Der zweite Tag der Tour führt uns zunächst auf die ehemalige Isle of Thanet, die bis in das 15. Jahrhundert hinein noch durch den Wantsum Kanal vom Festland abgetrennt war, dann jedoch versandete. An der nördlichen Küste und am äußersten östlichen Zipfel dieser alten Insel in der Grafschaft Kent liegt die kleine beschauliche Stadt Margate mit knapp 60.000 Einwohnern. Von unserem Nachtdomizil in Ilford brachen wir nach einem guten englischen Frühstück gegen 9 Uhr in Richtung Südosten auf. Zwischen uns und Margate lag nun noch ein kleiner Fluss namens Themse, der überquert werden musste.
Der Weg führt dabei über die zum Dartford Crossing gehörende Queen Elizabeth II Brücke.
Die 75 Meter aus dem Fluss ragenden Pylonen lassen die Brücke schon von weitem ziemlich imposant wirken. Zwischen 6 und 22 Uhr kostet das Dartford Crossing 2,50 Pfund Maut, für die gesparte Fahrtstrecke und –zeit gut investiertes Geld. Zumal Marvin und Alex die Bezahlung per Smartphone schnell und ohne Probleme erledigen konnten.
Nach knapp 1 ½ Stunden Fahrt erreichten wir dann die Küstenstadt. Uns interessierte aber weder die Altstadt noch die Bibliothek.
Auch die Strandpromenade konnte uns nicht zu mehr als einer kurzen Stippvisite begeistern. Der links sichtbare Lido bietet aber den ersten Bezugspunkt zum ersten Park des Tages.
Dieser wurde nämlich von John Henry Iles 1926 erbaut, der sechs Jahre davor für einen Meilenstein in seinem Park sorgte. Zu diesem dann gleich mehr. Zwei Tage vor unserem Besuch startete hier übrigens Ross Edgley zu seinem Abenteuer, die Hauptinsel von Großbritannien schwimmend zu umrunden. Am vergangenen Sonntag erreichte er dann nach 157 Tagen wieder den Strand von Margate.
Unser Interesse galt aber vielmehr dem Freizeitpark, den der Herr Iles 1919 aufgekauft hat. Hier zu sehen ist das zugehörige Kino aus dem Jahr 1935, das 1923 als Varieté Theater mit 900 Plätzen öffnete.
1992 wurde es in die Liste der Grade II-Bauwerke aufgenommen und darf daher nicht abgerissen oder versetzt werden. Ein Schicksal, das eine andere Sehenswürdigkeit zum Glück auch ereilt hat, denn wie der Park war auch das Kino von einer Schließung 2007 betroffen, wurde aber bis zum letzten Jahr restauriert.
Der Eingang zum Park ist etwas versteckt in einer Seitenstraße zu finden.
Hm, weswegen sind wir wohl hier …
Und damit herzlich willkommen zum ersten Bericht auf onride aus dem schönen Dreamland in Margate!
Ein Park, der so viele Geschichten zu erzählen und zahlreiche Attraktionen erlebt hat, dass ich auf meine
Parkvorstellung verweise, wo ich für Interessierte meine bislang ausführlichste geschichtliche Vorstellung geschrieben habe. Ich konnte mich durch die ganzen Internetseiten nur so hindurchlesen, weil mich die Faszination der Anwohner und zahlreicher Unterstützer mehr als nur fesselte, weswegen ich den Park auch unbedingt besuchen wollte. Mit Marvin und Alex gab es im Vorfeld einen kurzen Austausch, ob wir ggf. Great Yarmouth anfahren, haben uns dann aber auch in Anbetracht eines zweiten Ziels an diesem Tag glücklicherweise für das Dreamland entschieden. Great Yarmouth wird aber auch noch irgendwann folgen.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends verkauften die damaligen Besitzer nach und nach ihre Attraktionen und es sammelten sich freie Flächen an. Gerüchte machten folgend die Runde, dass der Park sein Ende erreicht haben könnte, was Freizeitparkethusiasten und Historiker dazu veranlasste, eine Kampagne zu starten, damit auch die altehrwürdige Scenic Railway als Grade II-Bauwerk geschützt wird. Im März 2002 endete dies mit Erfolg und die Holzachterbahn wurde als erste ihrer Art in diese Liste aufgenommen. Trotzdem wollten die Besitzer das Gebiet zum Wohnungsbau anbieten, weswegen Anhänger erneut auf die Barrikaden gingen und 2003 die „Save Dreamland Campaign“ gründeten, die schnell 13.000 Unterstützer auf der Welt ansammelte und auch Unterstützung durch die englische Verwaltung der in Staatsbesitz befindlicher Denkmäler, der English Heritage, bekam. Schlussendlich wurde der Park 2005 geschlossen und das Gelände verfiel zusehends.
