Nach dem morgendlichen Besuch im Wasserpark Volcano Bay sollte es am Nachmittag eigentlich in die beiden Fun Spots gehen. Über Get your Guide hatte ich mir im Voraus ein Wristband für rund 44€ statt der regulären fast 59€ besorgt. Für überschaubare 10 Dollar extra sollte dieses wohl am gleichen Tag auch am zweiten Standort freigeschaltet werden können. Doch das Wetter machte mir wie schon angedeutet einen gehörigen Strich durch die Sparfuchs-Rechnung. Kaum im Hotel angekommen, fing es an zu regnen, im Gruppenchat wurde bereits vermeldet, dass die Attraktionen im Fun Spot den Betrieb eingestellt hätten. So blieb uns nichts anderes übrig, als buchstäblich auf besseres Wetter zu warten. Praktischerweise bot unser Zimmer direkten Blick auf den Luftlinie knapp 400 Meter entfernten Fun Spot-Ableger in Orlando.
Am Ende des Regenbogens wartet bekanntlich ein Topf voller Gold - oder Alternativ eben ein Count.
Gegen 19 Uhr sah ich dann endlich den lang erwarteten Zug über die Strecke huschen. Ich sprang quasi umgehend auf, schnappte mir meinen Rucksack und wollte los. RideRun bekam davon allerdings nichts mit, er war in der Zwischenzeit eingeschlafen. Ich versuchte kurz, ihn zu wecken, machte mich letztlich aber alleine auf den Weg. Gedanken machte ich mir dabei vor allem darüber, wie ich anschließend noch zum zweiten Standort in Kissimmee - und wieder zurück - kommen könnte. Aber im Grunde war mir schon klar, dass daraus an diesem Abend nichts mehr werden würde.
Die Geschichte der Fun Spots beginnt zwar in Orlando, aber tatsächlich nicht an diesem Standort.
Der 1949 geborene John Arie Sr. arbeitete während seiner College-Zeit auf einer Go-Kart-Strecke in Maitland, einem Vorort von Orlando. Dort stieg er schließlich zum Miteigentümer auf, ehe er 1975 seine eigene Kartbahn in Ocean City eröffnete. Ein Jahr später kehrte er aber bereits nach Orlando zurück und übernahm dort eine Go-Kart-Strecke. Zwischenzeitlich fühlte er sich allerdings etwas ausgebrannt und wechselte zur Rasenmäher-Reparatur, die Go-Karts betrieb er quasi nebenberuflich im Hinterhof der Werkstatt weiter. Aber die Einnahmen stellten ihn nicht zufrieden, sodass er am Erfolg des Wasserparks Wet 'n Wild partizipieren wollte. Er suchte sich ein Grundstück in der Nähe und eröffnete in Anlehnung an den Wasserpark mit Fun N Wheels seinen ersten kleinen Park mit drei Kartbahnen und weiteren Attraktionen. 1988 folgte ein zweiter Park in Kissimmee, nahe der Disney World neben einem Einkaufszentrum. Quasi zeitgleich verkaufte Arie Sr. seine Parks aber auch schon an Robert Earl (damals Präsident von Pleasurama, später Gründer von Planet Hollywood) - unter der Bedingung, dass seine Konzepte weitergeführt und ausgebaut würden. Doch daraus wurde nichts, obwohl Arie selbst noch drei Jahre lang die Parks weiter führte. Pleasurama wurde bereits 1989 von der Mecca Leisure Group übernommen, welche sich jedoch mehr um ihre Hard Rock Cafés kümmerte, als um die beiden Action Parks. Und so eröffnete John Arie 1990 in Myrtle Beach den ersten Fun Spot, gefolgt von einem zweiten in Virginia Beach 1992. Beide wurden jedoch geschlossen, nachdem Arie 1997 abermals nach Orlando zurückkehrte. Gestartet als Fun Spot Action Park (wie auf dem Schild an der Parkecke nach wie vor zu lesen ist), heißt der ganz in der Nähe des ehemaligen Fun N Wheels gelegene Park inzwischen offiziell Fun Spot America - Orlando.
Hauptattraktion waren die vier patentierten, mehrstöckigen Go-Kart-Strecken.
