Vom Bayern-Park führte uns der Weg eine knappe halbe Stunde weiter gen Osten. Unser zweites Tagesziel war die zur Gemeinde Schönau gehörende Einöde (also ein abseits der übrigen Bebauung einzeln stehender Bauernhof) Voglsam. Denn besagten Hof hat Landwirt Rupert Stadler (nicht zu Verwechseln mit dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Audi AG gleichen Namens) seit Mitte der 90er-Jahre zu einem Freizeitparadies für Familien ausgebaut. Den Grundstein legte der leidenschaftliche Ballonfahrer damit, dass er anderthalbstündige Ballonfahrten von seinem Hof anbot. Als dank Michael Schumacher das Interesse am Motorsport in Deutschland immer mehr zunahm, wollte auch Stadler an diesem Boom teilhaben und baute 1997 eine 600 Meter lange Kartbahn auf seinem Hof, die somit den Ursprung des Erlebnisparks Voglsam bildete. Da die Kartbahn eher was für Jungs war, er aber auch etwas für Mädchen anbieten wollte, schaute sich der frischgebackene Freizeitparkgründer alsbald nach weiteren Attraktionen um und eröffnete auf einem angrenzenden Feld das 10.000 m² große Abenteuer-Minigolf. Mit Erfolg, die Familien kamen zum Minigolf, dann sahen die Kinder die Kartbahn und wollten natürlich auch diese ausprobieren. Über die Jahre wurde das Angebot des Erlebnisparks immer wieder erweitert. Kleinere Spielgeräte, eine Reitbahn, eine Reifenrutsche, Fußballgolf, ein Kletterpark und weil die Tochter unbedingt mal in einem Baumhaus übernachten wollte, ist auch dies seit einigen Jahren in Voglsam möglich. Doch all dies war nicht der Grund für unseren Besuch.
Wir parkten neben einer Handvoll anderer Fahrzeuge auf dem kostenfreien Parkplatz und betraten den Park neben einem Ziegengehege.
Denn auch der Eintritt zum 17 Hektar großen Erlebnispark ist kostenlos, man zahlt lediglich für die Nutzung der einzelnen Attraktionen. Ausgenommen natürlich die Spielplätze und Rutschen, die können völlig frei genutzt werden. Das war auch der Grund, weshalb wir trotz des bescheidenen Wetters vorbeischauten, denn als Count gibt es im Freizeitpark Voglsam lediglich eine Wiegand Bobkartbahn. Und nachdem man schon im Bayern-Park die Rodelbahn geschlossen ließ, hatten wir uns auch hier eher wenig Hoffnung gemacht - auch wenn es am Nachmittag bisher tatsächlich trocken geblieben war.
Abgesehen von einem Mitarbeiter, der den Rasen rund um die Minigolf-Anlage mähte, war zunächst auch keine Menschenseele zu sehen.
Auch nicht bei der Bobkartbahn. Also gingen wir nochmal zurück zur größeren Halle oberhalb des Minigolf-Areals. Die dient wohl als überdachter Biergarten bzw. als Parkgastronomie. Zwar hatten wir gehört, dass dort jemand arbeitete, aber gerade war die Person durch die Hintertür verschwunden. Auch der angeschlossene Kiosk war verwaist. Man hätte wohl in aller Ruhe die Kasse plündern können, denn der rasenmähende Mitarbeiter als einzige Person weit und breit schien unsere Anwesenheit nicht zu bemerken. Nach über 10 Minuten kam dann aber doch mal ein Golfkart vorbeigerauscht. Es war der Chef höchstselbst, der schließlich auf uns aufmerksam wurde und zu uns kam. Ob es möglich sei, mit der Bobbahn zu fahren, fragten wir ihn?
Natürlich, antwortete er und sauste mit seinem Golfkart voraus, um die Anlage anzuschmeißen.
Nachdem auch wir endlich angekommen waren, drückten wir ihm die jeweils 2,50€ in die Hand und stiegen ein.
Wobei mich die Preisliste oben am Kiosk irritiert hatte, dort waren nämlich 3€ für die Bobkart-Fahrt angegeben, während hier an der Bahn selbst (und auch auf der Webseite) eben 2,50€ ausgewiesen waren - oder ist das dann der Preis ohne Mehrwertsteuer, kommt ja ungefähr hin?