Aufgrund des Erfolgs der Kampagne wurde 2007 eine eingetragene Wohltätigkeitsorganisation namens Dreamland Trust gegründet, der nicht nur zahlreiches Geld zukam, sondern dem auch einige ältere Fahrgeschäfte gespendet wurden. Nachdem die Scenic Railway am 7. April 2008 Opfer eines Brandanschlags wurde, bekam der Dreamland Trust weiteres Geld zugesprochen, um die Achterbahn zu restaurieren und das Gelände wieder als Freizeitpark und lebendes Museum mit nostalgischen Fahrgeschäften zu eröffnen. Dafür ging das Gelände durch einen Gerichtsbeschluss in öffentliche Hand über. Im Juni 2015 wurde dann der Traum der Bevölkerung wahr und der Park eröffnete, wenn auch zunächst mit einigen Problemen, wieder als Dreamland.
Durch diesen Kampf war mir der Park direkt von Anfang an sehr sympathisch, zumal ich alte Attraktionen sehr mag. Ich bin gespannt, was sich dort noch über die Jahre entwickeln wird. Leider habe ich vergessen nach der eingelagerten Holzmaus zu fragen, aber ich habe sie zumindest einmal auf einem Bild neben der Scenic Railway liegend gesehen. Ich würde allerdings keine zu großen Hoffnungen darin legen …
Aber zurück zum Park, der mit 15 Pfund Eintritt mehr als nur günstig ist.
Im Eingangsgebäude bekamen wir unsere Wristbänder überreicht. In Richtung Park laufend ist links diese Roller Disco zu sehen. Auf der anderen Seite sind ein großer Ballroom und die Hall by the Sea zu finden. Dort sind in den 60ern Rockgrößen wie die Stones oder auch The Who aufgetreten.
Zu dieser Zeit war das Dreamland eine der besten Veranstaltungsorte für Musikkonzerte außerhalb Londons.
Das Freigelände wird dann direkt beim Riesenrad betreten. Wo könnte es uns zuerst hingezogen haben? Beginnen möchte ich aber mit einer Parkrunde entgegen dem Uhrzeigersinn in südlicher Richtung.
Im Bereich um das Riesenrad finden sich die Gallopers, die frisch restauriert noch über die alten Figuren aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg verfügen.
Ich habe es nie fahren gesehen, aber die nach innen geneigten Pferde lassen auf ein recht hohes Tempo schließen.
Außerdem gibt es mit dem Chair-O-Plane einen Kettenflieger, der Mitte der 20er Jahre aus Deutschland nach England kam.
Daneben gibt es noch eine weitere Kinderattraktion aus den 50ern, …
… mit dem Speedway ein Rundfahrgeschäft mit Baujahr 1934 und …
… das schon angesprochene 35 Meter hohe Riesenrad von Technical Park. Leider hat es zeitlich zu keiner Fahrt mehr damit gereicht, aber die Runde werde ich sicher irgendwann noch nachholen.
Direkt zwischen Scenic Railway und dem Big Wheel gibt es eine große Teppichrutsche, die eine gute Fotolocation für den Woodie sein könnte, sollte jemand die Zeit dafür haben.
