Aus Thüringen ging es geradewegs gen Süden. Unsere nächsten Ziele lagen in Bayern, angefangen im etwas mehr als 1 Stunde entfernten Bischofsgrün.
Genauer gesagt am nördlichen Fuße des mit 1.024 Metern zweithöchsten Bergs des Fichtelgebirges, dem Ochsenkopf.
Die Seilbahn sollten wir an diesem Tag jedoch nicht benötigen - weder zum Gipfel, noch zur Mittelstation.
Denn der 2015 eröffnete Alpine Coaster hat seinen eigenen Lift.
Und an eine Fahrt mit der klassischen Sommerrodelbahn war wetterbedingt nicht zu denken.
Ganz davon abgesehen, dass die 1979 eröffnete Wannenbahn aus gleichem Hause auch bei besserem Wetter nicht fahrbereit gewesen wäre. Man beachte hierzu den Zaun quer über das Ende der Bahn. Aber auch weiter oben gab es einige Hindernisse, so war die Wanne an mehreren Stellen mit quasi wellenförmig aufeinanderfolgenden Schotterhäufchen gefüllt. Da konnte ich mir jetzt so gar keinen Reim drauf bilden. Die einzig halbwegs sinnvolle Idee wäre wohl, dass dort bei Regen das Wasser gebremst werden soll, damit unten kein reißender Sturzbach ankommt. Oder will man einfach nur verhindern, dass Leute wie Martin mit ihrem eigenen Schlitten da runterrodeln?
Und vor allem: Warum ist die Bahn aktuell stillgelegt? Ich dachte ja zuerst, man hätte sie quasi mit dem Alpine Coaster ersetzt, nach dem Bau also einfach nicht wieder geöffnet. Aber es gibt zumindest noch Videos aus 2018, da waren also beide Anlagen parallel in Betrieb. Und wie ich eben lese, war der letzte Betriebstag (der Saison) laut Facebook Anfang September 2019.
Premiere für mich: Alpine Coaster im Regen kenne ich, hier durfte ich aber erstmals Bekanntschafft mit den Wetterschutzhauben machen.
Wirklich gebraucht hätten wir sie aber nicht, denn wir hatten einigermaßen Glück mit dem Wetter. Es regnete immer nur während der Autofahrten, bei den Zwischenstopps blieben wir an diesem Tag tatsächlich verschont. Aber für den doch schon recht ordentlichen Fahrpreis von 5€ kann man ja ruhig mal auf Nummer sicher gehen. Die Fahrt am Ochsenkopf beginnt mit einer Wende aus der Station heraus auf den zunächst recht flachen Lift. Der steigt erst immer stärker an, flacht dann aber nach der Überquerung eines Weges recht schnell wieder ab. Nach einigen Metern rollt der Schliten dann sogar wieder frei, um mit zwei kleinen Knicken mehr oder weniger dem Uferverlauf eines Speichersees für die Beschneiung der der dahinterliegenden Skisprungschanze zu folgen. Den Rest der 700 Meter langen Bergauffahrt kann man dank entsprechender Steigung auch tatsächlich als solche bezeichnen. Rund 140 Meter oberhalb der Station beginnt dann die über 1 Kilometer lange Abfahrt mit einer Linksskurve.
Die klassischen Serpentinen sucht man bei diesem Alpine Coaster vergeblich. Lediglich die erste Kurve nach dem eher flachen Auftakt-S-Geschwenke und die eine Passage, welche etwas oberhalb des Speichersees auf der anderen Seite des Lifts verläuft, könnte man als solche bezeichnen. Ansonsten gibt es kaum Kurven, welche die Richtung um merklich mehr als 90° ändern. Stattdessen geht es eigentlich ständig mit kleineren und größeren Schlenkern Hin und Her, dazu gesellen sich immer mal wieder einige Mini-Jumps, welche die Fahrt zwischenzeitlich doch etwas wilder erscheinen lassen. Etwa auf Höhe des Speichersees wird schließliich noch ein
Kreisel durchfahren, ehe die Strecke auf den ersten Teil des Lifts trifft und parallel zu diesem die Wegesquerung absolviert. Während dieser etwas längeren Geraden hat man Zeit, etwas Luft zu holen und sich auf das Finale furioso vorzubereiten. Denn wo die klassische Sommerrodelbahn schon vom
Kreisel an nur noch mit leichtem Linksdrall gen Bahnende strebt, legt der Alpine Coaster am Ende nochmal richtig los.
Ein waschechtes Steilstück schleudert den Bob regelrecht in den abschließenden Slalom-Parcours.
Leider hält der Temporausch aufgrund der Magnetbremsen nicht sonderlich lange an, aber wenig später ist ja auch schon der Ausstieg erreicht.
An einer nahegelegenen Tankstelle wurde noch ein letztes Mal das Auto gefüttert, dann ging es weiter in Richtung Heimat zum nächsten Ziel...
Fazit: Der Vorteil bei diesem Regenwetter war, dass wir absolut kein Problem mit Bremsern auf der Strecke hatten. Nur an den durchgehenden Magnetbremsen änderte es nichts. Ohne die wäre das vermutlich ein richtig, richtig guter Alpine Coaster, denn das Layout mit den vielen kleinen Schlenkern und den zahlreichen Mini-Jumps hat sich für mich positiv von den üblichen Serpentinenfahrten abgehoben und kam mir damit insgesamt überraschend "wild" vor, verglichen mit anderen Wiegand-Anlagen. Leider wird man eben an den interessanten Stellen doch etwas zu stark abgebremst - wenn auch zugegebenermaßen recht sanft. Kurzum: Mir hat der Coaster Ochsenkopfeigentlich gut gefallen - vom Fahrpreis und den Dauerbremsen einmal abgesehen.