Das Konzept stammte von Nick Laskaris, damals Eigentümer von Big Chief Carts & Coasters - heute Mt. Olympus Water & Theme Park. Da sie aufgrund der Entfernung ihrer Parks keine Konkurrenz füreinander darstellten, entwickelten sie die mehrstöckigen Kartbahnen weiter und erhielten gleich vier Patente für verschiedene Teile der Anlagen. 2004 wurde auch in Kissimmee wieder ein Fun Spot eröffnet, 2017 übernahm man einen Park in Atlanta als dritten Standort (wo dem Gründer mit ArieForce One dieses Jahr eine eigene Achterbahn gewidmet wurde).
2013 wurde der Park in Orlando auf die dreifache Größe erweitert und erhielt dabei gleich drei Achterbahnen.
Die größte und bekannteste davon umrundete ich auf der Suche nach dem Eingang.
An der Kasse tauschte ich meinen Voucher gegen ein Wristband ein und begann mit der Erkundung des Fun Spots.
Zunächst führte mich der Weg in den südlichen Teil des Parks, in dem sich auch die Kartbahnen befinden.
Ganz so weit ging ich aber vorerst nicht, mein Ziel war die "Kinderecke", der Kid Spot.
Denn neben einigen Hoch- und Rundfahrgeschäften für die jüngsten Besucher, findet sich dort auch die kleinste Achterbahn.
Ein Operator war jedoch nicht zugegen. Nach Beendigung der dortigen Fahrt, kam der Mitarbeiter vom Happy Swing zu mir rüber.
Offenbar war er für die Bedienung sämtlicher Fahrgeschäfte des Bereichs zuständig und fragte daher, was ich denn gerne fahren würde. Die Achterbahn stufte er als gute Wahl ein und nahm sie auch sogleich in Betrieb. Dabei gehörte natürlich auch die Frage nach meiner Herkunft dazu, die wohl vom Park auferlegten Bespaßungsversuche waren mir wohl mindestens ähnlich peinlich wie ihm selbst - schließlich war ich der einzige Fahrgast im gesamten Zug.
Eröffnet wurde die Sea Serpent aus dem Hause E&F Miler 1997. Allerdings nicht hier, sondern in Playland's Castaway Cove. In Ocean City.
2013 wurde die Anlage durch ein neues Modell ersetzt und zog nach Orlando um. Auf den kleinen Lifthill folgt ein simples Oval mit drei kleiner werdenden Hügelchen.
Zwei Runden drehte die Seeschlange, auf das Angebot einer weiteren Fahrt verzichtete ich dankend.
Ich setzte meine Runde fort, vorbei an einem kleinen Funhouse.
Rutsche und Freifalltürmchen ließ ich ebenfalls links liegen.
Der Skycoaster wäre nicht im Wristband enthalten gewesen, man zahlt damit aber einen deutlich reduzierten Fahrpreis.
Dieses Modell wurde bereits 1996 in Las Vegas eröffnet. Im MGM Grand Adventures Theme Park, den ich im Bericht zu Disney's Hollywood Studios bereits kurz erwähnt hatte. Nach der Schließung des Parks wurde der Skycoaster eingelagert, erst 2013 schlug Fun Spot zu und kaufte ihn für die Erweiterung des Parks in Orlando. Allerdings wurde nur einer der beiden hinteren Türme, welche die Fahrgäste nach oben ziehen, aufgebaut. Der Park selbst wirbt - nach dem höchsten im Schwesterpark in Kissimmee - mit dem zweithöchsten Skycoaster der Welt. Gemäß Wikipedia ist die ebenfalls 2013 eröffnete Auslieferung im Raging Waters Wasserpark in Sydney aber wenige Zentimeter größer - 76,2 zu 76,5 Meter.
In Kooperation mit dem Reptilien-Tierpark Gatorland kann man seit 2015 auch im Fun Spot Alligatoren besichtigen.
Neben der gebraucht erworbenen Kinderachterbahn wurde die Familienachterbahn Freedom Flyer 2013 nagelneu gebaut.
Ein Suspended Family Coaster von Vekoma in der 395m-Variante. Also baugleich zu Kvasten in Gröna Lund.
Sechs Jahre hatte es gedauert, bis man dieses Layout ein zweites mal verkaufen konnte, dafür folgten bis 2018 fünf weitere Auslieferungen.
Während das Original vor allem von der kurzen Interaktion mit Jetline und Twister lebt, schwingt sich der Freedom Flyer recht nackt über die Wege.
Entsprechend fällt die Bewertung ähnlich aus wie in Schweden.
Der Anfang ist ok.
Die Helix am Ende ist auch ganz gut.
Der Slalom dazwischen sieht von außen aber wesentlich interessanter aus, als er tatsächlich ist.