Weiter nach Süden (an der Scenic Railway entlang) laufend, wird ein großer Platz erreicht, der gesäumt ist mit Biertischgarnituren und Food Trucks.
Gegenüber findet sich eine Bühne, auf der über den Sommer verteilt die so genannten Sunset Sessions stattfinden. Bei der beeindruckenden Beleuchtung des Parks zu dieser Tageszeit werde ich einer solchen unbedingt einmal beiwohnen müssen.
Direkt neben der Bühne befand sich zu unserem Besuchszeitpunkt noch ein Loch, an dessen Stelle jetzt der bei Nacht schön beleuchtete Dreamland Drop steht. Dies ist eine der zahlreichen Neuheiten des Jahres 2018, die von Zamperla geliefert wurden. Bei diesem Turm handelt es sich um einen Shot’n’Drop-Tower, also ein baugleiches Modell zum Exemplar in Dennlys Parc. Zum Glück hatte das Ding noch nicht eröffnet, sonst wäre es noch schwerer gewesen, mich aus diesem Park herauszubekommen. Denn wie sicherlich einige wissen, bin ich ein sehr großer Fan von Freifalltürmen. Dazu dann zum Schluss noch ein paar Worte.
Neben dem Turm findet sich dann wieder ein nostalgisches Fahrgeschäft: Die Hurricane Jets.
Sie gab es schon 1957 im Dreamland. Das aktuelle, aber identische Modell stammt jedoch aus dem nicht mehr bestehenden Battersea Fun Fair Park in London.
Der Einstieg ist recht eng, doch nach vorne bieten die kleinen Flieger ausreichend Platz auch für nicht enden wollende Stelzen.
Nostalgische Fahrgeschäfte machen aber auch einfach Freude.
Erinnerte mich sehr stark an meine Kindheit mit den City-Jet im HoPa. Wie schon damals konnte ich auch hier den Flieger etwas springen lassen, was zu leichten Magenkribblern führte.
Auch wirkte hier die Höhe viel imposanter als im HoPa, da einen nicht nur Bäume umgeben. Neu war aber, dass wenn der Hebel nach oben gedrückt wird, ein lautes Zischen zu vernehmen war. Wenn dann die Flieger wieder zum Landeanflug ansetzen und leicht nach außen geneigt noch die eine oder andere Runde im Kreis absolvieren, merkt der Pilot in die Peripherie gedrückt erst, mit was für einem Tempo das Ding unterwegs ist.
Gegenüber stand damals noch eines meiner Highlights im Park, jetzt ist er ein paar Meter weiter südlich zu finden.
Die Rede ist vom Cyclone Twist, der 1962 gebaut wurde.
Ich setzte mich zusammen mit Marvin in eine Gondel, er auf der Außenseite. Dann zogen wir den massiven Bügel zu, der ewig weit entfernt von uns in das Schloss knallte. Nach kurzer Zeit erreichte die Maschine dann auch ihre Höchstgeschwindigkeit. Dann wechselten sich immer wieder nette seitliche Drückerchen (sry Marvin) an den Außenseiten mit einem kleinen Temporausch über den Ausleger hinweg zur gegenüberliegenden Außenseite ab. Nach der Fahrt hatte ich ein fettes Grinsen auf dem Gesicht.
Eins weiter wäre es fast zur Premiere für mich auf einem Waltzer gekommen. Der stand aber zu diesem Zeitpunkt aufgrund eines Defekts still. Den darf es nach 71 Jahren Betrieb auch gerne mal geben.
Schlussendlich auch nicht schlimm, denn als wir das erste Mal vorbeikamen, absolvierte er gerade eine Runde, jedoch wie später auch in Lightwater mit einem wichtigen fehlenden Gimmick, auf das ich im Bericht zum Botton‘s Pleasure Beach zu sprechen komme.
Wiederum direkt an den Waltzer anschließend fand sich eine weitere Baustelle, auf dem sich jetzt mit Pendulum ein Überkopffahrgeschäft von Zamperla findet.
