Es ist der 20. Januar des Jahres 2023. Auf dem Discord-Server von Coaster-Games.org findet ein spontaner Chatabend statt, zu dem sich allerdings nur eine handvoll Teammitglieder eingefunden hat. Das Schwelgen in Erinnerungen an vergangene Usertreffen führt allerdings schnell zur Erkenntnis, dass unser geliebtes Forum im vergangenen Jahr bereits seinen 20. Geburtstag feiern konnte. Gegründet wurde es nämlich am 28. August 2002 als rct2.org. Mit dem neuesten Teil der Reihe wechselte der Name 2005 zu RCT-3.org, ehe wir 2016 mit einem neuerlichen Namenswechsel die längst erfolgte Öffnung für alle Spiele zum Thema Achterbahnen und Freizeitparks zum Ausdruck bringen wollten. Ein großer Crash 2018 reduzierte Coaster-Games.org zwischenzeitlich auf die Facebook-Gruppe, doch trotz der bereits zuvor äußerst bescheidenen Aktivität konnte das Forum am 16. Juni 2019 nach einem Jahr Pause wiederbelebt werden. Und nun war es an der Zeit, das 20-jährige Bestehen mit einem lange überfälligen Usertreffen zu feiern. Nachdem wir das 10-jährige Jubiläum 2012 mit einem Doppeltreffen im Phantasialand und dem Holiday Park mit jeweils über 20 Teilnehmern gefeiert hatten, einigten wir uns diesmal auf Tripsdrill. Die Festlegung des Termins dauerte zwar etwas länger, aber auch hier konnten wir uns schließlich auf den 29. April verständigen. Zusammen mit einem
ausführlichen Rückblick auf die vergangenen 20 Jahre wurde das Usertreffen dann am 01. Februar bekanntgegeben und mit Spannung die Anmeldungen erwartet.
Schon bei unseren letzten Usertreffen in Tripsdrill 2010 und 2013 hatte ich mich um die freimütig angebotene Führung hinter die Kulissen für unsere Gruppe bemüht, man war uns nach Rücksprache mit der Parkleitung sogar bei der Mindestteilnehmerzahl für den Gruppeneintritt entgegengekommen. Letzteren hatten wir uns diesmal schnell abgeschminkt, aber ich hoffte noch auf etwas Kulanz bei der Führung. Leider erhielt ich erst nach der zweiten Anfrage die Antwort, dass man hier auf die Mindestteilnehmerzahl von 10 Personen bestehen müsse. Glücklicherweise konnten wir noch ein paar Begleiter ausfindig machen, sodass wir tatsächlich die geforderte Zahl erreichen konnten. Eine Woche vor unserem Besuch meldete ich uns also erneut für eine Führung hinter die Kulissen an.
Zuletzt war ich im Rahmen einer kleinen 3-Tages-Tour zusammen mit Coasterdesigner im September 2020 in Tripsdrill. Wer meinen Bericht von damals gelesen hat, erinnert sich vielleicht noch, dass ich zuhause nicht wirklich pünktlich gestartet war. Entsprechend hatte ich die Abfahrt mit 05:30 Uhr diesmal noch früher angesetzt, um ganz gemütlich ins Schwabenländle rollen zu können. Dass ich auch am 29. April 2023 letztlich doch wieder den Bleifuß auspacken musste, versteht sich wohl von selbst.
Auf den bereits gut gefüllten Parkplatz des Erlebnisparks Tripsdrill bog ich pünktlich um 8:59 Uhr ein, der Rest der Gruppe - mit Ausnahme von Airtimefan und seiner Begleitung - wartete bereits vor dem Eingang auf mich. Die Tickets für die Führung holte Markus Lomberg ab, der uns dankenswerterweise zu seinem persönlichen Jubiläum einlud. Und dann konnte das Jubiläums-Usertreffen auch endlich beginnen.
Selbstverständlich führte uns der Weg direkt... vorbei an der Altweibermühle zu den beiden neuesten Achterbahnen des Parks.
Hals-über-Kopf und Volldampf waren der Grund für CDs und meinen Besuch vor drei Jahren. Und für die schnelle Wahl von Tripsdrill zum Usertreffen.
Inzwischen wurde die Station von Hals-über-Kopf vervollständigt und die Vegetation konnte auch schon ordentlich gedeihen.
2013 mussten wir unseren bekennenden Kinderachterbahnfahrer noch zur Fahrt mit Karacho motivieren.
Trotz leichter Bedenken kam er diesmal zu Hals-über-Kopf überraschend freimütig mit.
Das Stationsgebäude wurde als Wirtshaus thematisiert, von dem aus sich die 7 Schwaben Hals über Kopf in ihr Abenteuer stürzen.
