Nach einer Woche hieß es am Sonntag, dem 05. März 2023, schon wieder Abschied von Dubai nehmen. Am Nachmittag sollte der Rückflug starten, zuvor stand noch eine letzte Achterbahn auf dem Plan. Vor dem Frühstück wurde also der Koffer soweit fertig gepackt und pünktlich um 8:45 Uhr standen wir vor dem Hotel parat, um das Gepäck im Bus zu verstauen. Und nachdem das erledigt war, ging es auch sogleich los gen Osten zum Luxuswohnviertel Dubai Hills. Denn in dessen westlicher Ecke war 2022 die Dubai Hills Mall mit einer Verkaufsfläche von rund 190.000 Quadratmetern eröffnet worden. Neben den Parkflächen im Untergeschoss der Mall selbst gibt es noch ein großes Parkhaus, sodass insgesamt über 7.400 Parkplätze zur Verfügung stehen. Wir wurden aber einfach vor einem der Zugänge kurz rausgelassen, denn der Verkehr hielt sich zu dieser frühen Stunde sehr in Grenzen. Tatsächlich war die Mall - beziehungsweise die Geschäfte mit Ausnahme des Hypermarktes - noch gar nicht geöffnet. Gespenstisch leer waren entsprechend die hellen und breiten Gänge zwischen den noch verwaisten Läden, durch die wir zu unserem eigentlichen Ziel marschierten.
In einem Anbau an der nordöstlichen Ecke wurde zusammen mit der Mall nämlich auch der weltschnellste Coaster mit vertikalem Launch eröffnet.
Oberhalb des Zugangs befindet sich ein Ableger von Play DXB mit einigen Spielautomaten und Blick auf die Achterbahnstation.
Dank FunTours sollten wir noch vor der offiziellen Öffnung jeweils zwei Fahrten machen dürfen.
Ein super Deal, denn offiziell hatten wir für die Aufnahme dieses Programmpunktes in die Tour (also Umweg und Wartezeit für den Bus plus die Fahrt mit der Achterbahn) 22€ als Aufpreis gezahlt. Dabei schlägt eine einzelne Fahrt regulär mit 65 AED (damals knapp 17€) zu Buche. Wer direkt zwei Fahrten kauft, zahlt 99 AED (gut 25€), bei drei Fahrten sind es 149 AED (rund 38€). Ich hatte mich etwas weiter hinten eingereiht und war somit in der dritten Gruppe, die in die Pre-Show eingelassen werden sollte. Doch zwischenzeitlich ertönte eine Durchsage, die über Verzögerungen informierte.
Leider gibt es im schlichten Wartebereich nicht wirklich viel zu sehen - und die Achterbahn schonmal gleich gar nicht.
Irgendwann durften aber auch wir endlich mit dem Sky Deck auf eine Höhe von 1.500 Fuß hinauffahren.
Also rein virtuell in der Pre-Show natürlich, denn das reale Gebäude ist "nur" gut 50 Meter hoch. Der Raum ist rundherum mit Bildschirmen versehen, die die Auffahrt auf knapp 460 Meter zeigen. Von dort aus soll der über 600km-Rundumblick der Wetterbeobachtung dienen. Wenn irgendwo ein Sturm entstehe, würde man ihn von hier als erstes sehen. Fragt mich jetzt bitte nicht, warum man nicht einfach aufs Wetterradar schaut.

Denn natürlich entwickelt sich just in diesem Moment in sekundenschnelle ein Freak Storm und wir werden quasi von einem Tornado überrollt. Wind und Blitzen kann der Aufzug glücklicherweise vorerst trotzen, bis es endlich rumpelnd und quietschend mit Funkenschlag wieder nach unten geht. Den Beinahe-Absturz noch in den Knochen, sollen wir allerdings sogleich in die Storm-Jets steigen, um ins Auge des Sturms vorzudringen. Also eigentlich.