Um ein wenig in die Geschichtsbücher zu schauen: An dieser Stelle stand früher einmal einer der beiden
Looping Stars von Schwarzkopf. Bis 1994 versüßte er für 13 Jahre den Parkbesuchern ihren Tag. Heute tut er dies als Gwazi in Botswana.
Immer weiter nach Süden laufend wird nun eine Maze erreicht, auf der sich eine Bar findet.
Das Maze selbst stellte sich dann als äußerst harmloses Spiegellabyrinth heraus.
Ganz im Süden angelangt steht dann die neueste Achterbahn des Parks: Pinball X.
So neu, dass sie noch nicht einmal geöffnet hatte. An ihrer Stelle stand nicht nur einmal eine Wildwasserbahn, sondern auch eine gute Bekannte von mir: Holly’s Wilde Autofahrt. Sie drehte hier bis 2004 ihre Runden und das mit einer farblichen Gestaltung, die später auch im HoPa noch am Schaltpult zu sehen war. Leider beglückt sie jetzt frisch lackiert und dadurch deutlich verlangsamt im Eifelpark so manchen Fahrgast. Nach der Wiedereröffnung stand hier zunächst eine Spinning Mouse eines Schaustellers und später jene des Fantasy Island, wohin sie in diesem Jahr auch wieder zurückgekehrt ist. Stattdessen wurde im Rahmen des Großeinkaufs bei Zamperla eine nagelneue Drehmaus erstanden.
Auf dem Weg auf die Eingangsseite der Hauptattraktion liegen nun die Dodgems, die bei uns im Juni noch das östliche Ende des Parks markierten. Deswegen war damals wohl auch noch kein „Dach“ aufgezogen, ob des anstehenden Umzugs.
Auf jeden Fall die ältesten Boxautos, in denen ich bislang gesessen bin. Und zugleich die bequemsten.
Der Mitarbeiter war auch extrem vernarrt in die Autos und hat jeden Fahrgast mit Rauswurf gedroht, sollte jemand frontal zusammenprallen wollen. Leichte Stöße von Seite zur Seite sind dagegen kein Problem. Aber selbst dazu hatte ich keine große Lust, denn vielmehr habe ich mich nach dem Einschalten des Stroms und der zur Nostalgie des Fahrgeschäfts passenden Musik weit abseits von den Mitfahrern aufgehalten, denn mit diesen Prachtstücken ließ es sich super Driften.
Und das machte sichtlich Spaß! Noch so eine Attraktion, die ich nochmals gefahren wäre. Wir hatten einfach zu wenig Zeit für diesen Park …
Auch eine Helter Skelter Rutsche findet sich im Park, jedoch aktuell nur zum Anschauen verurteilt.
Dahinter schließt sich eine große Grünfläche an, die Tivoli Gardens, an deren Parkbegrenzung eine große Bühne steht.
Auf dieser fand am 6. März 2017 das als Demon Dayz bekannte Festival der Gruppe Gorillaz statt, das innerhalb von 32 Minuten ausverkauft war.
Vor den Grünflächen waren damals noch die Baustellen für die beiden Zamperla Fahrgeschäfte Air Force (Air Race) und Dreamcatcher (Endeavour) zu finden, wo sich nun auch der Cyclone Twist befindet.
Damit ist das südöstliche Ende des Parks erreicht und es geht auf dem Rundgang wieder zurück in Richtung des Eingangs.
Dort wo der Bus steht und wo sich nun fast ausschließlich Kinderfahrgeschäfte befinden, stand für kurze Zeit der zweite
Looping Star von Schwarzkopf, auch wenn es sich dabei um einen Silverarrow handelte. Dieser ist nun in Kroatien beheimatet.
Statt Achterbahnfans wird hier nun das jüngere Publikum angesprochen. Von den neuen Zamperla Attraktionen standen zu unserem Besuchszeitpunkt schon diese Ballonfahrt und …
… die Magic Bikes.
