Als bekannt wurde, dass der Wild Train im Fantasiana nach der Saison 2024 für einen Big Dipper von
Mack wird weichen müssen, war mein längst überfälliger Erstbesuch quasi beschlossene Sache. Diese durchaus legendäre Bahn konnte ich mir schließlich nicht einfach durch die Lappen gehen lassen. Da mir auch nahezu ganz Bayern noch fehlte, bot sich die Planung einer kleinen Bavaustria-Tour an, für die ich nach meiner Ostlando-Tour erneut mko1994 als Begleitung gewinnen konnte. Meine ursprüngliche Idee waren 3-4 Tage, also jeweils An- und Abreise mit Zwischenstopp, Fantasiana und die Reihe roter Punkte südlich von München. Aber die Ecke da östlich der Landeshauptstadt könnte man bei der Gelegenheit ja auch noch mitnehmen und um dem Namen gerecht zu werden noch ein paar Ziele in Österreich dazu, schon war die Tour auf 7 teils ziemlich eng getaktete Tage angewachsen. Allerdings hatte ich die Rechnung ohne die Öffnungszeiten zum angedachten Termin Anfang Mai gemacht, die erst nach und nach veröffentlicht wurden. Wie befürchtet torpedierte der ein oder andere Schließtag unter der Woche meine Planungen und einigen (insbesondere in Österreich) war selbst Christi Himmelfahrt noch keinen Saisonstart wert. Außerdem zeichnete sich ab, dass die meisten der im Bau befindlichen Neuheiten nicht bis zu unserem Besuch fertig werden würden. So hatte ich etliche Male mit den Zeiten jongliert, die Route angepasst, Ziele gestrichen und wieder reingenommen. Die finale Planung der beiden letzten Tage erfolgte gar erst während der Tour. Angesichts des anhaltenden Regenwetters - und des teils ordentlichen Schneefalls in Bayern nur zwei Wochen zuvor - hatte ich zwischenzeitlich sogar ernste Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Tour zu dieser Jahreszeit und war kurz davor, die ganze Sache abzublasen und es nochmal später im Jahr zu versuchen. Im Nachhinein bin ich aber froh, dass es nicht soweit kam und wir die Tour dennoch durchgezogen haben, soviel sei schonmal verraten.
Nachdem mich mko1994 also samstags abends in Köln von meinem
Tagesausflug zu IMAscore in Paderborn aufgesammelt und wieder nach Hause gebracht hatte, machten wir uns nach einer kurzen Nacht am Sonntagmorgen, dem 05. Mai, auf den Weg in den Südosten der Republik. Ganz gemütlich folgten wir der Autobahn East Bound & Down, aber für die erste Etappe hatte ich eindeutig zu viel Puffer eingeplant. Bei FunTours wäre das die Zeit für eine Durchsage gewesen ala: "Hoppla, der Park macht ja erst in ner Stunde auf... aber wir haben ja vorher noch ne ERT!".
Leider bin ich nicht Dirk, und so konnten wir uns die Achterbahnskyline des Schwaben Parks lediglich von außen ansehen.
Aber das zumindest aus der ersten Reihe des noch völlig leeren Parkplatzes. Nach und nach gesellten sich aber doch ein paar weitere Fahrzeuge hinzu.
Kurz vor 10 Uhr bequemten auch wir uns zum zwischen altem und neuem Parkteil mittlerweile etwas versteckten Eingang.
Da könnte man langsam mal drüber nachdenken, die beiden Parkteile auf ganzer Länge zu verbinden und vorne am Parkplatz einen neuen Eingang zu bauen. Gerne auch schon eine Nummer größer, auch wenn das bei nur einer geöffneten Kasse eher wenig bringt. Obwohl die Anzahl der Besucher zu dieser Zeit noch sehr überschaubar war, dauerte es doch ein paar Minuten, bis wir an die Reihe kamen (gut, wir hätten uns nach der Ankunft natürlich auch direkt den Platz ganz vorne sichern können).
Mit mko1994 als Erstbesucher wurde zunächst der alte Parkteil erkundet. Für mich war es bereits der dritte Besuch.
Dort sticht seit 2022 vor allem der 14 Meter hohe Heißluftballon ins Auge, in dem sich ein Kletterspielplatz versteckt.
Der schwebt direkt neben dem 2019 eröffneten Wasserspielplatz.
Auch der sehr schön gestaltete Hubseilturm Hubertus wurde erst 2023 eröffnet, sieht aber aus, als stünde er schon immer dort.
