Aus Riedenburg ging es weitere rund 100 km weiter nach Westen - und über die A9 auch ein Stückchen nach Norden - bis nach Mittelfranken. Unser viertes Feiertags-Ziel war der größte Stausee des Fränkischen Seenlands, der von 1983 bis 1999 mithilfe eines 1,7 km langen Erddamms aufgestaut wurde. Dem großen Brombachsee sind als Vorsperren der über einen künstlichen Überleiter aus dem Altmühlsee und dem namensgebenden Brombach gespeiste kleine Brombachsee, sowie der vom Igelsbach gespeiste Igelsbachsee vorgelagert, die jeweils mit Zwischendämmen (1,1 und 0,6 km lang) vom eigentlichen Stausee abgetrennt werden. Direkt am Damm des Igelsbachsees liegt das zu Spalt gehörende Dorf Enderndorf und westlich davon am nördlichen Seeufer der Abenteuerwald Enderndorf, den wir gegen 15:20 Uhr erreichten. Auch hier war der große Parkplatz erwartungsgemäß gut gefüllt, wir fanden aber tatsächlich noch eine Lücke recht weit vorne und zahlten die auch hier fälligen 2€ Parkgebühren.
Zwischen Parkplatz und See wurde 2006 der Kletterpark Abenteuerwald Enderndorf von Michael Emig eröffnet.
Mehrere Parcours führen in zwei bis vierzehn Meter Höhe quer durch den Wald - seit 2020 mit umhängefreiem Sicherungssystem.
2012 wurde als finales Highlight am Ende des neunten Parcours eine Zipline quer über den Igelsbachsee eröffnet.
Dort sausen die Kletterer mit bis zu 60 km/h über eine Strecke von 560 Metern zur 36 Meter tiefer liegenden Landeplattform am anderen Seeufer. Zurück kommt man per Boots-Shuttle, oder eben zu Fuß über den Damm des Igelsbachsees. Ursprünglich war die Nutzung der Zipline ausschließlich in Kombination mit dem Kletterpark (23€ für Erwachsene) möglich - kostete aber dennoch 7€ Aufpreis. Erst seit 2024 ist die Zipline auch als Einzelattraktion für 17€ buchbar. Die zusätzlich 2016 eröffnete Fly-Line durch den Wald war dagegen von Anfang an als eigenständige Attraktion buchbar. Angesichts des eh schon günstigeren Flugpreises von 9€ ist die Ersparnis bei Kombination mit dem Kletterpark natürlich nicht ganz so groß, hier beträgt der Aufpreis dann 5€. Also so waren die Preise 2024, inzwischen sind sie um jeweils 1€ gestiegen, der Kletterpark sogar um 2€.
Das Kassenhäuschen mit Toiletten und Bereich zum Anlegen des Gurtzeugs steht am Rande des Parkplatzes.
Der Abenteuerwald war das dritte Ziel, das ich (in diesem Fall eben ohne Antwort) bezüglich Öffnungszeiten angeschrieben hatte. Denn die Webseite gibt absolut keine Betriebszeiten her, man kann sie sich höchstens anhand der verfügbaren Reservierungs-Zeitfenster für den Kletterwald erschließen. Sofern man deren Darstellung versteht, was mir erst jetzt im Nachhinein gelungen ist. Die letzte Reservierung wäre nämlich für 16 Uhr möglich gewesen, sodass bei zweistündiger Kletterzeit wohl bis 18 Uhr geöffnet war. Fraglich bleibt nun, ob man auch nach 16 Uhr noch eine Fly-Line-Fahrt an der Kasse hätte buchen können. Denn obiges Bild entstand kurz vor unserer Abreise gegen 16:30 Uhr. Eine Stunde zuvor hatten wir uns noch in eine lange Schlange einreihen müssen (ob die Wartenden alle eine Reservierung hatten, ist mir nicht bekannt). Zwischenzeitlich wurden schonmal Zettelchen durchgereicht, auch wir füllten eines davon brav aus - was für die reine Fly-Line-Fahrt aber gar nicht nötig gewesen wäre.
Nach der Zahlung des bereits erwähnten Flugpreises von 9€ erhielten wir unsere Tickets und eine Wegbeschreibung zum Start der Fly-Line. Gleich nach der Kasse wurden die übrigen Wartenden im Zwischenraum der beiden Gebäude mit dem Klettergeschirr ausgerüstet. Deswegen ging es auch so schleppend voran, denn der Platz dort (und die Zahl der Mitarbeiter) ist natürlich begrenzt. Wir hätten laut Kassendame zwar direkt zur Fly-Line gehen sollen, warteten leicht verunsichert aber dennoch. Auch für die Fly-Line braucht es schließlich Geschirr. Aber die Mitarbeiter schickten uns tatsächlich ohne Gurtzeug gleich weiter zur Fly-Line.
Deren Start befindet sich am anderen Ende des Parkplatzes, im Wald gegenüber der Zufahrt.
