Für unser zweites Tagesziel springen wir nochmals zurück zum Thema Dubailand. Unweit der IMG Worlds of Adventure wurden in ähnlich trostloser Lage nämlich zwei weitere Projekte aus dem Boden gestampft, welche wir bereits auf dem Weg zum Indoorpark passiert hatten. Eines davon besuchten wir nun am Abend.
Die in Teilen 2019 eröffnete Cityland Mall bietet neben 120 Hektar Verkaufsfläche auch einen 20 Hektar großen botanischen Garten im Zentrum.
Dafür ist das Drumherum zugepflastert mit riesigen (bei unserer Vorbeifahrt nahezu leeren) Parkplatzflächen.
Das Einkaufszentrum grenzt direkt an unser Ziel, welches im Hintergrund bereits zu erspähen ist - und auch der Eiffelturm im Vordergrund gehört dazu.
Denn das Global Village hat dem Namen entsprechend die Länder der Welt zum Thema.
Genau genommen handelt es sich eher um eine permanente Weltausstellung als einen klassischen Freizeitpark. Seinen Ursprung hat das Global Village im 1996 zur Belebung des Einzelhandels eingeführten Dubai Shopping Festival, welches sich dank Rabatten, Verlosungen und Feuerwerken zu einer eigenen Touristenattraktion entwickelt hat und inzwischen einen Monat lang gefeiert wird. 1997 wurden hierbei auch einige Verkausstände am Dubai Creek platziert, welche als Global Village verschiedene Länder repräsentierten. Über die Jahre wurden die Holzpavillons an verschiedenen Standorten aufgebaut, ehe man für die 2005er Ausgabe erstmals den heutigen Standort nutzte, wo in den Folgejahren permanente Länder-Pavillons auf dem über 1.700 Hektar großen Gelände errichtet werden konnten. Damit wurde aus der wenige Wochen dauernden Expo auch ein mehrmonatiges Event, inzwischen geht die Saison üblicherweise von Oktober bis April. Mit diversen Aus- und Umbauten gibt es nach eigenen Angaben derzeit 27 Pavillons in denen 93 Kulturen vertreten sind. Hinzu kommen über 200 Essensstände und natürlich die Kirmesecke mit den für uns interessanten Fahrgeschäften. Und dieses Konzept funktioniert offenbar prächtig, jedes Jahr werden neue Besucherrekorde vermeldet. In der von uns besuchten Saison 2022/2023 sollen 9 Millionen Menschen das Global Village besucht haben.
Damit sieht man sich selbst auf Platz vier der weltweiten Freizeitparks gemessen an Tagesbesuchern (basierend auf dem Global Attractions Attendance Report von 2018).
Zumindest war es im Global Village schonmal deutlich voller als in der IMG Worlds of Adventure.
Das Global Village verfügt über drei Eingänge. Auf dem Bild mit dem noch leeren Parkplatz ist das Cultural Gate, welches 2017 den ehemaligen Haupteingang ersetzte, zu sehen - die eher unpassende Glaskugel daneben beinhaltet den Hauptsitz und die Verwaltung des Parks. Wir betraten den Park durch den neuen Haupteingang, welcher 2015 als Gate of the World eröffnet wurde. 2022 kam dann noch das Happiness Gate hinzu, von dem ich allerdings kein Bild habe.
Wer einen Rucksack oder eine Tasche dabei hatte, musste diese in einem der Türmchen durchleuchten lassen, alle anderen konnten direkt eintreten.
Direkt hinter dem Gate of the World gelangt man in die World Avenue, welche aus zahlreichen bekannten Sehenswürdigkeiten im Miniaturformat besteht.
Hinter Big Ben, Kolosseum, Schiefem Turm von Pisa und Co. verbergen sich allerdings keine Landes-Pavillons, sondern generische Läden.
Im Taj Mahal werden beispielsweise Parfüms verkauft.
Dann folgen die eigentlichen Länder-Pavillons mit gigantischen Fassaden in landestypischer Architektur.
Oder im Falle von Kuwait in Form eines riesigen Schiffes. Dahinter finden sich meist offene Märkte, auf denen mehr oder weniger passende Waren feilgeboten werden.
Die meisten der Pavillons sind in einem Viertelkreis angeordnet, den Weg dazwischen ziert ein Wasserkanal.
Inklusive einiger hübscher Brücken natürlich.
Der mündet in den Dragon Lake, dessen Boden den weltgrößten Unterwasser-LED-Bildschirm darstellt.