Mit dem Flying Wheel aus 2008 und der Bootsrutsche aus 2012 wird es dann schon etwas nostalgischer.
Der Raupen Express als kleinste Achterbahn des Parks stammt gar aus dem Jahr 2003. Die angebotene zweite Fahrt lehnten wir dankend ab.
Direkt gegenüber ersetzte 2016 die Märchenfahrt die Himalayabahn, welche ihrerseits als Alpen Coaster wieder auf Kirmesplätzen anzutreffen ist.
Boote und Märchenszenen hatte man nach dem Abriss der gleichnamigen Anlage aus dem Heide Park übernommen.
Ganz unten im Tal drehen die Oldtimer ihre Runden auf der ehemaligen Go-Kart-Strecke.
Einmal außenrum führt die Bobkart-Bahn, die wir ohne Wartezeit mitnehmen konnten.
Vom Safari Park, der einst den Grundstein legte, sind nur noch die Schimpansen, ein Koi-Teich, Papageien, sowie Ziegen und Alpakas geblieben.
Bei der 2019 in Teilen aus dem Holiday Park übernommenen Kanalfahrt Azura vermissten wir etwas die versprochenen Feuereffekte.
Schließlich ging es wieder nach oben zum "neuen" Parkteil mit den großen Achterbahnen.
Die 2010 eröffnete Force One wollte sich mko1994 als 500. Count aufheben, sodass wir zunächst die Wilde Hilde und Hummel Brummel aufsuchten.
Beim letzten Besuch 2020 mit Markus hatten wir vergeblich auf eine Öffnung des Roller-Ball-Prototypen von Ride Engineers Switzerland gewartet.
Diesmal war der wilde Hühnerstall-Wartebereich aber geöffnet und wir konnten direkt zur Station der Ende 2018 eröffneten Anlage durchlaufen.
Die vier Personen fassenden Wägelchen hängen hier seitlich an der Schiene.
Ein integrierter Motor zieht den Wagen per Zahnradantrieb nach oben auf 21 Meter Höhe.
Von dort rollt er dann die 88 Meter lange, zweidimensionale Strecke hinunter.
In den Kehren stark gebremst, damit man nicht ganz so abrupt in die Tiefe gerissen wird wie bei den vom ersten Eindruck ähnlichen Zac Spins von
Intamin. Überschläge der Gondel sind damit ausgeschlossen, es soll sich schließlich um eine Familienbahn handeln. Man schwingt aber dennoch zum Teil recht ordentlich, zumindest in 2:0-Beladung. Insgesamt konnte mich das Konzept allerdings nicht überzeugen - und die übrigen Besucher ließen die Wilde Hilde ebenfalls weitestgehend links liegen. Immerhin nimmt das schmale Gebilde nicht allzu viel Platz weg...
Deutlich mehr Andrang herrschte gegenüber bei Hummel Brummel, dem 2020 eröffneten Wie-Flyer, der inzwischen auch ein Stationsgebäude bekommen hat.
Der Holzplatten-Bau will sich aber nicht so recht zwischen dem einfachen aber hübschen Hühnerstall der Hilde und der diesjährigen Neuheit einfügen.
Gute 10 Minuten mussten wir warten, ehe wir mit einer der Zweier-Gondeln über den Eingangsbereich des Parks gleiten konnten.
Direkt daneben wurde für dieses Jahr ein neues Gebäude errichtet. Noch nicht fertig thematisiert, aber schon wesentlich schöner.
Darin findet sich mit Hans Dampf und die total verrückte Weltreise die erst am Tag zuvor feierlich eröffnete Neuheit der Saison 2024.
Der Wartebereich kommt als Bahnhofs-Wartehalle der Schwäbischen Eisenbahn daher.