Von den angekündigten "multimedialen Effekten" konnte ich jetzt allerdings nicht viel entdecken, außer man meinte Musikuntermalung und (gute) Lichteffekte.
Aber die handfesten Details sind mir eh lieber als jedweder Multimedia-Kram. Und davon gibt es tripsdrilltypisch mehr als genug.
Im Rohbau kam mir die Station riesig vor, dank eingezogener Galerien wirkt der Raum aber doch kleiner und gemütlicher als befürchtet.
Einzig die Wand zur Weiche hin ist in ihrer vollen Höhe zu sehen, was mir nicht ganz gefällt. Darüber kann die beeindruckende Dachkonstruktion aber hinwegtäuschen.
Schon vor drei Jahren eine tolle Bahn, dieser Eindruck konnte nochmal bekräftigt und von den Erstfahrern der Gruppe bestätigt werden.
Auch wenn der Zug doch schon ziemlich ruckelt, dank des Fehlens von Schulterbügeln stört das aber nicht so sehr.
Im Gegensatz zu Hals-über-Kopf kann man bei Volldampf naturgemäß leider keinen zweiten Zug einsetzen.
Entsprechend länger hätte es gedauert, die Schlange abzuarbeiten, weshalb wir vorerst auf die Fahrt verzichteten. Um 10 Uhr sollte ja schon unsere Führung starten.
Eine Runde mit dem gerade erst (nach einer Störung neu?) in den Tag startenden Donnerbalken war aber noch drin. Ich blieb zugunsten eines kleinen Frühstücks am Boden.
Danach begaben wir uns allmählich in Richtung des Gasthauses zur Altweibermühle, wobei wir noch Airtimefan und seine Begleitung einsammelten. Obwohl wir überpünktlich waren, erwartete uns unser Führer bereits. Ein ehemaliger Techniker des Parks, der sich die Rente hin und wieder mit diesen Führungen aufbessert. Die Begleiter von Markus verbrachten den Tag abgesehen von der Führung abseits der Gruppe und fehlten noch. Bis zu deren Erscheinen bekamen wir schonmal den obligatorischen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte der Altweibermühle und des Parks. Dazu wurden die Gärtner gelobt, die den Park jedes Jahr erblühen lassen und damit ihren Anteil an den zahlreichen Auszeichnungen für Tripsdrill tragen. Unter anderem erhielt Tripsdrill seit 2015 ganze sieben Mal den European Star Award als bester Erlebnispark mit unter einer Million Besuchern. Ein guter Grund, die Besucherzahlen nicht allzu weit in die Höhe zu treiben - zumal die Infrastruktur des Parks auch nicht für so viel mehr ausgelegt ist. Außerdem wurde noch erzählt, dass das Waschzuber-Rafting (letztes Jahr?) unter hohem Wasserverlust litt, weshalb extra Taucher engagiert wurden. Tatsächlich konnten sie wohl auch mehrere kleine Lecks im See stopfen, das eigentliche Hauptleck hatten sie aber offenbar nicht gefunden. Das wurde dann über den Winter repariert, nachdem das Wasser abgelassen worden war. Apropos Wasser: Wir wurden auch aufgeklärt, warum die Rasenfläche zwischen Rafting/ Karacho, Mammut und
G'sengter Sau nicht für (größere) Attraktionsbauten zur Verfügung steht. Da befindet sich wohl ein riesiger Wasserspeicher drunter, der nicht bebaut werden kann. Und das dort gespeicherte Wasser war für den Park in den letzten Jahren aufgrund der Trockenheit Gold wert. Trotzdem hat man es irgendwie geschafft, nach der Winterpause die Badewannenfahrt mit zu wenig Wasser zu starten. Es fehlten zwar nur wenige Zentimeter, aber das soll ausgereicht haben, dass die Boote bei den Testfahrten am Ende zu schnell aufeinander fuhren und einer der Mitarbeiter wochenlang die dabei beschädigten Badewannen wieder flott machen durfte. Und da muss man Tripsdrill dann auch mal loben. Man ist stolz auf die zahlreichen Innovationen, die man mit den verschiedenen Herstellern umgesetzt hat, und zeigt diese gerne her (wenn auch gegen Bezahlung), man spricht aber auch offen über solche kleineren Pannen und Dinge, die nicht so gut umgesetzt wurden (dazu dann gleich mehr). Nachdem unsere Gruppe endlich komplett war, ging es zur ersten Station der Führung, dem Gaudi-Viertel. Sollte ich irgendwo Stuss erzählen, möge Caruso bitte intervenieren!
Der hatte übrigens wie auch 2020 ausgerechnet an meinen Besuchstag schon wieder frei und war anderweitig unterwegs.
