Für den Abend unseres
Sightseeing-Tages in Kyoto waren wir wie gesagt nochmal zurück nach Osaka gefahren. Von der Tennoji Station mussten wir noch ein Stück weiter zur JR-Namba Station. Mit dem Bereich Dotonbori wollten wir wenige Meter entfernt davon eines der beliebtesten Touristenziele der Stadt besuchen. Wobei uns das schillernde Nachtleben, wofür der Bereich so berühmt ist, ehrlicherweise weniger interessierte. Wir waren primär wegen eines (nahezu) einzigartigen Fahrgeschäfts hier...
Ursprung des Bereichs war der kleine Umezu River, den der Unternehmer Yasui Doton im Jahr 1612 vergrößern wollte.
Mit dem neuen Kanal als Verbindung zwischen anderen Flüssen wollte er dem Handel in diesem Gebiet zum Aufschwung verhelfen. Sein Plan wurde allerdings vom Krieg gestoppt und er selbst während der Belagerung Osakas 1615 getötet. Seine Cousins konnten den Kanal später fertigstellen und obwohl Doton auf Seiten der Kriegsverlierer kämpfte, wurde der Kanal nach ihm benannt (eben Dotonbori, wobei sich bori von hori ableitet, was Kanal bedeutet). Tatsächlich ging der Plan auf und rund um den Dotobori River entwickelte sich ein florierendes Vergnügungsviertel mit zahlreichen Theatern und Restaurants. Über die Jahre ging es mit den Theatern zwar wieder rapide bergab, aber entlang des Kanals gibt es nach wie vor alle möglichen Restaurants, diverse Läden und natürlich auch Spielbuden.
Ein bisschen architektonische Kreativität findet man glücklicherweise auch.
Berühmt ist Dotonbori auch wegen seiner vielen Leuchtreklamen, die schon etwas an den Times Square in New York erinnern.
Wir wunderten uns allerdings über eine Reihe von Kameras auf Stativen und ein Touristenboot, welches längere Zeit auf dem Kanal "parkte".
Außer der großen Krake, die auch mal Nebel spuckte, konnten wir auf der anderen Seite aber nicht wirklich etwas Besonderes erkennen.
mico fragte daher einfach mal einen der Fotografen, der uns erklärte, dass man auf das Erleuchten des Sportlers links im Bild warte.
Fanden wir irgendwie sehr seltsam, da die Werbetafel zwar recht groß ist, aber ansonsten eben doch recht "normal" wirkte. Auch später im beleuchteten Zustand nicht. Trotzdem ist der Glico Running Man wohl die bekannteste Werbetafel in Osaka. Der seinen Sieg feiernde Läufer wirbt nämlich bereits seit 1935 für Glico Candy. Das damalige Schild hatte aber noch eine gänzlich andere Form und war mit einer Höhe von 33 Metern in der Tat etwas Besonderes. Während des zweiten Weltkriegs wurde das Schild 1943 entfernt. Die zweite Version, die 1955 errichtet wurde, hatte als Besonderheit eine Bühne am Fuß des Neonturms, welche für diverse Konzerte und sonstige Events genutzt wurde. 1963 kam das dritte Design, welches mit einer Fontäne aus 12 Tonnen bunt beleuchtetem Wasser als besonders innovativ galt. Mit dem vierten Design von 1972 bis 1996 (und daher mit 24 Jahren das Design, welches bisher am längsten hielt) rückte erstmals die Laufbahn im Hintergrund in den Fokus. Design fünf von 1998 fügte dem noch einige der bekanntesten Gebäude Osakas hinzu, wie die Burg, das Osaka Aquarium, den Kyocera Dome und den Tsutenkaku Tower. 2015 wurde schließlich das aktuelle Schild präsentiert, welches eigentlich ziemlich genau der vorherigen Version nur ohne die zusätzlichen Gebäude entspricht. Während die fünf vorherigen Versionen noch mit Neonröhren beleuchtet wurden, ist die aktuelle Werbetafel natürlich mit LEDs ausgestattet. Falls sich jemand die vorherigen Werbetafeln ansehen möchte, kann er dies auf
dieser Seite tun. Dort gibt es auch weitere Infos zur Werbetafel, auch wenn man den Google-Übersetzer bemühen muss.
Aber deswegen waren wir ja gar nicht hier. Uns interessierte dieses komische Gebilde viel mehr.
Die Japaner stehen wie schonmal gesagt auf Riesenräder. Insbesondere wenn es sich um etwas unkonventionelle Varianten handelt.
Dazu gehört insbesondere auch das Ebisu Tower Ferris Wheel - so genannt wegen der großen Figur der Gottheit Ebisu.