Sicherlich bietet der Raum noch reichlich Platz für Details, aber einige mit Bilderrahmen getarnte Bildschirme lenken die Blicke der Besucher ab. Zu sehen sind wechselnde Bilder einer Dampflokomotive vor diversen Sehenswürdigkeiten aus aller Welt, hin und wieder ergänzt durch einen Zeitungsartikel zur neuesten Innovation der Schwäbischen Eisenbahn. Highlight ist aber der Fahrkartenschalter, dessen drei Fenster allesamt geschlossen sind. Klingelt aber einer der Wartenden, sieht man hinter dem Vorhang eine Schattenfigur kommen. Wenn die Dame gerade keine Lust halt, bekommt man nur eine kurze Ausrede aufgetischt und der Schatten verschwindet wieder. Es kann aber auch sein, dass das Geschlossen-Schildchen zur Seite fährt und die Dame versucht, den Vorhang hochzuziehen - vergeblich, was schwäbisch kommentiert wird, ehe die Anfrage hinter geschlossenem Vorhang bearbeitet wird. Nennt man der Dame auf Nachfrage seinen Namen, kommt eine personalisierte Fahrkarte aus der Durchreiche. Alternativ oder zusätzlich gibt es ein Bonbon. Sehr liebevoll umgesetzt und mit den Süßigkeiten natürlich besonders bei den jüngeren Besuchern eine Attraktion für sich. Ich würde allerdings die Warteschlange etwas anders führen, denn aktuell können die vorne Wartenden sich hier wunderbar die Zeit vertreiben, während die hinteren nur neidisch zuschauen können. Aber das nur am Rande.
Irgendwann wird dann der Durchgang per Ansage freigegeben und die nächste Ladung Besucher kann einen Raum vorrücken. Dort verteilt man sich um einen projizierten Globus, während sich auf wieder wechselnden Bildschirmen die drei Crewmitglieder vorstellen, welche für die total verrückte Weltreise verantwortlich zeichnen. Neben dem namensgebenden Schaffner und Techniker Hans Dampf wären das noch Marianne, die Dame für alles vom Schalter, sowie der leider namenlose Lokführer mit amerikanischer Abstammung und entsprechend gebrochenem Schwäbisch-Deutsch. Während auf dem Globus schonmal die bevorstehende Route visualisiert wird, dürfte schnell klar werden, dass das alte Dampfross der Schwäbischen Eisenbahn keine gewöhnliche Lokomotive ist. Mehr dazu erfährt man im zweiten Pre-Show-Raum, wo auf einer zweigeteilten Leinwand um die Zimmerecke herum mit technischen Zeichnungen die verbauten Raffinessen von "Schwabi" erklärt werden. Gravitationskompensator, Teleportationsmodus und mehr sorgen für ungeahnte Geschwindigkeiten, Ortswechsel in Sekundenschnelle, Unabhängikeit von Schienen und alles weitere, was man so für eine aufregende Weltreise in wenigen Minuten gebrauchen kann. Wo die Crewvorstellung noch mit viel schwäbischem Humor und ein paar netten Effekten aufwarten konnte, kommt diese Erklärung leider etwas arg trocken daher und zieht sich ziemlich in die Länge. Ich verstehe die Intention dahinter, den Besuchern die Komplexität der Technik näherzubringen. Aber ich hoffe dennoch, dass man eine Möglichkeit findet, diesen Raum künftig interessanter zu gestalten. Sei es durch zusätzliche Gestaltungselemente - cool fände ich die beschriebenen Bauteile als plastische Modelle, die dann während der zugehörigen Erklärung angestrahlt werden und sich im Optimalfall auch noch bewegen würden - oder vielleicht ein paar Einwürfe der Hauptcharaktere, die sich etwas über die langwierigen Erklärungen lustig machen.
Die dritte Pre-Show macht das alles aber locker wieder wett. Im klassisch simulierten Aufzug fährt uns Marianne 800 Meter hinab zum Bahnsteig. Die alte Rüttelkiste kann es dabei durchaus mit Modellen von Disney und Co. aufnehmen. Eine der langen Wände, sowie Decke und Boden sind als Bildschirme ausgeführt und in den Ecken sieht man die Metallketten teils funkenschlagend vorbeilaufen. Da passiert so viel, dass mir der zwischenzeitlich weggebrochene Boden erst ganz am Ende aufgefallen ist. Der wäre dann auch mein einziger Kritikpunkt, denn man fällt ohne den virtuellen Boden ja nicht einfach runter, sondern bleibt mitten in der Luft stehen. Ansonsten aber wie gesagt eine erstklassige Umsetzung der Aufzugsfahrt, an deren Ende man endlich den Bahnhof und damit die eigentliche Attraktion erreicht hat.