Zunächst schauten wir uns eine Fahrt des 2006 eröffneten Maibaums aus dem Hause abc von außen an. Samt Erklärung des Fahrtablaufs natürlich.
Als 2013 das Gaudi-Viertel links ergänzt wurde, musste die Drehzahl wohl etwas reduziert werden, damit niemand im angrenzenden Giebel landet.
Hinter uns kann am Rande der Wiese die Geschichte des Parks nachgelesen werden, beginnend mit dem Namensursprung im Jahre 278 und der ersten Altweibermühle 1929.
Ab 1960 folgten die ersten Fahrgeschäfte, Trillarium und Vinarium, das Wildparadies und mit dem Rasenden Tausendfüßler die erste Achterbahn.
Mit dem Waschzuber-Rafting, der
G'senkten Sau und der Badewannenfahrt samt Burg entstanden die ersten Großattraktionen, das Mühlental richtete sich wieder mehr an Kinder.
Und schließlich kamen noch Mammut, das Gaudi-Viertel und Karacho hinzu. Die beiden neuesten Achterbahnen finden noch keine Erwähnung, da die Tafeln 2019 aufgestellt wurden.
Da feierte Tripsdrill nämlich sein 90-jähriges Bestehen. Die zugehörige Ausstellung ist aber leider wirklich gut versteckt zwischen Maibaum und Wäschekorb-Rundflug.
In dem kleinen Raum werden vorwiegend Modelle der Attraktionen ausgestellt, beispielsweise die "neue" Altweibermühle von 1950.
Dazu das Gesamtmodell der Burg mit Achterbahn und Wildwasserbahn.
Die Schussfahrt gibt es auch nochmal größer und detaillierter. Das Karacho-Modell und einige Entwürfe für Fahrzeuge/ Boote gibt es ebenfalls zu sehen.
Und die bereits erwähnten Auszeichnungen werden natürlich ebenfalls stolz präsentiert.
Durch eine Tür hinter dem Vorhang verschwanden wir dann in den Keller des Gaudi-Viertels, wo eine kleine Scheibe den Blick auf den Unterbau der Kaffeetassen ermöglicht.
Das allererste Karussell dieser Art wurde 1955 im Disneyland eröffnet. Ein paar weitere folgten in den 60ern und 70ern, jedoch allesamt in den USA. Ihren Siegeszug in Europa starteten die Tassenkarussells erst 1984. Und zwar hier in Tripsdrill, denn wohl auf Initiative von Kurt Fischer entwickelte
Mack Rides seine Variante des heutigen Karussellklassikers und platzierte den Prototypen hier in der größten Kaffeemühle der Welt. Unser Führer bedauerte, dass man damals auf eine Patentanmeldung verzichtet hat. Aber einerseits gab es die Art von Karussells ja schon und andererseits weiß ich nicht, in wie weit Tripsdrill selbst an der Entwicklung dieser konkreten Variante beteiligt war.
Gedanken gemacht hat man sich auf jeden Fall beim Bau des Gaudi-Viertels. Auch wenn der Keller recht unscheinbar wirkt, ist er für den gesamten Park sehr wichtig.
Die beiden nicht im Bild befindlichen Kompressoren versorgen nämlich nicht nur das Gaudi-Viertel, sondern den gesamten Park mit Druckluft.
Darf nur keiner auf dumme Gedanken kommen - oder etwas kaputt gehen.
Darüber hinaus nutzt man die Abwärme aus der Drucklufterzeugung zur Beheizung des Gaudi-Viertels. Dazu hat man sich für wassergekühlte Kompressoren entschieden, deren Kühlwasser die aufgenommene Energie über Wärmetauscher in das Heizungssystem überträgt. Das so erwärmte Wasser wird in den oben zu sehenden Speicherbehältern gepuffert und kann so nach Bedarf in die Fußbodenheizung eingespeist werden. Sollte die gespeicherte Wärme mal nicht ausreichen, wird elektrisch nachgeheizt. Andersrum verpufft die Abwärme natürlich in der Atmosphäre, sobald die Speicher gefüllt sind. Aktuell ist die Anlage so ausgelegt, dass das Gaudi-Viertel auch bei geringer Nutzung und in Ruhezeiten geheizt werden kann und im Winter der Frostschutz gegeben ist. Sollte der Park einmal zur Ganzjahresöffnung übergehen, kann die Anlage so erweitert werden, dass die Heizleistung auch in den Wintermonaten für eine angenehme Temperatur im Gaudi-Viertel ausreicht. Was da noch auf den Paletten nebendran rumliegt, sind Ersatzteile für den Maibaum. Da hatte man sich clevererweise noch schnell eingedeckt, als im Zuge der Pandemie die ersten Lieferengpässe und Kostensteigerungen absehbar wurden.
