Zurück am Hotel endete dann quasi das offizielle Tourprogramm. Jeder bekam einen Gutschein für den Eintritt im nahen Tivoli, sowie einen Gutschein für das Wristband. So stand es jedem frei zu entscheiden, ob er sofort in den Park geht, oder sich noch ein wenig im Hotel ausruht. Auch konnte jeder selbst entscheiden, wann er am Abend wieder gehen wollte. Lediglich ein kleines Bonusprogramm sollte später noch in zwei Gruppen absolviert werden.
Unsere bekannte Gruppe blieb natürlich nicht allzu lange im Hotel, sondern machte sich schon bald auf den Weg zum Tivoli.
Ganze 260 Jahre jünger als Bakken und trotzdem haben die Tivoli Gardens bereits schlappe 173 Jahre auf dem Buckel. Der 1812 in Algier geborene dänische Offizier Johan Bernhard Georg Carstensen verbrachte einen Großteil seiner Kindheit im Orient und unternahm später zahlreiche Reisen. In Kopenhagen gab er schließlich eine Kunst- und Literaturzeitschrift heraus, für die zu Werbezwecken große Festbankette veranstaltet wurden. Als Austragungsorte dienten Kongens Have, Classens Have und die Reitschule des auf unserem Abendspaziergang kurz besuchten Schloss Christiansborg. Der Erfolg dieser Feste brachte ihn auf die Idee, einen Vergnügungspark nach dem Vorbild der Londoner Vauxhall Gardens und des Pariser Jardin de Tivoli zu gründen. Seine Argumentation "Wenn sich das Volk amüsiert, macht es keine Revolution.", soll König Christian VIII überzeugt haben, sodass er Carstensen die Genehmigung erteilte. Und so eröffnete im August 1843 Københavns Tivoli og Vauxhall, der heutige Tivoli Gardens, der sogar einem gewissen Walter Elias Disney als Inspirationsquelle für seinen eigenen Freizeitpark diente...
Der Park liegt als grüne Oase mitten in Kopenhagen zwischen Rathaus und Hauptbahnhof.
Und das auf unter 10 Hektar. Dabei kam mir das Gelände fast weitläufiger vor als die 28 Hektar in Brühl...
Als Eingang nutzten wir jenen an der Ecke mit dem neuen Condor.
Denn anders als in Bakken wird hier im Tivoli seit jeher auch schon für den Eintritt auf das Gelände ein kleiner Obolus fällig. Seit 1845 gibt es hierfür sogar schon Jahreskarten. Wir waren dagegen wie gesagt mit Gutscheinen ausgestattet, deren Strichcode wir einfach nur einscannen brauchten, um durch das Drehtor gehen zu dürfen.
Für die uneingeschränkte Nutzung der Attraktionen bedarf es dann allerdings noch eines Wristbands.
Ein solches bekamen wir ebenfalls per einzuscannendem Gutschein an einem der oben zu sehenden Automaten. Also zumindest theoretisch. Praktisch stellte sich das aber als gar nicht so einfach heraus. Wie man den Code auch drehte und wendete, er wurde einfach nicht erkannt. Die Sonne stand wohl ziemlich blöd. Wenn man sich schattenwerfend vor den Scanner stellte und das Papierchen absolut korrekt hielt, kam dann endlich ein Wristband heraus. Entsprechend lange hat es gedauert, bis wir alle versorgt waren...
Als erstes wollten wir in gewohnter Gruppe die neueste Attraktion des Tivoli testen.
Wobei es ja laut Marketing-Abteilung sogar eine 3 in 1 Attraktion ist.
So befindet sich auf Bodenniveau ein kleiner Kinder-Autoscooter um das Turmfundament herum.
Darüber eben jener Turm, ein nagelneuer Huss Condor mit zwei Arten von Gondeln.
Einmal die klassischen, ausschwingenden Gondeln. Die Family-Variante.
Und einmal welche, bei denen man nach außen blickend etwas freier sitzt. Die Thrill-Variante.
Gewartet wird in zwei getrennten Wartebereichen.
Ob man wirklich richtig steht, sagt einem allerdings kein angehendes Licht. Das muss man schon selbst wissen.
An sich finde ich die Idee dieses Hybrid-Condors ja ganz gut und ich bin froh, dass es nochmal einen fabrikneuen Condor gibt. Aber die Aufteilung der Gondeln hat leider auch Nachteile. Denn logischerweise müssen Family und Thrill jeweils nacheinander beladen werden, was die Abfertigungszeit dann doch ein wenig in die Länge zieht. Allzu hoch war die Wartezeit zwar dennoch nicht, aber gefühlt hätte man in der Zeit schon dreimal fahren können...
