So, dann starte ich mal den zweiten Versuch für meinen zweiten Bericht, nachdem der gestrige leider nach stundenlanger Tipperei verloren ging...
Gerademal eine gute Stunde nachdem wir unsere Zimmer im Mission Inn bezogen hatten, sollten wir uns schon wieder auf dem Parkplatz versammeln. Wir stellten uns entsprechend des ausgearbeiteten Bussitzplans auf und sollten eigentlich - von hinten nach vorne - genau so den Bus besteigen. Hat nicht wirklich funktioniert, aber schnell beladen war der Bus dennoch, und so machten wir uns auf den Weg zum ersten Park dieser Tour, California's Great America.
Unterwegs wurden bereits einige Eintrittskarten für die weiteren Parks der Tour verteilt, damit die nicht alle zusammen mit Dirks Rucksack geklaut werden konnten. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, das wäre schon auf der Fahrt zum Hotel passiert, dann hätte ich die nämlich dort gelassen. Nunja, so musste ich eben darauf vertrauen, dass die Busfahrerin sie nicht klaut und weiterverkauft.
Der Tourplan sah vor, diesen Park zweimal zu besuchen. Einmal am ersten und einmal am dritten Tag (und ja, ich werde für beide Tage einen extra Bericht schreiben
). Da ich ohne Verlängerungstage auskommen musste, hatte ich mir überlegt, den ersten Besuchstag auszulassen, um wenigstens ein bisschen Sightseeing betreiben zu können. Als ich dann aber hörte, dass am zweiten Tag nur etwa drei Stunden für den Park eingeplant waren, habe ich diesen Plan wieder verworfen, denn das wäre mir dann doch zu stressig gewesen. Aber irgendwann komme ich sicherlich noch dazu, das nachzuholen.
An diesem Abend stand der Park ganz im Zeichen von Halloween. Neben den verschiedenen Mazes gab es im ganzen Park verteilt sogenannte "Scare Zones" auf den Wegen. Hier kamen diverse Nebelmaschinen und natürlich weitere Live-Erschrecker zum Einsatz. Nebenbei waren aber auch (bis auf ein paar Ausnahmen) alle normalen Attraktionen geöffnet.
Mein erster Freizeitparkbesuch in den USA!
Vor dem Eingang wurden wir von einem Mitarbeiter des Parks begrüßt und jeder bekam eine Stofftasche mit dem Logo des Parks. Darin befand sich ein Parkplan und ein Schlüsselanhänger, ebenfalls mit Parklogo. Zudem war an jeder Tasche ein Pin mit dem Logo der neuen Holzachterbahn Gold Striker befestigt. Allein damit hat der Park bei mir schon ordentlich Pluspunkte gesammelt.
Nun wurden die Eintrittskarten für diesen Abend verteilt und es ging durch die Sicherheitskontrolle. Ja, richtig gelesen. In den US-Parks ist es üblich, dass man mit einem Handscanner nach Metallgegenständen abgesucht wird und ein kurzer Blick in die Taschen geworfen wird. Eigene Speisen und Getränke mitzubringen ist dabei verboten, meine Flasche kam aber im Schutze meiner Weste bis auf den Adventuredome immer durch.
Als erstes fällt der Blick auf das Logo vor dem Karussell.
Hm, irgendwo hab ich das doch schonmal gesehen...
Richtig, dieser Park bildete als "
Wonder World" die Kulisse für den dritten Teil von Beverly Hills Cop. Lediglich die dort gezeigte Attraktion "Alien Attack" würden wir in einem anderen Park der Tour suchen müssen.
Relativ schnell schweift der Blick aber nach rechts, wo sich die die Neuheit des Jahres 2013 in den Himmel erhebt. Die Holzachterbahn Gold Striker, deren First Drop den Aussichtsturm einmal umrundet.
Der Mitarbeiter führte uns nun durch zwei der Mazes, um uns zu zeigen, wie diese ohne Monster aussehen. War an sich eine nette Idee, aber wirklich interessant fand ich das jetzt nicht unbedingt. Jedenfalls nicht so interessant wie die Führung unter Gold Striker hindurch, denn dort kommt man als normaler Besucher nicht hin.