Im Gegensatz zum großen Donnerbalken ist die Technik des Murmelturms von Moser Rides recht überschaubar.
Ein kleiner Schaltschrank und eine Hydraulikpumpe, die das Öl mit ordentlich Druck in die Leitung schießt, damit die Gondel an den Umkehrpunkten nach oben beziehungsweise nach unten beschleunigt wird. Mehr ist es nicht. Der Donnerbalken funktioniert zwar grundsätzlich ähnlich, ist aber eben 10 Jahre älter - und natürlich auch geringfügig größer. Leider kann ich kein Vergleichsfoto beisteuern, denn bei unserer ersten Führung war das Fotografieren beim Donnerbalken aus Patentschutzgründen leider nicht gestattet.
Mit einem schmalen Gang wurde der Maibaum ebenfalls an den Keller des Gaudi-Viertels angeschlossen.
Der sich drehende Turm ragt nicht nur in den Himmel, sondern durchstößt auch die Kellerdecke. Die gesamte Hydraulikanlage hier unten dreht sich mit.
Und dieses Motörchen sorgt für die Drehung des Ganzen.
Nach einer guten Viertelstunde ging es dann wieder nach oben an die frische Luft.
Tatsächlich kann ich mich nicht daran erinnern, schonmal beide Donnerbalken in Betrieb gesehen zu haben. Sonst fuhr immer nur der im Bild rechte.
Den Donnerbalken hatten wir wie gesagt bei unserer ersten Führung 2010 besichtigt. Dennoch legten wir nochmal einen kurzen Stopp hier ein, wobei unser Führer insbesondere auf die Äste einging. Die wiegen nämlich auch die ein oder andere Tonne und sollten daher besser nicht abbrechen. Um mögliche Risse frühzeitig erkennen zu können, stehen die hohlen Stahlrohre permanent unter Druck, jeder einzelne mit separater Zuleitung und damit Überwachung. Bei einer Undichtigkeit fällt der Druck im entsprechenden Ast ab und man kann diesen überprüfen. Laut des Führers hatte man einen Ast beim Bau einfach nicht dicht bekommen und ihn dann letztlich lieber ganz weggelassen.
Weiter ging es dann zu Hals-über-Kopf, wo wir durch das Tor hinter die Bahn gingen.
Das ermöglichte uns einige Perspektiven, die dem normalen Parkbesucher entgehen.
Derweil wurde erzählt, wie sich die Störche mit den neuen Bahnen arrangiert haben. Die wissen genau, wann sie wo sitzen können.
Nur direkt nach dem Winter oder bei abweichenden Öffnungszeiten kann es schonmal knapp werden.
Dabei hat man extra die Bäume gestutzt, um ihnen dort ausreichend Platz für den Nestbau zu bieten.
Geplant wurden die beiden Achterbahnen für einen synchronen Start, man hat sich aber dann doch für den unabhängigen Betrieb entschieden.
Das ist nicht nur effizienter, man hat auch immer wieder unterschiedliche Begegnungspunkte.
Die Gräben im Fahrtverlauf der Hängeachterbahn sind natürlich mit Sensoren gespickt, damit niemand nasse Füße bekommt, wenn sich dort mal zu viel Wasser sammeln sollte.
Die Einfahrt in die Schlussbremse, an deren Ende die Fahrgäste mit den Sieben Schwaben das vermeindliche Monster in Form eines Hasen erblicken.
Selbstverständlich führte man uns auch in die Wartungshalle des Suspended Thrill Coasters. Leider waren eben beide Züge im Einsatz, sodass es nicht so viel zu sehen gab.
Zur Vermeidung von Druckstellen - und zur einfacheren Wartung der Radsätze - parken die Züge hier auf kleinen, seitlich angebrachten Stahlrollen.
Die eigentlichen Drehgestelle hängen dann frei in der Luft und können frei bewegt werden. So kann problemlos geprüft werden, ob nichts verkantet oder anderweitig blockiert ist. Außerdem können die Räder natürlich deutlich einfacher gewechselt werden, als wenn sie noch die Schiene umklammern würden. Dieses System hatten wir auch schon 2013 bei Mammut bewundern können, dort steht der Zug in der Wartungshalle - soweit ich mich erinnere - auf den
Upstop-Wheels. Bei der Sau und Karacho stehen die Wagen dagegen auch in der Abstellung auf einer normalen Schiene. Der Tausendfüßler und Volldampf verbleiben naturgemäß in der Station, was vor allem bei letzterer wohl für Unmut bei den Technikern sorgt. Nicht nur, weil die Wartung damit aufwändiger ist. Viel mehr sorgt die an den Enden offene Station für ein unangenehmes Arbeitsklima. Will heißen: Es ist mitunter kalt, es zieht und ich kann mir vorstellen, dass man an den Zugenden bei stürmischem Regen womöglich auch noch nass wird. Ein extra Wartungsgleis für eine Bahn mit nur einem Zug zu bauen, werden sich allerdings wohl die wenigsten Parks leisten wollen. Aber man müsste dann zumindest die großen Öffnungen der Station irgendwie verschließen können, um die Arbeit wenigstens etwas angenehmer zu gestalten.