Weiterhin gibt es hier noch eine Teetassenfahrt, …
… mit dem Double Decker wenigstens noch eine ältere Kinderattraktion und für die absoluten Achterbahnjunkies …
… den Beehive Coaster.
Nachdem uns dieses krasse Wunderwerk der Technik, das früher in Bulgarien unterwegs war, wieder mit eingeschalteter Bremse sicher auf den Boden der Tatsachen brachte, heißt es nun:
Mind your head! Zumindest wenn man 6″9 groß ist.
An den letzten übrig gebliebenen Originalteilen im Maschinenhaus (frisch renoviert, aber der Großteil noch aus dem Eröffnungsjahr!) vorbei, ist schnell der Bahnhof der
Scenic Railway, das „Heart of Dreamland“, erreicht.
Dort wartete dann auch gleich einer der beiden nagelneuen Züge.
Denn bei dem Großbrand 2008 ging nicht nur ein Drittel der Strecke verloren, sondern auch der komplette Wartungsbereich, in dem die Originalzüge abgestellt waren. Daher mussten zur Neueröffnung 2015 neue Züge angeschafft werden, die sich in ihrem Aussehen aber an den alten Zügen orientieren. So sind auch heute noch die bekannten Drachenköpfe am vorderen Teil der Züge zu finden. Glücklicherweise konnte nämlich einer der ursprünglichen Köpfe gerettet werden, dem aber jedoch ein kleiner Teil an der Basis fehlte. Dieser wurde neu moduliert, anschließend der komplette Drache eingescannt und mit modernster
CAD- und CNC-Technik aus frischem Holz exakt rekonstruiert. So viel Aufwand für so ein kleines Detail; das Dreamland muss einfach jeder lieben.
Weiterhin war das Dreamland aber auch auf dem Scheideweg zwischen dem Bewahren der Originalität und der Verbesserung der Sicherheit auf den aktuellen Stand. So wurde zusätzlich zu den einrastenden Sicherheitsbügeln auch Sicherheitsgurte verbaut, die über die Schulter führen. Da beim Neubau die komplette Struktur der Holzachterbahn gleich geblieben ist, wurde zusätzlich das auffälligste Merkmal nachgerüstet: Ein Käfig, damit nicht versehentlich jemand mit den Händen gegen eine Stütze kommen kann. Viele finden dadurch die Züge nun extrem hässlich, ich finde sie jedoch weiterhin sehr ansprechend, sofern keine Menschen darin sitzen.
Früher verfügte die Bahn über insgesamt sechs Züge, von denen vier bis fünf gleichzeitig und völlig manuell auf der Strecke unterwegs waren.
Mit dem Neubau wurde nun ein Kontrollsystem der Firma Fairfield (die auch bei Viking Voyage im Tayto Park und einer weiteren Bahn auf dieser Tour ihre Finger im Spiel hat) eingebaut.
Der Pfosten gibt die Strecke erst frei, wenn der folgende Block frei ist und vom Bremser ein kabelloses Signal eingeht, dass er oder sie auf ihrem Platz sitzt und der Zug abfahrtsbereit ist. Anschließend rollt der Zug durch die gelöste manuelle Bremse in Richtung Lift.
Mit Kabellift und erneuerter Rückrollsicherung geht es dann zum ersten Mal hoch hinauf auf knapp neun Meter Höhe.
Ohne Sidefriction- und Upstop-Wheels folgt dann der erste Double Down. Ganz seichte Airtime macht von sich Reden und trotz meiner Angst vor dem kompletten Neubau machte sich spätestens im Tal ein Gefühl von Nostalgie breit.
