Von Yas Island brachte uns der Bus am Nachmittag entlang des Al Raha Creeks zur Insel Abu Dhabi mit dem Zentrum der gleichnamigen Hauptstadt. Gleich neben der Autobahn verläuft entsprechend der Al Raha Beach mit Gewerbe-, Wohn- und Freizeiteinrichtungen in elf Unterbezirken. Architektonisch am auffälligsten davon ist die kleine, halbkreisförmige Insel Al Dana mit dem Sail Tower - zu dem ich abgesehen für Werbeanzeigen für dessen Wohnungen leider keine weiteren Infos finden konnte.
Ganz im Gegensatz zum 110 Meter hohen Aldar Headquarters Building im Vordergrund, das 2010 fertiggestellt wurde.
Im selben Jahr wurde auch die 842 Meter lange Sheikh-Zayed-Bridge eröffnet.
Ihre vierspurige Fahrbahn hängt an drei wellenförmigen Bögen, welche die Sanddünen des Wüstenstaates repräsentieren sollen und von Zaha Hadid entworfen wurden. Die maximale Spannweite beträgt 140 Meter, der mittlere Bogen erreicht eine Höhe von 64 Metern. Als dritte Verbindung zwischen Abu Dhabi und dem Festland sollte die nach dem Mitgründer und ersten Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate benannte Brücke die beiden bestehenden entlasten. Nämlich die 1977 eröffnete Mussafah Bridge ganz im Süden mit rund 500 Metern und die von uns als Freizeitparkfans genutzte Al Maqta Bridge. Diese 300 Meter lange Bogenbrücke (genau genommen sind es zwei Bauwerke, je eine Brücke pro Fahrtrichtung) wurde nämlich 1969 als erste feste Verbindung Abu Dhabis zum Festland für den Verkehr freigegeben und war das erste Projekt des örtlichen Brückenbau-Ablegers von Waagner-Biro.
Kurz darauf war bereits das Ziel unseres Sightseeing-Ausfluges zu sehen.
Nach rund 25 Minuten Fahrt erreichten wir die Scheich-Zayid-Moschee.
Beziehungsweise den südlichen Parkplatz der größten Moschee des Landes. Nördlich des Gebäudes gibt es ebenfalls Parkflächen.
Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan gab den Auftrag zum Bau der Großen Moschee und legte 1996 den Grundstein. Die Eröffnung des 224 auf 174 Meter messenden Gebetshauses im Jahr 2007 erlebte der 2004 verstorbene Präsident jedoch nicht mehr. Sein Grab befindet sich gleich nördlich der eigentlichen Moschee. Unterhalb des Parkplatzes erstreckt sich auf einer Fläche von über 340 Quadratmetern zudem ein großes Einkaufszentrum samt Besucherzentrum, von dem aus Touristen die Moschee besichtigen können.
Den Zugang bilden zwei große Glas-Eier links und rechts der Zufahrt zum Parkplatz.
Um 16:30 Uhr betraten wir über die Rolltreppen und Aufzüge die unterirdische Mall.
Unser örtlicher Reiseleiter führte uns zunächst einmal in ein Geschäft, wo sich die weiblichen Tourteilnehmer eine traditionelle Abaya kaufen sollten, um die Moschee sittengerecht besuchen zu können. Den übrigen dort herumlaufenden Touristinnen nach zu urteilen hätte es ein simples Kopftuch wohl auch getan. Etwa 20 Minuten später konnten wir dann endlich die Sicherheitskontrolle passieren und dem elendig langen Gang mit zwei leichten Bögen zur Moschee folgen.
Für Fußfaule ist der Tolerance Path immerhin mit Laufbändern ausgestattet.
Nach weiteren rund 10 Minuten kamen wir vor der südöstlichen Ecke der Moschee schließlich wieder an die Oberfläche.
Der den Innenhof umschließende Arkadengang wird komplett von Wasserbecken eingefasst.
Darin spiegeln sich nicht nur einige der über 1.000 Säulen, sondern auch die vier 107 Meter hohen Minarette an den Ecken des Innenhofs.
Etwas kleiner sind die Türme, welche die Beleuchtungstechnik verstecken.
Durch das große Hauptportal geht es zum Innenhof.