Als wir die Halle wieder verließen, wurden wir noch darüber aufgeklärt, warum man hier kein Klackern bei der Liftauffahrt hört.
Denn wie viele moderne Achterbahnen besitzt auch Hals-über-Kopf eine stille
Rücklaufsperre. Zeigen konnte man uns die natürlich nicht, aber im
Backstage-Video von Ride-Review kann man den am Zug befindlichen Teil ab Minute 07:18 ganz gut sehen. Zusammen mit der Erklärung unseres Führers reime ich mir die Funktionsweise wie folgt zusammen:
Das Teil am Zug hat offensichtlich einen Spalt. Auf Onride-Videos ist am Lifthill zwischen den Zähnen der
Rücklaufsperre ein kleiner Steg zu erahnen, der offenbar in diesen Spalt eintaucht. Nun wird der Block am Zug wohl mit einem Magneten versehen sein und dank der Induktion wird der Block ab einer bestimmten Geschwindigkeit nach unten gedrückt, womit das Klackern entfällt. Fährt der Zug aus irgend einem Grund langsamer den Lift hinauf, wird es auch bei Hals-über-Kopf klackern, weil die Induktion dann zu schwach ist, um gegen die Feder anzukommen, die den Block nach oben drückt. Und als wäre es abgesprochen gewesen, hatten wir uns gerade zum Weitergehen umgedreht, als es plötzlich hinter uns zu klackern begann und Hals-über-Kopf im oberen Teil des Lifthills stehen blieb.
Nach kurzer Zeit setzte sich der Zug aber wieder in Bewegung - wieder mit klackern, bis das Tempo passte und die
Rücklaufsperre verstummte. Besser hätte man das wirklich nicht timen können. Laut unserem Führer soll es auch klackern, wenn der Lift zu schnell erklommen wird. Das kann ich mir mit der von mir erarbeiteten Funktionsweise allerdings nicht vorstellen (wobei ich halt auch nur ein laienhaftes Verständnis von Induktion besitze).
Mit bestem Blick auf das Schienenende von Volldampf setzten wir unseren Weg schließlich fort.
Eine tolle Perspektive mit der Michaelskirche im Hintergrund.
Ich bin mir sicher, dass die Tür an der Zufahrt zur Halle geöffnet wurde, als wir sie gerade verließen. Demnach waren die Techniker beim Liftstopp bereits vor Ort.
Wie wir später erfuhren, soll ein Rad Probleme gemacht haben. Das hatte wohl auch dafür gesorgt, dass die Bahn auf dem Lift zu langsam wurde und daraufhin zunächst gestoppt wurde (wobei die Techniker wie gesagt schon vorher da gewesen sein müssen). Jedenfalls wurde Hals-über-Kopf nach dem kleinen Schluckauf geschlossen, das Rad sollte ausgewechselt werden. Tatsächlich entschieden sich die Techniker dazu, dies in der Station zu erledigen. Der Wechsel an sich wäre zwar wie gesagt in der Wartungshalle einfacher gewesen, aber das Rangieren des Zuges hätte die Zeitersparnis vermutlich wieder zunichte gemacht. Schade, denn sonst hätten wir auch die Weiche mal in Aktion bewundern können.
Denn zum Einfädeln der Radsätze auf die Schiene fährt der Zug natürlich sehr langsam aus der Halle heraus.
Kompliment auch an
Vekoma, dass man ein derart langes Ausfädelgleis verkaufen konnte. Die Weiche hätte man sicher auch weiter hinten platzieren können.
Aber irgendwas wird man sich wohl dabei gedacht haben. Ich hab nur leider vergessen zu fragen, was. Von der Länge müsste das gerade Stück etwa eine Zuglänge sein, also vielleicht wollte man auch einfach nur die Möglichkeit haben, einen Zug beiseite zu nehmen, ohne ihn in die Halle fahren zu müssen? Möglicherweise nutzt man diese Position auch zum Einstellen der Radsätze, in der Halle selbst funktioniert das ja nicht?
Dank des notwendigen Radwechsels, konnten wir uns nun immerhin auch die Züge in Ruhe ansehen.