Während Alex und Nicolas gleich die neuen Thrill-Gondeln testeten, starteten Kevin und ich erstmal mit der klassischen Family-Gondel. Wobei die Einteilung für mich eh Mumpitz ist, die Thrill-Variante fand ich bei meinem Test später am Tag nämlich eher lahm. Man sitzt halt etwas freier und mit Blick nach Außen, aber mit Schulterbügeln ist man dann doch recht eingeschränkt. Für die Aussicht aber tatsächlich top. Da fand ich die Family-Gondeln persönlich tatsächlich thrilliger und weniger aussichtsfreundlich. Aber allgemein war das Fahrprogramm auch nicht der Kracher. Die Drehungen waren durchgehend konstant, so ging es dann einmal rauf und bald darauf wieder runter. Ein bisschen Abwechslung würde die Fahrt in jedem Fall deutlich aufwerten. Unterm Strich also eine super Idee mit verbesserungsfähiger Ausführung. Optisch gibt es an Fatamorgana dagegen überhaupt nichts auszusetzen.
Die gesamte Ecke des Parks ist orientalisch gestaltet.
So auch der Zierer Tivoli, der hier seit 1999 als Karavanen seine Runden dreht.
Es handelt sich auch hier um das Standartmodell in der Variante Small. Also fast. Denn anders als in Bakken, wo die "Gegengerade" auch wirklich eine Gerade ist, ist das Oval im Tivoli quasi eingedrückt. So ergibt sich eine doch leicht dynamischere Fahrt, die sich in der Bezeichnung Tivoli - Small (variant) widerspiegelt. Neben der Erstauslieferung in Kopenhagen gibt es davon bisher nur noch eine weitere im Paultons Park in England. Apropos Erstauslieferung, der allererste Tivoli-Coaster wurde bereits 1974 im Tivoli eröffnet, woraufhin die Modellreihe eben jenen Namen erhielt. Das war allerdings ein normaler Small, der zu einem leider unbekannten Zeitraum verschwand.
Der Schienenstrang schlängelt sich durch ziemlich dichte Vegetation.
Einsehen kann man die Anlage daher trotz der bescheidenen Größe nur schwer.
Auf dem umrundeten Gebäude ist auch eine umweltfreundliche Solaranlage als Stromlieferant installiert.
Übrigens empfiehlt es sich, den Count nicht zu lange hinauszuzögern. Simon, der sich später am Tag unserer kleinen Gruppe angeschlossen hatte, musste hierauf nämlich verzichten. Als er die Bahn am Abend nachholen wollte, hatte man sie wenige Minuten zuvor geschlossen (was natürlich am Eingang auch so angekündigt war). Die Kinder, für die die Bahn ja gedacht ist, gehörten schließlich ins Bett...
Ebenfalls im Orient-Bereich steht dieses respekteinflößende Gefährt.
Im Gegensatz zu anderen Onridern, die sich direkt hier angestellt hatten, hofften wir aber auf kürzere Wartezeiten am Abend.
Stattdessen begaben wir uns nach China Town, wo bereits der nächste Count auf uns wartete.
Ein äußerst kompakter Floorless Coaster von B&M. Die einzige Bahn der Schweizer auf der gesamten Tour.
Bei nur einem im Einsatz befindlichen Zug reichte die Warteschlange etwas mehr als die halbe Stationstreppe hinab. Etwas irritiert waren wir von den Schließfächern direkt vor dem Aufgang. Ich dachte zunächst, man dürfe hier mal wieder nicht mit Rucksack in die Station, aber da noch mehr mit ihren Taschen warteten, schlossen wir uns an. Die Rucksäcke waren auch tatsächlich kein Problem, als wir nach einigen Minuten die Station erreichten. Stattdessen war es Kevins Wristband, welches sich bereits bei der Condorfahrt wieder gelöst hatte, das hier zu einem längeren Stau führte. Familie Gruhn (wenn ich mich recht entsinne) hatte nämlich während des gemeinsamen Wartens bei Karavenen empfohlen, das Wristband einfach um das Onride-Namensschild zu wickeln, so wie sie es selbst getan hatten. Sie hätten damit keinerlei Probleme gehabt. Die Ride-Opin bei Karavanen war auch vollkommen einverstanden damit. Doch bei Daemonen gab es dann doch Probleme. Der indisch wirkende Mitarbeiter fand das überhaupt nicht gut und versuchte uns in schlechtem Englisch klar zu machen, dass das nicht ginge. Er fummelte das Wristband dann mühevoll in einzelnen Fetzen ab und erklärte Kevin, wo er ein neues bekommen würde. Das dauerte gefühlte 5-10 Minuten, in denen der Betrieb der Bahn vollkommen ruhte, der Mitarbeiter hatte ja besseres zu tun, als neue Fahrgäste in die Station zu lassen...