Die Betreiber der Don Quijote Shopping Mall hatten sich im Jahr 2005 eine 77 Meter hohe Stahlkonstruktion in die Fassade ihres Ladens integrieren lassen, an der 32 Gondeln senkrecht in die Höhe, oben über die Kuppe und auf der anderen Seite wieder senkrecht nach unten fahren. Dabei sitzen die maximal vier Personen nebeneinander mit Blick in Richtung Fluss. Hersteller dieses skurrilen Riesenrades war niemand geringeres als
Intamin. Wirklich durchgesetzt hat sich das Konzept aber nicht, möglicherweise auch weil der Ebisu Tower nach einem mechanischen Defekt bereits 2008 wieder geschlossen wurde. Umso erfreuter waren wir, dass man sich nach fast 10 Jahren des Stillstands nun doch für eine Renovierung und Wiedereröffnung entschieden hatte. Seit Februar 2018 können wieder Besucher mit dem Ebisu Tower fahren.
Zunächst konnten wir jedoch keine Bewegung erkennen. Dann aber sahen wir, dass sich die Gondeln ganz langsam bewegten.
Allerdings nur kurz. Ausgerechnet an diesem Abend führte man eine Wartung durch!
Zum Ein- und Aussteigen wird übrigens der komplette innere Teil samt Sitzfläche und Rückwand einfach umgedreht.
Das war schon extrem ärgerlich. 10 Jahre war das Ding zu und dann machen die genau an unserem Besuchstag eine Wartung. Leider konnte uns die Mitarbeiterin nicht sagen, ob man später noch öffnen würde, oder ob die Wartung den ganzen Abend andauern sollte. Wir beschlossen daher, zunächst in der Nähe unser Abendessen zu suchen, und dann später nochmal vorbeizuschauen. Leider ohne Erfolg.
Intamin hat 2015 übrigens tatsächlich noch eine Weiterentwicklung dieses Konzepts in Macau errichtet. Dort ist die eigentliche Konstruktion zwar nur 51 Meter hoch, da sich der Zustieg aber schon in der 23. Etage zwischen den Hoteltürmen des Studio City Resorts befindet, erreicht man eine Höhe von 130 Metern. Außerdem fassen die Gondeln dort 10 Personen, wenn auch stehend.
Auf der anderen Seite des Dotonbori River suchten wir nach einem geeigneten Restaurant für uns.
Eigentlich esse ich ungerne in solch überlaufenen Touristengegenden. Aber allzu weit wollten wir ja auch nicht weglaufen. Letztlich war das kleine Restaurant auch nicht schlecht, die Portionen waren nur nicht ganz so groß. Wobei, Alex hatte mehr als genug. Er hatte lediglich Chicken gelesen, dass das zweite Wort aber Knorpel bedeutete, hatte er übersehen. Wir haben dann zwar alle mal davon probiert, aber die Konsistenz war für uns Wessis einfach nicht das Wahre.
Da beim Ebisu Tower weiterhin nichts ging, machten wir uns etwas enttäuscht wieder auf den Rückweg zum Hotel.
Die Leuchtreklamen entwickelten natürlich erst jetzt in der Dunkelheit ihr volles Potential.
Das hatte in der Tat etwas vom Times Square.
Nur viel schöner dank des Flusses mittendrin.
Dotonbori kann man also durchaus mal besuchen.
Es ging wieder zurück von JR-Namba über Tennoji nach Shin-Osaka, wo wir nach dem recht laufintensiven Sightseeing-Tag ziemlich erschöpft in unsere Betten fielen. Also nachdem die Koffer halbwegs in Ordnung gebracht worden waren (auspacken konnten wir sie in dem kleinem Zimmer ja eh nicht), denn am nächsten Tag sollten wir schon wieder auschecken und Osaka verlassen. Zuvor wurde aber noch unser erster richtiger japanischer Freizeitpark besucht...
Fazit: Das Ebisu Tower Ferris Wheel ist eine ulkige Konstruktion und für mich eigentlich schon Kult. Bilder davon waren mir schon länger bekannt und ich fand diese Art von Riesenrad extrem interessant. Irgendwie hatte ich dann aber tatsächlich mitbekommen, dass dieses Modell nur kurzzeitig betrieben wurde. Als im Zuge der Planung dann ein Besuch des Ebisu Tower in den Raum geworfen wurde, war ich direkt Feuer und Flamme. Als ich dann herausfand, dass man im Februar nach 10-jähriger Unterbrechung wieder den Betrieb aufgenommen hatte, war die Vorfreude umso größer. Und dann ist das Ding am einzigen für uns möglichen Abend einfach zu. Zum Mäusemelken! Ansonsten hat Dotonbori eine durchaus angenehme Atmosphäre, trotz der vielen Touristen. Es war so eine Mischung aus New York Times Square und San Antonio River Walk. Nur den Hype um diesen Glico Running Man habe ich nicht so ganz verstanden.