Da uns die Amis auch im September 2021 noch nicht ins Land lassen wollten, musste die Orlando-Tour abermals abgesagt werden. Nun liegt die Hoffnung also auf dem dritten Versuch im kommenden Jahr. Als Dirk die Absage Anfang August beschlossen hatte, begann bei vielen die Suche nach einem Ersatzprogramm. Auch ich wollte meine fast vier Wochen Urlaub nicht mit Zuhause-Rumsitzen vergeuden. Allzu weit weg wollte ich angesichts der sich wieder verschlechternden Lage aber natürlich nicht und die finanziellen Mittel waren auch begrenzt. Meine erste Idee war Frankreich, aber dort sind die Parks zu dieser Jahreszeit üblicherweise schon nur noch wochenends geöffnet. Ungünstig für eine Tour über mehr als zwei Tage. In Belgien sah es ähnlich aus, dort hätte ich mich aber mit einem reinen Wochenendausflug zu Walibi und Plopsa arrangieren können. Meine Eltern spielten derweil mit dem Gedanken, ein paar Tage am Bodensee zu verbringen - da hätte ich auch noch ein paar Counts in der Nähe zu holen gehabt. Letztlich kramte ich allerdings eine Tour aus der Schublade, die ich bereits Anfang 2015 zusammengestellt hatte.
Sowohl Belantis als auch Plohn hatten damals eine neue Achterbahn im Bau. Optimale Voraussetzungen also für den längst überfälligen Erstbesuch. Damit sich die weite Anreise auch lohnt, hatte ich auf der Coaster-Count-Karte spaßeshalber einfach mal alle roten Punkte auf dem Weg mit aufgenommen und versucht, sie zu einer dreitägigen Tour zu arrangieren. Das war aufgrund der Öffnungszeiten der verschiedenen Ziele nicht ganz einfach und ich denke, dass der Plan am Ende des Tages nicht aufgegangen wäre. Von daher war es vielleicht gar nicht so schlimm, dass aus der Tour damals nichts wurde. Sechs Jahre später war die Zeit nun aber gekommen. Freilich war eine 1:1-Übernahme der alten Planung nicht möglich. Abgesehen von angepassten Öffnungszeiten waren in der Zwischenzeit weitere rote Punkte hinzugekommen, einer war dafür als SBNO entfallen. Damit war die Tour allerdings auch auf fünf Tage angewachsen, weshalb ich die Suche nach einem Mitstreiter als eher aussichtslos erachtete. Zu meiner Überraschung meldete mko1994 recht schnell Interesse an, sodass wenige Tage später bereits Nägel mit Köpfen gemacht und Hotels, sowie Tickets gebucht wurden. Es ging also nach Ostlando statt nach Orlando. Entgegen jeder Vernunft ließ ich mich auch von einer Erkältung, die mich zwei Tage vor Beginn der Tour niederstreckte, nicht aufhalten. Glücklicherweise legte sich diese ebenso schnell, wie sie gekommen war.
Als ich mich am Morgen des 01. Oktobers 2021 auf den Weg machte, war ich wieder voll auf dem Damm. In aller Herrgotts Frühe packte ich Koffer und Reisetasche ins Auto und fuhr gen Osten. Ich lag sehr gut in der Zeit, sodass ich kurz vor Koblenz über eine kurze Rast nachdachte. Dabei fiel mir dann schlagartig ein, dass mein Rucksack mit Verpflegung, Masken und auch der Kamera noch zuhause in der Küche stand. Den hatte ich beim Einladen völlig vergessen. Zum Umkehren war ich leider schon zu weit, das hätte mich ganze zwei Stunden gekostet, in denen mko1994 am Bahnhof Montabaur in der Kälte hätte warten müssen. Ich dachte noch kurz darüber nach, meine Mutter anzurufen, damit wir uns auf halbem Weg irgendwo treffen könnten, aber letztlich blieb mir nichts anderes übrig, als die Reise ohne Rucksack fortzusetzen und mich fünf Tage lang über meine Vergesslichkeit zu ärgern. Da eben auch die Kamera im Rucksack verstaut war, werdet ihr bei den Ostlando-Berichten leider mit schlechten Handy-Bildern Vorlieb nehmen müssen.
Für den ersten Tag standen mehrere Rodelbahnen und ein kleiner Tierpark auf dem Programm.
Wie schon angedeutet, sammelte ich zunächst mko1994 in Montabaur auf.
Von dort ging es weitere Zweidreiviertelstunden gen Osten zur ersten Rodelbahn.