Denn anstatt nur die abgebrannten Streckenteile zu erneuern, wurde Stück für Stück die komplette Strecke neu errichtet. Dadurch hat die Bahn auch ihre wunderschönen weißen Catwalkbegrenzungen verloren, die nun wie die komplette Strecke in strahlendem Braun gehalten sind. Da nun aber die komplette Bahn ein tolles Gesamtbild darstellt, kann ich über diesen Verlust hinwegsehen, zumal der Streckenverlauf 1:1 gleich geblieben ist und auf viele alte Dinge Wert gelegt wurde. So fährt auch weiterhin ein Bremser mit, obwohl im Zug ein permanentes Magnetbremsensystem eingebaut wurde, das den Zug bei zu hoher Geschwindigkeit von selbst herunterbremst. Zur Bewahrung des Denkmalschutzes wurde aber darauf bestanden, dass ein Bremser mitfahren muss. Im Falle eines ungewollten Ausfalles von diesem während der Fahrt mussten aber zur Bewahrung der Sicherheitsstandards dann Magnetbremsen eingebaut werden. Bevor aber jemand Angst bekommt: Diese trüben keineswegs das Fahrterlebnis. Merklich gespürt habe ich sie nur auf der Bremsstrecke nach der letzten Abfahrt vor der 180° Kurve zurück in die Station. Da das neue Kontrollsystem die Geschwindigkeit der Züge messen und die Magnetbremsen hydraulisch ein- und ausgefahren werden können, greifen sie nur dann ein, wenn der Zug deutlich zu schnell ist. Das hätte der Bremser früher aber auch getan, weswegen mir im Vergleich zu alten Onride-Videos auch kein Unterschied im Fahrverhalten auffällt. Nach einem Gespräch mit einem der Bremser wurde uns auch gesagt, dass sie nur auf dem Weg in die Station und vor den Lifteinfahrten die Bremse bedienen. Ansonsten fährt der Zug quasi ungebremst über die Strecke.
Zurück zur Fahrt: Mit einer hochgelegenen Wende und Blick auf das Wasser geht es zurück in Richtung der Station.
Mit ordentlicher Geschwindigkeit saust der Zug durch ein Tal, über einen „
Airtime“-Hügel und erneut durch ein Tal direkt an der Station vorbei. Eine erneute Wende läutet dann den Weg zum Highlight der Bahn ein.
Wieder per Kabellift nach oben. Dieses Mal jedoch in zwölf Meter Höhe.
Und die paar Meter mehr machen einen großen Unterschied.
Denn die Strecke verläuft parallel zum ersten Double-Down, nur eben mit höherer Geschwindigkeit. Während der erste „Down“ noch relativ flach verläuft, ist der zweite schon etwas steiler.
Hinten im Zug gibt es daher bei diesem Übergang einen sehr tollen und etwas länger anhaltenden
Airtime-Hüpfer in den Sicherheitsgurt. Vom Sicherheitsbügel ist wenig zu merken, der ist dafür zu weit weg eingerastet und geht während der Fahrt auch nicht so leicht weiter zu wie bei den Millennium Flyern. Das war eine große Überraschung, weil ich bedingt durch den ersten Teil der Fahrt eine durchgängig sehr familiengerechte Bahn erwartet hatte.
Wieder geht es in die Wende und parallel zur ersten Runde an der Station vorbei.
Dieses Mal aber mit dem Unterschied, dass die Abfahrt vom Hügel erneut mit einem Double Down versehen ist. Dieser ist zwar nicht ganz so „krass“ wie der große nach dem zweiten Lift, jedoch gibt es auch hier einen kurzen stärkeren Airtimemoment.
Anschließend geht es erneut in eine 180° Wende, worauf eine kleine Abfahrt in die Schlussbremse folgt, wo, wie schon erwähnt, zum ersten Mal die Magnetbremsen spürbar sind. Rechts ist durch ein Fenster ein Blick in den Workshop und auf den zweiten Zug möglich, der aufgebockt war, an dem jedoch gearbeitet wird. Laut dem Bremser haben sie jedoch Probleme, dass gerne auch mal ein Zug liegen bleibt und deswegen nur ein Zug fährt. Aktuell ist das aber auch mehr als ausreichend. Mit einer flotten S-Kurve und der letzten 180° Wende ist dann wieder die Station erreicht.