In den beiden dort wartenden originalgetreuen Waggons der Schwäbischen Eisenbahn können jeweils bis zu 24 Personen auf authentischen Holzbänken Platz nehmen. Die drei Fenster auf jeder Seite eines Waggons sind natürlich wiederum Bildschirme, ebenso wie die Dachluke. Und die Crew schaltet sich über zwei weitere Monitore oberhalb der Türen an den Waggonenden zu. Ordentlich vor- und zurückschaukelnd beginnt die Weltreise natürlich im Schwaben Park, ehe Schwabi seine Tricks auspackt und wir uns alsbald mitten in der ägyptischen Wüste wiederfinden. Alternativ könnte es aber auch in den Wilden Westen gehen, denn um Wiederholungsfahrten interessanter zu machen, stehen zwei verschiedene Filme zur Verfügung. Natürlich verläuft nicht alles nach Plan, auch weil Hans Dampf den ein oder anderen Umweg vorschlägt. Da wird eine der Pyramiden von Innen besichtigt und zum Schutz vor einem schweren Sturm taucht man im Meer unter. An Spezialeffekten wie Wind, Wasser und Co. wird dabei auch nicht gespart. Und am Ende landet man selbstverständlich wieder wohlbehalten im Schwabenländle.
Ich bin ehrlich, meine Erwartungen waren nicht allzu hoch. Aber der Schwaben Park hat mit Hans Dampf ein echtes Multimedia-Spektakel aufgefahren. Allein die Anzahl an Beamern und Screens, da muss doch selbst Universal neidisch werden. Auch die Durchlaufdauer mit den drei Pre-Shows ist nicht von schlechten Eltern, eine gute gute Viertelstunde muss man schon einplanen. Wobei man auf die zweite Pre-Show mit den technischen Erklärungen wie gesagt auch gerne hätte verzichten können. Die Story ist hier und da auch etwas arg abgedreht, aber das gleichen die sympathischen Charaktere und der nahezu perfekte Einsatz der Spezialeffekte wieder aus. Sicherlich ist Hans Dampf noch einige Schritte von einem Weltklasse-Simulator entfernt, aber ich bin in deutlich größeren Parks schon wesentlich schlechtere gefahren. Kompliment an den Schwaben Park, sich für eine solch aufwändig ausgestaltete Simulator-Attraktion zu entscheiden und Kompliment an die (mir bis Anfang des Jahres noch völlig unbekannte) Aufwind Group für die großartige Umsetzung. Die 2002 gegründete Digital- und Werbeagentur mit Sitz in Malterdingen zwischen Rust und Freiburg begann nach einigen Jahren mit dem Bau von Simulatoren für Ausstellungen und Messen und hat sich inzwischen auf derartige Anlagen spezialisiert, die nun auch das Interesse bei einigen kleineren Parks wecken konnten. Hier bei Hans Dampf war man für die gesamte Konzeption, die Gestaltung und das eigentliche Fahrsystem zuständig. Da dürfen in Zukunft gerne weitere Parks Aufträge abgeben.
Schlussendlich wurde der Besuch mit dem Elevated Seating Coaster Force One besiegelt. Noch immer eine sehr schöne Bahn.
Zur Feier des 500. Counts von mko1994 fuhren wir je einmal ganz vorne und ganz hinten.
Gegen 11:20 Uhr machten wir uns dann bereits wieder auf den Weg zurück zum Auto, denn nach diesem kurzen Zwischenstopp in Baden-Württemberg...
sollten wir für ein paar nicht ganz routenoptimierte Ziele dem Tournamen entsprechend nun wirklich gen Bayern segeln...
Fazit: Der Hauptgrund für meine erneute Rückkehr in den Schwaben Park war ehrlicherweise die Wilde Hilde. Die als Achterbahn getarnte Aussichtsfahrt gehört aber definitiv zu den schwächeren Neuheiten der vergangenen Jahre - auch wenn die Hühnerstall-Station recht hübsch ist und der Soundtrack Ohrwurm-Garantie bietet. In Sachen Achterbahnen hat Force One nach wie vor die Nase klar vorne. Hummel Brummel ist auch nicht schlecht, passt sich allerdings optisch nicht ganz so gut ein. Womit der Schwaben Park aber wirklich überraschen kann, sind die jüngsten Vorstöße im Themenfahrts-Bereich. Die Kanalfahrts-Fontänenshow Azura ist noch immer einzigartig, auch wenn wir leider auf Feuereffekte verzichten mussten. Und die Neuheit Hans Dampf ist für einen Park dieser Größe einfach umwerfend. Von der tollen Gestaltung über die leicht abgedrehte aber dennoch sympathische Story bis hin zum Medien- und Effektfeuerwerk, das selbst die Großen der Branche neidisch machen sollte. Wenn man auf diesem Niveau weiter macht, wird das sicherlich nicht mein letzter Besuch im Schwaben Park gewesen sein.