Blick Richtung Mekka durch das Portal auf die gegenüberliegende Kuppel, die mit 85 Metern die höchste der Scheich-Zayid-Moschee ist.
81 weitere Kuppeln in sieben verschiedenen Größen zieren die Moschee.
Leider waren jene über dem Hauptgebetsraum bei unserem Besuch größtenteils eingerüstet.
Der Innenhof an sich war abgesperrt.
Lediglich am Hauptportal und nochmal vom südlichen Arkadengang kommt man einige Meter weiter rein.
So wird einerseits der Marmorboden geschont und andererseits das hübsche Blumenmuster als Fotomotiv von Besuchern freigehalten.
Mit 17.000 Quadratmetern soll es sich um das größte Marmor-Mosaik der Welt handeln.
Die florale Gestaltung setzt sich natürlich auch im Arkadengang selbst fort.
An den Säulen.
Ebenso wie an der Decke.
Neben 15 verschiedenen Marmorsorten kam natürlich auch reichlich Blattgold zum Einsatz.
Keine Angst, wir sind nicht in New York. Aber wie nah die Jets der Moschee kommen, hatte mich echt überrascht.
Tatsächlich liegt der Al Bateen Executive Airport quasi auf der anderen Straßenseite des nördlichen Parkplatzes.
Die Einflugschneise kreuzt sogar die Ecke des Parkplatzes und wenn ich die Landebahn weiterziehe, messe ich bei Maps nur knappe 150 Meter Abstand zum Minarett. Al Bateen war 1969 der erste internationale Flughafen des Emirats Abu Dhabi, wurde aber 1982 vom heutigen Zayed International Airport gut 30 Kilometer außerhalb der Stadt (nahe Yas Island) abgelöst. Seither diente die innerstädtische Landebahn zunächst als Militärbasis und ab 2008 als Geschäftsreiseflughafen für Privatjets.
Aber zurück zur Sheikh Zayed Grand Mosque, wo wir nach knapp fünfminütiger Schlange ins Innere des Gebetshauses vordringen konnten.
Wiederum mit einer sehr lebhaften Blumenwand im Foyer.
Die Beleuchtung kann sich auch sehen lassen. Klar, stammt ja auch aus Deutschland.
Wobei hier wohl realtiviert werden muss, denn die Firma Faustig ist zwar in Stockdorf bei München beheimatet, scheint dort aber nur ihre Büros zu haben. Die Produktion der sieben an die Scheich Zayid Moschee gelieferten Kronleuchter mit Millionen von Swarovski-Kristallen dürfte dagegen im südtiroler Örtchen Vahrn bei Brixen erfolgt sein. Natürlich musste auch hier ein (zwischenzeitlich von Faustig selbst und weiteren gebrochener) Weltrekord her und so besitzt der größte Leuchter einen Durchmesser von 10 Metern und eine Höhe von 15 Metern.
Der 10-Tonnen-Kronleuchter (als Leuchtmittel dienen übrigens LEDs) hängt selbstverständlich in der Mitte des Hauptgebetsraums.
Dieser fasst bis zu 7.800 Gläubige.
Der 5.400 Quadratmeter große Teppich (in neun Teilen handgeknüpft im Iran) wiegt 35 Tonnen und ist - welch Überraschung - der größte der Welt.
Die Qibla-Wand mit den 99 Namen - oder auch Eigenschaften - Allahs gibt die Gebetsrichtung gen Mekka vor.
Neben dem Hauptgebetsraum gibt es zwei weitere Gebetsräume für je 1.500 Gläubige.
Einen nur für Frauen und einen nur für Männer.
Wir umrundeten letzteren.
Bis zur südwestlichen Ecke der Moschee.
Dort kann nochmals ein Blick von der Seite in den Hauptgebetsraum geworfen werden.
Neben den Kronleuchtern gefallen mir vor allem die reflektierenden Muster auf den Säulen.
Eine mit Perlen besetzte Blütenuhr neben dem Zugang zur Gebetshalle weist auf die Gebetszeiten hin.