Weil wir auch nach mehrmaligem Fragen keine Ahnung hatten, wie es nun weitergehen sollte, fragten wir nochmals unten beim Fotoshop nach. Der dortige Mitarbeiter hatte zwar zunächst auch Schwierigkeiten, die Geschichte nachzuvollziehen (insbesondere wollte er wissen, wo denn das Wristband nun sei...), nachdem er sich aber kurz bei den Ride-Ops erkundigt hatte, begleitete er uns zu einem geschlossenen Ticketschalter, wo er Kevin ein neues Wristband ausstellte. Den Kollegen in der Station bezeichnete er zwischendurch mal freundlich als Idioten und korrigierte damit den kurzzeitig etwas ins Negative gerutschten Eindruck der Mitarbeiter.
Doch zurück zur Fahrt, die wir nach besagter Diskussion mit dem Ride-Op schließlich antreten durften.
Die beginnt relativ gemütlich in 28 Metern Höhe mit einer recht flachen First-Drop-Kurve und einer Helix.
Erst danach taucht der Zug die verbliebenen 20 Meter hinab und durchfährt einen druckreichen Looping und einen Immelmann.
Es folgen eine Zero-G Roll und eine weitere Helix, dann greift auch schon die Schlussbremse zu.
Es ist also schwer zu übersehen, dass Daemonen mit einer Streckenlänge von 564 Metern klar der kleinste aller
Floorless Coaster ist. Angesichts der Platzverhältnisse ist es aber schon beachtlich, dass man sich 2004 überhaupt für einen
B&M entschieden hat. Der fällt abgesehen von den drei Inversionen entsprechend zahm aus und kann leider nicht mit den allerbesten Fahreigenschaften dienen, passt aber einfach wunderbar in diesen kleinen aber feinen Park. Für Wiederholungsfahrten bevorzugte ich aber eine andere Achterbahn. Und zu genau der wollten wir eigentlich als nächstes...
Auf dem Weg dorthin kam uns allerdings noch ein Count dazwischen.
Der 1985 eröffnete
Mack Powered Coaster Odinexpressen, bei dem wir wieder nach einer Runde sofort zusteigen konnten. Die Fahrt führt zunächst in einer engen Kurve nach oben und überquert dann mit ein paar Schlenkern die Wege, um am Parkrand auf dem Dach einer Halle (dort war wohl mal ein Darkride untergebracht) eine
Helix zu vollführen. Anschließend geht es wieder zurück, über die Station hinweg und sogleich steil bergab und in einer extrem engen Kurve in einem Tunnel wieder in die Station hinein. Das etwa 300 Meter lange Layout bietet also relativ wenig Action und gehört aufgrund des Alters auch nicht zu den bestgebogenen Produkten aus Waldkirch. Der Drang zu Wiederholungsfahrten hielt sich daher in Grenzen.
Interessant fand ich ja die nachträglich angeschweißte "Dreigurtschiene". So sah es für mich jedenfalls aus.
Den Ausgang teilt sich der Powered Coaster mit dem 2006 eröffneten Star Flyer.
Der 80 Meter hohe Turm war allerdings aufgrund des Wetters (also wohl Wind) geschlossen.
Auf der Suche nach dem letzten Count fanden wir uns schließlich in einer schmalen Gasse am Rande des Parks wieder.
Wir waren schon auf der Rückseite der hiesigen Rutschebanen und liefen so einmal um den künstlichen Berg herum.
Bis wir endlich die Station in der Bahnhofsstrasse fanden.
Auch diese Rutschebanen wurde, wie im Bericht zu Bakken bereits erwähnt, vom Dänen Valdemar Lebech erbaut. Allerdings bereits 1914 und damit vor inzwischen über 100 Jahren! Als drittälteste noch in Betrieb befindliche Achterbahn der Welt löste sie auch Kennywoods Jack Rabbit bzw. die nicht mehr ganz originale Wild One aus Six Flags America als meine bisher älteste gefahrene Bahn ab. Und sie sollte sich im Verlaufe des Tages obendrein in meiner Holz-Favoritenliste weit nach oben katapultieren. Das wiederum geht in erster Linie auf das mitfahrende Personal zurück, denn anders als in Bakken hält man hier weiterhin an den alten Zügen mit Bremser fest. So ist es also eigentlich kaum verwunderlich, dass die bessere der beiden Rutschebanen im Herzen Kopenhagens zu finden ist - auch wenn sie mit einem Höhenunterschied von knapp 13 Metern und einer Länge von 720 Metern etwas kleiner ausfällt.
Doch bevor wir mit den übrigen hier wartenden Onridern zu einer Fahrt starten konnten, gab es noch einen offiziellen Programmpunkt zu absolvieren.