Und schließlich wäre da noch White Lightning. Die Achterbahn für die adrenalinsüchtigeren Besucher.
In einem L führt die 21 Meter hohe und 614 Meter lange Strecke am nordwestlichen Parkrand entlang. Gebaut wurde der Hybrid Coaster (Holzschienen auf Stahlstützen) von
Great Coasters International, natürlich ebenfalls im Jahr 2013. In der Dunkelheit nicht ganz so offensichtlich, aber die eigentlich weißen Stützen unterhalb des Liftmotors sind inzwischen schon dunkelbraun bis schwarz von herabtropfendem Kettenfett und Öl. Da hätte man wohl besser auf eine dunklere Farbe gesetzt - oder man müsste die Stützen gelegentlich mal putzen. So sieht das einfach nur ungepflegt aus.
Auch hier war ich bei meiner Fahrt ganz alleine. In der Front Row. Das geht also auch ohne Geburtstag.
Auf den nach links abbiegenden First Drop folgt ein stark geneigter Schwenk nach Rechts, unter der Rückstrecke hindurch.
Es schließen sich ein Double Up und ein Double Down an.
Unmittelbar vor den Kartbahnen erfolgt die Wende, dann geht es mit mehreren Airtimehügeln wieder zurück.
Zwischendurch schwingt sich der Zug nochmal dynamisch über die zuvor absolvierte Strecke hinweg.
Und schließlich geht es durch die Stützkonstruktion von Lifthill und First Drop auch schon zur Schlussbremse.
Vielen von euch dürfte das Layout ziemlich bekannt vorkommen. Es wurde 2017 nämlich mehr oder weniger für Heidi im Plopsaland kopiert (welche ihrerseits 2019 im Majaland Kownaty gespiegelt wurde), lediglich minimale Anpassungen wurden vorgenommen. Aber selbst der etwas andere Winkel des Ls, um die Bahn an die örtlichen Gegebenheiten anzugleichen, macht keinen merklichen Unterschied. Das Pacing ist erste Sahne, es gibt solide
Airtime und obwohl es quasi nur geradeaus geht, gibt es sogar ein paar zackige Kurven. Das Layout darf
GCI also gerne noch öfter kopieren. Dem Alter entsprechend waren die Fahreigenschaften von White Lightning schon deutlich rauer, wie es sich für einen guten Woodie gehört. Deshalb gefiel mir das Original fast noch einen Ticken besser als Heidi.
2019 stellte GCI während der IAAPA Expo in Orlando den Titan Track vor, ein Jahr später wurden testweise etwa 15 Meter davon bei White Lightning verbaut.
Mit der neuen Stahlschiene wollte der Hersteller sich gegen die wachsende Konkurrenz durch
RMC wehren. Auf Schweißnähte wurde dabei komplett verzichtet, die einzelnen Stahlplatten werden mit Nieten zu einer Schiene verbunden. Man wollte vor allem Inversionen und Launchs realisieren können, bislang hat davon jedoch kein Park Gebrauch gemacht. Erstmals bei einer neuen Achterbahn verwendet wurde der Titan Track bei Zambezi Zinger, der Neuheit 2023 in Worlds of Fun, wo der einzigartige Spirallift damit ausgerüstet wurde. Ansonsten wurden bisher nur Retrackings bestehender Bahnen durchgeführt, namentlich bei Predator in Darien Lake, Wolverine Wildcat in Michigan's Adventure und kürzlich Joris en de Draak in Efteling. Dabei wurde sich stets auf die am meisten beanspruchten Stellen beschränkt.
Der Titan Track ermöglicht nämlich einen nahtlosen Übergang zur klassischen Holzschiene, sodass kein kompletter Schienentausch nötig ist.
Bei diesem kurzen Stück auf White Lightning, war ein Unterschied in den Fahreigenschaften nicht wirklich festzustellen. Ehe man da hätte etwas merken können, war man ja schon wieder auf der alten Schiene. Mit den drei Achterbahnen hatte ich schon Fahrten im Wert von 31 Dollar absolviert (Einzelfahrten hätten 7 Dollar für Sea Serpent und je 12 Dollar für Freedom Flyer und White Lightning gekostet). Auch wenn die Fun Spots in der Regel bis Mitternacht geöffnet sind, musste ich den Besuch des zweiten Parks bei einsetzender Dunkelheit mangels Mitfahrern endgültig absagen und auf den übernächsten Tag verschieben.
Damit sich das Wristband dennoch gelohnt hatte, nutzte ich die gewonnene Zeit für drei oder vier weitere Fahrten mit der Holzachterbahn.