An den Schilden oberhalb des Tripsdrill-Ts sieht man die Mini-Rollen, auf denen der Zug im Wartungsbereich steht.
Das defekte Rad war allerdings am anderen Zug, so bot sich auch nochmal ein Blick auf die Technik in der Station.
Darunter die (bis auf dieses eine Paar) stets in einer Vierergruppe angeordneten Reibräder (ok, vorm Lift und in der Schlussbremse ist auch je eine Sechsergruppe verbaut).
Die recht clever umgesetzte Weiche. Einfach ein paar Grad drehen, fertig. Auf jeden Fall platzsparender als die meisten anderen Konstruktionen.
Im normalen Betrieb wartet der zweite Zug auf der Weiche darauf, dass die Station frei wird. Zum Rangieren hätte er in der Schlussbremse stoppen müssen.
Nochmal ein genauerer Blick auf das Fahrgestell.
Und die Aufhängung der Sitze.
Dass es sich um das Wirtshaus zur goldenen Lanze handelt, ist aus der Bahn heraus leider kaum zu sehen. Und aus dem Park auch nicht.
Im Rahmen der Führung hätte uns zwar noch eine Fahrt ohne Anstehen zugestanden, aber die mussten wir aus naheliegenden Gründen erstmal verschieben.
Stattdessen ging es weiter zu Volldampf, der letzten Etappe der Führung.
Am Fuße des Lifthills verschwanden wir zunächst im Gebüsch und dann in einer Tür unter der Station.
Im ersten Raum gab es die Druckluft-Technik für die Bremsen und den Stromabnehmer zu sehen.
Alles fein säuberlich beschriftet, so wie es sich gehört.
Im zweiten, dem mittleren Raum, finden sich die Schaltschränke mitsamt des Typenschilds von
Vekoma.
Die primäre Druckluftversorgung soll auch hier aus dem Gaudi-Viertel kommen. Bei Problemen kann aber auf einen eigenen Kompressor im dritten Raum umgeschaltet werden.
Ein bisschen Hydraulik für die Hubböden in der Station braucht Volldampf auch.
Eben jene konnten wir zusammen mit dem Fahrwerk des Family Boomerangs am anderen Ende der Station begutachten.
Im normalen Betrieb fahren die Böden nur etwa auf halbe Höhe herunter, für Wartungsarbeiten am Zug können sie aber natürlich auch komplett nach unten gefahren werden. Dass die Arbeit dort deutlich unbequemer ist als bei Hals-über-Kopf, ist schwer zu übersehen. Schließlich ging es wieder auf gleichem Weg zurück und hinauf in die Station. Durch den Ausgang durften wir die Warteschlange umgehen und direkt in den Zug einsteigen. Vier von uns setzten sich nach vorne, der Rest bevorzugte den hinteren Teil des Zuges. Um die anderen Besucher so richtig zu ärgern, spendierte man uns sogar eine Privatfahrt im mit unserer Gruppe nur halb besetzten Zug. Selbst unser Führer fragte verwundert nach, warum man die freien Plätze denn nicht mit den wartenden Gästen auffüllte.
Die erste Kurve finde ich für eine Familienachterbahn schon echt zackig.
Das andere Ende der Bahn wird mit der Fahrt durch die HüK-Station und den Dachdurchstoß nochmal aufgewertet, das Schienenende erscheint überraschend nah.
Anschließend ging es nochmals zurück zu Hals-über-Kopf, wo der Radwechsel inzwischen abgeschlossen war, sodass wir unsere Vordrängel-Fahrt nachholen konnten.
Hier wurde der Zug aber auch mit den normalen Besuchern aufgefüllt. Auch das Timing mit Volldampf passte, beide Bahnen verließen praktisch zeitgleich ihren jeweiligen Lifthill. So richtig überzeugen konnte mich die Interaktion unter diesen Voraussetzungen aber nicht. Da hatte ich bei asynchronem Start definitiv schon bessere Begegnungen mit der jeweils anderen Bahn. Von daher also alles richtig gemacht, Tripsdrill. Und damit neigte sich die Führung dann auch ihrem Ende. Die anderthalb Stunden hatten wieder nicht gereicht, gute 20 Minuten hatten wir auch diesmal wieder überzogen. An die Führung von 2013 wird aber so schnell nichts herankommen, sowohl von der Länge mit ganzen zweieinhalb Stunden, als auch vom Fachwissen des Führers, der damals wirklich sehr viel und ausführlich erklärte. Aber auch die inzwischen dritte Führung hatte wieder viele interessante Einblicke und einige neue Erkenntnisse zu bieten. Vielen Dank dafür an Tripsdrill. Noch ein paar Usertreffen, dann haben wir bald den ganzen Park hinter den Kulissen besichtigt.