Wir (die rechte Hälfte des Buses) wurden pünktlich gegen 19 Uhr hier von einer Mitarbeiterin (leider weiß ich keine Namen mehr) empfangen.
Sie führte uns nach kurzer Begrüßung durch eine Tür ins Innere dieser historischen Bahn.
Dort gibt es unzählige verwinkelte Gänge und Räume. Im ersten davon gab es eine kurze Einführung in die Geschichte der Rutschebanen.
Außerdem erfuhren wir, dass der künstliche Berg nicht nur die Achterbahn beherbergt. Unterhalb der Rutschebanen befinden sich auch noch ein Fun House sowie ein Darkride. Von letzterem sieht man im Bild oben auch einen Notausgang. Den öffnete die Dame einfach mal, kurz bevor ein Boot vorbeifuhr, damit wir mal Erschrecker spielen konnten. Muss ein lustiges Bild sein, wenn man nichtsahnend in einem Darkride dahinschippert und plötzlich eine halbe Gruppe Achterbahnverrückter aus dem Notausgang reinguckt. Leider habe ich von dem Moment kein Bild, da Dirk mich etwas laut zurückpfiff. Die Bitte, aus Sicherheitsgründen später nicht durch irgendwelche Schlitze die Achterbahn zu fotografieren (also so mit Hand durchstecken und so), hatte er fälschlicherweise als generelles Fotoverbot verstanden. Das war dann aber bald richtiggestellt und so konnte die Backstageführung mit dem üblichen Blitzlichtgewitter weitergehen.
Dass man sich im Tivoli ungerne von Altem trennt, beweisen zahlreiche alte Schilder und Andenken, die überall die dem Besucher verborgenen Wände zieren.
Leider war es mir aufgrund der ungünstigen Raumaufteilung nicht immer möglich, den Erzählungen unserer Führerin zu folgen.
Cool fand ich auch diese Wand, an der man wohl einige der besten Onride-Fotos sammelt. Sind einige lustige Schnappschüsse dabei.
Übrigens ist die aktuelle Rutschebanen bereits die vierte im Tivoli. Die erste eröffnete bereits 1843.
Nach etwas mehr als 40 Betriebsjahren wurde sie 1887 durch eine neue Rutschebanen ersetzt, die ihrerseits bis 1902 die Besucher erfreute. Noch kürzer war die Lebensdauer der hierauf folgenden dritten Bahn dieses Namens, die nach nur 12 Jahren der heutigen Rutschebanen weichen musste. Umso erfreulicher ist es, dass man nach immer kürzer werdender Haltbarkeit nun offenbar eine Bahn für die Ewigkeit sein Eigen nennt. Zumindest hoffe ich das.
Den Pausenraum der Bremser habe ich aus Diskretion nicht fotografiert, abgesehen von einem Tisch mit Stühlen, an dem besagtes Personal zwischendurch eine Stärkung zu sich nehmen kann, gab es dort aber eh nicht sonderlich viel zu sehen.
Nein, Cinema 2000 war keine Schwarzkopfachterbahn, sondern natürlich eines der in den 80er-Jahren beliebten 180°-Kinos.
Nach einigen Stufen erreichten wir schließlich das Abstellgleis samt Werkstatt. Tatsächlich mitten in der Bahn.
So befindet sich die Weiche dorthin auch geschätzt auf etwa halber Fahrstrecke. Hat man auch nicht oft.
Durch die Dachluken sieht man die Spitze des Star Flyers, ansonsten bekommt man hier von der Außenwelt nur wenig mit.
Und weil ich auch hier von den Erzählungen kaum etwas hören konnte, befasste ich mich vorwiegend mit dem Ablichten der Werkzeuge und Ersatzteile.
Ob die Schrauben und Muttern abgezählt waren? Ich habe lieber nichts riskiert und sie dort gelassen.
Natürlich wurde auch der Zug gründlich unter die Lupe genommen. Insgesamt gibt es deren wohl 5, wovon an diesem Tag 3 im Einsatz waren.
Allzu bequem mutet die hölzerne Sitzbank nicht an, aber für die Dauer der Fahrt sitzt man doch recht gut darauf - also wenn man sitzt.
Der Arbeitsplatz der Bremser zwischen Wagen 1 und 2 ist etwas besser gepolstert. Einzige Sicherung ist übrigens die Hand am Bremshebel...
Hier kommen tatsächlich simple Eisenbahnräder zum Einsatz. Also gänzlich ohne Abhebeschutz.
Das hat den Vorteil, dass die Weichen ebenfalls relativ simpel ausgeführt werden können.
Weiter ging die Erkundung über ein paar Ersatzschienen (wobei es ja letztlich nur deren Lauffläche ist) hinweg.
Ein Blick zurück in die nun menschenleere Werkstatt.
