Vom Hohenbogen in der Oberpfalz ging es nun rund 140 km gen Westen an Regensburg vorbei zurück nach Niederbayern. Inklusive kurzem Zwischenstopp zum Tanken in Falkenstein, der ohne Planung wieder optimal ausgesucht war. Die weiteren Tankstellen, die mir ins Auge fielen, waren nämlich alle teurer. Unser Ziel lag am Rande des zu Riedenburg gehörenden Dorfes Haidhof, welches inmitten einer Schleife der 227 km langen Altmühl liegt. Mit einer Fließgeschwindigkeit von nur 24,3 m³/s wird die Altmühl gerne als langsamster Fluss Bayerns bezeichnet. Im nordwestlich gelegenen Dietfurt mündet der Main-Donau-Kanal in die Altmühl und nutzt diese für die letzten Kilometer bis zur Mündung in die Donau bei Kehlheim.
Rund zwei Stunden dauerte die Fahrt ins Altmühltal, wo sich der Feiertag in Kombination mit dem außerordentlich guten Wetter erstmals wirklich bemerkbar machte. Zahlreiche Autos parkten bereits entlang der gesamten Straße. Auch der kleine Schotterparkplatz neben unserem Ziel schien bereits komplett belegt zu sein. Natürlich fuhr ich trotzdem mal rein, man weiß ja nie. Aber natürlich war keine Lücke mehr frei. Ich versuchte zwar noch, mich vor einen der Bäume zu quetschen, aber das passte auch nicht so richtig. Wie ich dann bei der Rückkehr auf die Straße feststellen musste, war der ganze Aufwand zudem völlig umsonst, denn ein paar Meter weiter befindet sich auf der anderen Straßenseite die Zufahrt zum Badesee St. Agatha (benannt nach einer kleinen Kirche aus dem 17. Jahrhundert ganz in der Nähe). Der See wurde Ende der 1980er/ Anfang der 1990er-Jahre als Ausgleich für den Ausbau der Altmühl zum Main-Donau-Kanal angelegt. Und da gehört auch ein großer Parkplatz dazu, auf dem noch reichlich Platz war - noch dazu etwas schattig im Wald. Da kann man die 2€ Parkgebühren an Wochenenden und Feiertagen durchaus verkraften.
Um 13:15 Uhr herrschte am 1999 eröffneten AltmühlBOB Hochbetrieb.
Initiiert wurde der Bau von Andreas Hahn, Markus Schwert und Martin Streber, die eigentlich aus Rasdorf bei Fulda stammen. Nachdem ein Kollege von seinem Urlaub in Riedenburg mit der idyllischen Umgebung geschwärmt hatte, wurde das Altmühltal von ihnen als Standort für eine Sommerrodelbahn auserkoren. Der damalige Bürgermeister soll sofort Feuer und Flamme gewesen sein und schlug auch direkt den Hang oberhalb des Badesees vor. Rund 1,5 Millionen D-Mark wurden in die Bahn investiert, schon in den ersten drei Monaten konnten 20.000 Fahrten registriert werden.
Rund um die Talstation entstanden zudem eine Quad-Bahn, ein Spielplatz mit Bumber-Boats auf Rädern,
sowie ein paar Tiergehege und natürlich Gastronomieangebote.
Außerdem wurde 2022 ein Kletterparadies eröffnet.
Am seitlichen Kassenfenster des Gastronomiebaus - durch den auch der Ausstieg des Alpine Coasters führt - besorgten wir unsere Tickets zu je 4€. Da es die für uns wichtigere Bahn war - und die Schlange minimal kürzer erschien - stellten wir uns jedoch zunächst nicht für den AltmühlBOB an, sondern für den 2018 eröffneten Speed Bob. Ein Prototyp, bei dem man auf die ganzen unnötigen Spaßbremsen der klassischen Alpine Coaster verzichtet hat. Sogar die Hebel zur Geschwindigkeitssteuerung durch die Fahrgäste hat man eingespart.
Dafür kommen die Schlitten mit einem klappbaren Deckel für die Füße daher.
Der soll wohl verhindern, dass unbedarfte Rodler sich die Beine zwischen Schiene und Schlitten abtrennen.
