Gerade mal zwei Wochen ist es her, dass Thomas und ich - oder vielmehr ich - entschieden haben, dass wir uns dieses Jahr mal wieder eine MPG-Jahreskarte gönnen. Man muss ja ohnehin dieses Jahr wegen der neuen Achterbahn nach Bottrop, Belantis steht auch seit dem letzten Jahr noch zur Debatte und nach Madrid sind wir auch noch eingeladen, Walibi Belgien und Efteling werden auch günstiger, also warum nicht die 69 Euro für die Karte investieren?
Nach anfänglichen Buchungsschwierigkeiten auf der Webseite waren die beiden Karten dann mit hochgeladenen Fotos gebucht und es hies abwarten, wann die denn mal nach dem Lockdown öffnen können.
Dann die Neuigkeit zum Anfang der Woche: Oh, die dürfen ab Freitag aufmachen. Brückentag, dienstfrei - Warum also nicht direkt am ersten Tag - mein Gedanke. Am Donnerstag dann zum Testzentrum gegangen, sich die Nase kitzeln lassen, den Besuchstag am Mittwoch online reserviert, also steht dem Besuch des Parks nichts mehr im Wege. Bis auf: "Oh, es soll den ganzen Tag mit hoher Wahrscheinlichkeit regnen." Na, Bravo. Andererseits kommen dann wohl auch weniger Besucher.
Derjenige, der uns über seine Jahreskartenleidenschaft zwei Wochen zuvor gebrieft hatte, Oppi, rief dann am Freitag morgen an: "Okay, ich bin dabei." Also ging es zu dritt am frühen nachmittag gen Bottrop. Am Feiertag zuvor dann noch ein wenig die Überraschung: Oh, auf der Webseite sind die Preise für die Jahreskarte noch mal um 15 Euro gesunken. Erst kurz geärgert, dass wir noch den alten Preis gezahlt hatten, dann aber das Einlenken des Parks - Wer vor dem 03.06.2021 dieses Jahr die Karte gekauft hat, kann diese auch noch bis zum Anfang Juni 2022 nutzen. Damit lässt sich das wieder verschmerzen.
Erster Eindruck bei der Fahrt entlang der Kirchhellener Erdbeerfelder: "Oh, die stehen ja schon auf der Wiese - dem Ausweichparkplatz. Dann wird es ja doch voll." Das ganze gepaart mit dem Gedanken: "Wow, eigentlich ein schöner sonniger Tag", obgleich es doch eigentlich regnen sollte und am Vortag im Rheinland, Ruhrgebiet und Ostwestfalen die Keller überflutet wurden.
Wir fahren erst mal weiter Richtung Park. An der Abzweigung Richtung Schloss Beck werden wir von einem Mitarbeiter des Movieparks und einem Durchfahrt-Verboten-Schild abgefangen. Scheibe runter "Sind Sie alle schon getestet?" - "Ja" - "Dann bitte einmal wenden und auf die große Wiese zum Parken. Weiterfahrt nur für diejenigen, die sich auf dem Hauptparkplatz noch testen lassen müssen."
Also zurück auf den Wiesenacker und die imaginären Wanderstiefel bis zum Park übergezogen.
Am Parkplatz dann die erste Personenkontrolle: "Testergebnisse oder Impfbuch plus Perso vorzeigen". Schranke 1 können wir somit zu dritt als erfolgreich abhaken. Es beginnt der Marsch Richtung Freizeitpark.
Am Hauptparkplatz dann gähnende Leere. Der komplette Parkplatz 1 ist unbesetzt. Vier Testcontainer und ein Zelt.
Die Testcontainer sind hier nicht im Bild - die stehen weiter nach rechts.
Am Haupteingang dann auch alles leer. Mit Absperrgittern wird man zum Eingangsbereich geleitet. Es wirkt ein wenig wie auf der Southfork Ranch, wo man Rinder zum Stall geleitet wissen möchte. Aber hey, es sind besondere Zeiten und wir drehen heute vielleicht einen Western?
Am Eingang dann zwei Ladies, die uns begrüssen, mich an meine fehlende Mund-Nasen-Bedeckung erinnern und schon geht es zügig mit den gescannten Tickets durch die Drehkreuze. Zuvor möchten die Damen auch noch einmal unseren Perso und die die One-of-Three-Gs-Bestätigung sehen. Die Tageskassen sind tatsächlich geschlossen - alles also kontaktlos und nur mit Reservierung. Die Reservierung will keiner sehen. Möglicherweise ist die von der Technik schon ans Ticket gekoppelt. Ich erinnere mich, dass man die Ticketnummer im Reservierungsprozess angeben musste. Zur Stimmung hätte lediglich noch ein Tumbleweed durch den Vorkassenbereich rollen müssen. Nix los.
Und dann sind wir drin - in Hollywood in Germany. "Die Studioleitung hat sich entschlossen, dass Set für uns wieder freizugeben" klingt es über die Lautsprecheransage. Das klingt nett dem Thema angepasst. Die gute Frau am Eingang meinte sie schliessen heute um 17 Uhr, das Bord im Eingangsbereich verkündet 18 Uhr als das zeitliche Ende des Tages wie im Film.