Es folgte ein Blick in den Motorraum. Der Antrieb ist auch schon etwas älter und würde heutzutage wohl deutlich kleiner ausfallen.
Leider habe ich das Typenschild nur verwackelt einfangen können.
Man hat aber noch einen baugleichen Ersatzmotor parat stehen, bei dem das Ablichten etwas schärfer gelang.
Und dann wurde es endlich Zeit, die Bahn an sich zu begutachten.
Nämlich auf dem Dach der Werkstatt. Nochmals: Hat man so auch nicht oft.
So konnten wir die Bahn auch mal in Aktion bewundern, was von außen leider nur schwer möglich ist.
Denn die Einbettung in eine künstliche Felslandschaft sieht zwar klasse aus, schirmt aber auch weite Teile des Layouts ab.
Weil so auch die Bremser nicht viel von der Strecke sehen, zeigen einige Ampeln jeweils an, ob der nächste Streckenabschnitt frei ist.
Die aktuelle Kulisse ist allerdings noch nicht sonderlich alt, wurde sie doch erst 2014 zum 100-jährigen Geburtstag der Bahn gebaut. Das aber aus gutem Grund, denn das ursprüngliche Alpenpanorama hatte man bereits nach neun Jahren wieder abreißen müssen. Den Verantwortlichen der Stadt gefiel dieses Bild als Ersteindruck für Besucher, die aus dem benachbarten Hauptbahnhof kamen, einfach nicht. Inzwischen sieht man das glücklicherweise anders und begrüßt den Tivoli mit seiner historischen Rutschebanen als Aushängeschild. Und so durfte zu besagtem Anlass die Kulisse aufwändig erneuert und mit bis zu 26 Meter hohen Berggipfeln wieder dem Original angeglichen werden. Übrigens von einer deutschen Firma, wie uns die nette Dame erklärte. Und sie musste auch gestehen, dass die deutschen Berge sogar schöner seien, als es die dänischen Originale waren.
Gut, in den hundert Jahren hat sich auch einiges getan, was Techniken und Materialien angeht.
Innendrin prägen natürlich Holzbalken das Bild, aber das sieht der normale Besucher ja nicht.
Und auch den Blick auf den Rathausturm können diese nur im Vorbeirauschen erhaschen.
Unsere Anwesenheit sorgte natürlich für Verwunderung bei Fahrgästen und Bremsern der vorbeifahrenden Züge.
Bitte recht freundlich!
Nanu, sind lose Gegenstände nicht verboten? Da sind wir wohl demnächst auf Youtube zu sehen...
Noch schnell ein Halbgruppenfoto, dann mussten wir auch schon wieder den Abstieg beginnen.
Denn nach einer halben Stunde wartete bereits die andere Hälfte unserer Reisegruppe, um ihrerseits zur Backstagetour zu starten. Zuvor gab es aber noch das offizielle Gruppenfoto, wo wir schonmal alle beisammen waren. Dabei blockierten wir zwar mal eben den kompletten Weg vor Rutschebanen und zingelten ein paar Fremde mit ein, aber der Tivoli ist eben verdammt klein. Unsere Hälfte verabschiedete sich dann auch gleich und wir stellten uns endlich für unsere erste Fahrt mit diesem Holzschätzchen an.
Der komplett gefüllte Anstellbereich ließ uns eine längere Wartezeit erwarten.
Doch bei einer laut rcdb theoretischen Kapazität von satten 3.200 Personen pro Stunde war die Station schnell erreicht.
So läuft die Beladung tatsächlich fast wie am Fließband. Sobald der Zug beladen ist und anfährt, werden bereits die Fahrgäste für den nächsten Zug auf den Bahnsteig gelassen, der hier gänzlich ohne Gatter, Linien oder sonstigen Firlefanz auskommt. Wenig später rollt auch schon der nächste Zug vom separierten Ausstiegsbereich vor und man kann einsteigen. Bügel zu und schon geht es los. Meiner Erinnerung nach völlig ohne Kontrolle, es wäre also auch möglich gewesen, einfach mit offenem Bügel zu fahren. Wir machten aber immer zumindest die erste Raste zu, was sich letztlich auch nicht so wahnsinnig von einem offenen Bügel unterschied.
Nicht aufzustehen war so natürlich auch nicht ganz einfach.
Denn während das Modell in Bakken schon ein paar nette Airtimestellen vorzuweisen hatte, konnte die Anlage im Tivoli besonders bei den letzten Fahrten des Tages mit ordentlichem Schwebegefühl dienen. Da hing der Po dann tatsächlich öfter einige Zentimeter oberhalb der Sitzfläche, ehe er im Tal wieder auf die harte Holzbank plumpste. Tat nach mehreren Fahrten schon ein bisschen weh, machte aber einfach irre viel Spaß. Aber wie gesagt erst kurz vor Parkschluss, bei unserer ersten Fahrt gegen 19:30 Uhr hielten sich die Bremser dem Familienpublikum entsprechend noch ein klein wenig zurück.