Außerdem findet sich am Ufer der Floating Market, bei dem sich die Verkaufsstände vermeintlich auf Booten befinden.
Neben Ägypten vertritt auch Marokko den afrikanischen Kontinent - die arabische Halbinsel gehört geographisch ja schon zu Asien.
Bevor jemand Google bemühen muss: KSA steht für Kingdom of Saudi Arabia. Da war man wohl etwas geizig bei den Leuchtbuchstaben.
Der indische Pavillon.
Qatar und Libanon sind ebenfalls vertreten.
Sogar Palestina hat einen eigenen Pavillon, Israel sucht man dagegen vergeblich...
China versteckt sich hinter Fontänen.
Neben dem Floating Market gibt es auch einen Railway Market.
Hier wurden die Verkaufsstände - wer hätte es gedacht - als Zug gestaltet.
Dahinter finden sich die Pavillons des Omans und von Afghanistan.
Und vor dem japanischen Pavillon kann man per Schiffschaukel in See stechen. Womit wir uns endlich dem Kirmes-Bereich näherten, wegen dem wir hier waren.
Dort wird die Länderthematik bei den Namen aufgegriffen. So heißt der Samba Tower Mexico Balloons.
Der Zampera WindstarZ hört auf den Namen Roaming Rome.
Den
Loop Fighter aus dem Hause Technical Park hat man Moscow Max getauft.
Bei Jamaica Drum handelt es sich um einen Fabbri Voyager.
Die 2019 eröffnete Geisterbahn mit Hängegondeln von Gosetto heißt natürlich Transylvania Towers.
Bis 2017 handelte es sich bei den Fahrgeschäften wohl tatsächlich um in den Vereinigten Arabischen Emiraten reisende Kirmes-Anlagen. So waren zwischenzeitlich bis zu fünf Achterbahnen im Global Village vertreten, welche allesamt von Freij Entertainment betrieben wurden. Nämlich ein normaler Big Apple, ein Big Apple in Suspended-Variante von Fabbri, eine Wilde Maus, ein Pinfari-Looper (ZL42) und der Pinfari-
Inverter (XP56), der als Bat Coaster von 2002 bis 2006 im Nigloland und anschließend bis 2008 im Antibes Land operierte. Für die Saison 2017/2018 wurde der Bereich dann komplett erneuert und mit eigenen Fahrgeschäften ausgestattet. Einige offensichtlich weiterhin transportabel, viele sind aber auch fest installiert. Für uns von Interesse waren natürlich die beiden Achterbahnen. Einige wollten aber auch die beiden Türme fahren. Daher wurde schnell abgezählt, wie viele Punkte Dirk hierfür zusätzlich auf die Punktekarte laden musste.
Die Turm-Verzichter.
Da Dirk uns alle mit einer Punktekarte abfertigte, stürmten wir die Rides mit der gesamten Gruppe. Angefangen beim Mumbai Xpress.
Ein SBF
Spinning Coaster in der 3-
Loop-Ausführung.
Bei 16 Personen pro Fahrt dauerte es natürlich ein wenig, bis wir alle durch waren.
Sobald die letzten (darunter meine Wenigkeit) im Zug saßen, ging die Gruppe schonmal weiter zum zweiten Count.
Beim London
Loop mussten wir Nachzügler daher nur eine Fahrt abwarten - der Family
Boomerang von
Vekoma bietet aber immerhin auch 20 Plätze.
Es handelt sich um das 208m (Rebound) Layout, welches beispielsweise auch im Energylandia oder im Paultons Park zu finden ist.
Lift und Spike liegen sich also gegenüber, dazwischen wird eine 8 mit Hügel über die Station hinweg durchfahren.
Die beiden bodennahen Kurven drücken recht ordentlich und die Bahn fährt sich hervorragend, es mangelt jedoch etwas an
Airtime.
Die reduzierte Türme-Gruppe wanderte anschließend direkt weiter zum Freifallturm, dem 85 Meter hohen Global Burj aus dem Hause Funtime.
Der Countdown startete mit Five, Four... dann kam der Fall und unten angekommen hörte man nur noch ein hämisches Lachen.
Schließlich komplettierte der Starflyer namens Shang High mit netter Aussicht über die Wüste noch das Gemeinschaftsprogramm.
Daneben sind hier noch Athens Slingshot und Honolo-
Loop (Mondial Turbine) zu sehen.
Den Rest des Abends konnte der Park nun auf eigene Faust weiter erkundet werden.
