Normalerweise hätte ich einen weiteren PortAventura-Bericht hier als ziemlich unnötig gehalten, verändert sich im Park in der Regel recht wenig, auch vom Ferrari-Park gibt es genügend Impressionen und Meinungen, viel zu zeigen ist da sowieso nicht. Da ich nicht vor hatte über meinen Besuch zu berichten, hab ich leider keine Bilder dabei.
Mir fällt absolut kein Freizeitpark ein, der mich so polarisiert, wo so viel Licht auf viel Schatten fällt, wie in PortAventura. Hier steht wahrscheinlich einer der schönsten Themenparks der Welt, das Wetter ist in der Regel traumhaft und zum Meer sind es fünf Autominuten. Man stelle sich vor Eisner wäre nicht so frankophil gewesen.
Was Busch/Universal da gebaut hat und von den jetzigen Betreibern ehrlicherweise auch so weitergeführt wird ist optisch toll und in der Regel von der Hardware recht gut.
- Der Eingang und die einzelnen Themenbereiche sind wirklich super. In keinem europäischem Park kommt soviel Urlaubs-Feeling auf.
- Shambhala ist für einen B&M Hyper toll. Leider ist mir die Bahn einen tacken zu kurz und ihr fehlt das richtige Finale. Trotz dem Setting für eine Achterbahn wird es hier nach ein paar Fahrten leider recht langweilig. Daran Schuld sind aber leider auch Bahnen wie Helix, Taron und diverse RMCs, die den Standard in Europa deutlich höher setzen.
- Die Shows sind nachwievor klasse. Man muss aber gut koordinieren wenn man alles sehen will, vieles läuft nicht jeden Tag.
- Ich fand das Ferrari-Land ganz wunderbar. Das Flying Theatre war ganz in Ordnung, würde behaupten der eine Duft ist 1:1 bei Soarin' zu finden. Die S&S Türme machen Spaß und Red Force ist einfach Klasse. Bequeme Züge, der Launch ist der erste LSM-Abschuss, der mich so richtig überzeugt und die Fahreigenschaften sind außer ganz hinten wunderbar. Die Wartezeit lag bei unserem Besuch zwischen Walk-On und 5 Minuten. Ich kenne Dragster nicht, aber Kingda Ka, und auch wenn Ka deutlich intensiver und imposanter ist, empfinde ich den roten Spanier als generell die spaßigere Bahn mit dem höheren 'Rerideability-Faktor'.
- Das Halloween-Event war recht gut, alle Houses Upcharge aber dafür recht lang. Der Templo del Fuego wurde ebenfalls als Halloween-Walkthrough verwurstet. Ziemlich cool war 'La Isla Maldita', welche quasi den halben Wasserpark in Beschlag nimmt. Hier geht man ca. 25 Minuten durch und ich hab ca. 110 Scare-Actor gezählt.
- Sesame Street - Street Mission ist nen ziemlich netter Darkride, der einige coole Elemente verbindet und von der Schießtechnik angenehm und sinnig ist.
Alles schön und gut. Leider hört es da aber schon mehr oder weniger auf. Erstmal was so allgemein bekannt ist:
- Dragon Khan und Furius Baco außen sind wir in 3 Tagen jeweils zwei Mal gefahren. Mehr muss nicht.
- Stampida braucht immer noch neue Züge.
- Alle Attraktionen außer Baco mit einem Zug unterwegs. Bei Shambhala war teilweise die Queue halbvoll, hat sicher ne Stunde gedauert.
- So genau weiß ich das leider nicht, da wir uns direkt für die 75€ Express-Bänder entschieden haben. Im Nachhinein wäre der Besuch ohne absolut sinnlos gewesen.
Ich möchte nicht in die allgemeine Kerbe schlagen, dass es an der spanischen Mentalität liegt. In Frankreich hab ich auch allerlei befremdliches in Sachen Gastlichkeit erlebt und Disney kriegt es mittlerweile ja trotzdem hin. Ich würde behaupten es ist alles eine Frage des Trainings.