Neben all den Fahrgeschäften hat Tivoli aber auch einen überraschend großen Park zu bieten. Schließlich heißt er nicht umsonst Tivoli Gardens.
Inklusive einer Bühne für diverse Konzerte und Co. über das gesamte Jahr, die dann natürlich im Eintrittspreis enthalten sind.
Das kleine Riesenrad haben wir ausgelassen.
Dafür begaben wir uns in einer leicht erweiterten Gruppe zum bereits angesprochenen Darkride unter Rutschebanen.
Der heißt nicht nun Minen, sondern durchfährt auch eine ebensolche in viersitzigen Booten.
Leider wurde der ebenfalls schon etwas betagtere Darkride 2003 von
Mack modernisiert und im Zuge dessen auch zu einem Shooter umfunktioniert. So ist an jedem Platz ein kabelgebundener Zauberstab vorhanden, mit dem auf Knopfdruck die Ziele abgeschossen werden sollen. Positiv anzumerken ist, dass das auf den Knopf drücken wohl nicht so anstrengend ist, wie einen Abzug zu betätigen oder an einer Schnur zu ziehen. Das war es dann aber auch schon. Zielen ist schwierig, es fehlt jegliche Rückmeldung, ob man getroffen hat oder nicht, es werden nicht einmal die erreichten Punkte angezeigt. Aber das schlimmste ist dieses nervige "Piou, piou", das bei jedem Schuss ertönt. Das ist unmöglich die ganze Fahrt über auszuhalten, und weil eh jeglicher Sinn und Zweck fehlte, stellten wir das Geballere schon nach wenigen Metern ein und konzentrierten uns auf die ansonsten ja eigentlich sehr schöne Gestaltung. Wenn man auf die Interaktivität pfeift (und das kann man wie gesagt sehr gut), ist das ein durchaus gelungener Darkride.
Nicht wahr, Matze?
Inzwischen war auch der Star Flyer wieder in Betrieb. Fahren wollte ich den aber erst bei Dunkelheit...
Alex und Nicolas wollten dafür unbedingt das Zamperla Air Race Aquila fahren.
Da ich inzwischen zwei dieser Anlagen testen durfte und eher mäßig begeistert war, schloss ich mich Kevin an, der stattdessen lieber etwas essen wollte. Fündig wurden wir direkt unter der erhöhten Plattform des Air Race, wo ein kleiner Pizzastand auf Kunden wartete. Das italienische Gericht wurde nach Bestellung frisch zubereitet und dann in zwei Hälften serviert. Und zwar jeweils zu einem Dreieck zusammengefaltet in einer entsprechenden Papptasche. Sehr clever und ideal zum Mitnehmen. Geschmeckt hat die Pizza zu einem fairen Preis (wobei ich bei den komischen Währungen da oben so meine Schwierigkeiten hatte das einzuschätzen) obendrein auch noch.
Die beiden anderen schlugen nach ihrer Fahrt dann ebenfalls zu, ehe wir genüsslich kauend in Richtung des zweiten Darkrides des Parks gingen.
Die 600 m² große Ecke rund um das Air Race war 2013 die letzte Erweiterung des Parks. Zuvor standen dort Büros und Lagerhallen.
Den Flyvende Kuffert (der fliegende Koffer) gleich neben Daemonen gilt als bis dato teuerste Attraktion in der Geschichte des Tivoli.
Das liegt zu großen Teilen auch daran, dass das 1993 eröffnete Endlossystem von Mack tief in der Erde versteckt wurde.
Glaubt man Coastersandmore, reicht die unterirdische Halle für die 300 Streckenmeter sogar bis unter die angrenzende Straße, was den Bau und die Statik natürlich nicht einfacher machte. Abgesehen davon musste man zahlreiche Figuren wohl nachträglich noch animieren, weil deren Hersteller das wohl einfach vergessen hatte. Doch kommen wir zur Fahrt an sich. Die findet dem Namen entsprechend natürlich in einem Koffer statt, an dessen Deckelinnenseite sich ein kleiner Schalter befindet, mit dem man die Sprache auf Dänisch oder Englisch schalten kann. Wir entschieden uns natürlich für letzteres und konnten so auch mal etwas von der Geschichte verstehen. Oder besser von den Geschichten, denn mit dem Koffer durchfliegt man diverse Szenen aus den Märchen von Hans Christian Andersen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich mir diese immer nur so am Rande angeschaut habe, denn bei dieser Anlage kann man teilweise doch relativ gut die Technik dieser Endlossysteme bewundern. Insbesondere natürlich dort, wo sich die Strecken kreuzen und man die obere Schiene ungehindert von unten begutachten kann. So war ich wie gesagt doch ziemlich abgelenkt und habe von den eigentlichen Szenen nicht mehr allzu viel in Erinnerung. Sah aber aus dem Augenwinkel alles ziemlich gut aus...