Denn während der Pre-Show ertönte nochmals die Delay-Durchsage, woraufhin die Show ohne Ton zu Ende lief. Als wir anschließend zum Einstieg der Achterbahn gehen wollten, wies man uns an, wieder in den Pre-Show-Raum zurückzugehen. Der Bitte kamen wir zwar nach, blieben aber halb in der Tür stehen, damit diese nicht schließen konnte. Wir wollten schließlich wissen, woran es haperte - und die Wartezeit schonmal zum Fotografieren der einsehbaren Schienenabschnitte nutzen. Soweit wir das beobachten konnten, war die erste Gruppe nach einem
Rollback evakuiert worden und sollte nun nach erfolgreichen Testfahrten einen zweiten Versuch starten. Die zweite Gruppe wartete derweil an den Gates und wir eben mehr oder weniger im Pre-Show-Raum. Aber auch im zweiten Anlauf schaffte es der Zug nicht über die Kuppe des Vertikallaunchs hinaus und kam wieder zurück. Erneut musste die Gruppe am Fuße des Launchs aussteigen, erneut wurde der leere Zug erfolgreich um den Kurs geschickt. Grundsätzlich funktionieren tat die Bahn demnach. Für den nunmehr dritten Versuch probierte man es daher mit einer Gewichtsreduktion, der letzte Wagen des 3-gliedrigen Zuges sollte unbesetzt bleiben. Und tatsächlich: Mit nur 8 statt 12 FKF-onridern an Bord schaffte es der Zug nun endlich um den Kurs. Also entweder lag unser Durchschnittsgewicht deutlich oberhalb dessen, was bei der Planung der Bahn angenommen worden war, oder der Launch ist (bzw. war an diesem Morgen) trotz Rekord etwas schwach auf der Brust. Oder vielleicht muss man schon Strom sparen und hat deswegen die Leistung etwas reduziert? So gut besucht, als dass es wirklich drei Züge bräuchte, scheint der Storm Coaster nämlich nicht zu sein. Zumal mir ein Dreizugbetrieb auf dieser Anlage nicht wirklich möglich scheint. Meistens dürfte wie bei uns nur ein einzelner Zug unterwegs sein, und ob der dann häufig voll besetzt ist, scheint fraglich.
Aber zurück zu unserem Besuch. Durch die reduzierte Kapazität mussten wir uns natürlich nochmal neu sortieren, das war aber kein großes Problem. Für Rucksäcke und andere lose Gegenstände stehen am Rand der Station Schließfächer zur Verfügung, nach dem Ausstieg geht man an deren Rückseite vorbei und kann dort seine Habseligkeiten wieder herausnehmen. Ein einfaches Regal hätte es aber auch getan, abschließen kann man die Türen der Fächer nämlich nicht. Dafür schienen die drei einzelnen Schränke nicht im Boden verankert zu sein, beim Zudrücken der Türen wackelten diese nämlich bedenklich und ich hatte schon Angst, sie gleich umzuwerfen. Dazu kam es glücklicherweise nicht, sodass ich mich schließlich für die erste Fahrt in der Front Row (für die üblicherweise wohl auch nochmal ein Aufpreis fällig wäre) anstellen konnte.
Leider hat man den Vertikallaunch als Signature-Element für Zuschauer ungünstig hinter dem massiven Lüftungs-Turm im Zentrum der Anlage versteckt.
Dafür bildet das Gebäude mit seinen 45 Metern im Durchmesser eine Einheit mit der Achterbahn, sodass rund 23% Stahl gegenüber der ersten Planung (Coaster losgelöst von der Hülle mit separaten Stützen?) eingespart worden sein sollen. Von der Idee her also vergleichbar mit dem Konzept des Polercoasters, nur dass die Achterbahn hier eben im Inneren des (deutlich niedrigeren) Turms platziert wurde, statt sich außenrum zu schlängeln. Aus technischer Sicht auf jeden Fall sehr interessant und spannend. Aber kann die Fahrt selbst da auch mithalten?