Dabei kamen wir unter anderem an Eisenach vorbei. Eigentlich wäre dort ein kurzer Abstecher zur Wartburg Pflicht gewesen, aber einen vollwertigen Sightseeing-Stopp ließ der Zeitplan leider nicht zu. Ich wäre zwar gerne trotzdem kurz abgefahren, um dieses geschichtsträchtige Bauwerk wenigstens aus der Ferne zu fotografieren, aber ohne Kamera war das recht sinnlos. Immerhin thront die Burg so hoch über der Stadt, dass ich von der Bundestraße aus ein paar flüchtige Blicke erhaschen konnte.
Pünktlich um kurz vor 10:00 Uhr rollten wir auf den leeren Schotterparkplatz im thüringischen Ruhla.
Im Jahre 1999 eröffnete hier in der Nähe von Europas längstem Höhenwanderweg, dem Rennsteig, ein 18.000 m² großer Miniaturenpark, in dem die Besucher derzeit 79 Modelle im Maßstab 1:25 von bekannten Bauwerken und Sehenswürdigkeiten Thüringens bewundern können. Den regionalen Bezug greift man mit einem kleinen Wortspiel im Namen des Parks auf: mini-a-thür. Doch deswegen waren wir nicht hier.
Uns interessierte vielmehr die 2009 gleich daneben eröffnete Erlebnisrodelbahn. Meine erst zweite aus dem Hause Brandauer.
Das Wetter war im Vorfeld meine größte Sorge. Zumindest an diesem Tag völlig zu unrecht, bei unserer Ankunft in Ruhla freuten wir uns über strahlenden Sonnenschein.
Allerdings war zunächst keine Menschenseele zu sehen, auf dem Parkplatz stand nur noch ein einziges anderes Auto. Während wir uns noch umschauten, tauchte dann aber doch ein Mitarbeiter auf und begann offensichtlich mit der Inbetriebnahme der Rodelbahn. In aller Seelenruhe schickte er einen leeren Bob auf die Reise und ich suchte mir eine gute Position, um ihn bei der Abfahrt fotografieren zu können. Aber entweder hatte ich ihn schon verpasst, oder er kam einfach nicht runter. Einige Minuten später fuhr der Mitarbeiter mit einem weiteren Bob selbst hinauf.
Und tatsächlich, den leeren Bob ließ er nun vor sich herfahren. Das ganze Prozedere dauerte fast 20 Minuten, in denen noch eine weitere Familie eingetroffen war.
Das Hinweisschild, dass die Fahrchips an der Kasse des Miniaturenparks zu erwerben sind, hätte man aber gerne schon früher aufstellen können.
Nachdem wir also unsere Chips zu je 4€ erworben hatten, nahmen wir endlich in den Bobs Platz.
Gemäß den Fahrchips handelt es sich übrigens um die Alexanderturm-Bahn, benannt nach dem Carl-Alexander-Aussichtsturm weiter oben auf dem Berg. Dieser Name taucht allerdings nirgendwo sonst auf, selbst auf der Homepage spricht man immer nur von der Erlebnisrodelbahn. Mit insgesamt rund 950 Metern ist die Strecke nicht allzu lang, man will aber die steilste Sommerrodelbahn Deutschlands sein. Das angegebene "Gefälle" von 35% ist allerdings die maximale Steigung des Lifts. Die Steilstrecke der Abfahrt weist dagegen nur 22% auf. Aber nach einer langsamen Kurve oben ist der Rest der Strecke insgesamt tatsächlich ziemlich flott, auch wenn mir so ein richtiges Highlight im Layout fehlt. Gepaart mit der etwas ruckeligen Fahrweise der Brandauer-Anlagen ist man nach der Fahrt aber auf jeden Fall wach. Wobei die Schlitten hier irgendwie leicht anders zu sein scheinen, ich habe jedenfalls deutlich sicherer darin gesessen als bei der zweiten, noch folgenden Anlage der Tour.
Trotz etwas verspäteter Öffnung verließen wir Ruhla genau im Plan. Und zum nächsten Ziel sollte es nur ein Katzensprung sein...
Fazit: Mal abgesehen vom vergessenen Rucksack hätte die Tour kaum besser starten können. Perfektes Wetter, null Andrang (alles andere hätte mich aber auch gewundert) und eine flotte Fahrt zum Auftakt. Einziger Nachteil an der steilsten Sommerrodelbahn Deutschlands: Die Fahrt ist viel zu schnell vorbei.