Aus dem Wartebereich für das erste Maze war dieser Blick noch für jeden möglich.
Hier kommt man aber nur unter Aufsicht hin.
Nach dem zweiten Maze gingen wir wiederum über einen Versorgungsweg zur Garderobe für die Monster, um uns anzusehen, wie diese für die Nacht vorbereitet und vor allem geschminkt werden.
Auf diesen Fundamenten entlang des Versorgungsweges ruhte einst ein Schwarzkopf Shuttle Loop.
Sogar die Station steht seit dessen Abbau 2002 noch verlassen neben dem Lift des Stand-Ups.
Vor der Garderobe hatte der Mitarbeiter schließlich noch eine Überraschung für uns:
Wir würden noch vor dem normalen Publikum einige Runden auf dem Gold Striker drehen dürfen!
Nach ursprünglicher Planung hatte ich diese Bahn als meine 100. auserkoren, doch die Planung war wie gesagt eh schon längst überholt. Von daher umso erfreulicher, dass der Gold Striker meine erste Achterbahn in den USA überhaupt war. Im Nachhinein kann ich sogar behaupten, dass dieser Auftakt durch keine andere Bahn mehr getoppt werden konnte.
Doch der Reihe nach. Natürlich hatte ich mir im Vorfeld Videos der Bahn angeschaut. Die ersten Testfahrten wirkten dabei extrem langsam, spätere Videos zeigten dann aber doch etwas mehr Speed. Umso höher waren die Erwartungen, denn nach Wodan im Europa Park war ich doch etwas enttäuscht von
GCI. Würden sie das mit dieser Bahn wieder ausgleichen können?
Wir nahmen also Platz im tyischen
GCI-Wohnzimmersessel auf Rädern und dann ging es los. Ein bisschen ungebanktes Kurvengeschlängel bis zum Lifthill bildet schonmal einen netten Auftakt. Oben angelangt, reißt die Schwerkraft den Zug in die Tiefe. Um den Aussichtsturm herum geht es nun zwischen Station und Lifthill mit einem flachen
Airtime-Hügelchen hindurch. Der weitere Fahrtverlauf ist geprängt von schnellen Richtungswechseln und Speed von Anfang bis Ende. Luftholen ist erst in der Schlussbremse wieder möglich und genau dort stand für mich fest: Ich habe eine neue Nummer 1 bei den Holzachterbahnen!
So muss eine Holzachterbahn aussehen!
Holz am Abend, erquickend und labend.
Lediglich die nachträglich angebrachten Lärmschutzwände verschandelnd die Optik der Bahn ein wenig. Aber lieber so als dass die Bahn geschlossen werden müsste.
Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Holz in dieser Form besonders liebe?
Nach drei oder vier Runden füllte sich die Station dann mit dem normalen Publikum und wir mussten leider schon wieder Platz machen. Nun war es an der Zeit, den Park auf eigene Faust zu erkunden. Dazu bildeten sich verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Interessen. Die einen wollten an diesem Abend das komplette Halloween-Programm mit Mazes abarbeiten, die anderen - und hier zähle ich mich dazu - wollten nach einer kleinen Stärkung einfach nur was fahren.
Dazu ging es also zunächst zu einem Panda Express. Nach anfänglicher Skepsis bestellte auch ich hier, aber tatsächlich war es nicht so ganz mein Geschmack. Egal, der Hunger treibts rein.
Anschließend drehten wir eine Runde durch den Park, mit Primärziel Achterbahnen. Da es inzwischen recht schnell dunkel geworden war, verzichtete ich auf weitere Bilder. Die folgenden stammen daher vom zweiten Besuchstag.
Erste Station sollte der Arrow-Coaster im Hintergrund sein, doch da wir bayernkurve in der Gruppe hatten, konnten wir uns die Bayernkurve namens Berzerker natürlich nicht entgehen lassen.
So richtig überzeugen konnte der Schwarzkopf-Klassiker aber nicht. Ich hatte den Eindruck, das Ding hätte deutlich schneller gekonnt.
