Nach dem nördlichsten Ziel der Tour ging es nun wieder deutlich nach unten - also nach Süden. Vor dem Hotel in Leipzig steuerten wir aber noch Weißenfels an.
Erneut mitten durch Halle, was wieder ein wenig Zeit kostete, aber insgesamt kamen wir doch ganz gut durch. Die 67 Kilometer brachten wir in etwa eineinviertel Stunden hinter uns. Falls ihr auch mal nach Weißenfels wollt, ignoriert das Navi, wenn es euch durch den Ort führen will. Die Zufahrt zur Allwetterrodelbahn erfolgt direkt von der B87. Ich hörte - wie ich in anderen Berichten lesen konnte, nicht als einziger - leider auf mein Navi, das mich durch Weißenfels und vorbei an der Gartenanlage Güldene Hufe führte, wo ich gemäß Beschilderung eigentlich nichts verloren hatte. Der extrem holprige Feldweg führt zwar auch zur Rodelbahn, ist aber unmittelbar vor der Zufahrt mit einer Absperrung versehen. Eigentlich, damit keiner von dort aus in die Gartenanlage reinfährt, so kamen wir aber eben auch nicht raus. Da wir keine Zeit mehr zum Zurückfahren hatten, dort ja eh sonst niemand fahren konnte und wir nicht allzu lange brauchen sollten, parkte ich halt einfach vor der Absperrung am Wegesrand und wir gingen die verbliebenen paar Meter zu Fuß. Der Grund für diese Fehlleitung ist übrigens recht simpel: In meinem Navi ist besagte Sperre offenbar falsch hinterlegt, nämlich zwischen Bundesstraße und Rodelbahn, statt ein paar Meter weiter zwischen Rodelbahn und Gartenanlage.
Die Allwetterrodelbahn trägt den Zusatz "Schöne Aussicht" und wirbt mit ihrer Lage "Hoch über den Hängen des Saaletals".
Mir sind bei der Anfahrt aber weder Hänge, noch ein Saaletal aufgefallen. Und für die Aussicht müsste man wohl erstmal noch einen Aussichtsturm auf die Wiese stellen. Ja, zur Güldenen Hufe hin fällt das Gelände tatsächlich etwas ab, das würde ich aber noch lange nicht als Hang bezeichnen. Auf den ersten Blick also nicht unbedingt der geeignetste Standort für einen Alpine Coaster.
Neben der Rodelbahn können diverse (Grill-)Hütten für Veranstaltungen und Events gemietet, mit Rasentraktoren gefahren, oder Minigolf gespielt werden.
All das Interessierte uns aber maximal am Rande, wir hofften einzig und allein, dass die Allwetterrodelbahn sich auch an die publizierten Öffnungszeiten halten und noch geöffnet sein würde. Aber das Wetter war gut genug und um 17:40 Uhr waren noch genügend Besucher auf dem Gelände unterwegs. Zwar primär beim Minigolf, aber auch die 2001 erbaute Rodelbahn wurde gelegentlich noch genutzt. Der Fahrpreis von nur 2,50€ deutet allerdings bereits an, dass auch hier nicht mit einer besonders langen Strecke gerechnet werden kann. Nach Zahlung dieses Betrags konnten wir auch sogleich einsteigen und losfahren.
Die Station befindet sich hier oben am "Berg" , dennoch geht es zunächst per Lift noch ein paar Meter über das Bodenniveau hinaus.
Humor haben sie in Weißenfels jedenfalls.
Übrigens, der kleine Knick hinter dem Tarnnetz zwei Bilder zuvor zählt offenbar schon als Jump. Nutzt auf der sonst eher flachen Wiese halt nix.
In Slalom-Manier rollt man langsam schneller werdend an der Station vorbei gen Wald.
Dort kreuzt die Strecke den Lift und ein zweiter Jump bringt endlich etwas Tempo.