Aus der Station heraus - die sich neben dem Wartungsgleis als einziger Teil der Bahn außerhalb des 45-Meter-Durchmessers befindet - geht es mit einer abfallenden Linkskurve erstmal in den Keller des Turms. Ob die dort installierten Reibräder dem Zurückholen eines Zuges im Störungsfall dienen oder den Zug schonmal für den anschließenden Senkrechtlaunch vorbeschleunigen sollen, ist mir allerdings nicht bekannt. Jedenfalls packen in der Senke die
LSM-Module zu und ziehen den Zug mit einem leichten Ruck aus dem Betonkanal heraus. Mit 41 km/h soll es dann laut Guinness-Rekord senkrecht rund 50 Meter nach oben gehen, wo die Kuppe in der Front Row mit ordentlicher
Airtime überflogen wird.
Von dort an folgt das 670 Meter lange Layout eben der Außenwand des Turms, zunächst wieder linksherum.
Mit einer eher flachen Abfahrt wird noch etwas Tempo aufgenommen (im Bild die oberste Schiene ganz hinten), ehe sich die Schiene bei wieder zunehmender Höhe quasi oberhalb der Station nach außen neigt. Nach diesem Outside Banked Turn wird die Runde mit einem weiteren Tal vollendet, woraufhin eine Art Wave Turn unter der Liftkuppe hindurchführt. Weiter der Außenwand folgend geht es unterhalb des "First Drops" wieder vor in Richtung Station. Dort neigt sich die Schiene erneut nach außen, geht diesmal aber weiter in einen Dive
Loop über, den man in obigem Bild von rechts oben herabkommen sieht. Damit die Bahn ihre Höchstgeschwindigkeit von 77 km/h nicht überschreitet, ist dieser Richtungswechsel leider mit Trim-Brakes versehen. Mit wechselnden Bankings und Steigungen geht es nun rechtsherum wieder aufwärts.
Nach einer Dreiviertelrunde wird der Zug auf einer kurzen Geraden verlangsamt und schiebt sich dann stark gebremst in einen fast 90° steilen Drop.
Die Gerade könnte bei Bedarf sicherlich zur
Blockbremse ausgebaut werden, aktuell ist dies aber nicht der Fall und wahrscheinlich auch weder notwendig noch sinnvoll. Vorne sitzend erfährt man direkt neben dem zuvor absolvierten Dive
Loop aufgrund der starken Bremsung nur leichte
Airtime, dafür hängt man zunächst wie ein nasser Sack im Drop, bis das Gewicht des übrigen Zuges die Bremswirkung übersteigt und man mit wieder zunehmendem Tempo nochmal nach rechts abbiegt und hinter der Station vorbeirauscht.
Wiederum mit wechselnden Bankings wird erneut Höhe gewonnen und nach einer weiteren Runde folgt der zweite Dive
Loop.
Dabei ist die Einfahrt derart langsam, dass man mit ordentlicher Hangtime schon Angst bekommt, gleich stehen zu bleiben. Und das ohne Trim-Brakes, die folgen erst im unteren Teil der Abfahrt, sodass keine allzu große Geschwindigkeitszunahme mehr möglich ist. Die Senke ist schon wieder leicht in den Boden des Turms eingelassen, man nähert sich also unweigerlich dem Ende der Fahrt. Zwei eher gemächlich durchfahrene Linkskurven führen dann auch schon in die dem Dive
Loop gegenüberliegende Schlussbremse.
Wenn ich mich recht entsinne, durfte jede Gruppe nach Rückkehr einmal fix Plätze tauschen und dann direkt zur zweiten Runde starten.