Sofern jemand nicht mit den Erwartungen an oberschenkelbrechender
Airtime an die Bahn herantritt, sondern sie als das nimmt, was sie ist, nämlich eine frisch renovierte sehr alte und überaus familienfreundliche Dame, bereitet sie sehr viel Spaß. V.a. wenn der gewaltige Aufwand des Parks mit eingerechnet wird. Wir sind sie knapp ein halbes Dutzend Mal gefahren und es machte auch aufgrund des lustigen Hüpfers im zweiten Double-Down immer noch Spaß. Die Strecke ist fast komplett mit Lichterketten versehen, daher sollte sie bei Nacht ein wohl noch schöneres Bild abgeben. Bei einer unserer Fahrten ist dann auf dem zweiten Lift vermutlich das Kabel aus seiner Führungsschiene gehüpft, weswegen wir eine kurze Aussichtspause auf dem Lift einlegen durften.
Daher unser Gruppenbild aus dem Dreamland an Bord der zweitältesten Achterbahn in Europa.
Danach war die Bahn für längere Zeit down, was mir mal wieder zeigte, dass meine Methode direkt die Highlights anzusteuern, nicht die schlechteste ist. So konnten wir beruhigt den Rest vom Park begutachten und später glücklicherweise nochmal die ein oder andere Fahrt genießen.
Nach extrem schnell vergangenen 3 Stunden hieß es dann: Husch Husch zu unserem zweiten Ziel des Tages. Ich musste mich richtig sputen, dass ich den beiden hinterhergekommen bin.
Ich wünsche dem Park viel Erfolg für seine Zukunft und hoffe, dass das Konzept eines Freizeitparks mit modernen sowie traditionellen Fahrgeschäften aufgeht. Ich habe mich dort zumindest sehr wohl gefühlt und hätte auch ohne Probleme noch ein paar Stündchen länger dort verbringen können. Und wieder einmal habe ich mich beim Gehen gefragt, warum auch dieser Park kein Merchandising anbietet …
Damit bin ich auch am Ende von diesem Bericht angelangt und hoffe, dass ich dem ein oder anderen das altehrwürdige Dreamland Margate näher bringen konnte. Da meine Prüfungen an der Uni vorbei sind und meine Tätigkeit als Fahrdienstleiter im HoPa mit dessen Saisonschluss auch zu Ende ging, werden nun die Berichte wieder, wie von mir gewohnt, etwas schneller hintereinander erscheinen.
Schon seit ich ein Kind bin, wollte ich immer unbedingt einmal als Operator in einem Freizeitpark arbeiten. Zunächst als Lokführer auf einem der Züge im EP, dann auch an einem Fahrgeschäft. Vor zwei Jahren habe ich mich dann dazu entschieden, die letzten Semester mit diesem Traum zu verbinden. Schlussendlich durfte ich dann an eines meiner Lieblingsfahrgeschäfte und dort fleißig die Knöpfchen drücken. Wie in RCT als Kind war ich dann auch darum versucht, die Wartezeit so gering wie möglich zu halten, was dem ein oder anderen Besucher schon beim Zusehen Spaß bereitete. Mein Ziel war es immer die schnellste ordnungsgemäße Abfertigung zu bieten, was ich nach einigen Kommentaren in der Welt des Internets auch geschafft habe. Aber auch so werden mir die vielen freundlichen Gesichter fehlen, seien es FKFler, Coasterfriends, epfans, onrider oder auch ganz normale Parkgäste, die ich häufig erst zu einer Fahrt überreden musste. Ich sage Danke an alle, die mich mal besucht und mir etwas Arbeit zum Abfertigen gegeben haben!
Ich habe mich über alle mir bekannte und unbekannte Menschen gefreut, denen ich dieses wunderschöne Fahrgeschäft näher bringen konnte! Mir wird in Zukunft ganz sicher etwas fehlen ...
Cheerio und mata ne!
Nicolas