Unsere Prio Nummer Eins: Die Jahreskarten erstellen. Rund um den Brunnen zieht sich eine Menschenschlange, die sich vor dem Welcome-Center aufgebaut hat. Da müssen wir uns also anstellen. Der lange Spaziergang durch die Hitze hat uns durstig gemacht. Oppi als Besitzer der Jahreskarte von 2020 entschliesst sich, uns Getränke zu besorgen." Ihr steht ja eh ein bisschen, bis ihr dran seid." Wie Recht er haben soll.
To be continued...
Wir sind also im Park. Um den Brunnen schlägelt sich die Warteschlange der Jahreskartenerwerber. Auf den Abstand wird hier durch die Besucher um uns herum geachtet. Zwischenzeitlich kommen zwei Mitarbeiter in der Stuntshowuniform vorbei und kontrollieren als "Maskenpolizei" die Wartenden auf Mund- und Nasenschutz. Im Park gibt es Maskenpflicht in Warteschlangen und auf den Rides. Man ist hier von Parkseite erkennbar motiviert, diese Obligation bei den Set-Besuchern durchzusetzen.
Beim Warten können wir neben Filmmusiktitel raten auch die Fahrten von Star Trek Operation Enterprise beobachten. Da sind teilweise doch längere Unterbrechung im Einzugbetrieb und auch mal eine Leerfahrt zwischendurch zu beobachten.
Zwischendurch kommt eine Mitarbeiterin aus dem Welcome Center durch die Warteschlange und fragt nach dem Grund für das Anstehen. Das leert dann teilweise die Schlange vor uns. "ihr wollt einen neuen Saisonpass für 2021 abholen?" "Ja." "Dann steht ihr richtig hier."
Oppi berichtet, dass es eine Verunsicherung bei den Besitzern der 2020er-Saisonpässe gibt, da wohl irgendwo geschrieben worden sei, man solle dazu noch mal ins Welcome-Center. Dem ist wie uns nachher am Schalter bestätigt wird nicht nötig.
Dennoch dauert es lange, bis wir in den schattigen Bereich vor dem Eingang kommen. Ich bin heute eigentlich eher auf Regen als auf Sonne eingestellt. Und die brennt dann auch in den 60 Minuten, die wir in der Schlange anstehen, fast gnadenlos sommerlich. Gott sei Dank leiht mir Thomas sein Cappy.
Und dann kommt das für mich einzige Manko des Tages. Der Aufenthalt im Welcome Center. Immer geht mir dabei die 80er/90er Antischuppen-TV-Werbung durch den Kopf: "You never get the Second Chance to make a first Impression" - leider absolut wahr.
Beim Eintreten in das Welcome-Center sind drei Counter geöffnet. Ein herzliches Willkommen klingt in meinen Ohren anders als das, was ich gestern präsentiert bekomme. Was hat mir die Webseite vorher versprochen? Ich kann ein Foto von mir im Bestellprozess hochladen und soll dann den Ausweis im Welcome Center abholen. Der Mitarbeiter am Schalter benötigt nicht den Barcode, den ich mir auf der App heruntergeladen habe sondern die Ordernummer. Die steckt natürlich in der Bestellmail, die ich dann erst einmal suchen muss. Danach müssen wir ein Papier-Formular aus der Internetbestellung noch einmal vor Ort ausfüllen. Nachhaltig ist das nicht. Es gibt auch nur zwei Kullis - egal wir sind ja eh alle 3G. Vielleicht werden die aber auch nach jedem Einsatz gereinigt oder ausgetauscht? Ich weiss es nicht und hinterfrage es auch nicht. Dann verschwindet der gute Mann ohne Ansage und begibt sich zu einem anderen Counter, wo wohl ein Drucker weiteres Papier für alle hier im Welcome Center ausdruckt. In der Zwischenzeit gibt es Gesprächsfetzen von den Nachbarcountern zu hören.
"Ich muss gleich erst mal eine rauchen gehen." "Aber es ist doch eine Warteschlange draussen." "Ist mir egal."
Ein Gast mit einem kleinen Jungen kommt an den Nachbarschalter und macht seinen Unmut Luft: "Wissen Sie, dass wir über 'ne Stunde draussen in der Hitze warten müssen?" "Ja, aber wir können auch nicht mehr als arbeiten." Da fehlt mir sprachlich die Anerkennung, Entschuldigung, Zuspruch und das Einfühlungsvermögen für den Kunden. Braucht man solche Eigenschaften in einem Welcome-Center? Wo ist Annika aus dem GuestRelations-Büro in der Mainstreet von vor über zehn Jahren?