Anschließend ging es gleich weiter zu unserem eigentlichen Ziel. Dieser Arrow Looping-Coaster hört auf den Namen Demon und war eine der Überraschungen des Parks.
Sowohl der seit 1976 bestehende Double-Corkscrew, wie auch die beiden 1980 ergänzten Loopings fahren sich unerwartet gut, ich hatte während der gesamten Fahrt nicht einmal unangenehmen Kontakt mit dem Bügel. Lediglich bei der Einfahrt in die Corkscrews hat Arrow nie dazugelernt.
Nur wenige Meter von diesem Stahlgerippe entfernt, zieht ein weiterer Holzberg die Blicke auf sich. Der Grizzly aus dem Jahre 1986 hat keinen besonders guten Ruf, und so war ich gespannt, ob sich dies bewahrheiten würde.
Die dreifache Sicherung ließ jedenfalls eine extreme Fahrt erwarten, es gab nämlich - wie bei fast allen Attraktionen in diesem Park - einen einfachen Gurt (ob für die gesamte Sitzreihe oder pro Person, weiß ich jetzt nicht mehr), den üblichen Schoßbügel für die gesamte Sitzreihe und nochmals einen Gurt, der diesen Bügel sicherte. Abgesehen davon, dass die Abfertigungszeit damit ordentlich in den Keller gezogen wurde, konnte ich aber keinen größeren Nutzen darin erkennen.
Die Fahrt selbst war dafür nicht so schlecht wie ihr Ruf. Natürlich kann das Layout nicht annähernd mit dem des Gold Strikers mithalten, aber es gibt durchaus langweiligere Woodies. Auch das Gerappel finde ich noch vollkommen im Rahmen (wobei zumindest ein Teil der Strecke erst vor Kurzem erneuert wurde).
Den direkt nebenan in die Höhe ragenden Free-Fall und den Disc-O ließen wir aus, denn nicht allzu weit entfernt wartete bereits der nächste zumindest optisch interessante Coaster auf uns. Eine Wilde Maus von Arrow, von der nur vier Exemplare gebaut wurden. Diese wurde 2001 eröffnet und war damit die letzte dieses Typs und auch eine der letzten Neuauslieferungen von Arrow überhaupt.
Wer bitte hat sich diese Stützen ausgedacht?
Auch das Layout unterscheidet sich ein wenig von den 0815 Mäusen von Mack und Konsorten.
Gebankte Kurven wie bei diesem lustigen Schlenker auf einer Wilden Maus? Warum nicht!
Tatsächlich erinnern nur die Mauskurven zu Beginn und eben das kompakte Layout an eine typische Wilde Maus. Ansosnten ist diese aber erfrischend anders und noch dazu sehr angenehm zu fahren. Kaum zu glauben, dass ich das mal sagen würde, aber schade, dass Arrow nicht mehr solcher Bahnen verkaufen konnte.
In diesem Bereich des Parks müssten sich eigentlich auch irgendwo die beiden Kinderachterbahnen befinden. Tatsächlich haben wir auch einen in der Dunkelheit erkennen können. Da aber wegen des Halloween-Events eh keine kleinen Kinder im Park waren, waren die Kinderbahnen auch geschlossen. Die beiden Counts mussten also auf den zweiten Besuchstag verlegt werden. Doch zwei Bahnen fehlten uns dennoch. Also gingen wir gleich weiter zum
B&M Inverter Flight Deck.
1993 eröffnet, hatte ich insbesondere von der Schlusshelix schon viel gehört, denn diese sollte durchaus für ein verengtes Blickfeld sorgen können.
Bevor wir das testen konnten, war aber natürlich erstmal wieder warten angesagt (gefühlt war es mit der Maus die längste Wartezeit des Abends). Irgendwo in der Mitte nahmen wir schließlich Platz und ließen uns den Lifthill hinaufziehen. Es folgen Pre-Drop, First Drop und Looping, wie man es von B&M gewohnt ist.
Es folgt eine nette Helix...