Da der gute Mann nichts weiter sagte, war ich einfach vom höheren Preis ausgegangen, bekam die zuviel gezahlten 50 Cent aber umgehend wieder zurück.
Tatsächlich handelt es sich bei der Anlage wohl um den Bobkart-Prototypen, der bereits 1994 eröffnet wurde.
Freilich nicht hier in Voglsam, denn den Erlebnispark gab es damals ja noch gar nicht. Sondern im mecklenburg-vorpommerischen Mühlengeez, das heute zur Gemeinde Gülzow-Prüzen gehört. Dort befand sich einst einer von zwei Salzberger Erlebnisparks. Der hier gemeinte wurde später zum Pfiff Erlebnispark, musste aber 2004 oder 2005 seine Tore schließen (der andere in Hessen hatte wohl bereits 2003 weitestgehend alle Fahrgeschäfte verkauft). Die Bobkartbahn wurde anschließend offenbar modernisiert und hier in Bayern mit neuem Layout (laut SoRoDa 20 Meter länger als die ursprüngliche Bahn) eröffnet.
Das Layout mit eher weiten Kurven und zwei Helices ist ganz gut.
Aber vor allem haben die Bobs hier einen ordentlichen Zug drauf. Macht Spaß die Bobrodelbahn.
Nebenan stehen ein paar Kleintierkäfige und weiter hinten findet sich auch ein Schafsgehege.
Enten gibt es ebenfalls.
Und auf der anderen Seite eben die Kartbahn, mit der hier in Voglsam 1997 alles begann - und die ich nichtmal fotografiert habe. Die 14€ für 10 Minuten mit den 9PS-Karts hatte ich ursprünglich auch eingeplant. Aber da ich keinerlei Karts auf der Strecke sah, die also wohl erstmal aus der Garage hätten geholt werden müssen und man uns schon extra die Bobkarts angeschmissen hatte, fragten wir erst gar nicht nach. Stattdessen drehten wir nur eine Runde durch den doch recht weitläufigen Park und schauten uns an, was es sonst noch so zu erleben gibt.
Oberhalb der Bobrodelbahn können sich die jüngeren Besucher mit Elektrofahrzeugen vergnügen.
Daran angrenzend wurde 2018 ein Hügel aufgeschüttet und eine Reifenrutsche eingerichtet. Zunächst als trockene Tubing-Bahn.
Das funktionierte aber wohl nicht so gut. 2020 wurde daher umgebaut und man rutscht seither auf einem Wasserfilm.
Unten im Tal trifft man auf ein Pferdegehege.
Und dahinter das großflächige Fußballgolf.
Im angrenzenden Wald versteckt sich der Kletterpark. Hier sind die drei Flying Fox mit je 150 Metern Länge zu sehen.
Die führen hinüber zum Baumhauspark mit 9 Baumhäusern und der Waldburg bestehend aus zwei Wohneinheiten.
Zurück zum Hauptpark geht es vorbei am Barfuß- und Waldwanderweg.
Das Klettergerüst wurde 2018, die Tierreitbahn 2020 eröffnet.
Auch der Wasserspielplatz gegenüber wurde 2020 erbaut.
Ansonsten gibt es noch Trampoline, Bagger und Kräne, Bumper Boats und diverse Mini-Karussells.
Und natürlich mehrere Spielplätze mit Rutschen. Alles was man so braucht, um die lieben Kleinen den Tag über zu beschäftigen.
Ach ja, das Zentrum des Parks bildet das schon mehrfach erwähnte Abenteuer-Minigolf.
Das schaute sogar richtig hübsch und gut gepflegt aus.
Nach einer knappen halben Stunde verließen wir den Erlebnispark Voglsam gegen 15:10 Uhr wieder und fuhren zurück zu unserem Hotel in Erding. Denn es hatte ja durchaus einen Grund, dass wir ausgerechnet dort übernachteten...
Fazit: Der Erlebnispark Voglsam ist ein tolles Ausflugsziel für die ganze Familie. Die Kleinen können sich auf den zahlreichen Spielplätzen austoben oder sich auf der Reitbahn vergnügen, für die etwas Größeren gibt es Bobkartbahn, Reifenrutsche, Kletterpark und Kartbahn. Und Minigolf geht sowieso immer. Einziges Manko: An derart besucherschwachen Tagen scheint man schonmal etwas länger nach Personal suchen zu müssen. Aber es hat ja letztlich doch noch geklappt und wir konnten den Haken setzen.