Unser Mitarbeiter kehrt nach mehreren Minuten vom Drucker zurück und bringt uns zwei neue Ausdrucke vom Drucker mit. "Die bitte auch noch ausfüllen." Alles auch schon auf der Webseite zuhause ausgefüllt. Zur Krönung dann noch das Foto mit der 0-Gegenlicht-Kamera schiessen - warum sich überhaupt daheim den Kopf über ein passend gemachtes Foto zerbrechen, wenn es dann eh nicht funktioniert?
Der Ausweis wird dann frisch gedruckt. Die Prozedur insgesamt dauert gefühlt zehn Minuten. Kein Wunder, dass wir trotz der kurzen Warteschlange schön braun beim Warten vor dem Welcome-Center wurden.
Unser Pass gilt auf Nachfrage bis zum 05.06.2022 - weil die Preise für die Saisonkarte dann noch mal gefallen sind, nachdem wir diese Ende Mai gekauft haben, wird diese als Bonus bis zum nächsten Jahr verlängert.
Unsere letzten beiden Jahreskarten haben wir 2018 im SFoG und 2020 in Rövershagen für Karls gemacht. Die waren beide im Nullkommanichts fertig. Am schnellsten bei Six Flags: Online bestellt, Zettel am Eingang des Parks scannen lassen, Fingerabdruck scannen und die fertige Plastikkarte kommt aus dem Drucker am Eingang - Zeitaufwand: circa 30 Sekunden.
Ist das ein strukturelles Covid-Problem? Findet man nicht ausreichend Mitarbeiter für die Saisonarbeit? Wir sind im Jahr 25 nach der Öffnung im Sommer 1996. Ich erinnere mich an einen TV-Bericht vor der Öffnung des Parks als Warner Bros. Movie World, wo gezeigt wurde, wie Mitarbeiter aus Australien eingeflogen waren, um uns Deutschen die erwartete Service-Qualität beim Umgang mit den Kunden beizubringen. Haben wir in den 25 Jahren nichts dazu gelernt? Okay, ich zahle einen Schleuderpreis für eine Jahreskarte, die jetzt auch noch mal günstiger wurde. Wieviel verdient dann der motivierte Parkmitarbeiter? Erster Arbeitstag mag mit Technik und dummen Kunden frustig sein, aber "Welcome" geht in meinen Augen anders und besser. Daran kann man arbeiten.
Mit der frisch gedruckten Jahreskarte ging es dann erst einmal durch die Mainstreet Richtung Star Trek Operation Enterprise.
Im Wartebereich erklang dann nach ein paar Minuten Warten die Ansage, dass die Anlage aktuell eine Störung habe und ein Techniker komme. Ein paar Minuten später kam ein Mitarbeiter in denWartebereich und entschuldigte sich für die Störung und er hoffe, dass es schon bald weitergehe. Nach wiederum fünf Minuten kam dann jedoch die Ansage, dass die Achterbahn wegen einer Störung geschlossen bleiben wird.
Also raus aus dem Wartebereich. Einmal entlang dem Boardwalk flaniert Richtung High Fall.
Die Holzachterbahn sei heute wegen Retracking noch geschlossen. Die Idee war geboren, ein Getränk zu konsumieren. Wir steuerten einen Shop gegenüber dem Westernsaloon an. Wie bestellt machte dieser jedoch vor uns gerade kurz nach 16 Uhr die Rollade runter. Heute scheint nicht so der erfolgreiche Verkaufstag bis zum Parkende zu sein. Wir disponieren um: Thomas auf eine Flasche Bier, ich auf einen großen Swirl. Mal sofort die Vergünstigung beim Shoppen mit der Jahreskarte ausprobieren. Der Swirl kommt bei dem warmen Wetter richtig gut.
Anschließend geht es in das Nickland, wo wir uns die Front vom neuen Coaster anschauen.
Danach geht es auf eine Runde Excalibur in die Rundboote von
Intamin. Der Ride macht auch in der aktuellen 25. Saison noch Spaß. Mittlerweile im dritten Gewand nach "Die unendliche Geschichte" und "Mistery River". Die neue Fassung bin ich nun zum ersten Mal gefahren. Ganz schön blutige Ritterszenen da entlang der Fahrstrecke.
Abschließend gab es ein Get-together an zwei von den Gastro-Tischen im Eingangsbereich zum Nickland. Dank Oppi haben wir so neue Enthusiasten kennengelernt und wiederum andere nach langer Zeit wiedergetroffen. Hierzu gab es dann das ein oder andere Getränk, bevor man uns bat, den Bereich und auch den Park nach offiziellem Schluss kurz nach 18 Uhr zu verlassen.
Insgesamt hat es mal wieder richtig Spaß gemacht - nach langer Abstinenz durch einen Park zu flanieren. Der angekündigte Regen blieb zum Glück aus. Die Besucherzahlen sind an diesem ersten Tag erfreulich gering - zumindest für uns als Besucher. Mich selbst packt so ein bisschen der Wehmut - hatte ich doch auch hier einst für zwei Monate in der Eröffnungssaison 1996 gearbeitet. In so einem Jubiläumsjahr denke ich dann auch das ein oder andere Mal an die "gute alte Zeit" im Park.