Von Oberwiesenthal ging es wie gesagt nahezu unmittelbar über die Grenze nach Tschechien. Knapp anderthalb Stunden sollten wir bis zum nächsten Ziel brauchen.
Das lag auch daran, dass ich ein vermutliches Sackgassen-Schild an einer Abzweigung zu spät und nur aus dem Augenwinkel sah. Aber die Straße war ja frei und an den nächsten Einmündungen gab es auch keine Hinweise mehr darauf, dass sich dies noch ändern könnte. Bis dann irgendwo mitten in der Landschaft eine Absperrung auf der Straße stand. Von einer abzusichernden Baustelle war derweil aber noch nichts zu sehen. Also warum stellt man das Ding dann ausgerechnet da hin und nicht an die letzte Abfahrt vorher? Naja, wir fuhren zwar erstmal vorbei, drehten bei nächster Gelegenheit aber trotzdem sicherheitshalber mal um und suchten eine alternative Route. Über einen für uns besseren Waldweg ging es einmal quer durch die Walachei, bis wir endlich wieder auf eine richtige Straße trafen.
Trotzdem kamen wir noch halbwegs planmäßig im Örtchen Klíny an. Leben tun dort nur rund 160 Einwohner, da bleibt reichlich Platz für Touristen.
Und die strömten am Tag der Deutschen Einheit reichlich ins zugehörige Sport areál. Die Parkplätze rechts der Straße waren bereits restlos belegt und auch der größere Platz linkerhand war schon weitestgehend gefüllt. Dreht man sich auf obigem Bild um, folgt aber noch ein recht langer Schotterstreifen neben der Straße, dort war noch reichlich Platz. Insgesamt will man schließlich 500 PKW unterbringen können. Die Parkgebühren in Höhe von 4€ wurden von einem Mitarbeiter auf dem Platz direkt am Auto kassiert. Ja, ihr habt richtig gelesen. So nah an der Grenze ist man natürlich auf deutsche Touris eingestellt und nimmt neben der Landeswährung auch Euro - zur Not ist selbstverständlich auch Kartenzahlung möglich.
Sporthalle, Sportplatz, Kletterwand, Seilgarten und Bikepark sorgen auch abseits des Ski-Betriebs für eine gute Auslastung des Sessellifts.
Seit Anfang 2021 gibt es zudem eine zweiteilige Zipline, wobei der längere erste Abschnitt mit 1.400 Metern die fünftlängste Zipline Europas darstellen soll.
Hatte ich vor Ort tatsächlich unterschätzt. Hinten auf dem anderen Berg sieht man einen helleren Fleck, das ist die Landeplattform.
Dazwischen liegt ein Tal, welches man in bis zu 150 Metern Höhe überwindet. Hinten angekommen wechselt man das Seil und fährt rund 800 Meter zurück zur Talstation der Seilbahn. Als Besonderheit sind die Schlitten mit einem Elektromotor ausgestattet, welcher übernimmt, sobald der Schwerkraft die Puste ausgegangen ist. Als Höchstgeschwindigkeit werden hier übrigens 75 km/h angegeben - also im Schwerkraftteil, das motorisierte Stück bis zu den Landeplattformen zieht sich den Videos nach zu urteilen etwas.
Wir waren aber natürlich wegen der Brandauer-Rodelbahn hier, welche 2018 eröffnet wurde.
Damit waren wir jedoch alles andere als alleine. Mit einer solchen Warteschlange hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
Wartezeit: Über 50 Minuten. Nun rächte sich der gemütliche Start in den Tag und der entspannte Tagesplan war dahin.
Wären wir mal besser mit dem Fahrrad gekommen, der ein oder andere schoss sicherlich mehrfach an uns vorbei.
Die verschiedenen Bike-Routen kreuzen teils sogar die Rodelbahn und führen mitunter ohne jegliche Abtrennung direkt neben dem Laufrohr entlang.
Immerhin musste man keine Angst vor Schleichern haben. Erst wenn der vorherige Bob fast dort unten im Wald verschwunden war, schaltete die Ampel wieder auf Grün...
Die Bobs sind auch definitiv andere als in Ruhla, dort hatte man einen deutlich besseren Halt im Sitz.
Hier sorgte schon der relativ zahme Slalom-Teil zu Beginn für ein leicht unsicheres Herumrutschen im Schlitten.
Bei dem kleinen Knick nach dem Jump von der Brücke hab ich mich schon aus dem Bob fliegen sehen, aber ich konnte mich doch noch halbwegs im Sattel halten. Auf der etwas langweiligen Geraden im Anschluss verpufft das soeben aufgebaute Tempo leider recht schnell wieder, aber im Wald wird es dann wieder besser. Nach ein paar eher normalen Kurven mit Mini-Jump dazwischen wird die Strecke plötzlich merklich steiler und biegt mit ordentlich Schmackes nach Links ab. Da hat es mich abermals leicht aus dem Sitz gerissen.
Leider verlässt man daraufhin den Wald auch schon wieder und hat das Ende der 814 Meter langen Strecke in Sicht.
Unten werden die Nutzer der verschiedenen Abfahrts-Attraktionen dann ohne Umwege aber getrennt voneinander zum Sessellift geführt. Da die Biker einfach so nach unten stürmen können, müssen sie für die Bergfahrt mit dem Sessellift natürlich ein Ticket vorweisen. Wer von der Zipline oder der Rodelbahn kommt, der kann so durchs Drehkreuz gehen, dort ist die Bergfahrt bereits im Preis mit drin. Für die Rodelbahn sind das übrigens 120 CZK, was knapp 5€ entspricht.
Für diesen Count wurden übrigens keine Fördergelder verpulvert. Sonst wäre vermutlich auch nicht genug fürs Energylandia übrig geblieben.
Eine ganze Stunde später als geplant eilten wir nun zurück zum Auto und weiter zum nächsten Tagesziel, welches sich wieder in Deutschland befinden sollte...
Fazit: Wer hätte gedacht, dass wir die mit Abstand längste Wartezeit der Ostlando-Tour in Tschechien haben würden? In Klíny hat man jedenfalls alles richtig gemacht, wenn man sich den Touristen-Ansturm so ansieht. Egal ob Zipline, Bikepark oder Sommerrodelbahn, alle Attraktionen waren recht gut ausgelastet. Bei letzterer hätte man allerdings gerne die Taktung etwas erhöhen können, um die Wartezeit zu reduzieren. Selbst bei halbem Abstand hätte es schon einen extremen Schleicher gebraucht, um den noch einzuholen. Aber so langsam war eh nahezu keiner unterwegs. Die Bahn an sich hat mir recht gut gefallen. Ein eher zahmer Einstieg, kleiner Appetithappen in der Mitte und dann ein zackiges Finale. Dank der lockereren Sitzposition kamen mir die Steilkurven sogar intensiver vor als in Ruhla, es gibt nur leider nicht so viele davon. Die lange Gerade in der Mitte zieht sich dafür leider etwas. Aber ich würde in jedem Fall nochmal hier Halt machen, wenn ich in der Nähe sein sollte. Und meinen Bruder nehm ich dann auch mit, der hätte im Bikepark definitiv seinen Spaß.