Da die hinteren beiden Reihen ja leider gesperrt waren, wechselte ich dabei von der Front Row in die Last Used Row, also Reihe 4. Dort vernahm ich etwas stärkere Vibrationen als vorne, im Großen und Ganzen war der Unterschied aber fast vernachlässigbar. Am Ende des Lifts weniger
Airtime, dafür eben beim steilen Drop etwas mehr davon. Insgesamt hätte die Bahn nach dem senkrechten "Abschuss" gerne noch etwas zackiger sein dürfen. Natürlich war man hier durch die Verschmelzung von Achterbahn und Gebäude hinsichtlich der wirkenden Kräfte etwas eingeschränkt, aber der zweite Dive
Loop wird doch schon arg langsam durchfahren. Trotzdem hat mir der Storm Coaster recht gut gefallen, die 670 Schienenmeter muss man schließlich auch erstmal auf der runden Grundfläche unterbringen, ohne dabei allzu repetitiv zu werden. Und insbesondere die airtimereiche Ausfahrt aus dem Vertical Launch und der steile Drop stechen hier positiv heraus und machen den Storm Coaster zu einem spaßigen Bähnchen.
Und weil wir als Fans sicherlich nur gute Werbung machen würden, durfte sich jeder, der wollte, nochmal zu einer dritten Fahrt anstellen. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen, wenngleich meine Hoffnung auf eine ungestörte Pre-Show jäh zerschlagen wurde, die ließ man zu diesem Zeitpunkt nämlich gleich ganz entfallen und schleuste uns direkt zur Station durch. Mit einer Fahrt in Reihe 2 machte ich also das Tripel und bestätigte die Eindrücke der vorherigen Fahrten, ehe wir uns zur Öffnung des Einkaufszentrums vom Storm Coaster verabschieden mussten. Bei der kurzen Runde durch die Mall sahen wir vor allem viele noch geschlossene Läden und nur wenige andere Besucher. Letztlich gingen wir nach draußen und warteten dort auf den Bus, der uns zum Flughafen bringen sollte. Tatsächlich waren auch so ziemlich alle deutlich vor der geplanten Abfahrt im Bus, nur vereinzelt kamen noch Tourteilnehmer aus der Mall herübergeschlendert. Die letzten beiden wohl so gemütlich, dass Dirk unter der Hand die Geduld verlor und den Auftrag zur Abfahrt gab... allerdings nur einmal um die Mall herum, zu spät waren sie schließlich nicht, sodass wir die Nachzügler doch noch mitnahmen.
Fazit: The Storm Coaster zeichnet sich vor allem durch die bislang einzigartige Konstruktion aus, bei der Achterbahn und Gebäude eine Einheit bilden. Das schränkt die Möglichkeiten der Achterbahn etwas ein, die sich somit größtenteils an der Außenwand des Turms entlang schlängelt, aber dennoch ein paar durchaus gute Elemente vorzuweisen hat. Hier und da hätte man es gerne mal mit weniger starken Trims versuchen dürfen, dem grundsätzlichen Spaß tut das aber keinen Abbruch. Warum der weltweit schnellste Vertikallaunch an diesem Morgen so sehr zickte, dass wir den letzten Wagen nicht nutzen konnten, bleibt wohl ein Rätsel. Ebenso wie dessen Platzierung hinter dem massiven Lüftungsturm, sodass die nicht mitfahrenden Besucher das beworbene Hauptelement der Anlage kaum bis gar nicht zu Gesicht bekommen. Für Mitfahrer bietet er immerhin einen netten Schub zu Beginn und ordentliche
Airtime am Ende. Die Pre-Show hätte ich gerne nochmal komplett mit Ton gesehen, sie ist aber auch nicht zwingend erforderlich, da die Story abgesehen von einer "Mission-erfüllt-Meldung" zum Ende der Fahrt nicht wirklich fortgesetzt wird. Das ein oder andere "stürmische" Themingelement könnte man aber gerne noch im Turm platzieren. Ansonsten glänzt die Bahn wohl eher bei Nacht durch ihr Beleuchtungs-Paket, aber darauf konnten wir nunmal nicht warten. Zudem war das Team - trotz der anfänglichen Probleme - sehr gut drauf und freute sich, dass wir ihren Storm Coaster so gerne fuhren (in der Hoffnung, dass unsere Werbung mehr Besucher bringen könnte

).