In der Mitte ist mit analogen Zeigern die aktuelle Uhrzeit (17:34 Uhr), sowie digital das Datum nach gregorianischem und islamischem Kalender abzulesen. Während sich "unser" Kalender nach dem Sonnenjahr richtet, orientiert sich der islamische Kalender am Mond, weshalb das Jahr mit 354 oder 355 Tagen etwas kürzer ist als bei uns und die Monate sich entsprechend verschieben. Als "Nullpunkt" wurde der erste Tag der Hidschra, der Auswanderung Mohammeds von Mekka nach Medina, bestimmt. Also nach unserer Zeitrechnung der 26. Juli 622 nach Christus.
Außenrum finden sich die tagesaktuellen Gebetszeiten, denn die fünf Pflichtgebete des Salat sind nicht an fixe Zeiten gebunden. Stattdessen wird ein Zeitrahmen vorgegeben, innerhalb dessen das entsprechende Gebet erledigt werden sollte. Dieser richtet sich wiederum nach dem Sonnenstand, sodass sich der Beginn der jeweiligen Gebetszeiten täglich ändert. Das Ende des Zeitraums ist meist der Beginn der nächsten Gebetszeit, sodass die Uhr eben jene Startzeiten der einzelnen Gebete anzeigt. Los geht es demnach mit dem Einsetzen der Morgendämmerung - an diesem Tag also um 5:27 Uhr, wie ganz oben abzulesen ist. Das Fajr-Gebet ist bis Sonnenaufgang abzuschließen, hier 6:40 Uhr (dies ist ausnahmsweise keine Start-, sondern eine Endzeit, da sich eine längere Pause anschließt und es bis eine Viertelstunde nach Sonnenaufgang sogar verboten ist zu beten). Weiter geht es im Uhrzeigersinn mit dem Mittagsgebet Zhur (oder Dhuhr), welches mit dem Überschreiten des Zenits (12:37 Uhr) beginnt. Die Gebetszeit endet mit Beginn der Zeit fürs Nachmittagsgebet Asr. Dabei orientiert man sich an der Länge des Schattens im Vergleich zu einem Objekt selbst. Hier also 3:56 Uhr, wobei mich wie bei den weiteren Zeiten das fehlende "pm" irritiert hatte. Vom Beginn des Sonnenuntergangs (6:28 Uhr) bis zum vollständigen Verschwinden des Tageslichts ist die Zeit für das Maghrib-Gebet. In der Nacht folgt schließlich noch das Isha-Gebet, beginnend somit nach Sonnenuntergang (7:42 Uhr).
Irgendwo da hinten parkt unser Bus. Und langsam wurde es auch Zeit, wieder dorthin zurückzukehren.
Daher verließen wir die blumige Moschee auf der Südseite.
Während die Sonne langsam gen Untergang wanderte.
Wanderten wir neben der Moschee wieder nach Osten zum Besuchertunnel, der uns zurück zur unterirdischen Mall brachte.
Nochmal ein letzter Blick auf eines der vier Minarette.
Kurz vor Beginn der Maghrib-Zeit stiegen wir bei hinter den Palmen verschwindender Sonne in den Bus.
Gegen 18:30 Uhr ging es zurück zur Ferrari-World, um die Kulturbanausen einzusammeln, und schließlich wieder nach Dubai.
Leider plagte mich derweil ein nerviger Husten und im Hotel angekommen fiel ich sofort völlig fertig ins Bett. Glücklicherweise sollte der letzte komplette Tag in Dubai ohne Freizeitparkbesuche auskommen und ein eher anstrengungsfreies Programm bieten...
Fazit: Ich gebe zu, dass ich lieber die neue SeaWorld besucht hätte und tatsächlich auch kurz mit weiteren Wiederholungsfahrten in der Ferrari World geliebäugelt hatte. Aber erstere war eben noch nicht fertig und letztere hatte schlichtweg nicht genug überzeugen können, um nochmal einen kompletten Nachmittag dort verbringen zu wollen. Außerdem schadet es ja nicht, sich mal etwas mit den religiösen Gepflogenheiten des Gastgeberlandes auseinanderzusetzen. Dass die Besichtigung des Gebetshauses in einem Einkaufszentrum begann, fand ich zwar etwas befremdlich, ebenso wie die Nähe zum Flughafen. Aber ansonsten ist die Scheich-Zayid-Moschee definitiv einen Blick wert. Von den Superlativen einmal abgesehen haben mir vor allem die verspielten Blumenranken gefallen, die sich durch den gesamten Bau ziehen. Sehr sehenswert.