Herzhaft lachen mussten wir dann beim Aussteigen. Als wir gerade die Treppe hochgingen, kam ein "Technikwagen" aus dem Tunnel raus. Dort war auf der Bodenplatte einfach ein Hubsteiger montiert. Sah witzig aus und hatte ich so auch noch nicht gesehen.
Damit hatten wir nun die wichtigsten Hauptattraktionen des Parks soweit durch. Also, fast...
Uns fehlten noch die am Himmel kreisenden Flugzeuge des Vertigo. Eine G-Schleuder aus dem Hause Technical Park, die hier seit 2009 herumwirbelt.
Dazu hieß es aber zunächst einmal warten. Bei zwei Gondeln für je vier Personen ist die Kapazität leider nicht die beste (wobei die beiden Arme zumindest unabhängig voneinander betrieben werden, sodass niemand auf die andere Seite warten muss). Immerhin waren wir der Meinung, dass die Warteschlange nun ein Stück kürzer war, als noch vorhin. Letztlich dürften wir aber dennoch irgendwas um die 45 Minuten gewartet haben. Dass die Fahrt nichts für schwache Mägen ist, bewies eine junge Dame direkt vor uns, die sich in einen Mülleimer übergeben musste - allerdings VOR der Fahrt! Eingestiegen ist sie dann trotzdem und zwar offenbar ohne weitere Magenentleerung. Direkt im Anschluss waren wir dann an der Reihe. Also Alex, Nicolas, Simon (der sich im Laufe des Tages unserer Gruppe angeschlossen hatte) und ich. Kevin verzichtete auch hier wieder und spielte lieber Kamerakind. Wir vier Fahrer wurden dann zunächst in eine Warteposition abgestellt, wo wir uns mit der Ride-Opin ein bisschen unterhielten und die Fahrtrichtung festlegten (dazu später mehr). Schließlich ging es hinauf auf die Einstiegsplattform, wo wir nach dem Ablegen unserer Taschen das rechte Flugzeug boardeten und auf den Start der Fahrt warteten.
Gesichert wird man mit Schulterbügeln, dann wird die Front mit der oberen Tragfläche zurückgeklappt.
Zunächst dreht sich das Flugzeug in gleichbleibendem Tempo zeitgleich um Längs- und Hochachse.
Nach ein paar Überschlägen in der Station geht es langsam gen Himmel.
Bis hinauf in eine Höhe von 35 Metern. Und gleich wieder hinab.
Nach einer Runde wird das Flugzeug dann allmählich in Position gebracht, also gemäß der gewünschten Flugrichtung mit Blick nach vorne fliegend oder eben rückwärts. Wir hatten uns bei dieser ersten Fahrt für ersteres entschieden, einfach weil nur so der Propeller auch im Wind steht und sich mitdreht - was ein wahnsinnig geiles Geräusch produziert, wenn die Anlage Gas gibt. Denn der Gondelarm beschleunigt den Flieger nun auf stolze 100 Sachen, was neben dem bereits erwähnten abartig geilen Sound auch über mehrere Runden anhaltende 5,2
G produziert. Ja, das drückt schon ordentlich. Ein Grey- oder gar Black-Out drohte zumindest uns dabei allerdings nicht. Der Druck ist deutlich spürbar und äußerst vehement, letztlich aber auch irgendwie noch angenehm. Jedenfalls verglichen mit dem ein oder anderen
Intamin-Lichtschalter.
Nach einigen Hochgeschwindigkeitsrunden bremst die Gondel dann wieder ab.
Es folgt noch eine Runde mit den bereits vom Beginn bekannten Rotationen, dann verlangsamt die Anlage bis zum Stillstand und man darf aussteigen. Eigentlich war die Anlage als interaktives Fahrgeschäft an den Start gegangen, bei dem mittels Joystick die Rotationen gesteuert werden konnten. Für die Hochgeschwindigkeitsrunden gab es dann den Turbo-Knopf. Wenn ich die Aussage der Ride-Opin korrekt in Erinnerung habe, kamen die meisten Besucher damit allerdings nicht zurecht (ob sich das auf die Bedienung oder die Verträglichkeit bezog, vermag ich nicht einzuschätzen), sodass man inzwischen auf das oben beschriebene Automatik-Programm umstellte. Schade, macht aber auch so wahnsinnig viel Spaß. Und das gilt auch für Zuschauer, denn die Anlage sieht tatsächlich auch recht gut aus (und dieser Sound!). Der Prototyp eröffnete übrigens 2007 im Europark in Mailand. Dieser wurde allerdings schon wieder abgebaut und
steht wohl nach wie vor zum Verkauf (Nicolas, du wolltest doch so ein Teil für deinen Garten
), sodass Vertigo im Tivoli aktuell einzigartig ist.