... und die Zero-G-Roll über den Vorplatz hinweg.
In der Dunkelheit und ohne Sicht nach vorne hatte ich hier kurz das Gefühl, die Drehung würde gar nicht aufhören. Lag wohl daran, dass man aus einer Kurve rein und in einer Kurve auch wieder raus fährt.
Danach fährt man relativ gemütlich in einer weiten S-Kurve über den Wartebereich hinweg und taucht schließlich in einen
Corkscrew ab, der in besagte Schlusshelix über einem See führt. Ja, die
Helix ist kräftig. Aber um mir das Licht auszuknipsen hat es bei weitem nicht gereicht. Da fand ich die Endlosdrehung der Zero-
G extremer.
Nun gut, bisher waren alle Coaster besser als erwartet und vor allem besser als ihr Ruf. Also warum sollte das beim letzten Coaster anders sein? Immerhin handelte es sich auch beim Stand-Up-Coaster Vortex um einen waschechten
B&M. Allerdings - und das habe ich jetzt zuhause erst herausgefunden - war dies 1991 erst die zweite Bahn überhaupt, die
B&M auslieferte. Wäre zumindest eine mögliche Erklärung.
Optisch macht die Bahn ja keinen allzu schlechten Eindruck, doch schon die nicht vorhandene Wartezeit macht einen etwas stutzig.
Wir nehmen also sofort Platz - falls man das so sagen kann - und schließen die Bügel. Es ist schon etwas befremdlich, den Lifthill einer Achterbahn hinaufzufahren und dabei zu stehen. Doch kurze Zeit später hatte ich dann doch ganz andere Sorgen...
Denn Vortex ist eine echte Prügelmaschine!
So verwackelt wie dieses Bild habe ich die gesamte Fahrt empfunden.
Besonders schlimm sind aber die Kurven.
Dass ein kleiner
B&M Ohrfeigen verteilt wie ein großer SLC, hätte ich niemals für möglich gehalten. Aber der Verzicht auf eine Wiederholungsfahrt trotz leerer Station spricht wohl für sich. Damit waren aber zumindest alle fahrbaren - oder besser geöffneten - Coaster des Parks abgearbeitet und wir konnten dem Ende des Tages gelassen entgegenblicken. Soweit ich mich erinnern kann, sind wir nach dieser Enttäuschung auch nichts weiteres mehr gefahren, sondern haben uns bis zur vereinbarten Abfahrtszeit im vorderen Bereich des Parks bei den Souvenirshops aufgehalten.
Kaum im Bus fielen bei den meisten auch sofort die Augen zu, immerhin waren alle, die wie ich im Flugzeug besseres zu tun hatten als zu schlafen, schon weit über 24 Stunden wach. Im Hotel angekommen ging es dann sofort auf die Zimmer und ab ins Bett, denn am nächsten Morgen ging es ja schon gleich weiter - wenn auch nicht ganz so früh, wie ich befürchtet hatte...
Fazit: California's Great America war der perfekte Einstieg in die Tour. Die Stimmung war - auch wenn das vielleicht seltsam klingt - durch die nächtlichen Halloween-Aktivitäten besonders schön. Die passende Beleuchtung, ein paar leichte Nebelschwaden und ab und an ein paar seltsame Gestalten, die versuchen, einen zu erschrecken. Selbst ich als Halloween-Muffel fand das Ganze sehr gut umgesetzt und vor allem nicht so übertrieben wie in anderen Parks. Trotzdem kam die Musik nicht gegen den
Wonder World Song an, der ständig in meinem Kopf dudelte.
Auch sonst fand ich den Park sehr schön und die Attraktionsauswahl braucht sich auch nicht verstecken. Highlight ist natürlich der neue Gold Striker, aber auch die anderen Achterbahnen (Vortex mal ausgenommen) konnten mich überzeugen. Und auch wenn man es nicht glauben kann, beide Arrow-Coaster sind besser als der
B&M Stand-Up!
Es war ein sehr langer und anstrengender Tag für mich, doch wenn es so weitergehen würde, hätte sich das Geld definitiv gelohnt.