Die wichtigsten Punkte im Training in PortAventura scheinen folgende zu sein:
- Keine Englisch-Kenntnisse.
- Jede Regel - ob unsinnig oder nicht - befolgen.
- Seinen Stolz und Ehre immer zu verteidigen und immer Recht zu haben.
- Wenig Professionalität zu vermitteln.
Man muss dazu sagen, dass der Park einem die Option gibt für 5€ extra Shambhala, Furius Baco und Dragon Khan jeweils einmal in der Front Row zu fahren. Das mag man gerne für fragwürdig halten, aus betriebswirtschaftlicher Sicht macht das in der Hauptsaison sicher Sinn. Ich stellte mir das so vor, dass wenn jemand diesen Super-Gold-Platin-Pass hat darf dieser vorne fahren, ansonsten sind es eben andere Express'ler oder die Stand-By-Meute. In der Praxis ist es aber so, dass man - obwohl man bei einem eigentlich recht leeren Park - 75€ p.P. zahlt man ums Verrecken nicht nach vorne kommt. Wenn man theoretisch als erstes zu den Gates gelassen wird kann man sich gerne überall anstellen - außer vorne. Ansonsten wird eben mit den Normal-Wartenden aufgefüllt.
Dass hier so mancher diese Regelung sehr richtig findet, immerhin weiß ich, dass sich viele hier nie Express-Pässe kaufen würden, kann ich mir durchaus vorstellen. Wie dies von den Team-Membern kommuniziert wird finde ich allerdings einfach nur frech. Unsere Bereitschaft sich den 5€-Trottelpass zu kaufen war gen Null gesunken.
Die logische Konsequenz war für uns zur Mittagszeit mit schmalen 20 Minuten Furius Baco mitzunehmen und hier freundlichst nach der 'Primera Fila' zu fordern. Trotz bemitleidenswertem Ton wurde unser Wunsch nicht erfüllt. Ich hatte die Dame darauf hingewiesen, dass:
- Es extra eine kleine Queue-Erweiterung für die Front gibt, wir würden gerne auf den nächsten Zug warten.
- Wir verdammt nochmal extra in der Pöbel-Queue waren, obwohl wir bereits für die Express-Bändchen geblecht haben.
Da die Dispatches sowieso unter aller Sau waren, war ich mir um die kleine Diskussion nicht verlegen. Wobei man bei ihren Englisch-Kenntnissen nicht von Diskussion sprechen könnte, ihre Konsequenz war sich zu den anderen Wartenden zu wenden und sich auf Spanisch über uns lustig zu machen. Das konnte zumindest meine Portugiesisch-sprechende Frau rausfiltern. Genervt haben wir in der vorletzten Reihe Platz genommen.
Der vermeintliche Gipfel war dann allerdings bei der Street Mission. Da hier die 5€-Karte nicht galt, hatten wir ebenfalls um einen vorderen Sitzplatz geboten. Wir wurden allerdings von der guten Dame wild gestikulierend sowas von zurecht gewiesen, dass wir den klassischen Einschüchterungs-Move - aufs Namensschild starren
- an ihr vollführt haben. Dass sie sich da evt. etwas im Ton vergriffen hatte wusste sie anscheinend selbst, denn plötzlich legte sich ihren Arm über das Schildchen.
Prompt wurde ihre Kollegin an den Knöpfen angefunkt und wir Namen Platz. Doch erstmal bewegte sich absolut gar nichts. Die Dame an den Controls öffnete die Tür aus dem Häuschen und schrie in unsere Richtung irgendetwas in Spanisch. Nach mehrmaligen Hinweis wir würden Sie nicht verstehen fingen wir an zu lachen, da die gute Frau scheinbar noch nie internationale Gäste in Salou gesehen hat.
