10 Meter auf Shockwave und auch bei den Streckenmetern liegt die Bahn in Georgia etwas zurück. Dafür bietet das unebene Terrain deutlich mehr Möglichkeiten zur Interaktion. So konnten die Loopings deutlich weiter auseinander platziert werden. Statt wie in Texas direkt hintereinander, durchfährt man hier nach dem
First Drop zunächst nur einen
Looping. Auf eine hochgelegene Wende folgt eine als "horizontaler
Looping" bezeichnete
Helix um einen kleinen See samt Wasserfall herum, weshalb Mind Bender als erster Tripple-
Loop Coaster beworben wurde. Darüber kann man sicherlich streiten, aber der Druck ist durchaus ähnlich. Nach einer Senke folgt erneut eine hohe Wende, bevor man wieder zur
Helix hinabtaucht. In deren Innenraum verbirgt sich dann der zweite echte
Looping, also schon fast am Schluss der Strecke. Danach folgt lediglich noch eine kurze Geländeunterführung - ein Mini-Tunnel, wenn man so will - , ehe die finale Kurve den Zug in die Schlussbremse entlässt.
Leider ist die Bahn von deutlich mehr Bäumen umgeben als die texanische Schwester. Daher habe ich nicht viele Bilder.
Hier kann man aber die Helix erahnen, in deren Mitte der zweite Looping an der tiefsten Stelle des Layouts steht.
So viel Druck kurz vor Schluss können nicht viele Achterbahnen bieten. Ein genialer Abschluss dieser genialen Tour.
Und die Stimmung war SA-GEN-HAFT! Wir feierten die Bahn so dermaßen ab, das hatte ich ehrlich nicht erwartet. Wegen der gewohnt lahmen Abfertigung, der vielen Downtimes und der völlig trockenen Regenpausen hatten wir den ganzen Tag über immer wieder genervte Onrider getroffen. Teilweise wurde Over Georgia ja sogar schlechter bewertet als St. Louis. Es schien ein eher gedämpfter Tourabschluss zu werden. Aber dann kam wie gesagt alles anders. Sogar die Ride-Ops, am Anfang sehr desinteressiert und mit schluffiger Abfertigung, ließen sich irgendwann von uns anstecken. Sie feierten und grölten über die Stationslautsprecher mit, und flitzen so schnell wie vermutlich noch nie an den Zügen entlang, um die Bügel in Windeseile zu kontrollieren. Wir stellen also fest: Lass ein paar deutsche Achterbahnfans die Bahn eine gute Viertelstunde lang abfeiern, dann klappt es auch bei Six Flags mit der Abfertigung.
Gegen 22:15 Uhr war es dann endgültig vorbei mit der Coasterei.
Die letzte Fahrt lag hinter uns und wir mussten uns durch den leeren Park Richtung Ausgang begeben.
Noch ein letzter Blick auf die tolle Goliath-Helix, dann brachte uns Beverly ein letztes Mal in unser Hotel.
Nachdem sie uns im Quality Inn & Suites Atlanta Airport South abgeliefert hatte, hatte sie sozusagen Feierabend.
Für den Transfer zum Flughafen am nächsten Tag sollten wir den hoteleigenen Shuttle-Bus nutzen...
Fazit: Ich gebe zu, dass Six Flags Over Georgia mit den ständigen Downtimes und den vermeintlich unnötigen Schlechtwetter-Unterbrechungen eigentlich noch schlechter hätte abschneiden müssen als der Schwesterpark in St. Louis. Ich persönlich sah das diesmal einfach nicht so eng, da ich die Erwartungen schon weit heruntergeschraubt hatte. Die Ausfälle nervten etwas, aber irgendwie gewöhnte man sich halt dran. Da ich hier vorbereitet war, störte auch die Schließfach-Politik nicht. Und landschaftlich fand ich Six Flags Over Georgia eigentlich sogar ziemlich schön, besonders im hügeligen und bewaldeten Zentrum. Auch das Achterbahnportfolio konnte mich durchweg überzeugen, egal ob Mind Bender, Goliath, Blue Hawk, Great American Scream Machine oder die anderen. Die größte Überraschung war aber die Monster Mansion. Wer rechnet bitte in einem Six Flags Park mit so einem tollen, klassischen Darkride? Und die kurze ERT am Abend war ein mehr als würdiger Abschluss dieser wie immer (fast) perfekten Tour.