Der Rest der rund 560 Meter langen Bergabstrecke ist dann nicht mehr einsehbar, wartet aber wenigstens noch mit drei richtigen Kurven zum Finale auf. Bei fast 100 Metern mehr Länge überwindet die Bahn etwa genauso viele Höhenmeter wie die Anlage in Petersberg. Logisch, dass es sich hier nicht gerade um eine Hochgeschwindigkeitsanlage handelt. Trotzdem gefällt mir das Layout mit dem Slalom-Beginn irgendwie. Vielleicht hätte man zu Beginn etwas steiler zum Boden zurückkommen können, damit man mit etwas mehr Tempo startet, aber angesichts der Geländeeigenschaften war hier sonst schlichtweg nicht mehr drin. Den Standortnachteil versucht man aber mit viel Liebe zum Detail auszugleichen. Den im Geländer steckenden Schlitten am Liftende habe ich ja schon gezeigt, kurz vor Ende hängt ein weiterer in einem Baum auf der Außenseite der Kurve. Dazu kommen zwei Tarnnetz-Tunnel und ein Wellblech-Schuppen, den man während der Auffahrt durchfährt. Letzterer ist mit Musikboxen und zumindest auf älteren Onrides auch mit 2-3 bunten LED-Strahlern versehen. Rund um Halloween sollen sich da angeblich auch mal Live-Erschrecker drin verstecken.
Bei uns war es aber schlichtweg ein schwarzer Schuppen ohne jegliche Extras.
Ich wage zu behaupten, dass Weißenfels den flachsten mir bekannten Alpine-Lift besitzt...
Kurz vor dem Ausstieg fährt man noch am Minigolfplatz vorbei.
Genau wie die Rodelbahn Petersberg verfügt auch die Allwetterrodelbahn Weißenfels über eine Zeitmessung. Leider ist der Zeitenmonitor hier nicht so prominent platziert, sondern versteckt sich wohl im Stationsgebäude, gegenüber der Ausstiegsseite. Entsprechend habe ich ihn komplett übersehen und war mir bis eben nicht bewusst, dass die Anlage über dieses Feature verfügt.
Schade, da hatte ich mich wohl zu sehr von der liebevollen Gestaltung rund um die Anlage ablenken lassen.
Damit hatten wir alle fünf geplanten Counts des ersten Tages geschafft, die Planung passte nahezu perfekt. Auf dem Weg zurück in den Ort über die Holperpiste machte man uns mit Lichthupe und dem ein oder anderen bösen Blick nochmals klar, dass wir hier eigentlich nicht sein sollten - als ob wir das nicht selbst gemerkt hätten. Bevor es wieder auf die Autobahn ging, stoppten wir noch beim McDonald's am Ortsrand. Nach dem langen Tag wurde es höchste Zeit, endlich die leeren Mägen zu füllen. Schließlich passierten wir die nahegelegene Grenze zu Sachsen und nach einer guten halben Stunde erreichten wir auch schon die Landeshauptstadt Leipzig, wo wir die erste Nacht verbringen sollten.
Genächtigt haben wir im Best Western Hotel Windorf am Stadtrand, da es dort ein unschlagbares Kombi-Angebot für den zweiten Tag der Tour gab...
In Leipzig selbst fand zu dieser Zeit auch noch die Herbst-Kleinmesse statt, die ich als Option ebenfalls auf dem Zettel hatte - auch wenn ich die dort gastierende Kinderachterbahn Mexico City schon hatte. Leider war der Festplatz von der Straßenbahnhaltestelle in der Nähe des Hotels nur mit Umsteigen oder längerem Fußweg zu erreichen, sodass wir mit dem Auto in die Stadt fahren und einen Parkplatz hätten suchen müssen. Außerdem war ich nach bereits fast 800km am ersten Tag auch ziemlich erschöpft, weshalb wir es schließlich Gutsein ließen und uns lieber auf den folgenden Tag einstellten.
Fazit: In älteren Berichten wird gerne mal vom schlechtesten Alpine Coaster überhaupt gesprochen (teils zusammen mit dem Ding am Plan Incliné in Frankreich, das aber noch deutlich kürzer ist). Dem kann ich mich ehrlicherweise nicht ganz anschließen. Natürlich ist die Allwetterrodelbahn Weißenfels weit entfernt von einer Top-Anlage, aber aus dem eigentlich völlig ungeeigneten Gelände hat man immerhin so ziemlich das bestmögliche herausgeholt. Die etwas humoristische Gestaltung macht die Anlage auch sympathisch und mit Live-Erschreckern hätte auch der Schuppen im Lift einen Sinn. Schade, dass ich die Zeitmessung übersehen habe, das hätte weitere Pluspunkte geben können.