Respekteinflößend, gigantisch und doch irgendwie grazil.
Die anderen wollten nun den benachbarten Goldenen Turm aus dem Hause S&S testen.
Ich bevorzugte derweil den Test der Thrill-Gondeln von Fatamorgana.
Und kam genau passend zur Fahrt der vier anderen in bereits einsetzender Dunkelheit.
Na, wie war's?
Nachdem Simon dann beim ihm noch fehlenden Tivoli-Coaster vor verschlossenen Toren stand, fuhren wir zum Ausgleich noch Monsunen.
Ein fliegender Teppich in Suspended-Ausführung von Zierer. Gebaut 2001. Gibt es so einen sonst noch irgendwo?
Hat mich jetzt aber nicht soooo überzeugen können. Die Wassersprinkler von unten waren aber ganz nett.
Danach hat sich unser Grüppchen meines Wissens aufgeteilt. Alex, Nicolas und Simon wollten unbedingt noch die Rückwärtsfahrt am Vertigo testen und hatten Glück. Der Wartebereich wurde nämlich gerade geschlossen, man ließ sie aber nach kurzem Überlegen doch noch rein. Kevin und ich waren eher in Achterbahnstimmung und bevorzugten eine Wiederholungsfahrt auf Daemonen, ehe es für ein paar Abschlussfahrten (bei einer Wartezeit von nur einem Zug konnten wir nicht widerstehen) zur Rutschebanen ging. Letztlich trennten auch wir uns, Kevin wollte noch etwas Essbares suchen, während ich ein paar Bilder des bunt erleuchteten Tivolis machen wollte.
Bei Nacht sieht Vertigo fast noch besser aus.
Die gesamte Fahrstrecke von Daemonen ist mit LED-Streifen verziert.
Wenn der Zug vorbeifährt, wechseln diese synchron von rot nach weiß.
Das macht durchaus was her.
Den richtigen Eingang zu Daemonen habe ich nur bei Nacht fotografiert. Wir sind immer irgendwo seitlich rein...
Auch die Pagode strahlt in diversen Farben durch die Bäume.
Allgemein kommt die Atmosphäre erst bei Nacht so richtig zur Geltung.
Nach und nach wurde nun auch der Fahrbetrieb eingestellt.
Der Star Flyer war mir also endgültig durch die Lappen gegangen.
Noch eine letzte Runde um die bunten Berge der Rutschebanen.
Und vorbei an Dänemarks größtem künstlichen Wasserfall.
Tagsüber war mir das angekündigte Nass tatsächlich gar nicht aufgefallen...
Vom Bahnhof musste ich nun aber Abschied nehmen.
Denn im nahen Park versammelten sich langsam die Menschen für das Mitternachts-Feuerwerk.
Gut, ein paar schauten auch noch das Ende des laufenden Konzerts.
Bis es soweit war schaute ich noch kurz beim Glassaal vorbei.
Einfach nur schön.
Jetzt wurde es aber doch langsam voll...
Wir (inzwischen war ich wieder auf Kevin und Nicolas gestoßen) fanden noch ein Plätzchen auf der Wiese vor der Bühne.
So hatten wir nicht zu überhörenden Surround-Sound und beste Sicht.
Die bereits im Bett befindlichen Onrider gaben am nächsten Tag an, von dem Weltkriegs-Geballere aus den Federn herausgefallen zu sein.
Laut war es definitiv, aber auch schön.
Es hatte sich in jedem Fall gelohnt, so lange im Park zu bleiben.
Doch jetzt wurde es wirklich langsam Zeit für die Heia, schließlich sollte der nächste Tag einer der längsten der Tour werden...
Fazit: Die Tivoli Gardens versprühen eine ähnliche Atmosphäre wie Bakken, weisen aber ein etwas runderes Gesamtbild auf. Das liegt vor allem an den gelungenen Themenbereichen. Die Lage mitten in der Stadt ist natürlich auch ein bisschen was anderes als der Dyrehavsbakken, aber die Enge hat auch ihren Reiz. Und der Park in der Mitte zeigt, dass man auch bei wenig Platz eine grüne Oase bieten kann. Noch dazu so tolle Attraktionen wie Vertigo, Daemonen und allen voran natürlich die Rutschebanen. Vielen Dank an Tivoli, insbesondere für die sehr informative Backstage-Führung. Da komme ich doch gerne wieder. Irgendwann.