Der Sky Fly hört übrigens auf den Namen Fly France.
Wohingegen der tatsächlich aus Frankreich (Reverchon) stammende Spinning Raft Ride Miami Surf heißt.
Die Maze House of Fear war eine der Neuheiten der Saison 2022/2023 und soll auf 650 m² durch 11 Räume mit Animatronics und Live-Erschreckern führen.
Das zur Saison 2018/2019 eröffnete Wheel of the World mit 53 Metern Durchmesser von Dutch Wheels wurde mit einem LED-Netz zum Bildschirm aufgerüstet.
Kommen wir zurück zu den Länder-Pavillons. Hier nochmal Japan.
Zusammen mit Korea schon ein Ausblick auf die nächste Tour rund ein halbes Jahr später.
Abgesehen von Marokko und Ägypten, beziehungsweise eingeschränkt Russland und Türkei, müssen sich Afrika und Europa mit Kontinenten-Pavillons begnügen.
Noch schlechter sind Nord- und Südamerika dran, die haben gar keinen Länder-Pavillon und werden einfach als Americas zusammengefasst.
Einen Standort von Ripley's Believe It or Not! mitsamt Spiegellabyrinth und 4D-Kino gibt es ebenfalls.
Gut, dass das Warnschild da hängt. Nicht auszudenken, was sonst passieren könnte.
Wem das Global Village zu weitläufig ist, der kann sich auch in einem Londoner Doppeldeckerbus herumfahren lassen.
Nein, Global Village gehört nicht zu Plopsa. Deswegen heißt der Platz der Fontänen auch Dry Fountain.
An die große Freifläche grenzt eine Bühne, daneben gibt es auch noch eine Stunt-Show-Arena.
Hier kann man auch mal die Ausmaße des Geländes erahnen.
Zum Abendessen hatten wir auf regionale Spezialitäten im Pavillon der Emirate gehofft. Leider wurden dort nur haufenweise Klamotten angeboten.
Daher begaben wir uns an Pakistan vorbei wieder zurück nach Indien, wo wir in etwas größerer Runde einen Tisch eroberten.
Das war auch alles soweit kein Problem, einzig bei mir gab es leichte Verwirrung bezüglich der Bestellung. Geordert hatte ich Mutton Tawa, beim Hinstellen war dann die Rede von Chicken Masala, während auf der Quittung nachher Mutton Masala stand. Keine Ahnung, was davon ich jetzt wirklich auf dem Teller hatte, es hat aber gemundet und gesättigt. Anschließend schlenderten wir durch ein paar der Länder-Pavillons. Dabei fiel recht schnell auf, dass sich viele Verkaufsstände quasi 1:1 in mehreren Ländern wiederfanden. Da zweifelt man dann doch, ob die Angebote überhaupt irgendwas mit den repräsentierten Ländern zu tun haben. Generell wurden auch vorwiegend Klamotten und Tinnef verkauft, insbesondere in der Street of Asia zwischen einigen Pavillons gab es aber auch Lebensmittel und Gewürze. Im europäischen Pavillon blieb mir vor allem der deutsche Honig im Gedächtnis. Zwischendurch konnten wir uns auch eine traditionelle Tanzshow mit Trommeln und Dudelsäcken ansehen - denn obwohl man bei letzteren eher an Schottland denkt, stammen die ältesten Nachweise für Sackpfeifen wohl tatsächlich aus dem persischen Raum.
Irgendwann wurde es dann auch Zeit, wieder zum Eingangsbereich zurückzukehren.
Noch ein letzter Blick auf die nächtlich illuminierten Pyramiden.
Lady Liberty gute Nacht gewünscht.
Und um 23 Uhr setzte sich der Bus in Richtung Hotel in Bewegung.
Fazit: Die Idee hinter Global Village gefällt mir. Das weitläufige Gelände und die riesigen Fassaden sind auch wirklich beeindruckend. Leider hatte ich nur selten den Eindruck, dass sich dahinter auch wirklich das verbirgt, was vorne dransteht. Stattdessen traf man immer wieder auf die gleichen - oder zumindest ähnliche - Ramschläden. Und da ich sowieso nichts für "Schaufensterbummel" übrig habe, hätte es mir auch gereicht, einmal schnell die Fassaden zu gucken. Also abgesehen vom Besuch der Kirmesecke, deren beste Attraktion natürlich der Family
Boomerang ist.
Kurzum: Man muss das Global Village definitiv mal gesehen haben. Mein Fall ist es aber nicht.