Ein bisschen was kann man mit offenem Auge ja auch ohne extra Führung sehen.
Obwohl es inzwischen Mittag war, verzichteten wir auf die Suppenschüsseln. Stattdessen zog es uns quer durch den Park zu den übrigen Großachterbahnen.
Zunächst zur 2013 eröffneten Karacho. Das Schild am Ende der Schlange prophezeite 45 Minuten Wartezeit. Nach 5 Minuten waren wir aber schon beim Schild mit 30 Minuten.
Und nach vielleicht 15 Minuten saßen wir auch schon in der Front Row eines der Wagen. Caruso hatte zwar frei, aber er hat seine Kollegen offenbar gut angelernt.
Karacho bleibt auch mit Volldampf die intensivste Bahn in Tripsdrill.
Die Fahreigenschaften haben in den 10 Jahren seit ihrer Eröffnung aber doch schon ziemlich nachgelassen. Noch sind sie aber geradeso erträglich.
Vorteil daran: Der Hakler in der Auffahrt zur
Blockbremse, den es schon von Anfang an gab, fällt nicht mehr ganz so stark auf.
Weiter ging es zu Mammut. Auch dort fuhr man mit beiden Zügen und arbeitete die Warteschlange ähnlich schnell ab.
Anlässlich unseres Jubiläums hatte man die Station sogar feierlich geschmückt und mit einer Geburtstagstorte versehen.
Ok, eigentlich galten die Glückwünsche der Holzachterbahn, die am Tag zuvor ihren 15. Geburtstag gefeiert hatte. Aber wir waren ganz bestimmt mitgemeint.
Und je älter die Bahn wird, desto besser finde ich sie. Die etwas ruppigere Fahrweise einer echten Holzachterbahn hatte mir anfangs gefehlt, inzwischen ist diese auch bei Mammut vorhanden. Ja, etwas mehr
Airtime hätte es vielleicht sein dürfen, aber ansonsten hat mir das Layout schon immer sehr gut gefallen. Im Anschluss an die Fahrt trennte sich die Gruppe erstmal auf. Den Schweizern knurrte der Magen, sodass wir im Gasthaus zur Altweibermühle einkehrten. Oder besser gesagt auf dessen Terrasse, drinnen schienen wir nämlich so schnell keinen Platz bekommen zu können. Dank Heizstrahlern an der Decke war es aber auch dort recht angenehm. Das Essen konnte eh wie immer überzeugen. In meinem Fall das zarte Kalbsrahmgulasch, welches tatsächlich schon fast vom reinen Ansehen zerfiel. Markus Lomberg, Airtimefan und dessen Begleitung wollten die Zeit lieber für weitere Fahrten nutzen und begnügten sich mit einem kleineren Imbiss. Anderthalb Stunden später trafen wir uns wieder vor Mammut und gingen gemeinsam zur
G'sengten Sau.
Dort erreichten wir bereits beim Zugang in die Burg das Ende der Schlange.
Ich hatte mich ja schon immer gefragt, weshalb man dort eine Leinwand aufgehängt hat. Bisher war die nämlich immer nur weiß. Bisher konnte ich durch diesen Raum aber auch immer durchlaufen. Nun bei höherem Andrang wurde also auch der Beamer angeschmissen und historische Aufnahmen vom Holzrücken mit Pferden und Schlitten im Winter gezeigt. Auch hier bewegte sich die Schlange kontinuierlich weiter, was die wohl längste Wartezeit des Tages erträglich machte. Im Anschluss an die Sau wurden auch noch die Badewannenfahrt zum Jungbrunnen und das Waschzuber-Rafting mitgenommen, wo die Wartezeiten wieder überschaubarer waren. Das dürfte auch daran gelegen haben, dass es etwas kühler war als erhofft. Auf der Anfahrt knallte die Sonne zwischenzeitlich zweimal recht ordentlich ins Auto, aber in Tripsdrill hatte sie es leider den ganzen Tag über nicht geschafft, die Wolken zu durchbrechen.
Bei den Badewannen kamen die meisten von uns noch recht gut weg, beim Rafting - im Fußraum leider ziemlich eng - gab es dagegen so gut wie kein Entkommen.
Grundsätzlich hab ich da ja kein Problem mehr mit, aber in dem Fall sammelte sich das Wasser leider im Fußraum und drang in die Schuhe ein. Das hätte nicht sein müssen.
Und dann ging es abermals zu Hals-über-Kopf. Wie schon 2020 festgestellt: Mit den neuen Bahnen legt man deutlich größere Strecken zurück als früher.
