„Um 20.45 Uhr habe ich das Kassenhäuschen geschlossen“, sagt Hoefnagels. Bis dahin habe er bereits so viele Karten veräußert, das alle weiteren Fahrten bis 21.30 Uhr ausverkauft waren. „Ich habe da immer einen genauen Überblick.“ Doch die Besucher waren mit der Schließung nach Schilderung des niederländischen Schaustellers nicht einverstanden. Um sein Kassenhäuschen habe sich eine dichte Menschentraube gebildet. „Die haben gegen die Wände und Scheiben geschlagen“, berichtet er . „Über eine Dreiviertelstunde habe ich in dem Häuschen festgesessen. Ich habe mich mit der Kasse nicht in die Menschenmenge getraut.“ Die Stimmung beschreibt er als „aggressiv“. Was Hoefnagels sehr schade findet: „In den vergangenen zehn Jahren habe ich nicht so ein freundliches Publikum erlebt wie in Köln“, berichtet er von den Tagen vor dem Mittwoch.
Die Polizei berichtet von einer „aggressiven Grundstimmung“ am Mittwochabend auf der Kirmes, wie ein Sprecher sagte. Bis gegen 20.30 Uhr habe es zehn Körperverletzungen auf dem Gelände gegeben. „Es sind in der Regel Schlägereien gewesen“, ergänzte der Sprecher. Seit Beginn der Kirmes habe es nach Auseinandersetzungen oder Diebstählen zwanzig Strafanzeigen gegeben.
Wie ist die Stimmung? „Ganz gut. Wir haben uns auf die Kirmes gefreut. Bedenken wegen der Sicherheit hatten wir keine. Uns ging es eher darum, ob es zu voll ist. Dann wären wir umgekehrt. Wir ärgern uns eher über den Ausfall des Familientags. Die Ausschreitungen betreffen Familien wie uns ja nicht, da wir nicht abends da sind. Dass das heutzutage solche Ausmaße, nicht nur auf der Kirmes, genommen hat, kann ich mir nur so erklären, dass die Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen zugenommen hat. Zu unserer Zeit hat man keine Messer bei sich gehabt.“
Die Argumentation, dass Familien mit kleinen Kindern einen schönen Besuch haben sollen:
Was hat das mit Öffnungszeiten nach 20 Uhr zu tun? Ob Ferienzeit ja oder nein: Gehören da Kinder unter 10 nicht ins Bett?
Ist der Kirmes-Platz zum Freiluft-Disco-Ersatz mit Potential zum Alkoholrausch geworden?
Trotz der Bemühungen der Veranstalter bereite das Volksfest erhebliche Schäden und Folgeschäden. "Der Boden wird stark verdichtet, die Veranstaltung findet zur Brut- und Aufzuchtzeit vieler Vögel und Fledermäuse statt und andere Flächen werden zusätzlich übernutzt", wie es in einer Antwort des Bezirksstadtrats auf eine schriftliche Frage der Neuköllner CDU-Fraktion heißt. Die vielen Besucher würden eine zusätzliche Belastung bedeuten. Durch Lärm und das vermehrte Parkaufkommen gebe es ohnehin viele Beschwerden von Anwohnern.
Kirmesveranstaltungen und -veranstalter müssen sich mit neuen Strömungen in der Nach-Corona-Zeit und neuen Bewußtseinswelten der Bevölkerung auseinandersetzen.
Haben wir Menschen das Zusammenleben und -feiern durch die Pandemie verlernt?
Kirmesplätze werden Schaufenster unserer Multikulturgesellschaft.
Kirmesveranstaltungen stehen in neuerer größerer Konkurrenz mit anderen Freizeitmöglichkeiten als vor Jahrzehnten.
Welche Probleme sind durch die Kirmesatmosphäre mitbegründet? Alkoholkonsum, Emissionen durch Wegwerfgesellschaft (Flaschen, Glas, Plastik) und Beschallung (Musikanlagen) und Geräusche durch Menschen
Rückbau von Traditionsplätzen, Urbanisierung in Richtung alter Festplätze
Anforderungen an Festplätze (Parkmöglichkeiten, Erreichbarkeit, Umzäunung, Stromversorgung)
Zugangskontrollen
Preissteigerung durch Inflation
Energiekrise
Köln-Deutz: Kölner Anwohner fordern weitere Reduktion von 26 auf 18 Spieltage im Jahr
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Wobei man bei Köln sagen muss, dass dieser Streit schon lange vor der Pandemie begonnen hat und bisher nicht entscheidend entschärft werden konnte.
Ein Teil dieses Streits ist schon vor vielen Jahren entstanden, unter anderem auch, weil der ein oder andere Betreiber massiv gegen die guten Sitte der angemessenen Lautstärke verstoßen hat.
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