Wir wurden dann von ihrer Namensschild-Kollegin gebeten die Attraktion zu verlassen, wogegen wir uns erstmal geweigert haben. Als Kompromiss sollten wir mit der lauten Dame an den Knöpfen ein Wort halten, die sich scheinbar durch unsere Reaktion in ihrer Familienehre gekränkt fühlte.
Wir haben ihr gesagt es sei ein Missverständnis und dass wir kein Spanisch sprechen würden. Das hielt sie aber nicht davon ab uns mal richtig einzuweisen, wer hier eigentlich das sagen hat und dass wir allen Befehlen folge zu leisten haben, ohne wenn und aber! Wir durften dann sogar vorne fahren. In all den 10 Minuten wurde übrigens nicht ein Fahrzeug auf die Strecke geschickt.
Nach all dem Express-Front-Row-Diskutier-Blödsinn bei Elmo und Baco hatten wir uns bei Verlassen des Parks für den Besuch der Guest Relations entschieden. Die freundliche Dame hat uns mehr oder weniger aufmerksam zugehört, wir konnte irgendwas ausfüllen worauf wir nachträglich eine Standardantwort vom Park bekommen haben und uns wurde ein (!) Express-Zugang angeboten. Immerhin bei Huracan Condor. Da gibts normalerweise kein Express.
Am nächsten Tag, bevor wir nach Barcelona gedüst sind, haben wir nochmal Shambhala mitnehmen wollen und natürlich dann auch Huracan Condor. Wartezeit waren ca. 15 Minuten, aber hey, immerhin besser als gar nichts. Wir sind dann durch den Ausgang und haben einer Dame unser Zettelchen in die Hand gedrückt und haben Platz genommen. Bügel zu - und dann passierte erstmal nichts. Bis dann irgendwann eine zweite Team-Memberin kam und uns unseren Express-Wisch ins Gesicht gehalten hat mit dem Hinweis, der wäre nur gestern gültig gewesen. In vielen anderen Parks oder in anderen Service-orientierten Unternehmen könnte man das jetzt evt. folgendermaßen sehen:
- Die Wartezeit ist sowieso nur 15 Minuten.
- Die beiden saßen schon angeschnallt drin. Die Kiste einfach anzuwerfen dauert weniger lange als irgendwelche Diskussionen anzufangen.
- Diese Express-Zettel werden nicht aus Spaß, sondern von Guest Relations verteilt und demnach kann man sich denken, dass wir bereits irgendeinen Scheiß erlebt haben. Man könnte annehmen, dass die Dame nicht noch einen drauflegen will.
Um es vorweg zu nehmen: Die Gondel wurde mit zwei leeren Plätzen losgeschickt und es wurde erstmal sicher 10 Minuten telefoniert, um uns zu sagen dass es halt nunmal einfach nicht geht. Dann wollte sie auch gerne das Zettelchen wieder haben, worauf ich dieses als Beweismittel jeglicher Inkompetenz in Sachen Kunden-Service gerne behalten hätte. Infolgedessen schubste sie meine Frau zur Seite und stelle sich vor den Eingang, wenn wir ihr den Express-Wisch nicht geben würden müsse sie die Security rufen. Den Hinweis sich einen neuen Job ohne Menschenkontakt zu suchen konnte ich mir leider nicht verkneifen. Mea culpa. Das war unsere letzte Erinnerung aus PortAventura und wird es für die nächsten 5-10 Jahre auch sehr wahrscheinlich bleiben.
Das kuriose: Im Hotel El Paso und Ferrari Land waren alle Mitarbeiter absolut fantastisch und konnten gutes Englisch. Bei Red Force wurden Sitzplatzwünsche IMMER akzeptiert, bei den Thrill Towers durfte man sitzen bleiben oder switchen und dass unsere Erfahrungen im Resort und Schwesterpark komplett anders waren fand bei Guest Relations stets Erwähnung, nicht dass der Eindruck entsteht es würde in Salou überhaupt nicht laufen. Ansonsten kommt man sich hier - trotz Resort und Express- vor wie der letzte Trottel. Also lieber Geld sparen und nach Florida.