Hat man es also endlich zum Einstieg geschafft, heißt es anschnallen, Klappe schließen und auf die Freigabe des Personals warten. Aufgrund der Besonderheit der Bahn ist hier ein relativ großer Abstand zwischen den Schlitten erforderlich. Bei hohem Andrang einfach die Taktung zu erhöhen, funktioniert also nicht. Aus der Station heraus rollt man mit einem leichten Schwenk nach rechts auf den ersten Lift, der jenen des AltmühlBOBs etwa im 45°-Winkel überquert. Danach schwenkt man weiter nach rechts, sodass der Hauptlift parallel zum klassischen Alpine Coaster bergauf führt. Beide sind im oberen Teil deutlich aufgeständert, der Speed Bob noch mehr als der AltmühlBOB. Oben angekommen wendet man über zwei 90°-Kurven mit kurzer Geraden dazwischen und überquert dabei nochmals die alte Bahn.
Dann wird mit einem Double Down ordentlich Tempo aufgenommen, bevor drei Airtimehügel in Folge überflogen werden.
Bis zu 60 km/h soll man dabei erreichen, ehe man nach dem dritten Hügel in die kräftige Magnetbremse rauscht.
Tja, und dann rollt man auch schon um die Kurve zum Ausstieg. Ja, die drei Hügel bieten tatsächlich ziemlich gute
Airtime, und der Geschwindigkeitsrausch ist mit diesen Schlitten enorm. Aber das Vergnügen ist halt doch von arg kurzer Dauer und einen Schönheispreis gewinnt die Anlage auch nicht. Dafür zählt der Speed Bob immerhin unzweifelhaft als Achterbahn.
Die Schlitten rollen um die Kurve direkt wieder zum Einstieg, die Mitfahrer müssen einmal komplett ums Gastronomiegebäude herumlaufen.
Der klassische AltmühlBOB kostet ebenfalls 4€. Auch dort ist der obere Teil des Lifts ob des eher flachen Hangs etwas aufgeständert. Leider hat man es versäumt, diese zusätzliche Höhe für einen flotten Start zu nutzen. Stattdessen wird sie ganz behäbig in einem
Kreisel abgebaut, ehe man in einer Serpentine die beiden Lifte unterquert. Nach ein paar Wellen folgt die zweite Serpentine und nach einem kleinen Jump sogleich die dritte und die vierte.
Dann ein etwas größerer Jump und eine weitere Serpentine, gefolgt von einer langgezogenen S-Kurve.
Und nach einer finalen Serpentine, sowie der weiter oben gesehenen Links-Rechts-Kombination an der Quad-Bahn vorbei erreicht man den Ausstieg gleich neben dem Biergarten. Nach dem zähen
Kreisel zu Beginn kommt man untenraus auch dank der beiden Jumps doch noch auf eine vernünftige Geschwindigkeit. Oder würde man kommen, wenn man an einem leeren Tag da wäre. Bei dem Feiertags-Andrang wurden die Schlitten natürlich in einer extrem engen Taktung rausgeschickt, sodass ein ungebremstes Absolvieren des Kurses kaum möglich war. So richtige Bremser blieben uns aber glücklicherweise erspart, wenn ich mich recht entsinne. Altersbedingt kommt der AltmühlBOB zudem etwas ruppig daher mit Schienenstößen, die ihrem Namen alle Ehre machen. Eine knappe Stunde hatten wir für beide Fahrten gebraucht, dann machten wir uns umgehend wieder auf den Weg zum Auto. Denn ein letztes Ziel hatten wir noch vor uns.
Fazit: So ganz optimal scheint mir der ausgewählte Hang für eine Sommerrodelbahn nicht zu sein, wenn man den Start schon so weit aufständern muss. Dafür sieht man im weiteren Verlauf dann an mehreren Stellen, dass Erdreich abgetragen werden musste, um das Layout wie gewünscht umsetzen zu können. Das Layout ist bis auf den schwachen Start soweit in Ordnung, so ein richtiges Highlight fehlt aber. Ähnliches gilt für den Speed Coaster, der passt sich halt mal so gar nicht ins Gelände ein und sieht einfach nur hässlich aus. Dass man sich hier voll auf die
Airtime konzentriert hat, ist nicht zu übersehen - und das definitiv mit Erfolg. Ein paar flotte Kurven zwischendrin wären aber auch nicht verkehrt gewesen. Mal sehen, ob Wiegand sowas bei der für 2025 angekündigten nächsten Auslieferung in Altenberg mit einbaut.