Vorwiegend in den hinteren Reihen, wo die Fahrt nochmal etwas besser war.
Die aus Six Flags Over Georgia übernommene Schwarzkopf-Enterprise aus dem Jahr 1977 war leider wartungsbedingt geschlossen.
Dafür begab ich mich nochmals in den südlichen Teil des Parks, wenigstens eine der Go-Kart-Strecken wollte ich noch ausprobieren.
Es wurde die grüne Commander-Strecke, welche 2013 bis auf die erste Kurve quasi komplett neu gebaut wurde.
Leider war ich wiederum alleine, ein Rennen war daher nicht möglich. Auch nicht gegen die Uhr, die Rundenzeiten werden nicht gestoppt. Die Karts - welche es auch als Doppelsitzer gibt - sind natürlich in der Höchstgeschwindigkeit begrenzt, am Fahrspaß ändert das allerdings weniger als die fehlenden Gegner. Daneben gibt es noch die gelbe Quad
Helix, die blaue Conquest und die rote Thrasher, wobei letztere als einzige komplett ebenerdig verläuft. Laut des Mitarbeiters war allerdings nur noch eine der anderen Bahnen geöffnet. Ich weiß allerdings nicht mehr, welche beiden Bahnen an diesem Abend geschlossen waren.
Mit dem Riesenrad wollte ich mir den Fun Spot noch von oben ansehen, ein Mitarbeiter war jedoch nicht vor Ort.
Sein Kollege von den Karts rief ihn nach einiger Zeit herbei und war ziemlich sauer, dass er mich so lange hatte warten lassen.
Dafür wurde sich natürlich noch mehrfach entschuldigt. Das Riesenrad von Technical Park ersetzte 2019 den Vorgänger.
Von oben ist sehr schön zu sehen, wie die Kartbahnen ineinander verschlungen wurden.
So rein vom Layout scheine ich mit Commander eine gute Wahl getroffen zu haben.
Ich kann jetzt nicht genau unser Zimmer ausmachen, aber da unten war unser Hotel. Und im Hintergrund sieht man Volcano Bay.
Kein gutes Bild, aber da hinten ist auch der Rest des Universal Resorts zu erahnen.
Orlando Starflyer und das Riesenrad des ICON Parks. Die roten Lichter gehören zum Slingshot und dem kurzlebigen Freifallturm.
Kurz vor 21 Uhr verließ ich den Fun Spot Orlando wieder.
Mit knurrendem Magen wanderte ich ein wenig umher, bis ich südöstlich des Fun Spots bei Camelo Pizzaria einkehrtet. Die bestellte Pizza nahm ich anschließend mit zurück ins Hotel, um sie dort zu essen. Geschmacklich kann ich zwar entgegen der positiven Rezensionen im Netz keine Empfehlung aussprechen, aber das Personal war tatsächlich sehr freundlich und es gab während der Wartezeit sogar ein Wasser umsonst. Die Nacht endete dann wieder etwas früher, denn für den Wunschablauf des nächsten Tages war wieder etwas Glück unmittelbar nach dem Klingeln des Weckers erforderlich...
Fazit: Fun Spot America - Orlando kann bei weitem nicht mit den großen Freizeitparks der Region mithalten. Im Grunde handelt es sich nur um eine große Betonlatte, auf der diverse Fahrgeschäfte kreuz und quer verteilt wurden. Ein paar Grünflächen gibt es zwar auch, die sind aber eher nicht der Rede wert. Auch die Attraktionen selbst sind optisch eher einfach gehalten und könnten zum Teil gerne etwas mehr Pflege erhalten. Andererseits sind die Fun Spots wohl eher Ziele für den Abend und im Dunkeln kann man mit der Beleuchtung ganz gut darüber hinwegtäuschen. Hauptattraktionen sind natürlich die vier Go-Kart-Bahnen, welche mit ihren ineinander verschlungenen Streckenführungen nicht nur interessant aussehen, sondern sich auch recht spannend fahren - wobei der ein oder andere Mitfahrer nicht schaden würde. Von den drei Counts ist der Freedom Flyer tatsächlich der langweiligste, selbst die Sea Serpent bietet mehr Action. Aber wer Heidi mag und nichts gegen etwas ruppigere Holzachterbahnen hat, wird mit White Lightning voll auf seine Kosten kommen. Ich war froh über das Wristband, mit dem ich auch mehrfache Fahrten unternehmen konnte.