Dort war allerdings niemand zu sehen. Weder andere Flugwillige, noch Mitarbeiter. Und wo soll man da eingekleidet werden? Wir suchten alles ab, gingen nochmals zurück Richtung Parkplatz, aber die Anweisungen waren eigentlich eindeutig. Ich war tatsächlich drauf und dran, zur Kasse zurückzukehren, da rief mich mko1994 wieder in den Wald. Ihm war ein roter Schimmer auf der Startplattform aufgefallen, der sich tatsächlich als Mitarbeiterin entpuppte.
Man muss einfach nur die Treppe rauf und über die Hängebrücke gehen. Das nötige Geschirr bekommt man direkt am Start angelegt.
Der Witz an der Sache: An der Treppe hängt ein Schild, dass man nicht ohne Erlaubnis hochklettern dürfe. Blöd, wenn niemand da ist, der die Erlaubnis erteilt. Die Dame auf der Startplattform muss uns ja dort herumirren gesehen haben und hätte mal auf sich aufmerksam machen können.

Aber egal, nun hatten wir das Organisatorische ja gemeistert. Die erste Fly-Line Deutschlands war 2015 jene in Saarbrücken, die Anlage hier in Enderndorf war ein Jahr später die zweite. Während man in Saarbrücken einfach mit dem Klettergeschirr eingehängt wird, muss man hier auf ein separates Paragliding-Sitzgurtzeug wechseln. Die Fly-Line einfach mal zwischen den Kletterstationen mitzunehmen, würde daher nicht funktionieren.
Ganze 50 Minuten nach unserer Ankunft konnten wir dann endlich über den ebenfalls 560 Meter langen Parcours durch den Wald rollen.
Nach Überwindung von 55 Höhenmetern landet man am Ufer des Sees und wird in einem Schuppen des Gurtzeugs entledigt.
Joa, und dann darf man den Großteil davon zu Fuß wieder hochlatschen.
Was tut man nicht alles für einen Count.
Ursprünglich hätten wir die letzte Nacht der Tour in Regensburg verbracht. In weiser Voraussicht war das Hotel aber kurzfristig stornierbar, wovon wir mit der neuen Planung auch Gebrauch gemacht hatten. Stattdessen hatten wir eine neue Unterkunft zwischen Rosenheim und Bad Tölz gesucht. Jawohl, nachdem wir nun quasi einmal um München herum gefahren waren, ging es nochmals in den Süden des Freistaats, wo ja noch 1-2 rote Punkte übrig geblieben waren...
So kamen nochmal über 200 km hinzu, bis wir inklusive dringend nötiger Essenspause gute drei Stunden später auf die Rastanlage Irschenberg Süd abfuhren. Zu dieser gehört auch ein Motel bzw. Hotel, wo wir uns für günstige 80€ einquartiert hatten. Tatsächlich hatte ich diese Unterkunft schon für die ursprüngliche Planung im Auge, aber wegen der Lage direkt an der Autobahn war ich skeptisch. Der optisch eher an Garagen erinnernde Motel-Anbau direkt neben dem Parkplatz sah auch nicht unbedingt einladend aus. Aber nachdem wir in der Raststätte eingecheckt hatten, verflogen die Zweifel recht schnell. Der Gebäudeteil direkt am Parkplatz scheint nur die Vierbettzimmer zu beherbergen. Für uns ging es über eine verglaste Brücke zu einem separat dahinter liegenden Gebäude, dessen drei Etagen dank der Hanglage quasi unterhalb des Rastplatzniveaus liegen.
Auf der Autobahnseite befindet sich der Motel-ähnliche Flur. 2017 war das gesamte Hotel renoviert worden.
Die Zimmer - in unserem Fall sogar mit kleinem Balkon - befinden sich also auf der Bergseite.
Und wenn ich Bergseite sage, dann meine ich auch Bergseite. Was eine Aussicht!
Die Autobahn war nur bei einem Blick nach ganz links leicht zu sehen. Auf dem Balkon natürlich auch zu hören (aber leise!).
Im Zimmer selbst bemerkte man von der benachbarten Autobahn überhaupt nichts.
Wer also mal eine Zwischenübernachtung im Süden Bayerns braucht, dem kann ich Irschenberg Süd nur empfehlen.
Fazit:Wer sich auskennt, wird vermutlich mit dem Prozedere im Abenteuerwald Enderndorf klar kommen, aber mir fehlte eine klare Beschilderung. Die Kasse war im Grunde nur an der langen Schlange erkennbar, es hätte aber genauso gut ein Imbiss sein können.

Auch die Webseite lässt einige Fragen offen, insbesondere zu den Betriebszeiten und dem Verfahren, wenn man nur die Fly-Line fahren möchte (was zugegebenermaßen wohl die Ausnahme sein dürfte). Letztlich hat ja aber alles geklappt und wir konnten die Fly-Line fahren. An die kürzere in Saarbrücken kam sie für mich nicht heran und selbst Oberwiesenthal kam mir irgendwie schneller vor. Spannend war eigentlich nur, dass ich ab und zu ein paar kleinere Ästchen streifte. Als Kletterpark scheint mit der Abenteuerwald Enderndorf mit seiner hübschen Lage direkt am See aber durchaus empfehlenswert zu sein.