Danach trennten wir uns abermals. Zu viert holten wir unsere Vinarium-Gläser ab. Denen könnte man gerne mal ein neues Motiv verpassen, bisher hatte ich nur beim Erstbesuch 2010 das Glas abgeholt, dieses ist aber identisch bedruckt wie das Neue. Anschließend überlegten wir, was wir nun noch fahren sollten. Da ich noch nie mit der Wiegenhochbahn gefahren war, schlug ich einfach mal diese vor. Auf die Zustimmung folgte die Suche nach dem Eingang, wir mussten sogar den Parkplan zu Rate ziehen. Letztlich fanden wir aber den Aufsteig.
Eins ist sicher: An der Streckenlänge hat man bei den älteren Attraktionen in Tripsdrill definitiv nicht gespart.
Von der Wiegenhochbahn aus kann man Karacho auch mal von der anderen Seite sehen.
Im Anschluss schlenderten wir nochmal nach hinten in Richtung Karacho und Mammut. Und wo wir schonmal dort waren, wollte ich dann auch noch eine Fahrt mit der Holzachterbahn machen. Die Warteschlange hatte sich kurz vor Parkschluss schon weitestgehend aufgelöst, wir konnten quasi direkt bis zur Station durchlaufen. Doch unmittelbar vor uns wollte ein Junge mit seinem Vater einsteigen, der von den Mitarbeitern rausgefischt und nachgemessen wurde. Er war zu klein und musste mitsamt dem Vater zum Ausgang gehen. Zwei Reihen weiter vorne saß aber wohl noch die Tochter, die das Ganze erst später mitbekam und dann ebenfalls aussteigen wollte. Als die Mitarbeiterin am Zug das mitbekam, war es aber schon zu spät und der Zug setzte sich gerade in Bewegung. Der Mitarbeiter im Fahrstand reagierte auf einen Stopp-Ruf aus dem Zug aber schnell und betätigte aufgrund der unklaren Situation den Notaus. Die Fahrgäste hinter dem Mädchen wurden danach zurechtgewiesen, das fand ich allerdings ungerechtfertigt. Ich bin nichtmal sicher, ob sie die Situation überhaupt verstanden habe, sie haben wahrscheinlich nur mitbekommen, dass bei dem Mädchen irgendwas nicht stimmte. Da ist mir ein beherztes "Stopp" definitiv lieber, als darauf zu vertrauen, dass die Mitarbeiter das schon im Blick haben werden. Bis zum Eintreffen der Techniker wurde schonmal der zweite Zug in der Schlussbremse evakuiert, die Techniker setzten den Zug dann zurück in den Bahnhof und starteten ihn - nachdem das Mädchen rausgelassen wurde - neu. Interessanterweise ohne Leerfahrt.
Trotz der längeren Standzeit war die Bahn am Abend ordentlich eingefahren und machte noch einen Ticken mehr Laune als Mittags. Wir saßen aber auch hinten.
Schließlich ging es wieder zurück zur Altweibermühle, wo wir mit dem Rest der Gruppe noch den Souvenirshop durchstöberten. Bei der letzten Führung hatte man uns noch erklärt, dass man keine Achterbahnräder verkaufen würde, da es günstiger sei einfach einen neuen Belag aufziehen zu lassen. Inzwischen hat man aber offensichtlich gemerkt, zu welchen Preisen man alte Räder an den Mann bringen kann. Dagegen war das kleine Eurosat-Rad wirklich ein Schnäppchen (sagte er, ehe er für fast das Doppelte ein Arrow-Rädchen bei
S&S bestellte
). Danach war es leider schon wieder an der Zeit, sich zu verabschieden. Tripsdrill schloss und wir begaben uns allmählichen zu unseren Autos. So wie alle anderen Besucher auch, weshalb es sich an der Parkplatz-Ausfahrt ziemlich staute. Und natürlich ließ mich niemand mal in die Schlange einscheren, es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich vom Parkplatz runter war. Als ich das endlich geschafft hatte, fuhr ich ganz gemütlich nach Hause, so wie ich es eigentlich für den Hinweg geplant hatte.
Fazit: Tripsdrill ist immer wieder einen Besuch wert. Mit den beiden "neuen" Achterbahnen noch mehr als eh schon. Obwohl der Park nicht gerade leer war, wurden die Warteschlangen recht fix abgearbeitet. Und die Führung war - wenn auch nicht ganz so detailliert wie 2013 - wieder sehr informativ und ein Highlight des Tages. Schön, dass das noch geklappt hat und vielen Dank nochmals an Markus Lomberg für die Einladung. Ich freue mich schon auf unser nächstes Usertreffen, das hoffentlich nicht wieder so lange auf sich warten lassen wird.